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Training & Ernährung

Laktose, Fruktose & Co: Nahrungsmittelunverträglichkeiten im Radsport

Die richtige Ernährung ist ausschlaggebend für die Performance auf dem Rad. Herauszufinden, was dem Körper gut tut und was ihm schadet, ist allerdings kompliziert.

Viele erinnern sich an die dramatischen Szenen beim Giro d’Italia, als sich Tom Dumoulin (Team Sunweb) auf einer der entscheidensten Etappen des Rennens dazu gezwungen sah, am Straßenrand seine Notdurft zu verrichten. Und das alles vor laufenden Kameras…

Dumoulin, der zu dem Zeitpunkt auf Platz eins in der Gesamtführung lag, konnte seine Führung erfolgreich verteidigen und gewann den Giro d’Italia 2017. Der Holländer nahm den Vorfall  letztendlich mit Humor und blieb pragmatisch.

Natürlich sollte sich so eine Situation nicht wiederholen. Dumoulin verbrachte nach dem Rennen viel Zeit damit, sich mit seiner Ernährung auseinanderzusetzen. Es war nicht das erste mal, dass er während eines Rennens Probleme mit seiner Verdauung hatte, jedoch nicht in diesem Ausmaß.

Nach einer Reihe von Untersuchungen, die unter anderem Viren oder Bakterien im Verdauungstrakt als Ursache ausschlossen, folgte Dumoulin einem Ernährungsplan. Damit kam er dem Auslöser auf die Spur.

Dumoulin stellte fest, dass er eine Unverträglichkeit gegen Fruchtzucker (Fruktose) und Milchzucker (Laktose) hat. Eine Enährungsumstellung war für den Giro d’Italia-Sieger die Lösung des Problems.

Magenprobleme während einer harten Belastung oder einer langen Tour trifft nicht nur die Profis: Völlegefühl, Übelkeit, im schlimmsten Fall sogar Erbrechen kann dir deinen Wettkampf vermiesen oder dich sogar zur Aufgabe zwingen.

 

(Foto: Simon Connellan)

Unter starker Belastung wird dein ganzer Körper enormem Stress ausgesetzt, der auch dein Magen-Darm-System beeinträchtigt. Leute mit einem empfindlichen Magen können dadurch stärker betroffen werden.

Laktose, Fructose & Co

Milchzucker, auch als Laktose bekannt, ist ein natürlicher Bestandteil der Milch von Säugetieren. Alle Milcharten und Produkte, die aus diesen Milcharten erzeugt werden, enthalten Laktose.

Fruchtzucker, auch als Fructose/Fruktose bezeichnet, ist ein Einfachzucker, der auf natürliche Art in Obst vorkommt. Der Anteil an Fruchtzucker ist von Obsorte zu Obstsorte verschieden: Eine Banane enthält weniger Fruchtzucker als ein Apfel. Fruktose wird auch in der Industrie als zusätzliches Süßmittel eingesetzt.

Wenn der Magen streikt

Kleine Eiweiße in der Schleimhaut des Dünndarms schleusen Fruchtzucker ins Körperinnere. Die Menge an Fruktose, die auf einmal transportiert werden kann, ist begrenzt. Jeder verträgt nur ein bestimmtes Maß an Fruchtzucker. Die Menge, die ohne Beschwerden vertragen werden kann, unterscheidet sich individuell. Wenn dein Körper unter hoher Belastung steht und du einen empfindlichen Magen hast, ist es möglich, dass du eher Symptomen hast, als ein gesunder Mensch.

Es ist zudem ein leichtes, während eines Wettkampfs oder einer Veranstaltung die Übersicht zu verlieren, wann und wieviel Fructose du zu dir genommen hast. Eine „Überdosis” an Fruchtzucker kann schnell passieren. Der überschüssige Zucker wird direkt in den Dickdarm transportiert, wenn die Obergrenze erreicht worden ist.

(Foto: neONBRAND)

Der Milchzucker, Laktose, wird im Darm vom Enzym Laktase in zwei Einzelzucker gespalten. Die Einzelzucker können dann, wie Fructose, über den Dünndarm in den Blutkreislauf aufgenommen werden. Bei einigen Menschen ist das Enzym Laktase zu wenig oder gar nicht vorhanden. Der Zucker gelangt nicht in den Blutkreislauf, sondern landet ungespalten im Dickdarm.

Bakterien im Dickdarm spalten Zucker auf. Dabei entstehen Gase und Fettsäuren. Das Ergebnis sind die typischen Beschwerden wie Übelkeit, Blähungen, Magenschmerzen, Durchfall und, im schlimmsten Fall, Erbrechen.

Das Problem kann in den meisten Fällen mit einem ausgeklügelten Plan behoben werden, den du auf dich abstimmst: Welches Getränk, welches Gel, welche Nahrung du am besten zu welchem Zeitpunkt verträgst.

Aber wie kannst du wissen, ob dein Problem nicht doch von Unverträglichkeiten ausgelöst wird? Wie macht es sich bemerkbar und worauf solltest du achten?

Es wird nicht besser

Du hast dich mit deinem Trink- und Essverhalten auseinandergesetzt, angepasst und verändert. Du hast verschiedene Getränke, Zusammensetzungen und Nahrungsmittel vor, während und nach der Belastung ausprobiert. Aber die erhoffte Besserung ist gering oder bleibt aus.

 

 

 

(Foto: Carissa Gan)

Es wird vielleicht schlimmer

Wenn dem Körper über einen längeren Zeitraum die Stoffe zugeführt werden, die er nicht vollständig abbauen kann, ohne ihm eine Erholung zu gönnen, können sich die Auswirkungen noch verschlimmern.

