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Ratgeber

Cyclo-Cross-Coaching: Teil 2 – Equipment und Bike-Setup

Die Wahl der Reifen, Reifendruck, Felgen- oder Scheibenbremsen und das optimale Setups deines Bikes

Neben den eigenen Fähigkeiten sind das richtige Equipment und ein optimales Bike-Setup im Cyclo-Cross das A und O.

Erfahrene Cyclo-Crosser quälen sich im Vorfeld eines Rennen förmlich, bis sie das richtige Equipment und das richtige Setup gefunden haben. Sie zerbrechen sich vor jedem Einsatz den Kopf über die Reifenwahl und den richtigen Reifendruck für den bevorstehende Event. Gerade im Cyclo-Cross, wo es oft schwer ist, die Bodenhaftung zu behalten, ist das aber auch sehr wichtig.

Im ersten Teil unserer Reihe (Cyclo-Cross Coaching: Teil 1 – Technikgrundlagen) haben wir über die Technikbasics besprochen, ohne die es unmöglich ist, im Cyclo-Cross zu bestehen. Heute beschäftigen wir uns mit der Wahl des richtigen Equipments und den erforderlichen Einstellungen an Rad und Material. Auf dem Plan stehen Faktoren wie die richtigen Reifen, der Reifendruck, die Wahl der Bremse und das optimale Bike-Setup. Der dritte Teil im Bunde (Cyclocross-Coaching Teil 3: Fitness und Training) beschäftigt sich schließlich mit auf Cyclocross zugeschnittenen Trainingsmethoden. Außerdem ist der Artikel zur Grundausrüstung im Cyclocross einen Blick wert.

Cyclo-Cross – Die Reifenwahl

In Sachen Equipment gehört die optimale Bereifung im Cyclo-Cross zu den wichtigsten Faktoren. Die Bedingungen können von Rennen zu Rennen sehr stark variieren. An einem Wochenende mag der Untergrund hart und dicht sein, eine Woche später kann das aber schon wieder ganz anders aussehen und du siehst dich Schlamm und Matsch gegenüber, der dich nur so durch die Kurven rutschen lässt.

Die Wahl des richtigen Reifens ist im Cyclo-Cross elementär. Schließlich muss das Profil auf Untergründen wie Sand oder Gras - hier eignet sich im Übrigen ein Diamantprofil am besten - bestehen und für den bestmöglichen Grip sorgen.

Für welchen Reifen du dich schließlich entscheidest, hängt zum einen von der Beschaffenheit der Strecke ab und zum anderen von den dir zur Verfügung stehenden Produkten. Wir wollen nicht sagen, dass du deine Bereifung bei jedem Rennen wechseln musst. Gerade zu Beginn deiner Cyclo-Cross-Karriere solltest du dir den Kopf nicht zu sehr darüber zermartern. Dennoch gibt es ein paar Punkte, die du bei der Reifenwahl für dein Cyclo-Cross-Bike im Hinterkopf behalten solltest.

Das Reifenprofil

Diamantprofil ist ein wirklich schnelles Profil, welches sich auf sandigen und grasigen Strecken, also auf Kursen mit relativ gutem Grip, sehr gut eignet. Bewährte Modelle mit Diamantprofil sind beispielsweise der Challenge Grifo XS, FMB Sprint oder Dugast Pipistrello.

Grasige Strecken, die leicht matschig sind, bieten zwar in der Regel immer noch einen ganz guten Grip, können aber schon nach dem Einsatz eines anderen Profils verlangen. Hier kommt das Pfeilprofil, welches immer noch recht schnell ist, ins Spiel. Cyclo-Crosser greifen hier gerne auf Reifen wie den Challenge Grifo, FMB SSC oder der Dugast Typhoon zurück.

