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Vuelta a Espana 2017

Marczynski sichert sich seine zweiten Etappensieg auf der 12. Etappe der Vuelta a España 2017

Contador geht in die Offensive, Froome stürzt auf der Verfolgungsjagd und verliert Zeit an Nibali.

Tomasz Marczynski (Lotto Soudal) behauptete den Tagessieg der 12. Etappe der Vuelta a España, nachdem er sich mit einem starken Angriff erfolgreich von der Gruppe absetzen konnte. Für den Polen war das der zweite Etappensieg bei der diesjährigen Spanienrundfahrt.

Der 33-jährige fuhr seinen Angriff auf dem letzten Anstieg des Tages und konnte das Überbleibsel der Ausreißergruppe, die sich schon früh während der Etappe geformt hatte, auf der Abfahrt und auf dem Weg zum Ziel fernhalten. Omar Fraile (Dimension Data) und Jose Joaquin Rojas (Movistar) wurden Zweiter und Dritter der 12. Etappe. Aber so richtig Leben kam in das Renngeschehen im Peloton, als Alberto Contador (Trek Segafredo), zusammen mit Nicolas Roche (BMC Racing), auf dem letzten Anstieg voll in die Offensive ging und einen starken Angriff fuhr.

(Foto: Sirotti)
(Foto: Sirotti)

“Es war eine unglaubliche Etappe,” sagte Marczynski. “Nach meinem Sieg auf der 6. Etappe habe ich dafür gesorgt, dass ich mich erhole, um es heute wieder zu versuchen. Am Anfang hatte ich ein bisschen Sorge – ich habe viel Energie verbraucht und musste gefühlte 100 Mal eine Sprint einlegen, um in die Fluchtgruppe zu gelangen. Als ich Anschluss fand, wusste ich: ‚heute wird mein Tag‘. Von Anfang an fühlte ich mich gut, kletterte gut. Bis zum letzten Berg hielt ich mich zurück, ich wollte ein Gefühl dafür bekommen, wie es den anderen geht. Und ich merkte, heute waren meine Beine gut, da dachte ich, ich versuche es alleine. Es ist unglaublich. Seit ich ein kleiner Junge war, habe ich davon geträumt, eine Etappe bei einer Grand Tour zu gewinnen und heute ist mein Traum wahr geworden.“

Das Peloton fuhr in einem gesammelten Tempo die Küste entlang. Erst am letzten Berg kam Leben in das Renngeschehen. (Foto: Sirotti)
Das Peloton fuhr in einem gesammelten Tempo die Küste entlang. Erst am letzten Berg kam Leben in das Renngeschehen. (Foto: Sirotti)

Es schien wieder eine Etappe zu werden, die nach einem vorhersagbaren Muster verlaufen würde: Nach 45 Kilometern hatte sich eine Gruppe von Ausreißern abgesetzt und das Hauptfeld ließ sie recht entspannt ziehen. Von der Fluchtgruppe schien keine Bedrohung auf das Gesamtklassement auszugehen und auch aus der Gruppe der Mitfavoriten war alles ziemlich ruhig, so dass Team Sky ein recht entspanntes Tempo vorschrieb. Den Ausreißern wurde ein Vorsprung von acht Minuten gewährt, als sich das Rennen auf dem flachen Stück in Torre del Mar bewegte.

In der Fluchtgruppe befanden sich Edward Theuns (Trek-Segafredo), Jose Joaquin Rojas (Movistar), Pawel Poljanski,  Andreas Schillinger (Bora-Hansgrohe), Julien Duval (AG2R-La Mondiale), Brendan Canty (Cannondale-Drapac), Michael Morkov (Katusha-Alpecin), Stef Clement (LottoNL-Jumbo), Jan Polanc (UAE Team Emirates), Tomasz Marczynski (Lotto Soudal), Omar Fraile (Dimension Data), Anthony Pérez (Cofidis), David Arroyo (Caja Rural-Seguros RGA) und Peter Koning (Aqua Blue Sport). Der Anstieg Puerto del León, auf den die Fahrer als erstes trafen, zog sich auf 17 Kilometer hin, aber sein gleichmäßiger Anstieg von weniger als 5 % brachte keinen nennenswerten Unterschied in den zwei Gruppen.

