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Tour de France 2018

Tour de France 2018: Geraint Thomas gewinnt die 11. Etappe und das gelbe Trikot

Der Team-Sky-Fahrer übernimmt die Führung im Gesamtklassement am zweiten Tag in den Alpen. Kittel und Cavendish verpassen das Zeitfenster.

Die erste wahre Etappe im Hochgebirge bei der 105. Tour de France war eher ruhig verlaufen, was viele ziemlich überraschte. Aber schon am folgenden Tag, auf der 11. Etappe, wurde der Stillstand vom Vortag wettgemacht. Das Rennen explodierte förmlich. Am Schluss gab es eine neue Ordnung in der Gesamtwertung. Geraint Thomas (Team Sky) stürmte in La Rosière  zum Etappensieg und in das gelbe Trikot, während seine Rivalen auf dem Berg verstreut um Schadensbegrenzung kämpften.

Der Waliser hatte wiederholt die Gerüchte abgestritten, dass es zwischen ihm und seinem Teamkollegen Chris Froome, dem er als Ehrenhelfer bei seinen Tour-de-France-Siegen immer zur Seite gestanden hat, bei der diesjährigen Tour de France zu einem Konkurrenzkampf kommen würde. Aber mit seinem Angriff sechs Kilometer vom Ziel der ersten Bergankunft der 105. Tour de France, mit dem er Chris Froome und den anderen Favoriten davonfuhr, scheint Thomas ein Zeichen setzen zu wollen.

Geraint Thomas (Team Sky) siegt auf der 11. Etappe der 105. Tour de France und übernimmt die Führung in der Gesamtwertung. (Foto: © ASO / A Broadway)
Geraint Thomas (Team Sky) siegt auf der 11. Etappe der 105. Tour de France und übernimmt die Führung in der Gesamtwertung. (Foto: © ASO / A Broadway)

Froome reagierte vorerst nicht, fuhr aber dem Rest der Gruppe auf den letzten Kilometern davon. Der viermalige Tour-de-France-Sieger wurde im letzten Moment von Tom Dumoulin (Team Sunweb) um den zweiten Platz gebracht und wurde dritter auf der zweiten Etappe im Hochgebirge. Dumoulin hatte noch vor dem letzten Pass einen Angriff gewagt. Thomas war ihm gefolgt und letztendlich in den letzten Kilometern davongestürmt.

Zum zweiten Jahr in Folge trägt Geraint (
Zum zweiten Jahr in Folge trägt Geraint „G“ Thomas das gelbe Trikot. „Das ist schon krass“, waren seine Worte. (Foto: © ASO / A Broadway)

„Das ist echt krass und ich habe damit nicht gerechnet“, sagte Thomas im Ziel. „Wir hatten nicht viele Leute und ich habe mich auf mein Instinkt verlassen. Ich wollte verhindern, dass wir überrumpelt werden. Ich konnte eine kleine Lücke schaffen und Froomey würde bei den anderen bleiben.“

„Ich fuhr auf Dumoulin auf und konnte mit ihm mithalten, Froomey schaffte es auch. Ich sah Frosty (Mikel Nieve). Es war wirklich schade, aber ich musste um den Sieg fahren. Ich wusste, es gab eine gute Chance, das gelbe Trikot zu bekommen, aber ich wusste nicht, wie die anderen fahren würden. Das gelbe Trikot tragen zu dürfen ist immer eine große Ehre. Ich habe es letztes Jahr tragen dürfen und im Folgejahr wieder zu haben ist wirklich ein tolles Gefühl.“

Eine große Gruppe von 40 Fahrern konnte sich schon früh vom Peloton absetzen, aber viele konnten nicht mithalten, als der Gradient der Strecke unaufhaltsam anstieg und die Gruppen die Berge der zweiten Bergetappe in den Alpen unter die Räder nahmen. In der Gruppe befanden sich unter anderem Julian Alaphilippe (Quick-Step Floors), Chad Hagan, Soren Kragh Andersen (Sunweb), Gorka Izaguirre (Bahrain-Merida), Mark Soler (Movistar), Tejay van Garderen, Stefan Kung (BMC), Pawel Poljanski (Bora-Hansgrohe), Michael Valgren, Tanel Kanger, Thomas De Gendt, Tomasz Marczynski (Lotto Soudal), Mikel Nieve, Damian Howson (Mitchelton-Scott), Guillaume Martin (Wanty Groupe Gobert), Pierre Rolland (EF-Drapac).

