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Ratgeber

Die richtige Sattelneigung am Rennrad – das musst du wissen

Ein optimal eingestellter Sattel sorgt für ein Plus an Komfort und beugt Beschwerden vor

Möchte man sich als Radsportneuling ein neues Bike zulegen, muss man sich darauf verlassen, dass der Verkäufer einen in Sachen Sattelhöhe anständig berät. Hat man dann erst einmal ein paar hundert Kilometer auf dem Buckel, kann es gut sein, dass man sich auf der Suche nach mehr Komfort einen neuen Sattel anschafft. Oft ist das allerdings gar nicht nötig. Eine kleine Anpassung der Sattelneigung kann sich bereits positiv auf den Komfort auswirken und einem bares Geld sparen.

Neben dem gesteigerten Komfort kann die richtige Sattelneigung das Pedalieren auch um einiges effizienter machen. Um zu erfahren, worauf man bei der Anpassung der Sattelneigung achten muss, haben wir mit zwei professionellen Bike-Fittern gesprochen. Wir sagen euch, was Nigel Macaodha von Bespoke Cycling und Simon Jackson von Cadence Performance zu dem Thema zu berichten haben.

Sattelneigung – Expertentipps

Simon Jackson: „Sättel sind darauf ausgelegt, Fahrer in unterschiedlichem Maße zu unterstützen und die Sattelneigung ist der Schlüssel dazu. Ist sie nicht optimal eingestellt, kann sich das negativ auf den Komfort auswirken und/oder sorgt dafür, dass das Gewicht des Fahrers schlecht verteilt ist. So könnte beispielsweise zuviel Gewicht auf den Händen oder auf den Füßen lasten.“

Wo soll man aber beginnen, möchte man den Sattel optimal auf sich einstellen? Laut Nigel Macaodha beginnt die Suche nach dem optimalen Komfort damit, den Sattel in die neutrale Ebene zu bringen. Wie sich diese Ebene definiert, hängt allerdings von der Form des jeweiligen Sattels ab.

Nigel Macaodha: „Vieles hängt von der Form des Sattels ab. Ein flacher Sattel wie beispielsweise der Fizik Arione muss gänzlich in die Ebene gebracht werden, bei einem stark profilierten Model wie dem Specialized Romin muss man hingegen das mittlere Drittel in die Ebene bringen.“

Laut Nigel Macaodha eröffnet ein eben eingestellter Sattel dem Fahrer die besten Chancen, komfortabel pedalieren zu können.

Möchte man sich die Zeit im Sattel so komfortabel wie möglich machen, ist die richtige Sattelneigung unabdingbar.

„Zeigt die Nase des Sattels zu sehr nach oben, kann das negativen Einfluss auf die Tritttechnik haben und zu einer schlechten Haltung beitragen. Eine zu extreme Sattelneigung kann den Bewegungsspielraum des Hüftgelenks einschränken und so zu Verspannungen führen. Symptome hierfür sind beispielsweise Schmerzen im unteren Rücken. Sorgt die falsche Sattelneigung dafür, dass man sich beim Griff nach dem Lenker überstreckt, kann das widerum zu Schmerzen in Schulter- und Nackenbereich führen.“

„Eine Sache, der ich mich beim Bike-Fitting als erstes widme, ist der „Goldene Winkel“. Hierbei geht es um den Winkel zwischen Knie, Hüfte und Schulter, der sich ergibt wenn der Hüftwinkel an der Spitze des Pedaltritts geschlossen ist.“

Bei einer zu starlen Sattelneigung, also wenn die Nase zu sehr nach oben zeigt, können Schmerzen im unteren Rücken, der Schulter oder im Nackenbereich auftreten.

„Einige Leute neigen den Sattel nach hinten, um den Druck abzumildern. Heute gibt es allerdings verschiedene Satteldesigns, die das für einen übernehmen und so eine korrekte Sitzposition ermöglichen.“

Hat man den Sattel hingegen mit der Nase nach unten geneigt und das hintere Ende zeigt nach oben, lastet zu viel Gewicht auf den Armen, den Handgelenken und den Händen. Rutscht Mann auf dem Sattel nach vorne, sind zudem seine empfindlichsten Teile zusätzlichem Druck ausgesetzt.

Sowohl Jackson als auch Macaodha betonen, dass die Sattelneigung nur ein individueller Faktor des Bike-Fitting ist und somit nicht isoliert betrachtet werden sollte.

Zeigt die Sattelnase nach unten, lastet zuviel Druck auf den Armen, den Handgelenken und den Händen des Fahres.

Simon Jackson: „Jede einzelne Komponente eines Bike-Fitting, also auch die Sattelneigung, steht im Zusammenhang zu den meisten anderen Bestandteilen. Es ist wichtig, dass sich einzelne Komponenten nicht negativ beeinflussen und jede für sich unter Berücksichtigung des Ganzen so optimal wie nur möglich eingestellt ist.“

Jackson erklärt weiter, dass die Sattelneigung in direktem Zusammenhang zu Sattelhöhe und Lenkerposition steht. Erst wenn die letzten beiden Faktoren passen, lassen sich Feinabstimmungen an der Sattelneigung vornehmen. Das Ziel ist es, eine Position zu finden, in der die Sitzknochen den Großteil des Gewichts eines Fahrers tragen. Anpassungen, die sich von der neutralen Position entfernen, sollten grundsätzlich klein sein und Schritt für Schritt vorgenommen werden.

„Hat der Fahrer die Hände am Lenker sollten in der Regel 80 bis 90 Prozent des Drucks, der vom Sattel getragen wird, auf den Sitzknochen lasten. Der restliche Druck ist dann sehr gering und sollte auf dem mittleren, schmaleren Bereich des Sattels vom weichen Gewebe direkt vor den Sitzknochen getragen werden. Durch Anpassungen an der Sattelneigung verändert sich diese Druckverteilung.“

Die Form eines Sattels muss bei der Einstellung des richtigen Neigungswinkels berücksichtig werden.

Natürlich ist die Sattelneigung aber nicht alleine ausschlaggebend für den Komfort eines Sattels. Auch Faktoren wie die Form an sich sind laut Jackson sehr wichtig, möchte man asymmetrisches Pedalieren und damit einhergehende Schmerzen an Hüfte oder Rücken vermeiden.

Der finale Aspekt, den man laut Macaodha ebenfalls nicht vernachlässigen darf, ist die Breite des Sattels.

„Ist der Sattel zu schmal für den Fahrer, wird er beim Pedalieren auf eine Seite driften. Jeder von uns ist von Natur aus auf eine Seite ausgerichtet. In der Regel ist das die dominante Seite. Mit der richtigen Sattelbreite, wird der Fahrer in einer centralen Position gehalten, wodurch er automatisch sauberer pedaliert.“

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