Unter kniffligeren Bedingungen empfehlen wir den Einsatz eines Reifens mit gröberem Profil. Auf den Geraden sind entsprechende Reifen nach wie vor recht schnell, bieten in Kurven aber einen deutlich besseren Grip. Spielt der Grip auf den Geraden eher eine untergeordnete Rolle und geht es dir viel mehr um einen möglichst geringen Rollwiderstand und gute Bodenhaftung in Kurven, wären folgende Reifen eine gute Wahl: Challenge Baby Limus, FMB Slalom oder Dugast Pipisquallo.

Steht ein wirklich matschiges Rennen bevor, eignen sich Schlammreifen am besten. Diese Reifen sind zwar grundsätzlich langsamer als die zuvor angesprochenen, bieten aber den besten Grip bei rutschigem Untergrund und Matsch. Gern genommene Modelle sind der Challenge Limus, FMB Super Mud oder Dugast Rhino.

Challenge, FMB und Dugast gehören zu den beliebtesten Herstellern von Cyclo-Cross-Reifen. (Foto: George Scott)

Dein Skill-Level

Für welchen Reifen du dich am Ende entscheidest, hängt auch ein Stück weit von deinen Fähigkeiten ab. Im Normalfall möchtest du sicherlich das schnellstmögliche Profil. Achte aber darauf, dass es dich, ohne groß Tempo rausnehmen zu müssen, noch sicher durch die Kurven bringt. Zudem sollte dich das Profil auch auf längeren Steigungen nicht im Stich lassen.

Bedingungen können sich ändern

Vergiss nie, dass sich die Bedingungen beim Cyclo-Cross von Runde zu Runde ändern können. Dutzende von Fahrern sitzen auf ihren Maschinen und brettern über die Strecke. Es ist also nicht verwunderlich, wenn dadurch der Untergrund aufgearbeitet wird. Scheue dich nicht davor, dein Equipment während eines Rennens anzupassen, wenn die Bedingungen es erfordern.

Für erfahrene Crosser ist es völlig normal, mit mehr als nur einem Bike zu einem Rennen zu reisen. Optimal wäre natürlich eine Crew, die dir, während du in Aktion bist, schon die passenden Reifen auf deine zweite Maschine ziehen kann. So verlierst du keine Zeit und kannst, sobald es nötig wird, auf die veränderten Streckenbedingungen reagieren.

Sei dir auch im Klaren darüber, dass Vorder- und Hinterreifen nicht zwangsläufig gleich sein müssen. Brauchst du, auf einem grundsätzlich recht schnellen Kurs, ein bisschen zusätzlichen Grip in den Kurven, könntest du vorne mit einem groben und hinten mit einem schnelleren Reifen fahren. Eine Kombination wie diese ist nichts ungewöhnliches im Cyclo-Cross. Du kannst sie also bedenkenlos in Betracht ziehen, wenn die Strecke es erfordert.

Wecher Reifendruck der richtige ist, hängt von jedem einzelnen Rennen und den verschiedensten Faktoren ab. (Foto: Balint Hamvas)
Wecher Reifendruck der richtige ist, hängt von jedem einzelnen Rennen und den verschiedensten Faktoren ab. (Foto: Balint Hamvas)

Der richtige Reifendruck

Natürlich ist es wichtig, die richtigen Reifen für das entsprechende Rennen zu wählen. Damit alleine ist es aber nicht getan. Fast noch wichtiger ist der Reifendruck, gerade wenn es um Leistung und Grip geht. Die folgenden Faktoren sind ausschlaggebend für die Wahl des richtigen Reifendrucks:

Das Gewicht des Fahrers

Der Reifendruck hängt zu einem Großteil vom Gewicht des Fahrers ab. Bist du schwerer, musst du auch einen höheren Reifendruck wählen. Experimentieren ist hier der Schlüssel. Probiere herum bis du den richtigen Druck für die jeweiligen Rennbedingungen gefunden hast.