Tom Dumoulin (Team Sunweb) schlug Titelverteidiger und viermaligen Sieger Chris Froome (Team Sky) im Ziel um den zweiten Platz. (Foto: © ASO/A Broadway)
Tom Dumoulin (Team Sunweb) schlug den Titelverteidiger und viermaligen Sieger Chris Froome (Team Sky) im Kampf um den zweiten Platz. (Foto: © ASO/A Broadway)

Auf dem Montée de Bisanne, dem ersten Pass des Tages, konnte Alapphilippe seine Führung in der Bergwertung mit einem Sprint über die Kuppe weiter ausbauen. Warren Barguil versuchte, es ihm gleichzutun, konnte aber nicht mithalten. Der Zeitabstand zum Peloton, das von Team Sky in bekannter Manier kontrolliert und in Schach gehalten wurde, betrug sechs Minuten.

Über den Col du Pré und Cormet de Roselend

Alaphilippe, Barguil und De Gendt, die den ersten kategorisierten Pass des Tages zusammen überquert hatten, wurden am Fuß des Col du Prè von der großen Ausreißergruppe wieder eingeholt. Um die 30 Fahrer befanden sich in der Gruppe, aber als der Gradient des du Pré in den zweistelligen Bereich ging, fielen mehr und mehr Fahrer aus der Gruppe.

Im Peloton wurde die Herrschaft von Team Sky schließlich gebrochen. Luke Rowe, der bis dahin ein solides Tempo vorgschrieben hatte, ließ sich nach hinten fallen, Movistar übernahm mit drei Fahrern die Führung. Das Tempo zog merklich an und forderte seinen Tribut: Greg Van Avermaet war einer der ersten, der nicht weiter mithalten konnte. Seine Zeit im gelben Trikot schwand sichtlich dahin.

Von den Favoriten auf das Gesamtklassement forderte der Col du Prè seine ersten Opfer: Rigoberto Uràn, der am Vortag und auf dem Pavè in Roubaix große Zeitverluste verbuchte, fiel zurück. Seine Hoffnungen auf einen Platz auf dem Podium schwanden zusehends. Uran ist nicht der einzige, dessen Ambitionen auf die Gesamtwertung bei der 105. Tour de France nicht aufgehen werden: Bauke Mollema, der mit Rückenschmerzen zu kämpfen hat, und Rafal Majka zeigten die ersten Anzeichen von Schwäche.

Für viele beginnt die Tour de France mit ihrer Ankunft im Hochgebirge. (Foto: ©ASO / A Broadway)
Für viele beginnt die Tour de France mit ihrer Ankunft im Hochgebirge. (Foto: ©ASO / A Broadway)

Valverde ging als erster zu einem ernsthaften Angriff über und konnte sich schnell vom Peloton absetzen. Der Movistar-Fahrer baute einen Vorsprung von 30 Sekunden auf, Team Sky sah sich gezwungen, wieder die Führung des Pelotons zu übernehmen. Auf der Passhöhe war es Barguil, der sich diesmal die Punkte der Bergwertung holte. Valverde, der seinen Teamkollegen Soler eingeholt hatte, welcher ihm nun zur Hilfe stand, hatten einen Vorsprung von 1:10 zum Peloton und Team Sky geschaffen.

Es folgte eine kurze Abfahrt, bevor die Straße zum Cormet de Roselend wieder anstieg. Valverde befand sich 2:00 vor den restlichen Fahrern und trug das virtuelle Gelbe Trikot. Bahrain-Merida fing an, das Tempo weiter anzuziehen und der Zeitabstand verringerte sich auf 1:30 als die Überreste der Gruppe nach Valverde und Soler die Passhöhe erreicht hatten. Auf der Abfahrt vom Cormet de Roselend ging Tom Dumloulin in Begleitung von Kragh Andersen zum Angriff über. Eine zersplitterte Gruppe an Fahrern erreichte den letzten Anstieg, La Rosière, der zum Ziel führte.

