Mit seinem Sieg im Einzelzeitfahren zum Auftakt des Giro d’Italia 2016 bescherte der Niederländer Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) seinen Landsleuten einen Grund zum Feiern und sicherte sich das erste Maglia Rosa. Er schlug Primoz Roglic (LottoNL-Jumbo) um eine kleine, aber sehr entscheidende Sekunde. Für Dumoulin ist dieser Etappensieg der erste Sieg der Saison. Mit einer beeindruckenden Leistung kam Andrey Amador (Movistar) als dritter in der Gesamtwertung ins Ziel.
Dumoulin hatte in diesem Jahr noch keinen Sieg im Zeitfahren verzeichnen können: Bei Paris-Nizza und bei der Tour de Romandie verpasste er einen Sieg um jeweils eine Sekunde. Noch vor dem Einzelzeitfahren beim Giro d’Italia, versuchte der Niederländer den Druck von sich auf den Favoriten Fabian Cancellara abzulenken.
Und tatsächlich schien Dumoulin auch beim dritten Versuch, ein Zeitfahren zu gewinnen, das Glück nicht hold zu sein. Aber er schaffte es wortwörtlich in der letzten Sekunde, Primoz Roglic um den Sieg zu bringen, der eine starke Leistung an den Tag brachte.
“Mir ist fast schlecht, aber gleichzeitig bin ich so froh. Heute war das Glück auf meiner Seite. Das Glück, das mir in der Romandie entsagt wurde, hat sich hier in den Niederlanden ausgezahlt. Es bedeutet mir sehr viel”, sagte Dumoulin im Ziel.
“Es war nicht unbedingt mein bestes Zeitfahren, aber auch nicht mein schlechtestes. Ich habe an sich keine Fehler gemacht. Mein Start hätte besser sein können, aber letztendlich zählt das Ergebnis.”
Dumoulin fuhr ins Ziel als Cancellara (Trek-Segafredo) von der Rampe in sein Einzelzeifahren startete. Es folgten sehr spannende und nervenaufreibende elf Minuten bevor die Zeit von Spartacus bekannt wurde. Der Schweizer, der als einer der Favoriten in das Einzelzeitfahren des Giros zog, war am Mittwoch an einem Magen-Darm-Infekt erkrankt und seine Leistung zeigte, dass er sich davon noch nicht erholt hatte.
Roglic war die Űberraschung des Tages: Der Fahrer vom Team LottoNL-Jumbo fuhr ein beachtliches Rennen und übernahm die Führung von Dumoulins Teamkollegen Tobias Ludvigsson. Der ehemalige Skispringer Roglic hatte seine Skier gegen das Rennrad getauscht. Der Giro d’Italia ist seine erste Grand Tour und keiner erwartete, dass er eine so hohe Platzierung erreichen würde.
Der deutsche Sprinter (Etixx-Quickstep) überzeugte durch seine Leistung, als er seine Rivalen in Nijmegen um einige Längen im Zielsprint schlug und sich den Sieg der 2. Etappe sicherte.
„Ich bin sehr froh“, sagte Kittel. „Für mich war der Start mein Schwerpunkt, auf den ich mich in meinem Training und meiner Vorbereitung konzentriert habe. Es ist fantastisch, in den Niederlanden zu sein und vor so großen Menschenmassen das Rennen zu fahren. Ab heute wird ein bisschen weniger Druck auf uns liegen.“
Die zweite Etappe des Giro d’Italia führte das Peloton 190 km lang über eine flache Kreuz-und Querfahrt, die nach Norden, Westen, Süden, Osten und wieder nach Norden verlief. Sie bot keinen Schutz vor dem Wind und hielt, was es den Fans versprach: Ein rasende und spannende Zurschaustellung der Sprinter im Peloton.
Kittel startete seinen Sprint 250 m vor dem Ziel, als er vom Hinterrad Arnaud Démares (FDJ) aus Gas gab. In dem Moment, in dem der Etixx-Quickstep-Fahrer zu seinem Sprint ansetzte und an Démare vorbeizog, schaffte er einen klaren, unüberbrückbaren Abstand zwischen sich, dem Franzosen und seinen anderen Rivalen, die sich einen Sieg in diesem Sprint erhofften. Kittel hielt den Abstand. Erst auf den letzten 50 Metern setzte Kittel sich auf, um seinen Sieg zu feiern und die Jubelrufe der Zuschauer gebührend entgegenzunehmen.
Démare, der von seinen FDJ-Teamkollegen perfekt ausgerichtet und in den Sprint geführt worden war, schaffte es, sich den zweiten Platz zu sichern. Sacha Modolo (Lampre-Merida) wurde dritter.
Kittel verzeichnete für den Sieg eine Zeitgutschrift von 10 Sekunden. Dadurch rückt er auf den dritten Platz in der Gesamtwertung vor. Nur eine Sekunde liegen jetzt zwischen dem deutschen und dem derzeitigen Führer Tom Dumoulin (Giant-Alpecin), der das Maglia Rosa einen weiteren Tag tragen wird, und dem zweitplazierten Primoz Roglic (LottoNL-Jumbo).
Einmal hin und wieder zurück: Die dritte Etappe des Giro d’Italia brachte die Fahrer von Nijmegen über niederländisches Flachland zurück nach Arnhem. Wieder ein Tag für die Sprinter und was für ein Tag es war! Marcel Kittel gewann auch diesen Schlusssprint und sicherte sich nicht nur seinen zweiten Etappensieg in Folge, sondern konnte sich auch das Maglia Rosa überstreifen. Damit ist er der erste Deutsche seit Olaf Pollack 2006, der das Trikot des Führers der Gesamtwertung des Giros trägt.
Seine Teamkollegen von Etixx-Quickstep bereiteten dem Sprinter eine perfekte Situation, aus der Kittel seinen Sprint starten konnte. Noch 200 m vor dem Ziel setzte der Deutsche zu seinem Sprint an und schaffte es sofort, einen erheblichen Abstand zwischen sich und seine Rivalen zu bringen.
Kittel war um einige Längen Elia Viviani (Sky) voraus und feierte seinen zweiten Sieg, als er über die Ziellinie fuhr. Giacomo Nizzolo (Trek-Segafredo) wurde dritter.
Für seinen Sieg erhielt Kittel eine weitere Zeitgutschrift von zehn Sekunden, was ihn nicht nur zum Etappensieger macht, sondern auch zum Führer der Gesamtwertung. Marcel Kittel hat jetzt einen Vorsprung von neun Sekunden in der Gesamtwertung über Tom Dumoulin (Giant-Alpecin), der auf den zweiten Platz abrutschte. Andrey Amador (Movistar) übernahm nach der dritten Etappe den dritten Platz von Primoz Roglic (LottoNL-Jumbo).
Dabei schien es einige Zeit, als ob Kittel der zweite Sieg nicht vergönnt werden würde, als Johann Van Zyl (Dimension Data) einen heldenhaften Soloritt antrat. Als einer von vier Fahrern in der Spitzengruppe, die sich schon frühzeitig vom Hauptfeld absetzte, entschloss sich Van Zyl 12 Kilometer vor dem Ziel, mit einer Minute Vorsprung einen Angriff zu fahren.
Nur unter der gemeinsamen und aufeinander abgespielten Anstrengung und Teamarbeit von Etixx-Quickstep schaffte das Team, den Ausreißer knapp 1,7 km vor dem Ziel wieder einzuholen.
Etixx-Quickstep überrollte nicht nur den Ausreißer, sondern befand sich mit einem Mal in der Gesellschaft vieler Fahrer, die versuchten, sich einen Platz vorne im Pack zu sichern. Das Team schaffte es aber, Kittel in die perfekte Position zu bringen, von der er seinen Sprint starten konnte. Fabio Sabatini, das „Zugpferd“ des Sprintzuges, schlug ein Höllentempo an. Mit 200 Metern vor dem Ziel hatte Sabatini alles gegeben und Kittel war in der perfekten Position, sich den Sieg zu sichern.
„Dieser Sieg ist mein vierter Sieg beim Giro und ich trage das Maglia Rosa. Ich bin überglücklich“, sagte Kittel. „Ich bin stolz, sagen zu können, dass ich das gelbe Trikot der Tour getragen habe. Jetzt kommt das rosa Trikot des Giros noch dazu, was wirklich etwas besonderes ist.“
„Es war ein sehr anstrengender Tag mit sehr viel Wind, was es mir erschwerte, meine Position im Hauptfeld zu halten. Die Ausreißer schafften es, sich einen großen Vorsprung herauszufahren. Aber meine Jungs haben es wirklich super gemacht, dass ich keine Schwierigkeiten bekam und dann Matteo Trentin, Fabio Sabatini und mich in die Position für den Sprint zu bringen. Matteo und Fabio waren super, was es für mich leichter machte.“
Die Profis haben am 9. Mai ihren ersten Ruhetag und reisen in das Heimatland der Giro, wo sie eine Etappe über 200 km und die zwei ersten, ernsthaften Anstiege erwarten.
Nach einer packenden ersten Etappe in Italien, beanspruchte ein Italiener nach einem dramatischem Rennen den Sieg der vierten Etappe des Giro d’Italias für sich: Diego Ulissi (Lampre-Merida) befand sich während der letzten Kilometer immer in der Offensive. Am letzten Anstieg des Tages, mit noch zehn Kilometern zum Ziel, schaffte er es endlich, sich abzusetzen. Er konnte das Hauptfeld von sich fern halten und gewann noch vor Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) und Steven Kruijswijk (Team LottoNl-Jumbo).
Marcel Kittel, der nach seinem zweiten Etappensieg am Sonntag in der Gesamtwertung führte, musste zweimal abreißen lassen. Schließlich gab er die Jagd auf und kam erst Minuten später nach dem Sieger in Praia a Mare an.
Tom Dumoulin, Sieger der ersten Etappe und Träger des Maglia Rosa, bis er es am Sonntag an Kittel abgab, wurde mit einem fünf-Sekunden-Zeitabstand zweiter in einer sehr erlesenen Führungsgruppe, die nach Ulissi ins Ziel kam. Als Folge rückte der Niederländer wieder in die Führung und übernimmt wieder das Maglia Rosa.
Dumoulin führt vor Bob Jungels (Etixx-QuickStep) mit 20 Sekunden Vorsprung. Ulissi hat die gleiche Zeit und befindet sich an dritter Stelle der Gesamtwertung. Vincenzo Nibali (Astana), der als Favorit galt, liegt derzeit mit 26 Sekunden Rückstand auf dem sechsten Platz.
