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Tour de France 2017

Tour de France 2017 – das sind die Top-Favoriten

Chris Froome erhofft sich einen vierten Sieg bei der Tour de France, aber wer ist noch fähig und willens, ihm einen Strich durch die Rechnng zu machen?

Wenn am 1. Juli 2017 in Düsseldorf der Startschuss zum Auftakt der Tour de France fällt, wird es ernst: Chris Froome (Team Sky) hat seine Augen auf einen vierten Sieg gesetzt, aber mit ihm ziehen noch mindestens sechs weitere Favoriten in den Kampf um das Maillot Jaune.

Wer sind die Fahrer, die im Juli in Düsseldorf an den Start gehen und Seite and Seite um den Titel des Siegers der Tour de France 2017 kämpfen werden? Was sind ihre Stärken, worauf kommt es bei ihnen an? In diesem Artikel stellen wir Chris Froome, Nairo Quintana, Romain Bardet, Alberto Contador und Richie Porte vor und analysieren, warum sie ausgezeichnete Chancen auf einen Toursieg haben.

Zum ersten Mal tritt der Col d
Zum ersten Mal tritt der Col d’Izoard als Bergankunft bei der Tour de France auf. (Bild: Sirotti)

Chris Froome (Team Sky)

Der dreimalige Tour-de-France-Sieger feierte sein Grand-Tour-Debut vor neun Jahren: Damals ging er für das Team Barloworld an den Start und war einer der vier Fahrern des Teams, der es bis nach Paris schaffte. Ein bescheidener 81. Platz war sein Ergebnis. Neun Jahre später und derselbe Fahrer hat nur ein Ziel vor Augen: einen vierten Gesamtsieg bei der Tour de France.

Froome bei seinem Tour de France Debut 2008. Der Profi lernte viel von seinen Fehlern. (Bild: Sirotti)
Froome bei seinem Tour de France Debut 2008. Der Profi lernte seitdem viel von seinen Fehlern. (Bild: Sirotti)

Der britische Fahrer ist mit seinen drei Siegen schon in die Radsportgeschichte eingegangen, nämlich als einer der acht Radrennfahrer, die die Tour de France mindestens dreimal gewonnen haben. Nur vier aus dieser Elitegruppe haben die Frankreichrundfahrt mehr als dreimal für sich entschieden: Eddy Merckx, Jacques Anquetil, Bernard Hinault und Miguel Indurain.

Als Titelverteidiger mit einem klaren Ziel vor den Augen, aus dem er keinen Hehl macht, zieht Froome von vornherein als markierter Mann in das Rennen. Es kann mit Sicherheit angenommen werden, dass die Teams der anderen Favoriten einen Teil ihrer Strategie darauf ausgerichtet haben, Froome am Gewinnen zu hindern und nicht nur ihren Mann zum Sieg zu verhelfen. Froome gibt selber zu, dass der Status als dreimaliger Sieger und markierter Mann einen ungeheuren Druck ausübt, dem man standhalten muss. „Ich habe gelernt, damit umzugehen“, sagte Froome kürzlich in einem Interview. „Ich habe gelernt, mir diesen Druck nicht so schwer zu machen.“

Die Geburt seines Sohnes im Dezember letzten Jahres gab Froomes Leben eine weitere, eine neue Dimension. „Die Ankunft meines Sohnes hat mir noch mehr Motivation gegeben, und einen weiteren Grund, Rennen zu fahren.“

Ein paar Jahre spater und der gleiche Fahrer steht ganz oben auf dem Podium. (Bild: Sirotti)
Ein paar Jahre spater und der gleiche Fahrer steht ganz oben auf dem Podium. (Bild: Sirotti)

Was hat Froome zu seinem Erfolg verholfen? Abgesehen von seinen physischen Voraussetzungen, bringt er starke psychische Veranlagungen mit, die ihm in den harten, bedingungslosen drei Wochen der Tour de France zum Sieg helfen können: Seine Willenskraft, sein Durchhaltevermögen, Hartnäckigkeit und pure Sturheit halfen ihm bereits durch viele harte Etappen und Rückschläge.

Chris Froome wurde immer wieder kritisiert, dass sein Rennstil robotisch, automatisch, ohne Flair und viel zu berechenbar sei. Aber der Brite ließ seine Kritiker auf der Tour de France 2016 verstummen, als er mit einem neuen Selbstbewusstsein Angriffe fuhr, Risiken einging und seine Fans, Zuschauer und seine Mitstreiter im Peleton damit vollkommen überraschte.