So zog sich das Rennen dahin und es hatte den Anschein, als wäre es unter den Favoriten auf den Gesamtsieg zum Stillstand gekommen. Der erste Berg Berg der 1. Kategorie, Puerto del León, wurde ohne Zwischenfälle oder nennenswerte Geschehnisse in Angriff genommen. Aber dann erreichten die Fahrer den Fuß des Torcal und mit einmal brach innerhalb der Ausreißergruppe und dem Hauptfeld die Hölle los. Innerhalb kürzester Zeit war die Fluchtgruppe zersprengt,  Marczynski lieferte nach 6 Kilometern auf dem 7,6 Kilometer langen Anstieg seinen explosiven Angriff, der seine Mitstreiter zurückließ, ohne Chance, ihn einzuholen und den Tagessieg streitig zu machen.

Alberto Contador fuhr einen starken Angriff und konnte sich gegenüber dem Feld behaupten. (Foto: Sirotti)
Alberto Contador fuhr einen starken Angriff und konnte sich gegenüber dem Feld behaupten. (Foto: Sirotti)

Ein paar Minuten später erreichte das Peloton den Torcal und Contador ging zum Angriff über. Nicolas Roche ging sofort mit dem Spanier mit und hängte sich an Contadors Hinterrad, sah sich aber letztendlich gezwngen, Contador ziehen zu lassen. Sein Angriff verbreitete Aufruhr und Panik im Hauptfeld. Team Sky parierte sofort und schickten einen ihrer Fahrer, um Contador wieder einzuholen. Der Rest des Teams formierten sich wieder und übernahmen stoisch die Kontrolle im Hauptfeld, was sich wieder beruhigte und mit einer gewissen Ruhe die Verfolgungsjagd auf Contador aufnahm.

Die Sky-Taktik schien aufzugehen: Schon bald war der Abstand von Contador von 45 auf 15 Sekunden gefallen. Aber eine unvorhergesehene Entwicklung brachte das Renngeschehen auf ein neues durcheinander: Chris Froome stürzte und musste sein Rad wechseln. Das Hauptfeld ließ nicht locker, aber was zu einer routinierten Verfolgungsjagd wurde, wurde bald wieder auf den Kopf gestellt, als der Träger des roten Trikots ein zweites mal zu Fall kam.

 

Etwas weiter vorne hatte Contador Anschluss zu seinem Teamkollegen Edward Theuns gefunden und das Duo schlug, mit dem Ziel in fast greifbarer Nähe, ein hartes Tempo an. Froome, der sich wie im Niemandsland befand, wurde von Mikel Nieve und Wout Poels wieder in die Richtung des Peloton begleitet. Sie arbeiteten hart, den Anschluss zu finden, aber trotz ihrer Verfolgungsversuche war es ihnen unmöglich, Kontakt mit der Gruppe aufzunehmen.

“Besser hätte es nicht sein können. Ich griff an, sprach zu Nicolas Roche und fuhr mit ihm, aber er konnte mir nicht folgen“, sagte Contador nach der Etappe. „Ich wusste, dass ich einen Teamkollegen in der vorderen Gruppe hatte und wir gaben alles. Die Abfahrt war sehr kompliziert, denn es war ziemlich rutschig, also mussten wir etwas vorsichtig fahren während wir gleichtzeitg hart ins Pedal treten wollten. Froome ist gestürzt, aber er hat nicht viel Zeit verloren. Wenn man den Finish der heutigen Etappe in Betracht zieht, wir hatten eigentlich keine Erwartungen, also können wir nur froh sein, mit dem, was wir erreicht haben.“

Ein sichtlich lädierter Froome überquert die Ziellinie. Seine Führung gegenüber Nibali ist auf 53 Sekunden geschrumpft. (Foto: Sirotti)
Ein sichtlich lädierter Froome überquert die Ziellinie. Seine Führung gegenüber Nibali ist auf 53 Sekunden geschrumpft. (Foto: Sirotti)

Chris Froome liegt weiterhin in Führung der Gesamtwertung, aber als er im Ziel ankam hatte er 20 Sekunden an den Gesamtzweiten Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) und 42 Sekunden an Contador verloren. Sein Vorsprung auf Nibali beträgt nach der 12. Etappe 59 Sekunden. Nach den heutigen Ereignissen kann man sagen, dass die Vuelta a España 2017 noch nicht entschieden ist.

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