Die Mehrheit der Anwärter auf das Maglia Rosa erreichten mit dem Hauptfeld sicher, aber Ryder Hesjedal (Trek-Segafredo) musste Zeit einbüßen.
Der Held des Tages war aber Ulissi, der diese Etappe dominierte und für sich entschied. Er passte seinen letzten Antritt perfekt ab und setzte der Arbeit, die seine Teamkollegen im Vorfeld verrichtet hatten, die Krone auf. Vor allem die Strategie seines Kollegen Valerio Conti machte sich bezahlt: Er zog eine ausgewählte Gruppe an Fahrern vom Hauptfeld und baute so einen Puffer zwischen Ulissi und dem Peloton. Für Ulissi war dieser Sieg der fünfte Etappensieg beim Giro in seiner Karriere als Profi.
Am Fuße des letzten Anstiegs überließ Conti seinem Kollegen Ulissi die Verantwortung. Der Italiener, zweifelsohne der schnellste Fahrer in der Ausreißergruppe, behauptete sich an der Spitze und kontrollierte die Gruppe. Stefano Pirazzi (Bardiani-CSF) fuhr einen Scheinangriff, aber Ulissi ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Erst setzte er Pirazzi einen Dämpfer auf, nur, um sich dann am Gipfel von der Gruppe abzusetzen.
Das Hauptfeld turg seine eigene Schlacht aus. Die Anwärter auf die Gesamtqualifikation wollten zeigen, was in ihren Beinen steckte, jetzt, wo sie sich in Italien und auf den ersten, ernsthaften Anstiegen des diesjährigen Rennens befanden.
Der zierliche und kleine, aber kraftvolle Fahrer Domenico Pozzovivo (AG2R La Mondiale) war der erste, der sich in einem Ausreißversuch versuchte. Mit ihm zogen Nibali, Alejandro Valverde und Tom Dumoulin.
Astana führte das Hauptfeld auf die rasante Abfahrt. Ein Ausreißer nach dem anderen wurde eingeholt, dann ging die Jagd auf Ulissi richtig los, der sich erhoffte, das Maglia Rosa überziehen zu können.
Mit nur einem Kilometer zum Ziel, hatte der Italiener tatsächlich ein paar Sekunden in petto. Die Verfolgergruppe löste sich auf den letzten Kilometern auf, was ihm zugute kam. Ussili schaffte es, die letzten Verfolger in Schach zu halten und sicherte sich seinen fünften Etappensieg und den ersten Sieg für Italien beim diesjährigen Giro.
„Ich bin wirklich sehr glücklich. Als Team haben wir super zusammen gearbeitet“, sagte Ulissi im Interview, als er im Ziel ankam.
„Valerio Conti war hervorragend: Wie er den Angriff wegzog, das war wirklich bemerkenswert. Am letzten Anstieg gab ich alles. Ich machte mir Sorgen, dass ich auf der Abfahrt eingeholt werden würde. Aber ich ließ mich nicht beirren, hielt durch und habe gewonnen. Zehn Meter vor der Ziellinie drehte ich mich kurz um und da stellte ich fest, dass ich es geschafft hatte. Das war ein ganz besonderer Moment.“
Auch der kleine Anstieg zum Ziel in Benevento konnte ihn nicht aufhalten: Andre Greipel (Lotto-Soudal) nutzte seine brachiale Kraft und starke Leistung im Sprint, um sich den Sieg der fünften Etappe des Giro d’Italia zu sichern.
Die 233 km lange Strecke von Praia a Mare nach Benveneto war weder bergig noch flach – sie war schlicht und einfach hart. Es gab einen kategorisierten Anstieg nach nur 35 Kilometern. Und dann wellte sich der Streckenverlauf immer wieder auf und ab, was an den Kräften zehren kann.
Der zermürbende Streckenverlauf tat der Kraft des „Gorillas“ keinen Abbruch. Der deutsche Sprinter gewann mit einem beachtlichen Vorsprung zu seinen Verfolgern Arnaud Demare (FDJ) und Bob Jungels (Etixx-Quickstep).
Greipel entkam nur knapp einem Unfall, der sich nur 1,5 km vor dem Ziel ereignete, als Rein Taaramae (Katusha) mit seinem Rad in der Kurve ausrutschte und zu Fall kam. Der Sturz unterbrach die Taktiken einiger Teams, als Fahrer Ausweichmanöver fuhren, um sich vor einem Sturz zu retten.
Robert Ferrari (Lampre-Merida) wartete vergebens auf seinen Teamkollegen Sacha Modolo. Sonny Colbrelli (Bardiani-CSF) fand sich mit einem Mal an der Spitze der Gruppe und zögerte einen Augenblick zu lange, was Greipel zugute kam.
Der Lotto-Soudal-Sprinter zog in den letzten 300 Metern mit aller Kraft an und gewann die Etappe mit einem beachtlichen Vorsprung von einigen Radlängen.
„Ich sage nur ‚Chapeau‘ an meine Teamkollegen“, sagte Greipel, als er im Ziel angekommen war. „Es war wirklich unbeschreiblich anstrengend für sie, die Lücken zuzufahren. Aber sie haben sich wirklich für mich eingesetzt, auch als die anderen Teams uns nicht mehr halfen. Wir mussten ein bisschen spekulieren und ein paar Risiken eingehen. Letztendlich nutzten wir Lars Bak und Wellens, um die Spitzengruppe einzuholen. Der Rest sorgte dann dafür, dass ich vorne blieb und ich setzte alle daran, auch auf der letzten Runde vorne zu bleiben. Jurgen Roelandts war auf den letzten fünf Kilometern einfach nur noch unglaublich, als er dafür sorgte, dass ich vorne im Rennen blieb. Mit nur noch 400 Metern zum Ziel nahmen alle Tempo raus. Und ich dachte, wenn ich eine Lücke sehe, dann werde ich sie nutzen. Ich sah eine Lücke und gab alles, was meine Beine hergeben konnten.“
Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) kam sicher mit dem Peloton ins Ziel und behält weiterhin das Maglia Rosa der Gesamtwertung. Dumoulin hat einen Vorsprung von 14 Sekunden über Jungels. Der Gewinner der vierten Etappe, Diego Ulissi (Lampre-Merida), liegt 20 Sekunden hinter dem Maglia Rosa auf dem dritten Platz in der Gesamtwertung.
Marcel Kittel (Etixx-Quickstep) setzte nicht auf den Sieg dieser Etappe, nachdem er sechs Kilometer vor dem Ziel vom Hauptfeld wegfiel. Es war deutlich zu sehen, dass ihm die 233 km wellige Strecke zusetzte. Kittel kam mit einem Zeitabstand von 3:56 ins Ziel.
Dumoulin war sichtlich erleichtert, dass er dem Unfall entkam. Aber seine Gedanken waren schon bei der Etappe am folgenden Tag, die 156 km von Ponte nach Roccaraso führen wird und die erste Bergankunft der diesjährigen Runfahrt sein wird.
„Heute war wirklich ein anstrengender Tag. Es ging nur hoch und runter und das Tempo, das wir anschlugen, war schon sehr schnell und vier Fahrer waren in der Spitzengruppe. Die Geschwindigkeit auf der letzten Runde war irrsinnig.“, sagte Dumoulin.
„Heute verstehe ich, wenn man sagt, dass der Sprint in Italien anders ist. Es war unglaublich. Es war chaotisch und gefährlich. Auf der letzten Runde habe ich wirklich gelitten, aber ich denke, das gilt auch für die anderen. Morgen wird es wieder anstrengend. Der Zieleinlauf wird hart und wir werden herausfinden, wer die Form hat und wer nicht in Form ist. Mal sehen, was morgen passiert. Ich denke nicht, dass ich viele Zeiteinbußen machen werde.“
Dieser Sieg ist Andre Greipels vierter Etappensieg beim Giro d’Italia. Er bewies, dass er als Sprinter bei den Grand Tours konstante Ergebnisse liefern kann. Seit seinem Grand-Tour-Debut in 2008 hat Greipel mindestens eine Etappe bei jeder der Grand Touren gewonnen.
Mit seinem Sieg auf der 6. Etappe hat Tim Wellens (Lotto Soudal) seinen ersten Sieg einer Grand Tour eingefahren. Es war die erste Zielankunft am Berg des diesjährigen Rennens, was die Favoriten zum ersten Mal zum Kampf der Gesamtwertung anstachelte. Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) baute seinen Zeitvorsprung weiter aus, bestand aber weiterhin darauf, dass er an einem Gewinn der Gesamtwertung kein Interesse habe.
Der Startort des Rennens, Ponte, begrüßte die Fahrer mit strömenden Regen, als sie in ihrem Regenzeug aus den Bussen traten.
Die nassen und ungemütlichen Wetterbedingungen hielt die Profis nicht davon ab, die relativ kurze Strecke ins Ziel dazu zu nutzen, sich abzusetzen, um in einer Spitzengruppe das Rennen für sich zu entscheiden. Es dauerte eine Weile, bis sich das Feld beruhigte und sich eine Führungsgruppe absetzen konnte.
Der Zielort, Roccasaro, war die erste Bergankunft des diesjährigen Giros. Schon die Gröβen der Radsportgeschichte, wie Fausto Coppi, Bernard Hinault und Moreno Argentin, feierten hier ihre Erfolge.
Und in diesem Ort fuhr der Belgier Wellens den ersten Etappensieg einer Grand Tour seiner Karriere. Bis zum Ziel waren es 17 Kilometer und schon unten in den ersten Steigungen des Berges, fuhr Wellens seinen Angriff, der aus einem Gegenangriff gegen die Attacke von Laurent Didier (Trek-Segafredo) entstand. Ab da gab es für Wellens kein Halten mehr: Der Belgier legte seine Arme auf seinen Lenker und fuhr den Anstieg wie ein Einzelzeitfahren.
„Ich wollte schon am Anfang angreifen, aber das habe ich nicht geschafft. Die Ausreißergruppe war nicht sonderlich schnell. Pim Ligthart hatte die Idee, nach vorne zu fahren”, sagte Wellens. Tom Dumoulin, so Wellens, ermutigte ihn zum Angriff. Dumoulin hatte keine Ambitionen, um den Sieg zu fahren und gab sich zufrieden damit, dass die Spitzengruppe den Etappensieg unter sich entschied.
Tim Wellens erklärte: „Tom sagte, jetzt sei der richtige Augenblick – wir würden nicht folgen. Dann überbrückten wir zur Gruppe. Wir fuhren sehr gut und als wir zum letzten Anstieg kamen, war ich der Stärkste. Ich bin sehr glücklich. Ich stand unter viel Druck, denn mein Ziel war es, eine Etappe bei der Giro zu gewinnen. Ich bin froh, dass ich das erreicht habe.”