Froome uberraschte 2016 mit seiner Angriffslust und Flair fur Risiken. (Bild: Sirotti)
Froome uberraschte 2016 mit seiner Angriffslust und Risikofreudigkeit. (Bild: Sirotti)

Wird er solche Eskapaden auch auf der diesjährigen Tour bringen? Oder wird Froome wieder wie ein Roboter die Berge hochspulen, den Blick stur auf den Vorbau seines Fahrrades gerichtet? Nur Froome kennt die Antwort und wir werden im Juli herausfinden, wie sich sein Rennen zum vierten Sieg entwickeln und welche Taktiken er und sein Team einsetzen werden.

Nairo Quintana (Movistar)

Der 27-Jährige Kolumbianer kommt vom Giro d’Italia, wo er als zweiter auf dem Podium stand, zur Tour de France. Während des Giros überzeugte Quintana vor allem in den Bergen und bewies Form und Stärke, die nicht unterschätzt werden sollten. Auf den Bergetappen übernahm er die Führung der Gesamtwertung von Tom Dumoulin (Sunweb), was ausreichend beweist, dass Quintana eine gute Chance auf einen Sieg bei der Tour de France hat und eine echte Bedrohung für den Titelverteidiger Chris Froome sein wird.

Quintana weiss, dass er es kann: 2014 gewann der Koumbianer den Giro d
Quintana weiss, dass er es kann: 2014 gewann der Koumbianer den Giro d’Italia (Bild: Sirotti)

Jedoch war Movistar das einzige Team, welches seinen Tour-de-France-Anwärter zum Giro d’Italia geschickt und auf Gesamtsieg hat fahren lassen. Team Sky schickte Geraint Thomas und Mikel Landa, BMC entsandte Teja van Garderen und Trek-Segafredo hatte Bauke Mollema in Italien. Alle drei Teams hielten ihren Favoriten für den Tour-Sieg zurück. Nur Movistar ging gegen diesen Trend und es wird sich in den drei Wochen im Juli zeigen, ob sich dieses Risiko ausgezahlt hat. Ein Sieg beider Grand Touren im gleichen Atemzug ist schon seit langem nicht mehr geschehen und die Frage bleibt bestehen, warum sich das bei Movistar mit Quintana ändern sollte.

In 2014 gewann der Kolumbianer den Giro d’Italia, 2016 konnte er den Sieg bei der Vuelta di Espana zu seinen Erfolgen zählen, aber ein Sieg bei der Tour d’France bleibt ihm enthalten; ein Makel, den der Movistar-Fahrer ausmerzen will. Zwischen dem Giro d’Italia und der Tour de France liegen nur 33 Tage, die Quintana zur optimalen Erholung nutzen kann.

Die diesjährige Tour de France hat im Ganzen nur 36 Kilometer Zeitfahren, was fūr Quintana von Vorteil sein kann, denn es war beim Zeitfahren, als sein Rivale Froome viele Sekunden gutmachte. Die Tour de France wird alle fünf Bergregionen Frankreichs besuchen, was der kolumbianischen Bergziege zugute kommen wird. Aber bei all den Höhenmetern, die es zu bewältigen gilt, gibt es nur drei Bergankünfte, die Quintana vorteilhaft in die Hände spielen können.

Quintana bewies auf dem Giro d
Quintana bewies beim Giro d’Italia eine sehr gute Form. Aber wird sich das Risiko der Teilnahme an zwei Grand Touren auszahlen? (Bild: sirotti)

Nach einer sehr enttäuschenden Tour de France in 2016, die von Krankheit und daraus folgenden Leistungseinbrüchen gezeichnet war, wird Quintana aus seinem Vuelta-Sieg im gleichen Jahr zusätzliches Selbstbewusstsein und mentale Stärke schöpfen. Durch sein kluges, taktisches Verhalten während der Vuelta konnte er zum ersten Mal während eines dreiwöchigen Rennens Froome, Contador und Chaves ausstechen.

Wenn es um eine Giro-Tour-Doppelbeteiligung geht, steht, nach der Radsportgeschichte zu urteilen, ein Sieg bei der Tour de France für Quintana in Frage. Es wird sehr interessant zu beobachten sein, wie er sich in den drei Wochen schlagen wird.

