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Tour de France 2021

Tour de France 2021 – Vorschau und Formcheck

Eine Strecke mit traditionellen Zügen, starke Favoriten auf Gelb und großes Kino für Grün: Die Tour de France verspricht, interessant zu werden

 

Fotos: Sirotti

Am 26. Juni fällt endlich der Startschuss: La Grande Boucle beginnt mit der Grand Départ in der Bretagne. Die 108. Ausgabe der Tour de France verspricht 21 Etappen, die das Herz eines jeden Radsportlers höher schlagen lässt. Zwei Einzelzeitfahren, ein zweifacher Angriff auf den Mont Ventoux sowie schnelle, flache Etappen werden für Spannung und Unberechenbarkeit sorgen, die das bedeutendste Straßenradrennen der Welt auszeichnen.

Titelverteidiger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) aus Slowenien geht mit dem Bewusstsein an den Start, seinen Titel gegen Landsmann Primoz Roglic (Jumbo-Visma) sowie den Briten Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) zu verteidigen. Aber auch weitere Favoriten sitzen in den Startlöchern, um sich das Gelbe Trikot zu erkämpfen.

Während die Tour de France 2020 relativ berglastig war, hat die ASO für die 108. Auflage des Rennens ein klassisch anmutendes Format gewählt. Zum ersten Mal seit 2013 gibt es wieder zwei lange Einzelzeitfahren, und das Streckenprofil ist auf den ersten Blick eher auf einen starken Zeitfahrer, anstatt auf Bergspezialisten zugeschnitten: Nur drei Bergankünfte stehen 58 Kilometern Zeitfahren und acht Etappen gegenüber, die den Sprintern zusagen werden.

Auch liegen nicht so viele neue Anstiege auf dem Etappenplan wie in den Jahren zuvor. Lange Aufenthalte im Juragebirge, dem Massif Central oder in den Vogesen finden sich ebenfalls nicht im Streckenprofil. Dennoch hat es Renndirektor Christian Prudhomme geschafft, mit den klassischen Anstiegen und Regionen der Tour de France wie Tourmalet, Mont Ventoux, Bretagne, Pau oder Col de Port eine Tour zusammenzustellen, die uns 21 Tage lang in ihren Bann ziehen wird.

Mit seiner Herangehensweise an die diesjährige Tour de France nimmt Prudhomme einige Risiken in Kauf, die das Rennen unvorhersehbar gestalten: Starke Seitenwinde können das Peloton aufmischen und die Taktik der Profis durchkreuzen, plötzliche Angriffe aus dem Hinterhalt auf den Etappen um Narbonne, Nimes und Carcassonne die Rangordnung durcheinander würfeln. Die ersten Etappen in der Bretagne könnten am Anfang fast täglich Führungswechsel bedeuten. Das erste Einzelzeitfahren sorgt sicherlich dafür, dass sich die Bergspezialisten in der Rangordnung ziemlich weit hinten einsortieren, bevor die zwei Etappen in die Alpen folgen.

Auch wenn es an langen, dicht aufeinanderfolgenden Bergetappen in diesem Jahr mangelt – nach den zwei Abstechern in die Alpen stehen nur fünf Etappen in den Pyrenäen an – und die „Le Tour“ auf dem Papier etwas unspektakulär erscheint, ist es gerade diese Abwechslung, die Spannung erzeugt.

Die Favoriten – Pogacar, Roglic und Ineos

Tadej Pogacar wird alle Augen auf sich gerichtet haben: Der junge Slowene war im vergangenen Jahr als Außenseiter gestartet. Spätestens bei seinem Ansturm auf La Plance des Belles Filles rückte er dann stärker ins Scheinwerferlicht. Jetzt tritt er als Titelverteidiger beim Start in der Bretagne an und wird sich den Erwartungen des eigenen Teams, seiner Rivalen und der Öffentlichkeit nicht entziehen können. Pogacar hat jedoch mit Marc Hirschi, David de la Cruz, Brandon McNulty, Davide Formolo und Rafal Majka ein strategisch starkes Team an seiner Seite.

 

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Sein Hauptrivale Primoz Roglic (Jumbo Visma) hat die zurückliegenden Monate im Trainingslager in den Bergen verbracht. Anstatt seine Form in ein paar ausgewählten Rennen mit seinen Rivalen zu messen, verfolgte Roglic in der Vorbereitung eine andere Strategie: Seit Liege-Bastogne-Liege Ende April absolvierte er ein auf ihn zugeschnittenes Trainingscamp. Der 31-Jährige wird in Bestform zweifellos in der Gesamtwertung ein Wörtchen mitreden.

Ineos Grenadiers setzt alles daran, dass sich ihre Niederlage von 2020 nicht wiederholt. Mit dem Sieger der Tour der France 2018, Geraint Thomas, unterstützt unter anderem von Richard Carapaz und Richie Porte, erhofft sich das Team einen weiteren Grand-Tour-Sieg in 2021. Gegen Pogacar und Roglic anzutreten stellt erneut eine große Herausforderung dar.

