Abseits der großen Hersteller fertigt Pasculli aus Berlin in Italien hochwertige Rennradrahmen auf Maß mit verschiedenen Dekoren. Auf dem Eurobike Demoday konnten wir das Pasculli Tomarlo im Test über ein paar Kilometer fahren und einen ersten Eindruck gewinnen.
Volles Programm, Pasculli! Tolle Sache, wenn man ein Testrad samt Powermeter und Radcomputer und Pannenset übergeben bekommt. Das sollte Vorschrift werden.
Der Rahmen des Pasculli Tomarlo
Schon optisch setzt sich das in Italien auf Maß gefertigte Tomarlo erfrischend von der schwarzen Mafia ab und glänzt mit seinem hellen Blau neben mattem Schwarz. Bevor wir auch nur einen Meter gefahren sind, hat der Berliner Renner schon mal einen Punkt in der Tasche.
Die Generationsnummer 3.0 bringt es auf den Punkt. Wir sind die neueste Generation des Tomarlo gefahren und wenn man dabei bedenkt das die Marke erst 2005 entstand, ist das schon beachtlich.
Uns hat das Rad wegen seiner Disc-Ausrichtung sogleich interessiert. Maßrahmen mit Scheibenbremsen sind aktuell noch viel dünner am Markt vertreten als von den großen Herstellern.
Pasculli setzt bei der Herstellung des Vollcarbon-Framesets auf 3K-High Modulus Carbon im Tube-to-Tube-Verfahren. Dazu muss man wissen, dass Tube-to-Tube die Fertigung von Einzelrohren (Oberrohr, Unterrohr, Sattelrohr…) und spätere „Verklebung“ der Rohre mit Carbon bedeutet. Die Verbindungstellen sind dabei extrem fest und können nach der Aushärtung zu einer sehr homogenen Oberfläche finalisiert werden. Den Unterschied zwischen einem Monocoque und T-2-T kann man weder optisch erkennen noch ertasten.
Für kleinere Hersteller bietet sich dieses Verfahren an, weil man sich die Erstellung sehr teurer Formen sparen kann. Dabei darf man nicht vergessen, dass jede Rahmengröße eine eigene Monocoque-Form benötigt! Für einen Kleinserien-Hersteller oder Maßrahmenbauer ist diese Fertigung daher Pflicht.
In der Regel sind T-2-T Rahmen ein wenig schwerer als Monocoque-Rahmen. Angesichts der nur 820 Gramm des Pasculli Tomarlo in kleinster Rahmengröße versteht Pasculli aber sein Handwerk und kann mit einem derartigen Rahmen auch im Bereich der Leichtbaufans auf Kundenfang gehen. Man darf dabei übrigens eines nicht übersehen, wir reden hier von einem Rahmen für Scheibenbremsen, der von Haus aus ein wenig mehr Gewicht auf die Waage bringt.
Hinterbau und Gabel sind für Post Mount Scheibenbremsen mit 140 oder 160mm Disc vorgesehen, verbaut wurde eine 160er Disc. Gut gemacht ist die sehr nah am Rahmen konzipierte Aufnahme der Bremskörper. Unter zahlreichen Testrädern mit Scheibenbremse gehörte das Tomarlo ganz klar zu den Optik-Siegern, dies dank seiner fast unauffällig montierten Discs. An diesen Rahmen gehört tatsächlich eine Scheibenbremse.
Freunde klassischer Rennrahmen werden am simplen Aufbau des Tomarlo garantiert ihren Spaß haben. Die Berliner verzichten auf windkanaloptimierte Steuerrohre, setzen auf Symetrie und verbauen in einem sehr schönen und sinnvollen Mix bullige Rohre und filigrane Streben. Das Steuerrohr verjüngt sich mittig ein wenig, bevor es wieder zu altem Durchmesser anwächst. Das sind exakt die Details, die bei vielen Italo-Fans ganz hoch im Kurs stehen.
Am Sattelrohr wird es zwischen Umwerferschelle und Reifen eng. Die Schelle für das 34.9mm-Maß wird nahe am Reifen zusammengeführt und ist technisch gesehen kein Problem, optisch wirkt das ein wenig beunruhigend, denkt man andere Reifen als den montierten Conti Grand Prix 4000 S II in 25mm Breite.
Die Gabel
Aus dem gleichen 3K-Carbon wie der Rahmen ist auch die Gabel ‚Grammy‘ gefertigt. Die Dropouts bestehen aus hoch komprimiertem Carbon, geklemmt wird mit einem normalen Schnellspanner – nicht mit Steckachse. Eine nette Lösung ist die in Rahmenfarbe gehaltene Kunststoffschelle an der linken Gabelsscheide, die für eine saubere Führung der Hydraulikleitung sorgt.
Sattelstütze
Wer eher klassische Geometrien fertigt, verbaut auch lieber klassische Sattelklemmen. So auch beim Tomarlo mit einer gewichtssparenden und optisch schicken Carbonklemme, die 6.5Nm vertragen soll.
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