Der 24-jährige Belgier hatte eine Minute Vorsprung vor seinen Verfolgern, als er in Roccasaro die Ziellinie überquerte und voller Freude sein Rad hochhob. Unter den Anwärtern für die Gesamtwertung brach ein Kampf um die Punktwertung aus, mit Jakob Fuglsang (Astana) als zweiten und Illnur Zakarin (Katusha) als dritten. Aber am zufriedensten war mit Sicherheit Tom Dumoulin, der als vierter ins Ziel kam und seinen Zeitvorsprung noch etwas ausbauen konnte.
Der Niederländer hat immer wieder versichert, dass er den Giro für die Zeitfahrten fährt. Die Aggressivität, die er an den Tag legte, als Vincenzo Nibali (Astana) einen Angriff fuhr, steht aber in einem ziemlichen Widerspruch zu seiner Strategie. Dumoulin schaffte eine beachtliche Lücke, was ihm einen weiteren Zeitvorsprung um ein paar Sekunden über die Hauptfavoriten einbrachte. Domenico Pozzovivo (Ag2r-La Mondiale) und Zakarin waren die einzigen, die seinem Manöver folgen konnten. Schon bald hatten sie Jakob Fuglsang und Kanstanzin Siutsou (Dimension Data) eingeholt und rasten in Richtung Ziel.
Fuglsang wurden sechs Sekunden gut geschrieben, was ihn auf den zweiten Platz der Gesamtwertung vorrücken ließ. Aber das war nur ein kleiner Trost für einen enttäuschenden Tag für die Jungs in hellblau. Astana schlug am Zielanstieg ein hartes Tempo an. Fuglsang fuhr seinen Angriff, was die anderen Teams in die Offensive zwang. Astanas Teamführer und Gewinner des Giro 2013, Vincenzo Nibali, konnte aber nicht überzeugen. Anstatt weiter Druck zu machen, ließ er in der Erwartung nach, dass er eingeholt werden würde. In dem Moment packte Dumoulin seine taktische Űberraschung aus.
Nibali konnte nicht mehr nachziehen, und er konnte auch nicht mit Fahrern wie Esteban Chaves (Orica-GreenEdge), Rafal Majka (Tinkoff), Alejandro Valverde (Movistar), Rigoberto Uran (Cannondale) und Steven Kruiswijk (LottoNL-Jumbo) mithalten, als das zerbrochene Hauptfeld der Spitzengruppe hinterherjagte. Mikel Landa (Team Sky), der schon auf der 4. Etappe den Eindruck weckte, dass er Schwierigkeiten hatte, erreichte das Ziel mit Nibali und musste auch ein paar weitere Sekunden einbüβen.
Letztendlich verloren sowohl Nibali als auch Landa 23 Sekunden an Dumoulin, der die Gesamtwertung jetzt mit 23 Sekunden anführt. Bob Jungels (Etixx-Quickstep) verlor zwar seinen zweiten Platz in der Gesamtwertung und rutschte auf Rang 4 herab. Aber das hieß nichts: Der junge Fahrer fuhr ein starkes Rennen und trägt weiterhin das weiβe Trikot.
Andre Greipel (Lotto-Soudal) ließ wieder seine Sprintermuskeln spielen und sicherte sich den zweiten Etappensieg beim Giro 2016. Wie schon bei seinem ersten Sieg beeindruckte „der Gorilla“ mit seiner brachialen Kraft und Power, als er Richtung Ziel sprintete.
Die Etappe mit der Glückszahl Sieben rollte 211 km am Freitag, den 13., ein Tag, der in einigen ein unbehagliches Gefühl weckt. Nicht aber in Italien, wo „venerdi tredici“ ein Glückstag ist. Und für Greipel war es wahrlich ein Tag zum Feiern.
Auch wenn die Strecke 40 Kilometer vor dem Ziel einen sieben Kilometer langen Anstieg bot, war sie über ihre überdurchschnittliche Länge eher wellig als bergig und für ein Sprintfinish wie geschaffen.
Einen Augenblick lang erweckte Greipel den Eindruck, dass er seinen Platz vorne in der Gruppe verloren und keine Chance mehr hatte; sich im Kampf um den Etappensieg nicht mehr behaupten konnte.
Aber der „Gorilla“ nutzte seine beeindruckende Kraft und ließ seine Sprintmuskeln spielen: Caleb Ewan (Orica-GreenEdge) setzte zum Sprint an und Greipel setzte seine Geschwindigkeit ein, um fast wie aus dem Nichts wieder aufzutauchen und die anderen praktisch von hinten zu überrollen.
Greipel folgte Sacha Modolo (Lampre-Merida) aus dem wilden Gewühl des Sprints und trat mit voller Kraft zum Sprint an, was ihn über die Ziellinie katapultierte. Zusammen mit diesem Etappengewinn hat André Greipel in jeder der zehn Grand Tours, an denen er teilgenommen hat, eine Etappe für sich entschieden. Aber dieser Gewinn war etwas besonderes: Es war nicht nur ein plötzlicher Ruck zur Ziellinie, sondern eine Darstellung in der Kunst des Sprints.
Sechs italienische Sprinter schafften es zwar in die ersten zehn Finisher, aber konnten sich keinen Sieg sichern: Giacomo Nizzolo (Trek Segafredo) wurde zweiter und Modolo dritter. Ewan konnte sich den vierten Platz sichern, aber war sich bestimmt bewusst, dass er sich eine gute Gelegenheit auf einen Sieg entgehen ließ.
Marcel Kittel (Etixx-QuickStep) musste wirklich kämpfen, um über die Anstiege zu kommen. Leider hatte er nur fünf Kilometer vor dem Ziel einen Defekt und fehlte daher im Sprintkampf um den Sieg.
Greipel dankte seinen Teamkollegen, die sich für ihn eingesetzt hatten, um ihn an die Spitzengruppe zu führen und anschließend in den Sprint zu leiten. Mit diesem Etappengewinn erhielt Greipel auch das rote Trikot der Sprintwertung, Tim Wellens, der sich am Vortag den Etappensieg holte, erhielt das blaue Trikot der Bergwertung.
„Das war ein sehr anstrengender Tag“, sagte Greipel. „Die Spitzengruppe war sehr stark. Aber mein Team hat wieder fantastische Arbeit geleistet. Sie haben sich wirklich bis zum äußersten gequält, um uns an die Spitzengruppe heranzubringen.“
„Wir wussten, dass es zum Ende hin wegen des Seitenwinds und den vielen Ecken und Kurven kompliziert sein wird. Zwei unserer Jungs traten etwas zu früh an, aber ich bin richtig glücklich darüber, was sie geleistet haben. Ich suchte immer wieder nach einem Rad, dem ich folgen konnte und dachte schon, es sei zu spät. Aber zum Glück fand ich einen Weg durch das Gemenge. Ich hatte auch noch Kraft in meinen Beinen und suchte nach einer Lücke. Modolo hielt seine Linie, also hatte ich eine Lücke und konnte sprinten.“
„Als Team sind wir mit unserem Giro sehr zufrieden. Wir habe drei der sieben Etappen gewonnen, es ist für uns wirklich ein tolles Rennen.“
Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) kam sicher im Hauptfeld ins Ziel und behält weiterhin das Maglia Rosa der Gesamtwertung. An sich zufreiden mit seiner Leistung, war er von den Taktiken des Nippo-Vini-Fantini-Teams nicht sehr angetan. Das Team versuchte, ihren Fahrer Damiano Cunego so zu platzieren, dass er sich am ersten Anstieg des Tages ein paar Punkte sichern konnte.
„Nippo versuchten wieder mit eigenartigen Manövern Cunego an die Spitzengruppe zu bringen. Ich glaube, wenn das wieder passiert, werde ich ihn ein bisschen anschubsen und in die Gruppe schieben, denn es ist irritierend…“, meinte Dumoulin und erweckte ein bisschen den Eindruck, dass er es fast ernst meinte.
„An den Anstiegen fuhren sie sehr schnell und es wurden viele Angriffe gefahren. Die Gruppe zerbrach, aber ich hatte Tobias Ludvigsson an meiner Seite. Schließlich konnte sich eine gute Gruppe vorne absetzen und alles wurde wieder etwas ruhiger. Aber es war wieder ein sehr anstrengender Tag.“
Am Ende der siebten Etappe führt Dumoulin 26 Sekunden vorJakob Fuglsang (Astana). Zu den großen Favoriten hat er 41 Sekunden vor Alejandro Valverde (Movistar), 47 Sekunden vor Vincenzo Nibali (Astana) und 1:08 vor Mikel Landa (Team Sky) Vorsprung. Aber Dumoulin hat ein anstrengendes Wochenende vor sich: Am Samstag führt eine geschotterte Straße zum Zielort Arezzo, gefolgt von einem 40 km langen Zeitfahren in den Weinbergen der Chianti-Region.
„Ich bin zweimal die Strade Bianche gefahren und es hat mir gut gefallen. Ich freue mich darauf“, sagte Dumoulin.
„Das Zeitfahren ist eine sehr wichtige Etappe. Für mich ist das Zeitfahren eine der Schlüsseletappen des Giros. Es liegt mir und ich hoffe, das Zeitfahren zu gewinnen. Es ist schwierig, zu sagen, wieviel Zeit ich noch aus meinen Rivalen herausholen kann. Aber ich mag die Strecke. Sie geht auf und ab, aber das bedeutet auch, dass sie Fahrern wie Nibali liegt.“
„Vor der dritten Woche mache ich mir naürlich ein bisschen Sorgen. Ich habe für die Giro nicht in den Bergen oder in Höhenlagen trainiert. Ich bin von mir selber überrascht, aber ich weiß auch, dass die letzte Woche sehr hart sein wird.“
Gianluca Brambilla (Etixx-Quickstep) rüttelte die Gesamtwertung ziemlich auf: Der Italiener entschied die achte Etappe für sich und gewann einen solchen Zeitvorsprung, dass er sich in das Maglia Rosa des Führers der Gesamtwertung fuhr.
Brambilla begann seinen Soloritt von der Spitzengruppe aus, als diese sich auf dem Schotterweg des Alpe-di-Ponti-Anstiegs befand. Er flog buchstäblich den Berg hinab und kam ein paarmal beinahe von der Straße ab, weil er sich wirklich nichts schenkte. Aber er fuhr unbeirrt weiter. Seine Leistung und die Risiken zahlten sich aus: Der Etixx-Quickstep-Fahrer gewann seine erste Etappe einer Grand Tour und sicherte sich das Maglia Rosa.
Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) war sichtlich am Kämpfen und rutschte auf den elften Platz ab, 1:05 hinter dem Sieger. Ilnur Zakarin (Katusha) belegte nach der achten Etappe den zweiten, Steven Kruijswijk (LottoNl-Jumbo) den dritten Platz in der Gesamtwertung.
Die unebene Strecke von Foligno, durch die beliebten Urlaubsgegenden Umbria und Toskana, nach Arezzo versprach die Chancen auf eine Spitzengruppe, die sich früh absetzen und ihren Vorsprung halten könnte.
Dementsprechend angespannt und erwartungsvoll war die Stimmung im Peloton, als sie sich zur Mittagszeit auf den Weg machten. Die Fahrer veschwendeten auch keinen Augenblick: Sobald der Start des Rennens signalisiert wurde, schlugen sie ein schnelles und unerbittliches Tempo an. Erst in Assisi schaffte es eine 13 Mann starke Gruppe, sich abzusetzen.
In dieser Führungsgruppe befanden sich auch die drei Erstplazierten der Etappe und unter anderem, Trentin, Alessandro de Marchi (BMC Racing), Blel Kadri (AG2R-La Mondiale), Jaco Venter (Dimension Data), Sean De Bie (Lotto-Soudal), Jose Joaquin Rojas und Jasha Sutterlin (Movistar), Giacomo Berlato (Nippo-Vini Fantini), Nikias Arndt (Giant-Alpecin) und Alexey Tsatevitch (Katusha).
Es dauerte dennoch eine ganze Weile, bevor sich die Spitzengruppe richtig absetzen und eine merkenswerte Lücke herausfahren konnte. Brambilla befand sich vorne in der Gruppe, was im Hauptfeld für Unruhe und ein bisschen Panik sorgte.
Das Hauptfeld selbst begann, sich in drei Untergruppen zu zerteilen. Spätestens da konnte man sehen, dass es für das Maglia Rosa (Tom Dumoulin) nicht mehr rund lief, als er den Sprung in die erste Untergruppe verpasste. Letztendlich beruhigte sich das Hauptfeld wieder und schloss sich wieder zusammen, als sich die Verfolger entschlossen, die Spitzengruppe ziehen zu lassen. Auf halbem Wege der 185 km langen Strecke betrug der Abstand vier Minuten. Als die Gruppen schließlich den zweiten Anstieg des Tages erreichten, wuchs der Abstand um eine weitere Minute.
Alejandro Valverde (Movistar) führte eine Gruppe der Favoriten zurück in das Hauptfeld, unter anderem befanden sich in seiner Gruppe Mikel Landa (Team Sky) und Vincenzo Nibali (Astana). Als das Hauptfeld den Hauptanstieg des Tages nach Alpe di Ponti erreichte, konnte Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) nicht mehr mithalten. Der Führer der Gesamtwertung fiel immer weiter zurück und erreichte mehr als drei Minuten nach Brambilla das Ziel.
Der junge Italiener übernahm das maglia rosa von Dumoulin und führt in der Gesamtwertung 23 Sekunden vor Ilnur Zakrin.
„Ich kann nicht glauben, was ich erreicht habe“, sagte Brambilla. „Mein Dank geht an Matteo Trentin, wir haben wirklich den ganzen Tag super was geleistet. Es war eine sehr anstrengende Etappe. Matteo zog mich bis zum letzten Anstieg und dann war ich an der Reihe. Ich bin sehr froh. Ich widme diesen Sieg meiner Freundin Christina und meiner kleinen Tochter, die vor 20 Tagen auf die Welt kam.“
„Von Anfang an wollte ich diese Etappe gewinnen, was ich auch geschafft habe. Aber ich kann es nicht fassen, dass ich auch das Maglia Rosa tragen werde!“
Als die Profis sich auf den Weg nach Arezzo machten, lag Brambilla zwei Minuten hinter Dumoulin in der Gesamtwertung. Aber der junge Italiener schaffte es von Anfang an in die Spitzengruppe. Sein Kollege, Matteo Trentin, war auch in dieser Gruppe. Er leistete ungemein viel und bestimmte das Tempo von vorne, um die Hauptgruppe auf Abstand zu halten.
Brambilla fuhr schließlich seinen Angriff am Hauptberg Alpe di Poti, nachdem Montaguti (AG2R) etwas eher sein Glück versucht hatte. Der junge Bergspezialist, der als dritter auf dem Podium der Strade Bianche gestanden hatte, holte den Ausreißer bald wieder ein und zog an ihm vorbei.
Montaguti war dem Italiener dicht auf den Fersen: Der Abstand zwischen den beiden betrug nie mehr als 30 Sekunden, schmolz sogar auf der Abfahrt auf 19 Sekunden, was befürchten ließ, dass Brambilla im letzten Moment doch noch eingeholt wird. Aber seine Hoffnungen auf einen Etappensieg wurden vollends zerstört, als sie das flache Stück zum Ziel erreichten. Brambilla schaffte es, noch mehr Tempo aufzunehmen und seinen Abstand zu erweitern.
Als er in Arezzo die Ziellinie überquerte hatte er eine Minute Vorsprung eingefahren.
Die 9. Etappe des Giro d’Italia sorgte wieder für eine Űberraschung, als Primoz Roglic (Team LottoNL-Jumbo) im Einzelzeitfahren glänzte und zum Tagessieger wurde.
Im Zeitfahren zur Eröffnung des Giro wurde der Spanier zweiter und trat beim Einzelzeifahren der 9. Etappe als 42. Fahrer an den Start, um die wellige 40-km-Strecke unter die Räder zu nehmen. Seine Geschwindigkeit, gepaart mit trockenen Straβen, brachte ihm mit 45:29 die schnellste Zeit des Tages.
Heftiger Regen, der ein wenig später einsetzte, stellte die Profis und deren Zeitfahrmaschinen auf eine zusätzliche Herausforderung auf der ohnehin schon fordernden Strecke in der Chianti-Weinregion.
Ilnur Zakarin (Team Katusha), der in dieser Etappe seine Chance sah, sich als Führenden in der Gesamtwertung zu behaupten, sah diese Chance durch zwei Stürze auf der Strecke dahinschmelzen. Er lag gut in der Zeit, als er auf halbem Wege zum ersten Mal zu Fall kam und sich gezwungen sah, sein Fahrrad zu tauschen. Der zweite Sturz ereignete sich auf dem letzten Kilometer und seine Hoffnungen auf die Gesamtwertung wurden zerstört, ausgerechnet auf einer Etappe, auf die er seine Hoffnungen eines Erfolges gesetzt hatte.
Rigoberto Uran (Cannondale) traf es wohl am schlimmsten: Ein starker Zeitfahrer, dem dieses Streckenprofil zusagen sollte, verlor immer mehr an Zeit. Nach einem Sturz auf den regennassen Straβen schien er gänzlich in sich zusammenzufallen. Er kam vier Minuten hinter der schnellsten Zeit und zwei Minuten nach Nibali ins Ziel.
Gianluca Brambilla (Etixx-Quickstep) hatte einen hervorragenden Tag und fuhr wie ein Wilder. Das Ergebnis spricht für sich: Der Italiener konnte mit einer Sekunde Vorsprung vor seinem Kollegen Bob Jungels das Maglia Rosa noch einen weiteren Tag behalten.
Die Favoriten der Gesamtwertung waren in ihrem „Rennen der Wahrheit” (Race of Truth) mehr oder weniger erfolgreich: Vincenzo Nibali (Astana) war schneller als seine Rivalen, aber schaffte nur einen Zeitvorsprung von 11 Sekunden vor Alejandro Valvedere (Movistar) und sieben vor Mikel Landa (Team Sky). Sowohl Valvedere als auch Landa fuhren ein sehr gleichmäβiges und kontrolliertes Einzelzeitfahren, als sie durch die Weinberge rollten.
Rafal Majka (Tinkoff), in seinem Kampf um das Maglia Rosa, verlor 43 Sekunden an Nibali und kam unbeschadet durch die Etappe. Esteban Chaves (Orica GreenEdge) fuhr ein sehr starkes Rennen und forderte sich bis zum Äuβersten. Trotz seiner ungemeinen Anstrengung verlor er zwei Minuten.
Tom Dumoulin (Giant-Alpecin), der auf der achten Etappe das Rosa Trikot an Brambilla abgeben musste, hatte auf einen Etappensieg im Einzelzeitfahren gehofft. Der Niederländer hat immer darauf bestanden, dass sein Hauptfokus beim Giro auf dem Zeitfahren und nicht auf der Gesamtwertung liegt. Es war keine herausragende Leistung, die er in den Weinbergen der Chianti-Region zeigte, aber es reichte, um sich vom elften auf den siebten Platz vorzuarbeiten.
Für den Spartacus Fabian Cancellara (Trek Segafredo) ist dieses seine letzte Italienrundfahrt. Er will sich auch einen Etappensieg sichern, aber auch für ihn hat es nicht gereicht.
Auf der zehnten Etappe passierte einiges: Der Jungprofi Giulio Ciccone (Bardiani-CSF) entschied die Etappe für sich, Mikel Landa (Team Sky) gab aus gesundheitlichen Gründen auf und Gianluca Brambilla überreichte das Maglia Rosa an seinen Teamkollegen Bob Jungels.
Einen Blick auf die Strecke lieβ einen nur hoffen, dass sich die Profis während ihres Ruhetages gut erholt hatten: Die zehnte Etappe war lang und führte das Rennen in die Apenninen, die Bergkette, die den Stiefel vom Norden bis in den Süden durchziehen. Die 1.000-Höhenmeter-Grenze wurde zwar nur einmal durchbrochen, aber die Strecke ging ständig auf und ab und endete in einer Bergankunft in Sestola.
Die ersten zwei Berge der dritten Kategorie kamen schon ziemlich früh und danach schaffte es Ciccone, der als 21-jähriger als Jungprofi die erste Grand Tour seiner Karriere fährt, sich der Spitzengruppe anzuschließen. Am Pian del Falco, war er ein Fahrer des führenden Trios. Auf der anspruchsvollen Abfahrt setzte er sich von den zwei anderen Fahrern ab. Der junge Italiener schaffte es, seine Führung am Zielanstieg bis nach Sestola zu halten und sicherte sich so den ersten Etappensieg auf seiner ersten Grand Tour.
Ciccone gewann nicht nur seine erste Etappe sondern sicherte mit diesem Sieg auβerdem seinem Team den ersten Etappensieg der Italienrundfahrt. Der Teamdirektor steckte seinen Kopf aus dem Autofenster und war vor Freude über diesen Sieg völlig aus dem Häuschen. Ciccone genoss sichtlich das Ausmaβ seines Erfolges.