Aber was Ineos nicht an Fahrern bietet, die es mit den Slowenen direkt aufnehmen können, werfen sie durch die Kraft in ihrer Teamstruktur in den Ring. Ineos ist mit der Strategie, die Etappen und das Rennen durch ihre Teamarbeit zu kontrollieren, immer sehr erfolgreich gefahren. Der Grad an Dominanz, den Ineos an den Tag legt, sollte nicht verharmlost werden – vor allem, wenn die Favoriten wie Pogacar und Roglic nicht unbedingt über eine vergleichbare Teamstärke verfügen.

Ineos wird sich entscheiden müssen, welchen ihrer Fahrer sie als Anwärter auf den Gesamtsieg unterstützen wollen. Thomas blickt zwar auf eine erfolgreiche Vorgeschichte bei der Tour de France zurück, zeigte aber bei der Dauphiné keine vielversprechende Leistung. Carpaz hingegen glänzte bei der Tour de Suisse und Richie Porte ist und bleibt ein Geheimfavorit, der häufiger Überraschungen parat hält.

Außerhalb der offensichtlichen Anwärter auf einen Podiumsplatz gibt es eine ganze Reihe an Fahrern, die einen Platz unter den Top 3 ins Visier nehmen: Movistar bringt Marc Soler, Enric Mas, Miguel Angel Lopez und Alejandro Valverde als Favoriten nach Frankreich.

Bei Deceuninck-QuickStep spielt Julian Alaphilippe eine entscheidende Rolle, aber in den Bergen wird er auch in diesem Jahr auf sich allein gestellt sein. Mit Guillaume Martin (Cofidis) und David Gaudu (Groupama – FDJ) kommen zwei weitere Franzosen ins Spiel, auf deren Schultern die Hoffnung der Nation ruhen, einen französischen Fahrer auf dem Podium zu feiern.

Chris Froome fährt als Teamkapitän für sein neues Team Israel Start Up-Nation mit. Der viermalige Tour-de-France-Sieger zielt allerdings nicht auf den Gesamtsieg ab. Diese Aufgabe fällt Michael Woods zu, der von den restlichen Teammitgliedern geschützt und unterstützt werden wird.

Der Kampf um Grün – wer wird sich durchsetzen?

Die 108. Ausgabe der Tour de France ist den Sprintern wohlgesonnen: Weniger fordernde Etappen mit brutalen Höhenmetern in den Riesengebirgen und acht Etappen, die auf die schnellsten Männer im Peloton zugeschnitten sind. Schon auf der 3. Etappe kommen die Sprinter auf ihre Kosten. Abgesehen von einem Block an Sprintetappen in den Pyrenäen, sind die restlichen Etappen großzügig über die drei Wochen verteilt.

Bei Deceuninck-QuickStep wurde erst kürzlich Sam Bennett gegen Mark Cavendish ausgetauscht. Der 36-jährige Brite, der mit 30 Etappensiegen zu den erfolgreichsten Sprintern zählt, ersetzt den Iren, der aufgrund einer Knieverletzung dieses Jahr nicht starten wird. Cavendish‘ Teilnahme wurde erst vor Kurzem bestätigt.

Der erfahrene Sprinter hatte in den vergangenen vier Jahren gesundheitlich zu kämpfen und war kurz davor, sich vom Radsport zurückzuziehen. Aber mit fünf Siegen alleine in dieser Saison scheint der Wechsel in das belgische Team seinen Kampfgeist entfacht zu haben. Inwieweit er zu seiner Sammlung an Etappensiegen weitere hinzufügen kann, bleibt abzuwarten.

Denn Cavendish muss sich, wie der Rest der Sprinter, gegen Caleb Ewan durchsetzen. Der Australier, zweifelsohne der Hauptfavorit in der Punktwertung, wird sicherlich einige Etappensiege ins Auge fassen. Ewan steht das ganze Lotto Soudal Team zur Verfügung und seinen Erfolgen beim Giro d’Italia nach zu urteilen, ist er auf der richtigen Spur, weitere Etappensiege zu seinen fünf bei der Tour de France hinzuzufügen.

Arnaud Dèmare (Groupama-FDJ) könnte im Fahrerfeld für Überraschungsmomente sorgen. Auch wenn seine Leistung nicht den Erwartungen entsprach, gab es Anzeichen, dass er gerade rechtzeitig seine Form aufgebaut hat, um gute Chancen bei der Tour zu haben. Auch Mathieu van der Poel wird sich die Gelegenheit auf einen Etappensieg nicht entgehen lassen, wenn kein Zeitfahren oder keine Bergetappen ansteht.

Letztendlich wird Peter Sagan (Bora-Hansgrohe) immer noch der größte Rivale sein, den es im Kampf um das Grüne Trikot zu schlagen gilt. Der siebenmalige Sieger der Punktwertung bewies erst beim Giro d’Italia wieder, dass man mit ihm rechnen muss. Mit Sam Bennett außer Gefecht gesetzt, einem hochmotivierten Cavendish, Sagan in guter Form und Ewan, dem Favoriten für Grüne, sieht der Kampf in der Punktewertung vielversprechend aus.

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