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Ratgeber

Radfahren im Winter: Bahnradfahren – eine Übersicht

Wenn im Winter das Wetter umschlägt kann das Fahren auf einer Rennbahn eine willkommene Alternative zum Training bieten

Bahnradfahren ist Eine Radsportdiszplin für sich. Bevor man scheinbar mühelos und flink mit kaum merklichen Bewegungen das Rad im Kreis steuert und der Schwerkraft trotzt, gehört Zeit und Übung. Für Rennradfahrer kann das Fahren im Velodrom Eine willkommene Abwechslung im Winter bieten, die sich nicht nur auf die Fitness sondern auch auf die Fahrttechnik positiv auswirken kann. 

Ein Radsporthalle ist nicht witterungsabhängig und bietet eine gute Gelegenheit, seine Fitness im Winter zu erhalten und sein Geschick und Können als Radfahrer zu schärfen.

Die Bahn – Vorsicht: Suchtgefahr

„Das ist eine Steilwand!“, war der erste Gedanke, der mir durch den Kopf ging, als ich zum ersten mal von unten die Kurve in der Bahn hochblickte. Bei einer Fahrbahnneigung der Kurve von 45 Grad war dieser Eindruck nicht abwegig. Da sollte ich mich hinaufwagen – auf einem Rad ohne Bremsen und Schaltung. Die Neigung oben am Rand der Bahn sei die gleiche wie unten, wurde mir versichert. Wenn ich unten auf der schwarzen Linie um die Kurve fahre, schaffe ich es auch oben auf der blauen Linie.

 

Keine Bremsen, kein Freilauf, ein starrer Gang: Das Bahnrad ist auf das wesentliche reduziert und auf Geschwindigkeit und Handligkeit getrimmt. (Foto: J. Beyer-Lyons)
Keine Bremsen, kein Freilauf, ein starrer Gang: Das Bahnrad ist auf das wesentliche reduziert und auf Geschwindigkeit und Handligkeit getrimmt. (Foto: J. Beyer-Lyons)

Nach vorsichtigem Herantasten fuhr ich meine ersten zögerlichen Runden auf der schwarzen Linie. Ermutigt von dem Trainer, den Druck auf dem Pedal konstant zu halten, wagte ich mich höher und höher die Bahn hinauf. Nervenaufreibende und zitternde Ewigkeiten später und mit ordentlichem Schwung fuhr ich mit breitem Grinsen oben auf der blauen Linie aus der Kurve in die Gerade. Von da gab es kein Halten mehr. Die Pinienbretter des Velodroms hatten mich in ihren Bann gezogen.

 

Geschicklichkeit und Geschwindigkeit

„Je schneller du fährst, um so sicherer wird es sein“, wurde mir nahe gelegt. Als Fahrer must du die Fliehkräfte, die nach außen wirken, ausgleichen. Je schneller du fährst, um so senkrechter stehst du zur Bahn und erreichst den notwendigen Haftreibungswinkel, der dich vom Abrutschen der Fahrfläche abhält. Die Geschwindigkeit mit der du in die Kurve hinein und wieder hinausfährst wird durch den Druck auf das Pedal dosiert und kontrolliert.

Was auf den ersten Blick relativ einfach erscheint, erfordert vor allem am Anfang Konzentration und Geduld. Wie bei meinen ersten Versuche auf der freien Rolle hatte ich anfangs im Velodrom das Gefühl, das Radfahren neu zu lernen. Gleichzeitig öffnete sich mir eine neue Welt des Radsports ihre Türen.

Beim Bahnradfahren wird nicht nur die Ausdauer und Schnelligkeit auf die Probe gestellt. Es fordert eine hohe Trittfrequenz und einen runden und gleichmassigen Tritt. (Foto: J. Beyer-Lyons)
Beim Bahnradfahren wird nicht nur die Ausdauer und Schnelligkeit auf die Probe gestellt. Es fordert eine hohe Trittfrequenz und einen runden und gleichmassigen Tritt. (Foto: J. Beyer-Lyons)

Vor allem am Anfang wirst du merken, dass dich das Bahnradfahren mental stark fordert bevor dir gewisse Bewegungsabläufe in Fleisch und Blut übergehen: Während du damit beschäftigt bist, die Geschwindigkeit zu halten, auch wenn deine Beine vom ständigen Treten und dem Auf und Ab der Kurvenneigung langsam müde werden, sollst du locker und entspannt auf dem Rad sitzen, die Gruppe im Auge behalten und die Abstände zu den anderen Fahrern kontrollieren und, wenn notwendig, anzupassen. Alles ohne Bremsen, schalten und Freilauf.