„Heute ist der beste Tag meines Lebens”, sagte der 21-jährige. „Die Gefühle sind überwältigend. Ich kann es gar nicht beschreiben – ich bin sprachlos. Ich möchte mich bei meinen Teamkollegen bedanken. Dieser Tag ist gewaltig.”
Auf die Frage, ober es sich vorstellen kann, sich noch einen weiteren Sieg zu sichern, meinte er nur „Warum auch nicht? Wir werden es versuchen und dann sehen, was passiert. Wir sind beim Giro, um Etappen zu gewinnen und wir werden uns mit einem Gewinn nicht zufrieden geben. Wir werden uns jetzt nicht zurücklehnen und ausruhen, sonder weiterkämpfen.”
Ivan Rovny (Tinkoff) wurde mit einem Zeitabstand von 42 Sekunden zweiter. Darwin Atapuma (BMC) kam nach weiteren 40 Sekunden als dritter ins Ziel.
Im Hauptfeld spielten sich dramatische Szenen ab, in denen sich Brambilla für sein Team und seinen Teamkollegen Bob Jungels regelrecht aufopferte. Andrey Amador (Movistar), der mit einem 26-Sekunden-Abstand zum Maglia Rosa auf Platz drei lag, war in Angriffslaune und sehr darauf erpicht, das Maglia Rosa für sich zu erobern. Aber der Italiener setzte alles daran, dass die Führung der Gesamtwertung in seinem Team bleiben sollte.
Am Pian del Falco schlug Astana ein aggressives Tempo an und Brambilla konnte nicht mitziehen. Aber er konnte sein Können auf technisch fordernden Abfahrten, welches er schon auf der 9. Etappe zur Schau stellte, wieder under Beweis stellen. Mit einer enormen Geschwindigkeit stürzte er sich in die Abfahrt und schaffte es, sich an die Gruppe heranzuarbeiten, bevor es in den letzten Anstieg zum Ziel ging.
Oben angekommen, schaffte Amador es, sich vom Feld abzusetzen und einen beachtlichen Abstand zwischen sich und dem Rest des Feldes zu öffnen.
Brambilla wollte und konnte es nicht zulassen, dass das Maglia Rosa seinem Team weggenommen wurde. Aber er wusste auch, dass er es nicht darauf ankommen lassen durfte, seine Gesamtführung zu verlieren. Stattdessen setzte Brambilla sich an die Spitze des Hauptfeldes und mit nur 7,5 km zum Ziel setzte er sich für seinen Teamkollegen Bob Jungels ein, der in der Gesamtwertung nur eine Sekunde hinter ihm lag.
Auf dem letzten Anstieg entfaltete sich so ein Kampf zwischen Brambilla und Amador, der nach und nach die Űberbleibsel der Spitzengruppe einholte. Darunter war auch sein Kollege Giovanni Visconti, der ihm noch zur Hilfe kam. Aber der Abstand wurde immer geringer. Letztendlich lag nur eine Sekunde zwischen Amador und Bob Jungels, als er unter den Favoriten über die Ziellinie rollte.
„Unglaublich”, sagte Jungels anerkennend über das Opfer seines Kollegen Brambilla. “So etwas sieht man nicht oft im Radsport. Das ist etwas ganz besonderes. Heute hat sich gezeigt, worum es in unserem Team geht: Wir sind Freunde. Vor zwei Tagen war ich so glücklich für ihn, weil er sich das Trikot im Einzelzeitfahren behielt. Und heute hat er sich für mich eingesetzt, damit ich es bekomme. Einfach ein starkes Team!”
Der 23-jährige führt das Rennen in der Gesamtwertung um 26 Sekunden, gefolgt von Amador. Alejandro Valvedere (Movistar) steht jetzt an dritter Stelle, nachdem der durch eine Spaltung der Gruppe vier Sekunden über Vincenzo Nibali (Astana) gewann, der in der Gesamtwertung vor dem Spanier in die Etappe gestartet war.
„Man muss sich gegenüber auch ehrlich sein”, sagte Brambilla. “Heute musste ich die Gruppe drei Kilometer vor der Ankunft am vorletzten Berg ziehen lassen. Zwar verlor ich nicht viel Zeit, aber die Chance bestand, dass ich auch am letzten Anstieg zurückfallen würde. Auf der Abfahrt bin ich wieder an die Gruppe rangekommen und fing sofort an, die Gruppe zu ziehen. Ich wollte nicht, dass die harte Arbeit von Trentin, Wisniowski und Sabatini umsonst war.”
Brambilla wird nun das Maglia Rosa nicht vor seinen Fans in seiner Heimatregion tragen, aber das tat seiner Freude und seinem Stolz keinen Abbruch. “Ich freue mich für Bob, aber natürlich bin ich ein bisschen enttäuscht, dass ich für meine Tifosi im Veneto, die auf mich warten, nicht das Maglia Rosa tragen werde. Das Maglia Rosa werde ich nicht tragen, aber ich werde sicherlich mit einem groβen Lächeln fahren.”
Für Mikel Landa (Team Sky) endete die Etappe leider vorzeitig: Der Spanier war über Nacht erkrankt. Schon kurz nach dem Start wurde klar, dass der Fahrer Mühe hatte, mitzukommen und Probleme bekam. Auf dem ersten Berg der dritten Kategorie, Passo della Collina, der nach nur zwanzig Kilometern auf das Rennen traf, verlor Landa Anschluss an das Hauptfeld. Sein Zeitabstand wuchs auf sechs Minuten und so sehr sich seine Teamkollegen auch bemühten, ihn wieder an das Feld heranzubringen, Mikel Landa schien nicht mehr die Kraft aufbringen zu können. Nach nicht einmal 70 Kilometern kam sein Giro zu seinem Ende. Landa stieg vom Rad und in das Teamauto, bevor sie den zweiten Berg des Tages, den Pietracolora, erreichten.
Der beste Weg der Verteidigung seines Erfolges ist die Offensive, musste Bob Jungels (Etixx-Quickstep) sich gedacht haben, als er auf der elften Etappe in den Angriff überging. Für den jungen Luxemburger entwickelt sich dieser Giro zu einem Rennen, das von Attacken auf das und einzelnen Ausbrechen vom Hauptfeld seiner Seite gezeichnet ist.
Die Strecke schlängelte sich 227 km durch das Po-Tal im Norden Italiens zwischen Modena und Asolo. Die Länge der Etappe hielt die Profis überraschenderweise nicht davon ab, die Beine zu strecken und sich unterwegs untereinander den einen oder anderen kleinen Kampf zu liefern, was die Etappe etwas abwechlungsreicher gestaltete, als es sonst bei diesen langen Etappen üblich ist. Nach einem sehr fordernden Start in die zweite Woche bot die Strecke ein etwas flacheres Profil, aber mit einer Spitze auf den letzten 30 Kilometern in der Form des Forcella Mostaccin, ein Berg der vierten Klassifikation.
Dieser Anstieg verkleinerte das Hauptfeld, aber mit nur 13 Kilometern zum ZIel begannen die Verbliebenden der Hauptgruppe, um den Etappensieg zu kämpfen. Amador fuhr entschlossen seinen Angriff und schaffte es, sich von den Favoriten im Hauptfeld abzusetzen. Aber Jungels lieβ nicht locker und reagierte sofort, um seine Position in der Gesamtwertung zu halten.
Ulissi konnte die Leistung seines Teams Lampre-Merida nicht genug loben, nachdem sie ihm zu seinem ersten Sieg auf der vierten Etappe verholfen hatten. Und wieder waren seine Kollegen von Lampre-Merida ein Schlüssel zu seinem Erfolg. Das Team schaffte es, den Abstand zu den beiden Fahrern auf nur sieben Sekunden zu verringern, was Ulissi ermöglichte, zu Jungels und Amador aufzuschliessen. Sobald Ulissi Kontakt zu den zwei Fahrern an der Spitze hatte, versickerte der Impetus der Vefolger und die drei konnten den Etappensieg unter sich ausmachen. Jungels setzte zum Sprint an, aber gegen Ulissi hatte er keine Chance, als der Italiener zu seinem Finish-Sprint ansetzte und an ihm vorbeizog.
Andrey Amador (Movistar) war wieder in Angriffslaune und fuhr auf den letzten Kilometern eine Attacke. Bob Jungels fackelte nicht lange und parierte gekonnt. Diego Ulissi (Lampre-Merida) nutzte die Gunst der Stunde, hängte sich an die zwei kämpfenden Fahrer und sicherte sich seinen zweiten Etappensieg seiner Giro. Bob Jungels war aber derjenige, der auf den letzten nicht nachlieβ und mit Vollgas Richtung Ziellinie preschte.
„Ich wollte eine Etappe gewinnen und jetzt wurden es zwei – ich bin sehr glücklich. Nicht nur für mich sondern auch für mein Team, denn sie haben alle sehr hart gearbeitet. Sie haben die Jagd zu den Ausreiβern aufgenommen, sie eingeholt und dabei viel Energie aufgebracht. Dann haben sie das Rennen super kontrolliert – sogar Modolo hat für mich gearbeitet”, sagte Ulissi. “Am Berg war es sehr hart, aber ich komme am Berg zur Zeit gut klar. Ich bedanke mich bei Mohoric und Conti, dass sie mich in die richtige Position gebracht haben. Ich wollte nicht den Sprint abwarten. Auf der Abfahrt konnte ich ein bisschen Kraft sparen, die ich dann im Sprint einsetzen konnte.”
Amador wurden zwei Sekunden gutgeschrieben und hat den Zeitabstand zu Bob Jungels auf zwei weitere Sekunden verringert. Aber der Luxemburger führt immer noch in der Gesamtwertung und behält das Maglia Rosa für einen weiteren Tag.
“Ich erwartete einen Angriff von Amador und als es so weit war bin ich mit ihm mitgezogen. Ich fühlte mich gut”, sagte Jungels im Ziel. “Den letzten kleinen Anstieg hatte ich nicht erwartet, als Ulissi auf uns aufschloss. Ich dachte, ich werde die Etappe gewinnen, was im Sprint sehr hart ist oder ich versuche, noch mehr Zeit zwischen mich und die anderen zu bekommen. Ich habe zwar zwei Sekunden an Amador verloren, aber gegen die anderen ein paar gewonnen, was recht gut ist.”