Das Völlegefühl, Blähungen und Ü​belkeit nehmen zu und die Besuche zur Toilette mehren sich. Auch wenn du während einer Ausfahrt von peinlichen Vorfällen wie bei Dumoulin verschont bleibst, die Symptome und drohende Notfallstopps nehmen dir Freude an deinem Sport. Andere Begleiterscheinungen wie Müdigkeit und Kopfschmerzen werden schlimmer.

Eine Pause vom Training bringt keine Linderung.​ Die Symptome und Begleiterscheinungen treten nicht nur unter starker Belastung auf, sondern sie beeinträchtigen dich auch während des Alltags.

Untypische Symptome

​Es gibt viele Quellen, die die Symptome einer Unverträglichkeit beschreiben. Sie verweisen auf Übelkeit, Blähungen und Verdauungsstörungen, die ein paar Stunden nach dem Essen eintreten. Jedoch können die Symptome viel weitreichender sein und werden nicht mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten in Verbindung gebracht.

Nach einer überstandenen heftigen Gastroentiritis verbesserte sich mein Zustand nur langsam und kam letztendlich zum Stillstand. Ich hatte keine Energie, litt unter diffusen Kopf- und Gelenkschmerzen, Appetitlosigkeit und Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Bei Ausfahrten fühlte ich mich oft energie- und kraftlos, obwohl ich mich ausgewogen ernährte.

 

Auswirkungen auf dein Training

Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit ist nicht lebensbedrohlich, kann dich in deiner Leistung dennoch stark beeinträchtigen. Durch die diffusen Begleiterscheinungen wie Müdigkeit, Erschöpfung und einem allgemeinen Krankheitsgefühl kam es bei mir zu wiederholten Trainingsausfällen. Ich litt regelmäßig unter Krämpfen, weil ich durch wiederkehrenden Durchfall  Mineralien und Flüssigkeiten verlor.

Bei mir war es ein schleichender Prozess, der sich von der Erkrankung im Sommer bis in den Herbst immer weiter entwickelte und verschlimmerte. Während einer Ausfahrt im Herbst wurde mir von einem Moment auf den nächsten regelrecht der Stecker gezogen. Ich kam nur mit Mühe nach Hause und ich wusste, dass etwas nicht stimmte.

Die Gewissheit

Wenn du das Gefühl hast, dein Unwohlsein und Durchfall könnte durch eine Unverträglichkeit ausgelöst werden, solltest du einen Arzt aufsuchen. Du kannst natürlich im Alleingang versuchen, ob das Auslassen bestimmter Nahrungsmittel eine Verbesserung bringt. Jedoch bringt dir die Untersuchung beim Arzt Gewissheit. Gleichzeitig können potenzielle Ursachen ausgeschlossen werden.

Ein einfacher Test misst den Wasserstoffgehalt in deiner Atemluft. Dieses Gas wird vom Körper entwickelt, wenn Milch – oder Fruchtzucker unverdaut weitergeleitet wird. Bakterien produzieren im Dickdarm unter anderem Wasserstoff, wenn der Zucker zersetzt wird.

Dieses Gas gelingt über das Blut in die Lunge und an die Atemluft. Wird ein festgelegter Wert überstiegen, liegt eine Unverträglichkeit vor. Laktose und Fruktose wird in zwei getrennten Tests bestimmt. Daher lohnt es sich, beide Tests durchführen zu lassen.

Mit dem Testergebnis hast du Gewissheit und kannst deine Ernährung gezielt umstellen. Die Ausprägung der Intoleranz ist sehr individuell. Ein Arzt oder Ernährungsberater kann dich durch die Phasen der Ernährungsumstellung führen. Mit Zeit und Geduld wirst du lernen, wieviel des Zuckers du problemlos unter Belastung und im Alltag verträgst beziehungsweise wie du ihn ersetzen kannst.

Bringt der Verzicht auf Laktose oder Fruktose keine Verbesserung und du hast weiterhin Beschwerden, solltest du wieder einen Arzt aufsuchen. Auch andere Inhaltsstoffe können Probleme bereiten, zum Beispiel Soja oder Gluten. Es ist wichtig, dass du weitere Ursachen ausschließen lässt.

Bei Fragen oder Nebenwirkungen: Zutatenlisten beachten

Laktose wird viel in der Lebensmittelindustrie unter anderem als Füll- und Trägerstoff verwendet. Daher wird es oft in Produkten, wo du normalerweise keine Laktose erwarten würdest wie zum Beispiel in Bratwürsten, Brot oder salzigem Gebäck. Soja wird häufig als Emulgator benutzt und als Sojamehl bei Brot zugesetzt. Viele isotonischen Getränke enthalten zum Beispiel Fruktose, während viele Reovery-Getränke und Proteinriegel mit Milchzucker hergstellt werden.

Wenn du eine Intoleranz hast, wirst du dich daran gewöhnen, die Zutatenliste zu lesen, auch wenn das Produkt keine Laktose, Fruktose, Soja oder ähnliches enthalten sollte.

Ein Kaffeestopp ohne Kuchen?

Bei den Ausfahrten mit deinen Kumpels musst du nicht unbedingt auf deine wohlverdiente Belohnung verzichten. Anstatt des Eis in der Eisdiele kannst du dir ein Sorbet bestellen, viele Cafés bieten neben den herkömmlichen Produkten Alternativen für Leute, die Milchprodukte vermeiden.

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