Trittfrequenz und Fahrtechnik

Durch das kontinuirliche und ständige Pedalieren, dass durch den starren Gang des Bahnrades erfordert wird, trainierst du den runden und gleichmäßigen Tritt. Anstatt dass der Fahrer auf dem Pedal auf und ab „stampft“,wird die Kraft durch den ganzen Bewegungsablauf auf die Pedale übertragen und fördert den runden Tritt, den viele Fahrer anstreben.

 

Wenn du das Rad in Gang bekommen hast, bleibt es nur in Bewegung, wenn du ständig trittst. Das Bahnradfahren erfordert Eine hohe Trittfrequenz, um die notwendige Geschwindigkeit zu erreichen, die es dir ermöglicht, mit der Gruppe mitzuhalten und nicht von der Bahn zu rutschen. Der Starrgang erlaubt dir keine Ruhepausen und der ständige Druck auf das Pedal  kann schneller ermüden als du denkst. Jedes mal, wenn du in die Kurve einfährst, geht es leicht bergauf.

Du erhöhst den Druck auf das Pedal, um den Schwung zu halten. Wenn du aus der Kurve rauskommst, verringerst du den Druck leicht, um den den Schwung und die Geschwindigkeit zu kontrollieren. Dieses ständige und kontinuirliche „bergauf“ und „bergab“ spürst du anfangs schneller in den Beinen, als du denkst. Das Dosieren des Drucks auf das Pedal fordert dein Feingefühl als Fahrer im Zusammenspiel mit dem Rad und der Umgebung.

Bahnradfahren schult dein technisches Geschick. Kaum Eine andere Radsportdisziplin lehrt dich, mit dem Fahrrad eins zu warden. Das Bahnrad mag keine ruckartigen Bewegungen, jegliche Anspannung wird direkt vom Fahrer auf das Fahrrad übertragen. Mit dem Bahnrad, ähnlich wie bei der freien Rolle, lernst du, entspannt und locker auf dem Rad zu sitzen.

Das Fahrrad wird mit der Verlagerung deines Körpergewichtes und Nuancen in deinen Bewegungen gesteuert. Dieses ruhige Verhalten und flüssigen Bewegungsabläufe helfen dir, Kraft und Energie nicht unnötig durch Anspannung oder überflüssige Bewegungen auf dem Rad zu verschwenden.

Kondition und Konzentration: Wer schläft, verliert

Bahnradfahren kann im Winter deine Fitness für die Saison aufbauen: Einheiten, in denen ein Rennen similuliert wird und die über fünfzig Runden gehen wechseln mit kurzen, harten Sprintintervallen und kurzen  Erholungsphasen. Mannschaftszeitfahrübungen fördern die Ausdauer und das Zusammenspiel im Team, andere Übungen wiederum trainieren Konzentration, Fahrtechnik, Geschick und fahrerisches Können.

Für deine und die Sicherheit der anderen Fahrer, ist es auf der Rennbahn wichtig, dass du ganz bei der Sache bleibst. Das Bahnradfahren verlangt hohe Konzentration: Ein kurzer Tagtraum, kurzfristiges Abschalten und du hast den  Anschluss and deinen Vordermann oder die Gruppe verloren. Wenn du vergisst, wo du bist und dass du weder schalten, noch bremsen kannst und auch keinen Freilauf hast, holt dich das Rad durch sein Bocken schnell wieder in die Wirklichkeit.

Selbstbewusstsein in der Gruppe

Wenn du das Fahren auf  der Bahn beobachtest, wirst du feststellen, dass die Fahrer sehr dicht hinter-und nebeneinander fahren. Für einen Anfänger kann es nervenaufreibend sein, noch näher an den Vordermann heranzufahren, als du in Gruppenfahrten gewohnt bist. Mit der Zeit und Übung baust deine Berührungsängste ab und du lernst, Gruppendynamik zu erkennen und dein Fahrverhalten anzupassen.

Dieses Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, im Pulk zu fahren, wird dir bei Ausfahrten und Veranstaltungen zu Gute kommen. Die Aufmerksamkeit und Achtsamkeit, die du dir beim Bahnradfahren aneignest und dir in Fleisch und Blut übergeht, wird dir helfen, ein sicherer Fahrer zu warden. Bahnradfahren schult deine Reaktion und vorausschauendes Fahren.

Wenn die Möglichkeit besteht, das Bahnradfahren auszuprobieren, kann es im Winter Eine kurzweilige Alternative zum Training bieten. Das Fahren in der überdachten Halle ist nicht von der Witterung abhängig. Du wirst nicht vom Wetter, dem Straßenbelag oder Verkehr abgelenkt und kannst dich auf das Radfahren konzentrieren.

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