“Ich hätte nie gedacht, dass mir das Maglia Rosa so viel Kraft geben und mich dermaβen inspirieren würde”, sagte der 23-jährige im Nachhinein. “Als sich die Gelegenheit bot, mich von den Favoriten abzusetzen, habe ich sie sofort ergriffen. Letztendlich versuchte ich, meinen Vorsprung um so viele Sekunden wie nur möglich auszubauen, damit ich das Maglia Rosa so lange wie möglich behalten kann.”
Bob Jungels ist erst der zweite Luxemburger, der dem Ehre zuteil wird, das Maglia Rosa beim Giro d’Italia zu tragen. Der einzige andere Landsmann war kein anderer als Charly Gaul im Jahre 1959.
“Für uns wird ein Traum wahr, dass Bob das Maglia Rosa erobert”, sagte Sportdirektor David Bramati. “Heute ist er ein sehr gutes Rennen gefahren, um es zu behalten. Wie lange er es noch tragen wird, wird sich zeigen, aber wir sind glücklich, dass wir es noch einen Tag behalten können.”
Wie weit der junge Belgier es beim Giro dieses Jahr bringen wird, steht in den Sternen. Und auch Bramati weigert sich, Spekulationen anzustellen. “Wir wissen nicht, wie weit er kommen wird und er selber weiβ es auch nicht. Er ist heute ein perfektes Rennen gefahren, um seine Stellung zu verteidigen. Wir sind sehr glücklich und zufrieden. Wir hatten das Maglia Rosa dreimal mit drei verschiedenen Fahrern. Von jetzt an ist alles andere ein Bonus.”
Jungels selber kann nicht sagen, was er bei diesem Giro d’Italia erreichen kann, aber er hat eine gute Vorstellung davon, wo er in der Zukunft sieht.
“Ich kam in den Giro und hatte meine Augen auf dem Young-Rider’s-Trikot. Und jetzt trage ich das Maglia Rosa!”, sagte Jungels. “Ich bin sehr ehrgeizig und möchte meine Fähigkeiten im Hochgebirge verbessern und vielleicht eines Tages eine der groβen Rundfahrten gewinnen. Aber fürs Erste werde ich den Top-Fahrern hinterherfahren und versuchen, das Maglia Rosa so lange wie möglich zu behalten.”
Nachdem sich Mikel Landa (Team Sky) auf der zehnten Etappe aus Gesundheitsgründen frühzeitig aus dem Rennen verabschieden musste, war Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) der zweite, für den der Giro d’Italia auf der 11. Etappe zu Ende kam. Der Niederländer, der in der ersten Woche eine starke Leistung brachte und in der Gesamtwertung führte, stieg bei der Verpflegungstelle vom Rad. Sein Plan, nicht mehr um den Sieg in der Gesamtwertung, sondern auf Etappensiege zu fahren, würde er nicht mehr einsetzen können. Seit ein paar Tagen plagten ihn wunde Stellen. Schon am Dienstag war klar, dass er Probleme hatte als er mit einem Zeitdefizit von 13 Minuten hinter dem Sieger das Ziel erreichte. Er hatte gehofft, sich im Zeitfahren immerhin einen Etappensieg zu holen, aber schon da plagten ihn wunde Stellen, die ihm das Fahren erschwerten.
“Es war ein sehr anstrengender Tag. Für mich wurde es einfach ein bisschen zu viel”, sagte er, als er im Ziel ankam. “Meine Wundstelle war heute richtig schlimm. Am Anfang war es am schlimmsten und wurde dann etwas besser. Ich hatte gehofft, dass ich mich während des Ruhetages besser zu erholen.”
Aller guten Dinge sind drei: Auf der 12. Etappe sprintet Andre „der Gorilla“ Greipel (Lotto Soudal) zu seinem dritten Sieg beim diesjährigen Giro d’Italia. Mit der Hilfe seiner Teamkollegen besiegte er seinen Herausforderer Caleb Ewan (Orica- GreenEdge) am Ende der flachen, 182 km langen Strecke zwischen Noale und Bibione.
Mit diesem Sieg verzeichnet Greipel seinen zwanzigsten Etappensieg in einer Grand Tour seiner Karriere, was ihn in den Rekordbüchern des Rennradsports mit Erik Zabel gleichstellt. Es wurde gemunkelt, dass der Sprinter, wie im Vorjahr, sich aus der Giro verabschiedet, bevor das Rennen in die Hochgebirge geht. Mit diesem Sieg hat Andre „der Gorilla“ Greipel sich und seinem Team ein gebührendes Abschiedsgeschenk gemacht.
Im Vergleich zu den Bergen und Anstiegen in den Tagen zuvor, schien diese Strecke mit kaum einem Hauch von Anstieg zwischen Noale and die Küste nach Bibione keine besonders große Herausforderung zu bringen und war für die Sprinter im Peloton eine willkommene Abwechslung.
Dafür, dass es keine Berge gab, stellte das Wetter die Profis auf eine harte Prüfung. Eingepackt in ihren Regenjacken machte das Hauptfeld sich im strömenden Regen auf den Weg.
Erst im letzten Viertel konnten sich die Fahrer ihrer Regenjacken und Beinlinge entledigen, als der Regen chließlich doch nachließ und letztendlich ganz aufhörte. Die Lücke, die sich zwischen einer Ausreißergruppe und den Sprinter Teams aufgetan hatte, bewegte sich vor und zurück, während die Teams sich bemühten zwar rechtzeitig, aber nicht zu früh, auf die Spitzengruppe aufzuschließen.
Diese Etappe stand ganz im Zeichen der Zusammenarbeit, die die Stärken des Einzelnen unterstützten. Sobald die Hauptgruppe die zwei Ausreißer Daniel Oss (BMC) und Mirco Maestri (Bardiani-CSF) 22 Kilometer vor dem Ziel eingeholt hatten, übernahm Lotto Soudal die Kontrolle. Das Team setzte sich vorne an das Hauptfeld und ließ kein anderes Team vorbei, bis sie ihren Sprinter Greipel sicher und gekonnt auf den letzten 200 Metern auf seinen Weg schickten.
Der abschließende Rundparcours, der sich über die letzten acht Kilometer erstreckte, wurde zweimal gefahren und forderte von den Profis einiges an fahrtechnischem Geschick. Aber Lotto Soudal ließ sich nicht beirren und behaupteten sich beispiellos vorne am Feld. Jurgen Roelandts war der letzte Mann, der Greipel um die letzte, enge Kurve in die letzten 300 Meter führte.
Von da war Greipel auf sich allein gestellt. Der Sprinter lieferte seinen Teil des Rennens fehlerlos ab und nur Ewan schaffte es, ihm einigermaßen nahe zu kommen. Der junge Australier näherte sich dem Deutschen von rechts und schien etwas eingeengt zu werden, aber der erfahrene Sprinter schien mehr Kraft und Leistung auf das Pedal zu bringen und stürmte über die Ziellinie.
„Das war mal wieder eine starke Leistung von meinem Team. Es übernahm die Führung der Hauptgruppe, so dass ich mich vorne an im Feld befand und gaben mir auch noch einen Führungszug ins Ziel“, sagte Greipel. „Es war schon unglaublich, wie ich den Rädern meiner Kollegen folgen konnte. Der Plan war, dass Jurgen Roelandt als erstes um die letzte Ecke kommt, dann einen kleinen Abstand schafft, so dass ich in seinem Windschatten Fahrt aufnehmen kann. Der Plan ist auch aufgegangen und hat funktioniert. Ich wollte den Sprint aus der Kurve heraus ansetzen und bin glücklich, dass es so auch geklappt hat.“
In der Gesamtwertung gab es keine Veränderung: Bob Jungels wird das Maglia Rosa am Freitag in das Hochgebirge tragen. Die erste Etappe in den Bergen führt die Profis nach Cividale del Friuli.
Mit Greipels dritten Etappensieg verzeichnet Lotto-Soudal schon insgesamt vier Siege bei der diesjährigen Ausgabe der Italienrundfahrt.
Team Sky hatte bisher einen sehr enttäuschenden Giro d’Italia: Mikel Landa musste aus gesundheitlichen Gründen das Rennen frühzeitig aufgeben und ein Etappensieg schien sich auch nicht zu materialisieren. Aber dann kam Mikel Nieve: Mit einem beachtlichen Soloritt in den Julischen Alpen holte sich der Spanier seinen dritten Etappensieg in seiner Karriere als Profi und gab seinem Team den ersten Etappensieg der Giro d’Italia.
Die Etappe erreichte an diesem Tag das Hochgebirge, wo sich im Allgemeinen die Situationen ausspielen, die sich entscheidend auf die Gesamtwertung auswirken. Das zeigte sich auch auf dieser Etappe: Die Anwärter auf die Gesamtwertung attackierten sich untereinander und hatten sich gegenseitig nichts zu schenken. Bob Jungels (Etixx-Quickstep) wurde am letzten Berg zurückgelassen. Andrey Amador (Movistar) übernahm damit am Ende der Etappe die Führung in der Gesamtwertung und somit das Rosa Trikot.
Nieve, der vor fünf Jahren schon eine Etappe bei der Giro gewann, schaffte es am ersten Berg in eine Ausreißergruppe, bevor er auf der Abfahrt des vorletzten Berges, dem Cima Porzus, einen Angriff wagte. Von da leistete der Spanier einen langen Soloritt: Die Abfahrt hinunter und den letzten Berg (Valle) hoch, hinunter und dann das letzte flache Teilstück zum Ziel nach Cividale del Fruili.
Die Spitzengruppe befand sich zwei Minuten vor dem Hauptfeld, in dem sich auch Jungels im Maglia Rosa befand, als sie sich dem Cima Porzus näherte. Nieve fackelte nicht lange und fuhr einen beherzten Angriff. Joe Dombrowski (Cannondale) versuchte noch, mit dem Spanier mitzuziehen, musste aber abbrechen lassen, als er das Tempo, das Nieve anschlug, nicht mehr halten konnte. Kurz darauf brach die Spitzengruppe vollkommen auseinander. Viele der Fahrer wurden gnadenlos fallen gelassen, während Nieve unbeirrt vorne im Alleingang weiterfuhr.
Nieve kam mit 30 Sekunden Vorsprung vor Dombrowski und Visconti über den Berg und schaffte es, diesen Zeitvorsprung auf der Abfahrt zu halten, während Matteo Montaguti (Ag2r-La Mondiale) die zwei Verfolger einholte.
Am Fuße des Valle-Anstiegs angekommen konnte Nieve seine Führung weiter ausbauen. Visconti strengte sich an, um die Etappe für sich zu entscheiden und ließ seine Mitstreiter zurück. Nieve blieb die Ruhe selbst und kam mit einem Vorsprung von 45 Sekunden als erster über den letzten Anstieg, mit dem Sieg in Reichweite.