Romain Bardet (Ag2r-La Mondiale)

Seit Bernard Hinault Sieg bei der Tour im Jahre 1985 hat kein Franzose mehr die Tour de France gewonnen. Frankreich dominierte die Tour, aber die Herrschaft über das eigene Radrennen wurde allmählich in den Schatten gestellt. Die französischen Radsportfans warten mit Ungeduld auf einen französischen Sieger, der das Maillot Jaune endlich wieder ins Heimatland bringt. Der Mann, der diese Erwartung erfüllen kann, ist Romain Bardet.

Der junge Franzose wurde letztes Jahr zweiter – es fehlt ihm nur noch eine Stufe auf dem Podium, um Frankreichs lang herbeigesehnten Wunsch nach einem französischen Sieger zu erfüllen. Und Bardet hat alle Chancen, diesen Traum wahr werden zu lassen: Er ist noch jung und hat Zeit, sich weiter zu entwickeln. Seit seiner Ankunft auf der Bühne des professionellen Radsports in 2012 hat er durch seine Leistung, die er an den Tag legte, überzeugt.

Bardet (hier bei Liege-Bastogne-Liege) kann sich seine Erfahrung der Klassiker zu Nutze machen. (Bild: Sirotti)
Bardet (hier bei Liege-Bastogne-Liege) kann sich seine Erfahrung der Klassiker zu Nutze machen. (Bild: Sirotti)

Bardet bewies im Klassiker Liege-Bastogne-Liege ein Gespür für die Herausforderungen der Tagesrennen. Sein taktisches Geschick und sein kühler Kopf, auch wenn er während des Rennens unter Druck geriet, gepaart mit einem kreativen Rennstil brachte ihn auf den sechsten Platz des Klassikers.

Seine Einsicht und sein Verständnis des Klassikers kann ihm bei den Bergankünften zugute kommen. Außerdem ist er ein Sohn des Massif Central – er ist dort aufgewachsen und trainiert dort noch regelmäßig, kennt die verschlungenen Straßen und Anstiege wie seine Westentasche, was ihm auf der 15. und 16. Etappe von großem Vorteil sein kann.

Romain Bardet wurde 2016 zweiter. Sein Ziel: Eine Stufe höher auf dem Podium. (Bild: Sirotti)
Romain Bardet wurde 2016 zweiter. Sein Ziel: Eine Stufe höher auf dem Podium. (Bild: Sirotti)

Die diesjährige Strecke der Tour de France bevorzugt die Art von Kreativität und Angriffen, die Bardet schon letztes Jahr zur Schau stellte und ihm den zweiten Platz einbrachte. Es wird sehr interessant werden, wie sich Bardet in diesem Jahr gegenüber Froome und die anderen Favoriten behaupten wird.

Alberto Contador (Trek-Segafredo)

Eigentlich sollte die 2016er-Saison seine letzte werden. Aber schon im Frühling, zu Beginn seiner eigentlich letzten Saison als Profi, entschloss sich der Spanier, doch noch ein weiteres Jahr dranzuhängen. Im September desselben Jahres wechselte Alberto Contador von Tinkoff zu Trek-Segafredo. Für die Saison 2017 hat der 34-jährige ein klares Ziel vor Augen: Eine weitere Tour de France zu gewinnen.

Neues Team, neues Gluck: Nach einigen verheerenden Tour de France erhofft sich Contador einen weiteren Sieg. (Bild: Sirotti)
Neues Team, neues Gluck: Nach einigen verheerenden Tour-de-France-Teilnahmen erhofft sich Contador einen weiteren Sieg. (Bild: Sirotti)

Alberto Contador ist einer der fünf Fahrer, die alle drei Grand Touren (Giro d’Italia, Tour de France und Vuelta a Espana) gewonnen haben. Als einer der erfolgreichsten Etappenfahrer seiner Generation erhofft er sich durch den Wechsel zu Trek-Segafredo seine Form, die ihm schon zu zwei Tour-de-France-Siegen verholfen hat, und die Unterstützung eines Teams wiederzugewinnen.

In den letzten Jahren ist die Tour de France für Contador sehr unglücklich verlaufen: Contador, der an sich und seine Leistung hohe Ansprüche stellt, konnte seine Leistung, die er gewohnt ist nicht abrufen oder wurde durch Krankheit und Unfälle verhindert. 2013 wurde er vierter, 2014 wurde er aufgrund eines Sturzes zur Aufgabe gezwungen. 2015 wurde er fünfter und letztes Jahr gab er auf der 9. Etappe das Rennen auf, nachdem er in der ersten Woche zweimal gestürzt war und auch noch krank wurde.

