Felt aus den USA gilt als einer der Vorreiter der Aero-Welle, die neben der neuen Endurance-Sparte gerade die Rennrad-Welt überflutet. Schon Jahre bevor dieser Trend erkannt wurde, hatte Felt begonnen leichte Räder mit Aerodynamik weiter zu optimieren. Das Felt AR3 baut also auf langjährige Erfahrungswerte auf.
Zur Zeit ist es ein wenig in Mode gekommen sich prominente Hilfe von Formel-1-Teams und Automobilentwicklern zu holen, wenn die eigene Expertise bei der Thematik „Aerodynaik“ an Grenzen stößt. Pinarello holte sich Jaguar ins Boot, Colnago kuschelt mit Ferrari und zahlreiche weitere Hersteller arbeiten mit Partnern aus der Automobilindustrie zusammen.
Für Felt sind das alte Hüte. Die Wurzeln von Felt liegen nämlich im Triathlon-Sport und Firmengründer Jim Felt beschäftigte sich schon in den 90er Jahren intensiv mit Aerodynamik und der perfekten Sitzposition. Auch das Testen von Rädern im Windkanal musste Felt nicht erst einführen, das Testen im Windtunnel von San Diego ist seit jeher ein Standardprozess.
Rahmen und Gabel des Felt AR3
Felt nutzt bei seinen Framesets drei verschiedene Klassen von Carbon-Layups. Das beim Felt AR3 verwendete UHC Advanced Carbon ist ein auf den Zweck des AR3 abgestimmtes Layup und wird als Monocoque laminiert. Es gibt mit dem UHC Ultimate+Nano Carbon noch eine höhere Güteklasse bei Felt, diese wird aber nur bei den Top-Bikes mit einem möglichst geringen Gewicht verwendet.
Die unglaublich großen Rohrdurchmesser des Felt AR3 erlauben den kalifornischen Entwicklern recht dünne Wandstärken und helfen dabei Verstärkungen zu vermeiden. Vor allem am Unterrohr ist ein enormes Maß verbaut worden und schmiegt sich über eine nicht unerhebliche Fläche fast an das Vorderrad an. Das sehr flächige und nach hinten spitzer zulaufende Oberrohr würde nicht nur das problemlose Abstellen einer Getränkeflasche erlauben, sondern nimmt ohne weiteren Schnickschnack, Sicken und Profilierung seinen Weg in Richtung Sattelstütze. Anstatt sich jetzt Gedanken über eine teilintegrierte Stützenklemme zu machen und diese dann mehr oder minder mäßig zu verstecken, hat Felt Nägel mit Köpfen gemacht und das Ding komplett in den Rahmen versenkt.
Neben mechanischen Schaltgruppen lassen sich auch elektronische wie Di2 oder EPS verbauen. Die hintere Bremse am Tretlager wird, etwas ungewöhnlich, mit einem Bremsseil über das Oberrohr/Unterrohr versorgt. Das Bremsseil muss von dort also senkrecht nach unten und mit einem Schwenk gen Tretlager geführt werden. Für ein Bremsseil mit geringer Friktion in der Hülle an sich kein Problem.
Das Sattelrohr des Felt AR3 weist eine Laufradaussparung auf, wobei sich die Abflachung des Rohrs sogar noch etwas zum Reifen beugt und dabei die ganze Reifenbreite des Vittoria Rubino 700x23C windgeschützt abdeckt. Ob das auch noch bei einem 25er Reifen klappt, haben wir nicht ausprobiert.
Reden wir mal über das Tretlager. Dieses hat eine von der Seite gesehen eine Fläche, die bei eine steifen Brise als Vorsegel aureichen würde. Aber Spaß beiseite. Auch hier setzt Felt auf Durchmesser und kann so den Materialeinsatz verhältnismäßig gering halten. Schaut man genau hin, sieht man das Carbon-Layup sehr gut.
Direkt unter den Tretlager findet sich auch Shimanos Ultegra Felgenbremse in Direct Mount-Ausführung. Angeschlagen ist sie an den beiden Kettenstreben und erhält Zug vom Bremsseil, welches nicht innenseitig unter dem Tretlager durchgeführt ist, sondern wie auch beim Lapierre Aircode 500 FDJ etwa 15cm vor dem Innenlager das Unterrohr verlässt und in einem leichten Bogen außen um das Tretlager herumgeführt wird.
Betrachtet man die extremen Ausmaße der Hauptrohre, fallen die Sitzstreben geradezu filigran aus und fallen, wie alle anderen Rohre am Felt AR3 auch, geradlinig ohne weitere Kurven ab. Am wechselbaren Schaltauge hat uns das durch die rechte Kettenstrebe gezogene Schaltseil sehr gut gefallen.
Das Steuerrohr ist mit 140mm bei RH54 sehr kurz, was eine tiefe Position des Fahrers nicht nur begünstigt, sondern auch einfordert. Gleiches gilt für das mit 580mm wirklich sehr lange Oberrohr. Wer auf dem AR3 Platz nimmt, entscheidet sich nicht nur für ein aerodynamisches Rad, sondern auch eine entsprechend gestrecke Sitzposition.
Die Aero-Gabel Felt AR3 besteht aus dem gleichen Verbundmaterial wie auch der Rahmen und bietet weniger ausgeprägte Gabelscheiden als bei vielen anderen Rennrädern mit Aero-Anspruch. Auch hat Felt auf einen fließenden Übergang zwischen Unterrohr und Gabel verzichtet, wie man es zum Beispiel beim Bianchi Oltre XR2 gesehen hat. Das Steuerrohr ist konisch geformt – 1 1/8″ – 1 1/4″.
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