Auch auf dem Flachstück, was zum Ziel führte, konnte Nieve seine Führung souverän halten und so seinen dritten Etappensieg bei einer Grand Tour seiner Karriere feiern.
„Nachdem Landa aufgeben musste, waren wir alle sehr enttäuscht“, sagte Nieve. „Die Moral im Team war angeschlagen. Wir wollten Etappensiege einfahren und sind alle zufrieden dass es heute geklappt hat. „
„Als ich es in die Spitzengruppe geschafft hatte, fühlte ich mich richtig gut. In den Bergen lief es gut, aber die Abfahrten waren sehr kompliziert. Zum Glück habe ich es geschafft, die Abfahrten zu fahren.“
Die letzten 40 Kilometer dieser Etappe waren die entscheidenden: Auf den Berg Cima Porzus (erste Kategorie und 8,2 % auf 8,8 km) folgte kurz darauf der letzte Berg der Strecke in der Form des Valle, einem Berg der zweiten Kategorie.
Kaum auf dem Cima Porzus angekommen, begann Astana, Druck zu machen. Etixx-Quickstep, sehr darum bemüht Bob Jungels und das Maglia Rosa zu verteidigen, waren hauptsächlich an der Spitze des Feldes gefahren, befanden sich unter Druck. Langsam löste sich das Hauptfeld auf und Astana hatten letztendlich nur noch drei Fahrer vorne im Rennen, als die Profis oben ankamen. Michele Scarponi behielt ein hohes Tempo und Jungels fiel in der Gruppe der Favoriten immer weiter nach hinten.
Auf der Abfahrt flog Amador davon, mit Nibali dicht auf seinen Fersen. Der Valle versprach ein entscheidender Anstieg zu werden, an dem richtige Kämpfe ausgetragen werden würden. Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) attackierte als erster. Die anderen reagierten sofort, aber Jungels konnte nicht ganz mithalten und zum ersten mal auf dieser Etappe war sein Rosa Trikot in Gefahr.
Jungels fing an, sich allmählich wieder an die Gruppe heranzutasten. Alejandro Valvedere zog aber das Tempo an und Nibali fuhr einen scharfen Angriff. Gerade als Jungels abermals versuchte, wieder an die Gruppe heranzukommen, zog Nibali abermals an. Die meisten in der Gruppe konnten sofort parieren, aber Jungels fiel weiter zurück und der Abstand zwischen ihm und der Gruppe wurde größer.
Auf der steilen Abfahrt schaften es Zakarin und Amador, wieder an die Grupper heranzukommen. Jungels stürzte sich regelrecht die Abfahrt herunter in einem verzweifelten Versuch, seine Führung (und damit das maglia rosa) zu halten. Aber er kam auf dem Flachstück zum Ziel erst mit einer Minute Zeitrückstand an. Jungels gab alles, um den Abstand zu verringern. Aber trotz seiner vielseitigen Fähigkeiten als Radfahrer und der tatkräftigen Unterstützung seines Teamkollegen Gianluca Brambilla konnte er es nicht verhindern, dass ihm das Maglia Rosa abgenommen wurde.
Giovanni Visconti (Movistar) kam 43 Sekunden später als zweiter ins Ziel. Auch er war in der Spitzengruppe und entschied sich, alleine weiterzufahren, anstatt sich nach hinten fallen zu lassen und seinem Team zu helfen, welches seine Augen auf das Maglia Rosa gerichtet hatte.
Aber die Hilfe von Visconti war auch nicht nötig. Sein Kollege Amador, der schon seit einiger Zeit dem Maglia Rosa hinterherjagte, wurde auf dem letzten Berg zurück gelassen. Nur eine rasende Jagd der Gruppe hinterher, brachte ihn wieder in Kontakt mit der Spitzengruppe, so dass er 50 Sekunden vor Jungels ins Ziel kam uns sich das Maglia Rosa, mit einem Vorsprung von 26 Sekunden vor dem Luxemburger, sicherte.
Jungels gab in seiner Verteidigung um seine Führung in der Gesamtwertung alles, aber leider reichte es nicht aus. Der dritte Platz versprach eine Zeitgutschrift von vier Sekunden und die Favoriten sprinteten alle zum Ziel. Letztendlich war es Vincenzo Nibali (Astana), der sich die vier Sekunden sicherte und den dritten Platz in der Gesamtwertung von Alejandro Valvedere (Movistar) übernahm. 41 Sekunden liegen jetzt zwischen dem Italiener und der Führung.
„Um ehrlich zu sein, habe ich das nicht zu träumen gewagt“, sagte Amador im Ziel. „Ich hätte nie gedacht, dass das wirklich passiert. Ich bin so froh, dieses Trikot zu tragen. Jeder in Costa Rica hat mich unterstützt, deshalb widme ich dieses Trikot all den Leuten in Costa Rica.“
„Meine Beine waren nicht so gut wie ich es mir für heute erhofft hatte, aber Alejandro war sehr stark. Ich versuchte nur noch, am letzten Berg meinen eigenen Rhythmus zu fahren. Und ich bin froh, dass ich es schaffte, wieder auf die Gruppe aufzuschließen.“
Die 14. Etappe wurde im Vorfeld als die Königsetappe gefeiert, auf der sich Vincenzo Nibali und Alejandro Valvedere eine Schlacht um die Herrschaft der Gesamtwertung liefern würden. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Was sich auf den letzten Kilometern dieser entscheidenden Etappe nach Corvara abspielte, hatte keiner erwartet. Anstatt einer der ehemaligen Gewinner, waren es Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) und Steven Kruiswijk (LottoNL-Jumbo), die die Aufmerksamkeit auf sich zogen und das Rennen dominierten. Fast gänzlich unerwartet war es Kruikswijk, der den Favoriten einen Strich durch die Rechnung machte und das Maglia Rosa am Ende der Etappe für sich beanspruchen konnte.
Diese Etappe führte die Profis in die Dolomiten auf eine 210 km lange, bergige Strecke zwischen Alpago und Corvara. Sechs kategorisierte Berge mussten die Fahrer überwinden. Es dauerte eine Weile, bis sich das Rennen beruhigte und eine Struktur im Feld entstand. Schließlich bildeten 37 Fahrer nach ungefähr 45 km eine Spitzengruppe.
Nibali hatte über eine halbe Minute Rückstand und Andrey Amador, der sich in der 13. Etappe das Rosa Trikot ergatterte, aber mit einem Rückstand von vier Minuten zum Etappensieger ins Ziel kam, musste das Rosa Trikot an Kruiswijk übergeben.
„Ich wusste, das Chaves sehr schnell ist, als ich mit ihm auf den letzten Metern zum Ziel befand”, sagte Kruikswijk. „Ich hatte es mit mir selber ausgemacht, noch mehr Zeit aus meinen Rivalen in der Gesamtwertung rauszuholen, und es hat recht gut funktioniert. Ich wusste, dass diese Etappe mir liegen würde, nachdem wir gestern den ersten Tag in den Bergen gefahren waren. Heute konnte ich auch richtig angreifen und hatte gut Kraft. Ich hatte Glück, dass Esteban mit mir fuhr und wir zusammen arbeiten konnten. Ich bin froh, das Maglia Rosa zu bekommen.”
Die Königsetappe lieβ sich nicht lumpen: Sechs groβe und fordernde Berge erwarteten die Profis auf der 210 km langen Strecke nach Corvara. Und Radsportfans wurden nicht enttäuscht: Wie erwartet, entbrannte auf dem letzten Anstieg dieser Etappe der Kampf um das Maglia Rosa.
Nibali wollte es als erster wissen und fuhr den ersten Angriff, aber Valverde lieβ nicht locker und hängte sich an sein Hinterrad. Chaves parierte als nächster und holte Nibal schnell wieder ein. Es dauerte etwas, aber letztendlich schafften es auch Ilnur Zakarin (Katusha), Rigoberto Urán (Cannondale) und Rafal Majka (Tinkoff) auf die Gruppe mit den Favoriten aufzuschließen. Kurz darauf fuhr der Kolumbianer seinen Angriff und Nibali holte ihn ein, Kruiswijk fuhr sofort einen Gegenangrif, den der Italiener nicht kontern konnte. Chaves fuhr, anscheinend mühelos, dem Holländer hinterher und schloss auf ihn auf.
Als die Fahrer die Kuppe des Valparola erreichten, erreichten der Kolumbianer und der Holländer Preidler und Siutsou, die 35 Sekunden hinter Atapuma (BMC) oben ankamen. Erst weitere 30 Sekunden später folgte Nibali. Die Gruppe mit Amador im Maglia Rosa überquerten zwei Minuten später den Valparola.
Auf der Abfahrt vom Valparola machte Atapuma ordentlich Tempo in einem Versuch, den Abstand zu seinen Verfolgern zu halten und mit einem Vorsprung von 21 Sekunden erreichte er den sechsten, und letzten, Berg des Tages. Kruiswijk, Chaves und Preidler nahmen die Verfolgung auf, Siutsou musste das Trio ziehen lassen. Atapuma konnte seinen Vorsprung auf den steilen Teilstücken des Berges gut halten. Aber als das Profil leicht bergab ging, nur um sanfter wieder anzusteigen, kamen die drei Verfolger immer näher. Mit nur zwei Kilometern zum Ziel hatte das Trio den Einzelkämpfer eingeholt.
Kurz vor der Zielgerade zog Preidler an die Spitze der Gruppe und mit 200 Metern zum Ziel öffnete der Österreicher den Sprint. Aber Chaves und Kruiswijk hatten bewiesen, dass sie auf dieser Etappe die stärksten Fahrer waren und stellen ihre Form unter Beweis. Chaves zog an Preidler vorbei, um sich den Etappensieg zu holen. Kruiswijk hängte an seinem Hinterrad und sicherte sich die Führung in der Gesamtwertung, Preidler war sichtlich frustriert.
„Ich bin überglücklich. Die Königsetappe der Giro zu gewinnen ist schon etwas sehr besonderes. Ich widme diesen Sieg meinem Team, das heute hart gearbeitet hat. Und nicht nur die Fahrer, mein Dank geht an alle – die Mechaniker, Soigneurs, den Leuten im Büro von Orica-GreenEdge. Wir sind eine groβe Familie. Mein Dank geht an Shayne Bannan, an alle”, sagte Chaves.
„Heute ist jeder bis an seine Grenzen gegangen. Kruiswijk griff an, und ich versuchte, ihm zu folgen. Es war ein sehr steiler Anstieg. Und als wir sahen, wie Nibali fallen gelassen wurde, haben wir zusammen gearbeitet. Aber das Rennen ist noch nicht vorüber und dauert noch lange. Heute war fantastisch, aber wir werden abwarten, was morgen passiert.”