Auf der 9. Etappe sah sich Alberto Contador bei der Tour 2016 zur Aufgabee gezwungen. (Bild: Sirotti)
Auf der 9. Etappe sah sich Alberto Contador bei der Tour 2016 zur Aufgabe gezwungen. (Bild: Sirotti)

Sein neues Team steht voll hinter Contador und sind davon überzeugt, dass er einen weiteren Tour-de-France-Sieg schaffen kann. „Wenn Alberto in From kommt und auch die richtige psychische Verfassung mitbringt, kann er die Tour gewinnen“, sagte Luca Guercilena, der Manager des Trek-Segafredo-Teams. Nach seiner katastrophalen Tour de France 2016 bewies Contador während der Vuelta, dass man ihn nicht unterschätzen und abschreiben sollte. Er startete einen massiven Angriff auf der bergigen 15. Etappe und brachte, in Zusammenarbeit mit Quintana, die Gesamtklassifizierung durcheinander.

Zur diesjährigen Strecke mit ihren kürzeren Bergetappen und durchweg steileren Anstiegen sagte Christian Prudhomme, Direktor der Tour de France: „Diese Tour de France ist eine Tour für den verwegenen und kühnen Fahrer – einen, der nichts unversucht lässt.“

 

Eines steht fest: Contador (hier beim Giro d
Eines steht fest: Contador (hier beim Giro d’Italia, 2011) ist ein Kampfer (Bild: Sirotti)

Klar ist: Alberto Contador ist ein Kämpfer. Auch wenn er sich derzeit ziemlich weit hinter den anderen Favoriten einreihen muss, wird er alles geben, sich wieder nach vorne und um den Sieg bei der Tour de France zu kämpfen.

Richie Porte (BMC Racing Team)

Vom Helfer zum Anwärter auf das Podium der Tour de France: Er stand Chris Froome als Schlüsselfigur zur Seite, bis er sich entschloss, sein Glück auf ein Podiumsplatz bei der Tour de France selber zu suchen und wechselte von Team Sky zu BMC Racing Team.

Leider war ihm das Glück auf den Grand Touren nie hold: Der Tasmane hat den Ruf, auf jedem Etappenrennen mindestens einen Tag im Sattel zu haben, der so mies ist, dass er ihn um seine Chancen auf eine Platzierung bringt.

Als sich Chris Froome während der Tour 2014 aufgrund eines Sturzes zur Aufgabe gezwungen sah, übernahm Porte die Führung, verlor aber auf der 13. Etappe so viel Zeit an den Führenden Nibali, dass er auf den 9. Platz abrutschte. 2015 war der Australier als Teamleader von Sky beim Giro d’Italia eingestellt, gab das Rennen auf, nachdem er zwei Wochen um seine Form in den Bergen gekämpft hatte und in eine Serie von Stürzen verwickelt worden war.

Vom Helfer zum Teamleader: Richie Porte bewies beim Criterium seine Form. (Bild: Sirotti)
Vom Helfer zum Teamleader: Richie Porte bewies beim Criterium seine Form. (Bild: Sirotti)

Sein Einstand bei BMC verlief auch nicht wie geplant: Auf der Tour de France 2016 hatte er schon auf der zweiten Etappe einen Platten, der ihm viel Zeit kostete. Aber Porte erholte sich in den drei Wochen des Rennens wieder und kam letztendlich als fünfter ins Ziel. Richie Porte überzeugte durch seine Form und Kraft in den Bergen, als er als einziger in den Alpen mit Froome mithalten konnte. Ohne den unglücklichen Zwischenfall mit dem Platten hätte Porte das Podium mit seinem alten Kollegen Froome geteilt.

Es besteht also viel Hoffnung, dass sich der Australier dieses Jahr bei der Tour de France bewähren und auf einen Podiumsplatz fahren kann. Es ist das erste Mal in seiner Karriere, dass Richie Porte nicht für andere, sondern nur für sich fährt und ein Team um sich hat, das ihn in seinem Streben nach dem Podium unterstützen wird.

„Es ist schon etwas anderes, ob man für sich oder für andere fährt“, sagte Porte. „Ich werde die Tour de France als alleinstehender Teamleiter führen, was mir große Möglichkeiten öffnet.“

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