Die erste Bergankunft

Innerhalb des ersten Kilometers des letzten Passes hatte Dumoulin auf Valverde aufgeschlossen. Valverde ließ sich von dem Holländer und dessen Teamkollegen weiterziehen. Schließlich hatte Kragh Anderesen seinen Soll erfüllt und Dumoulin fing an, weiterhin Druck zu machen. Valverde ließ den Holländer gewähren, weigerte sich, einen Teil der Führung zu übernehmen und übte stattdessen Druck auf Dumoulin aus. Der Abstand des Duetts zum Peloton mit einer starken Präsenz an Team-Sky-Fahrern betrug nur noch 30 Sekunden.

Letztendlich war Dumoulin zuviel des Guten für Valverde, der sich gezwungen sah, den Holländer ziehen zu lassen. Der Spanier fiel zurück und ließ das Peloton ziehen. Nieve befand sich noch mit einer Minute Vorsprung vor Dumoulin und zog kräftig an, mit der klaren Absicht, es auf den Etappensieg ankommen zu lassen. Das Peloton lag 1:35 hinter Nieve, aber sechs Kilometer vor dem Ziel kam der Angriff von Geraint Thomas.

Ein Bild sagt mehr als tasuend Worte: Die Erschöpfung des Tages zeigt sich bei Ilnur Zakarin. (Foto: © ASO/ A Broadway)
Ein Bild sagt mehr als tasuend Worte: Die Erschöpfung des Tages zeigt sich bei Ilnur Zakarin. (Foto: © ASO/ A Broadway)

Froome zog nicht mit, seine Mistreiter ließen es im ersten Moment drauf ankommen. Bardet war der erste, der sich schließlich von Thomas mitreißen ließ und setzte an, den Abstand zum Waliser zu überbrücken. Er zog Froome und eine auserwählte Gruppe an Gesamtfavoriten, Quintana, Nibali, Roglic und Dan Martin, mit sich. Landa, Zakarin und Yates hatten zu dem Zeitpunkt den Anschluss verloren.

Froome ging zum Angriff über und riskierte so, dass die Rivalen zu Thomas aufholen würden. Bardet zog ein paarmal merklich das Tempo an, um Froome ein Zeichen zu setzen. Froome parierte und setzte selber ein Zeichen für seine Rivalen.

Vier Kilometer vor dem Ziel erreichte Thomas den Sunweb-Fahrer Dumoulin, mit Froome auf ihren Fersen. Dan Martin fuhr einen beherzten Angriff auf Froome, der sich ohne zu zögern an den Iren hängte. Quintana, Bardet, Nibali und Roglic ließen die zwei ziehen. Ein Kilometer vor dem Ziel und Dumoulin und mit Thomas in Sichtweite griff Froome Dan Martin an. Zeitgleich fuhr Thomas einen harten Angriff und konnte sich vom Mitstreiter Dumoulin absetzen. Der Waliser überholte Nieve bevor er zum Etappensieg und in das gelbe Trikot fuhr.

Geraint Thomas liegt 1:25 vor seinem Teamkollegen Chris Froome in der Führung des Gesamtklassement. Dumoulin liegt auf dem dritten Platz mit einem Zeitrückstand von 1:44. Keiner der Favoriten befindet sich ansonsten innerhalb von zwei Minuten hinter dem gelben Trikot. Nibali liegt 2:14 zurück, Roglic 2:33, Steven Kruijswijk 2:40. Bardet und und Landa liegen knapp unter drei Minuten hinter der Führung, Quintana und Dan Martin 3:16.

Das Ende für Kittel und Cavenish

Für die schnellsten Fahrer des Peloton sind die Bergetappen eine Qual und eine Prüfung von Nerven und Durchhaltevermögen. Die 11. Etappe der 105. Tour de France forderte die ersten Opfer unter der Sprintgrößen: Mark Cavendish und Mark Renshaw (Dimension Data) und Marcel Kittel (Katusha-Alpecin) kamen mehr als 30 Minuten nach dem Etappensieger ins Ziel und verpassten das Zeitfenster. Für die Fahrer nimmt die Tour de France auf dem La Rosière ein vorzeitiges Ende. Rick Zabel (Katuscha-Alpecin) verpasste das Zeitfenster trotz eines beherzten Sprints zum Ziel um drei Sekunden. Nach Erwägen der Funktionäre wurde im die Disqualifikation erlassen und er darf dennoch in der 12. Etappe starten.

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