Draht- oder Schlauchreifen

Neben dem Gewicht des Fahrers spielt auch die Art des Reifens eine Rolle beim Reifendruck. Bei Schlauchreifen kann der Reifendruck in der Regel deutlich niedriger sein, ohne dass du dir Sorgen um eine Panne machen musst. Bei Drahtreifen schaut das ein wenig anders aus. Diese sind bei einem zu niedrigen Reifendruck anfälliger. Da ein höherer Reifendruck weniger Grip zur Folge hat, sind Schlauchreifen immer die erste Wahl für erfahrene Cyclo-Crosser.

Die Hindernisse

Ist die Strecke voll von Kanten, Felsen oder Wurzeln, solltest du dich für einen höheren Reifendruck entscheiden. So sind die Reifen bei der Kollision mit einem dieser Hindernisse nicht so anfällig für eine Panne.

Die meisten Fahrer fahren mit einem zu hohen Reifendruck. (Foto: Balint Hamvas)

Die Bedingungen

Die meisten Fahrer packen zuviel Luft in ihre Reifen. Reifen müssen sich aber ein wenig quetschen lassen und griffig sein. Andernfalls bleibt die wichtige Traktion in den Kurven auf der Strecke. Eine Regel besagt, je rutschiger und matschiger die Bedingungen sind, desto niedriger kann der Reifendruck sein, ohne dabei negativen Einfluss auf den Grip zu haben. Aber auch auf einer schnellen und trockenen Strecke ist es wichtig, die Reifen nicht zu hart zu machen. Andernfalls läufst du Gefahr, wie ein Flummi über die Strecke zu hüpfen und jedes Mal wenn dein Reifen den Boden verlässt, geht das auf Kosten von Grip und Antrieb.

Deine persönliche Erfahrung

Mit der Zeit wirst du ein Gefühl dafür bekommen, welcher Reifendruck unter welchen Bedingungen der beste für dich ist. Dennoch ist es immer eine gute Idee, vor jedem Rennen noch eine Runde auf der Strecke zu drehen. So kannst du verhindern, dass sich im Rennen plötzlich die Gewissheit einschleicht, nicht den optimalen Druck gewählt zu haben.

Trainiere bei Renntempo mit niedrigem Reifendruck. Hast du das Gefühl, der Reifen kann seine Form nicht halten, musst du ein wenig mehr Luft hineinpumpen. Taste dich vor, bis du den optimalen Druck gefunden hast.

Scheiben- oder Felgenbremse?

Für Straßenrennen steht die offizielle Zulassung für Scheibenbremsen noch aus. Für Cyclo-Cross hat die UCI diese allerdings schon im Vorfeld der Saison 2010/2011 erteilt. Ob nun aber Scheiben- oder Felgenbremsen die richtige Wahl sind, darüber gehen die Meinung der Profis bis heute auseinander. Viele fahren inzwischen mit Discs. Einige bevorzugen aber nach wie vor die altbewährten Felgenbremsen.

Vor- und Nachteile

Obwohl Scheibenbremsen in den letzten 18 Monaten sicherlich an Popularität gewonnen haben, bringen sie auch den ein oder anderen Nachteil mit sich. Das ist bei Felgenbremsen allerdings nicht anders. Scheibenbremsen reagieren bei jedem Bremsvorgang gleich und haben, sogar unter matschigen oder sandigen Bedigungen, eine sehr gute Bremsleistung.

Ob du dich nun für altbewährte Felgenbremsen oder für Discs entscheidest, beide Varianten haben sowohl Vor- als auch Nachteile. Der Trend geht inzwischen allerdings doch immer mehr zu Scheibenbremsen.

Bei Felgenbremsen muss man immer auch ein wenig darauf hoffen, dass sie im Moment des Bremsens auch tatsächlich sofort greifen. Gerade unter schlammigen und nassen Bedingungen sollte man deswegen einen Ticken früher Bremsen als mit Discs.

Dafür sind Scheibenbremsen sind in der Regel ein wenig schwerer und es gibt mit vielen Laufrad/Rahmen-Kombinationen Kompatibilitätsprobleme. Allerdings dürften diese Probleme, mit dem wachsenden Angebot auf dem Markt, immer mehr in den Schatten rücken.

Sofern du über ein Upgrade an deinem Bike nachdenkst, solltest du zu Scheibenbremsen tendieren, da sie sicherlich schon bald zum Standard werden dürften.

Das richtige Bike-Setup

Abschließend beleuchten wir noch das Bike-Setup und wie du deinen Untersatz auf dich abstimmen kannst, um in der Hitze eines Cyclo-Cross-Rennens die beste Leistung bringen zu können.

Komfort

Das Bike-Setup ist sehr persönlich. Wenn dein Bike nicht optimal auf dich abgestimmt ist, wirst du dich schwer tun, eine gute Sitzposition zu finden. Gerade im Cyclo-Cross ist der Komfort aber ein absoluter Schlüsselfaktor. Stell dein Bike also optimal auf dich ein, um auf den verschiedenen Untergründen möglichst angenehm fahren zu können.

Das Setup von Bikes im Cyclo-Cross ist grundsätzlich weniger extrem als das von Maschinen für die Straße. (Foto: Balint Hamvas)

Weniger extrem

Das Bike-Setup im Cyclo-Cross ist im Normalfall nicht so extrem wie bei Straßenbikes. Das merkt man beispielsweise am geringeren Abstand zwischen Sattel und Lenker. Eine gute Idee wäre es, die Bremshebel ein wenig höher zu platzieren, um dich auf Downhill-Sektionen nicht zu sehr über die Front lehnen zu müssen.

Ausbalanciert

Sorge dafür, dass du gut ausbalanciert auf deiner Cyclo-Cross-Maschine sitzt. In Kurven musst du darauf achten, eine aufrechte Position einzunehmen, ohne dabei zuviel Gewicht auf das Vorderrad zu verlagern. Andernfalls steigt die Gefahr wegzurutschen und zu stürzen. Es sollte lediglich soviel Gewicht auf dem Vorderrad lasten, dass du den Grip nicht verlierst.

Das Material

Da das Material beim Cyclo-Cross sehr auf die Probe gestellt wird, sollte es besonders robust und stabil sein. Schließlich bist du quasi bei jeder Jahreszeit Off-Road unterwegs. Da du nicht jede Saison neue Hardware kaufen möchtest, solltest du dich direkt für etwas qualitativ hochwertiges und langlebiges entscheiden. Es ist keine gute Idee, sich gleich am Anfang nach den leichtesten Komponenten umzuschauen. Zu schwer sollten die Komponenten allerdings auch nicht sein. Sieh dich nach Equipment um, dass zuverlässig, nicht zu schwer und nicht zu leicht ist und von dem du lange etwas hast.

Wenn du zu den Glücklichen gehörst, die mehr als ein Bike haben, solltest du auch Gebrauch davon machen.

Zwei Bikes

Im Cyclo-Cross ist es erlaubt, zwei oder sogar mehr Bikes während eines Rennens einzusetzen. Sofern du zu den Glücklichen gehörst, die im Besitz einer zweiten Maschine sind, solltest du davon auch Gebrauch machen. Gerade bei matschigen Events kannst du dir einen massiven Vorteil verschaffen wenn du auf ein sauberes Bike wechselst, das noch komplett rundläuft. Stelle im Vorfeld aber sicher, dass du beiden Maschinen das gleiche Setup verpasst hast. Favorisiere also keine deiner Maschinen und schenke beiden die gleiche Aufmerksamkeit.

Soviel zum Equipment und dem richtigen Bike-Setup. Im dritten und letzten Teil unserer Reihe „Cyclo-Cross Coaching“ werden wir uns um deine Fitness kümmern und beleuchten, wie deine Trainingseinheiten aussehen könnten. Teil 2 findet ihr hier: Cyclocross-Coaching Teil 2: Equipment und Bike-Setup. Und Informationen zur Grundausrüstung hält dieser Artikel bereit: Die Grundausrüstung für den Anfang im Cyclocross.

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