Während sich in der Spitzengruppe ein Kampf nach dem anderen in den Bergen abspielte, übernahm Astana die Führung im Hauptfeld von Movistar und setzten sofort ein scharfes Tempo. Die Folgen waren schnell absehbar: Der Zeitabstand verringerte sich von neun auf fünf Minuten. Das Tempo war für den besten jungen Fahrer, Bob Jungels, und Jakob Fuglsang zu hoch, und sie mussten sich zurückfallen lassen. Auch der Träger des Maglia Rosa, Amador, konnte nicht mithalten und fiel zurück, was die Anzahl der Fahrer in der Favoritengruppe auf nur zwölf reduzierte.
Als Atapuma Siutsou über den Giau führte, betrug ihr Zeitvorsprung nicht mehr als vier Minuten. Amador kam 50 Sekunden später oben an, mit drei Domestiken von Astana hart auf seinen Fersen. Auf der langen Abfahrt vom Giau, überbrückte Preidler die Lücke zu den zwei Ausreißern. Auch Amador schaffte es, sich an die kleine Gruppe vorzuarbeiten, kurz bevor sie den letzten kategorisierten Berg des Tages erreichte.
Was dann kam war einer der entschiedensten Kämpfe des Giros und einer mit dem überraschendsten Ergebnis, das Kruiswijk und Chaves ins Rampenlicht beförderte. Die groβen Favoriten des Rennens konnten nur frustriert zusehen. Am Ende der Etappe lag Kruiswijk 41 Sekunden vor Nibali. Valverde lag mit 3:06 ziemlich weit zurück und konnte nur hoffen, dass er sich in den Tagen, die folgen werden, in der Bestenliste wieder weiter nach oben fahren kann.
Alexander Foliforov (Gazprom-Rusvelo) sorgte für die Űberraschung des Tages, als er sich im Einzelzeitfahren den Sieg holte. Er besiegte den Führer der Gesamtwertung Steven Kruijswijk (Team LottoNL-Jumbo) um weniger als eine Sekunde. Alejandro Valverde (Movistar) belebte seine Chancen beim Giro mit einem dritten Platz.
Nach einer anstrengenden und entscheidenden Königsetappe in den Dolomiten erwartete die Fahrer vor dem wohlverdienten Ruhetag eine letzte Herausforderung. Das 10,8-km-Zeitfahren bot den Anwärtern auf den Gesamtsieg die Gelegenheit, ihre Führung weiter auszubauen oder zu verteidigen. Nibali und Valverde erhofften sich, ihre Chancen auf den Gesamtsieg zu verbessern.
Dieses Einzelzeitfahren war zwar kurz, aber schmerzhaft: Nach nur 1,8 km Einrollen führte die Straße nach oben. Unerbittliche 9 km, bei einer durchschnittlichen Steigung von nie weniger als 8 % verlangte dieses Zeitfahren noch einiges von den Fahrern ab, bevor sie in den dritten, und letzten, Ruhetag gingen.
Kruijswijks im Rosa Trikot schien ruhig und gelassen und es sah so aus, als würde er das Zeitfahren für sich entscheiden. Beim ersten Checkpunkt verzeichnete er die schnellste Zeit und mit dem gleichen Schwung griff er die steileren Teilstücke an. Der Belgier führt die Gesamtwertung um 2:21 vor Chaves und 2:51 vor Nibali. Valvedere ist immer noch auf dem vierten Platz mit einem Abstand von 3:29 zum Maglia Rosa.
Die gröβte Schockwelle, die den Giro durchzog, und Űberraschung des Rennes bis jetzt, kam von Foliforov: Der 24-jährige war im Zeitfahren recht unerfahren. Keiner hatte den jungen Fahrer vom Zweitliga-Team Gazprom weder im Vorfeld noch während des Rennens auf dem Schirm.
Der junge Russe flog den Berg buchstäblich hinauf, an einigen Fahrern vorbei und schubste Ian Boswell (Team Sky) aus dem Rampenlicht. Keiner der Fahrer, die ihm folgten, unter anderem Michele Scarponi (Astana) und Mikel Nieve (Team Sky), konnten Foliforov die Führung abnehmen. Foliforov gewann die Etappe und sein Team den ersten Etappensieg einer Grand Tour.
Es kann nicht schlimmer kommen – und dann kam es schlimmer. Das trifft in diesem Fall auf Nibali zu. Er lag schon 56 Sekunden hinter der Führung, als er in den Berg fuhr. Als die Straße anstieg, lief alles schief als seine Kette absprang. Er versuchte, das Problem selber zu beheben, bevor ein Mechaniker ihm zur Hilfe eilte. Sie schafften es nicht, die Kette wieder aufzuziehen. Nibali stieg vom Rad und ihm wurde ein Ersatzrad gereicht. Auch wenn der Radwechsel in Windeseile vonstatten ging, konnte der Schaden nicht mehr behoben werden: Der Italiener lag 90 Sekunden hinter dem Maglia Rosa und verlor immer mehr Zeit. Für Nibali war diese Etappe ein Tag, den er wahrscheinlich lieber vergessen möchte.
Von den restlichen Favoriten brachte Valverdester die beste Leistung: Er kam 23 Sekunden nach Krijswijk ins Ziel. Chaves wurde mit einem Abstand von 40 Sekunden sechster. Zakarin, Jungels und Majka befinden sich alle unter den ersten zehn in der Gesamtwertung.
Alejandro Valverde (Movistar) holte sich seinen ersten Etappensieg des diesjährigen Giro d’Italia, als er nach einer harten 132-km-Etappe in Andalo gegen zwei weitere Top-Fahrer sich im finalen Sprint ins Ziel behaupten konnte. Der 36-jährige Teamkapitän überraschte durch sein Können, eine Etappe wie diese zu beherrschen, aber es war der Führer der Gesamtwertung, Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo), der mit seiner Leistung und seinem Selbstbewusstsein in den Bergen angenehm verblüfft.
Kruijswijk verteidigte das Rosa Trikot gekonnt auf dem ersten Hauptanstieg der 16. Etappe. Nicht nur das: Während der bergigen Schlusskilometer unterzog er seine Rivalen Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) und Vincenzo Nibali (Astana) einen Härtetest, nachdem Valverde sein Glück in einem Angriff versuchte. Der Holländer besaß sogar die Frechheit, den Spanier um den Etappensieg herauszufordern.
„Für mich im Maglia Rosa war das heute die perfekte Situation“, sagte Kruijswijk, „aber ich wollte, dass das Team einen Sieg bekommt. Jemanden wie Valverde kann man nicht so leicht in einem Sprintfinale schlagen. Ich bin glücklich. Es war eine kurze Etappe, und keiner erwartete, dass sie so hart sein würde.“
Die Etappe von Bressanone nach Andalo war kurz und rasend schnell. Viele der Favoriten, unter ihnen Vincenzo Nibali, konnten der Intensität und dem Tempo nicht standhalten und zerbrachen unter dem Druck dieser kurzen, aber sehr intensive Etappe.
Nach seinem Sieg auf der 16. Etappe in Andalo ist Alejandro Valverde (Movistar) ist wieder im Wettrennen um einen Platz auf dem Podium beim Giro d’Italia. Der Spanier besiegte Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) und Ilnur Zakarin (Katusha) im Sprint zur Ziellinie.
Die drei Fahrer schafften es, sich 15 Kilometer vor dem Ziel am vorletzten Berg von der Gruppe abzusetzen. Viele ihrer Rivalen erlagen dem Druck der relativ kurzen, dafür aber sehr fordernden Strecke, was dem Trio die Chance gab, die Etappe unter sich auszumachen. Esteban Chaves liegt immer noch auf Platz zwei der Gesamtwertung, aber musste 42 Sekunden einbüβen. Vincenzo Nibali (Astana) konnte dem Druck der Etappe kein Paroli bieten und rollte erst nach 1:47 hinter Valverde in das Ziel. Der Sizilianer verlor seinen Podiumsplatz und Valverde gewann einen.
Für Alejandro Valverde (Movistar) war dieses sein erster Etappensieg des diesjährigen Giro d’Italia. Er schlug den Träger des Maglia Rosa Steven Kruijswijk im Sprint, was den Holländer aber nicht daran hinderte, seine gesamte Führung in der zweiten Etappe in Folge weiter auszubauen
Ilnur Zakarin war das dritte Rad im Trio, das um den Etappensieg kämpfte, aber konnte mit Kruijswijk und Valdverde nicht mithalten, sondern rollte acht Sekunden später über die Ziellinie. Vincenzo Nibali (Astana) zerbrach am vorletzten Berg und verlor danach über eine Minute in seinem Kampf um die Gesamtwertung.
Die Etappe startete und die Profis fackelten nicht lange – von der ersten Pedalumdrehung bis zur letzten kämpften die Anwärter auf die Gesamtwertung um ihren Platz auf dem Treppchen. Fast jeder der Favoriten fuhr einen Angriff aus dem vorderen Teil des Feldes. Mit nur 15 Kilometern zum Ziel war es Valverde, der schlieβlich die Entscheidung des Etappensieges erzwang, als er am Fai della Paganella den entscheidenden Zug machte.
Kruijswijk folgte dem Fahrer von Movistar und schloss ohne groβe Schwierigkeiten auf ihn auf. Zakarin war der letzte, der sich den beiden anschloss. Kurz darauf wurde es klar, dass sich Nibali in Schwierigkeiten befand. Er wurde ziemlich schnell fallen gelassen und von einer Verfolgergruppe eingesammelt.
Die drei Fahrer hatten alle das gleiche Ziel: Nibali zu entschärfen und ihn aus dem Wettkampf um die Gesamtwertung zu bringen. So wurden die Pläne des Einzelnen erstmal zweitrangig und zu dritt verfolgten sie das übergreifende Ziel, an Nibalis Chancen um einen Podiumplatz zu wackeln.
Valverdes Absichten wurden schon bald klar, als er sich hinter den zwei anderen Fahrern einreihte und Zakarin die Führung über die letzten Kilometer überlieβ. Der Spanier machte seinen Zug vor der letzten Kurve. Seine Top-Geschwindigkeit war zuviel für Krujswijk. Der Zeitabstand und die Zeitgutschrift reichten aus, um Valverde auf das Podium zu befördern. Mit nur 23 Sekunden Abstand zu Chaves auf Rang zwei der Gesamtwertung lag Valverde wieder mitten im Rennen um das Maglia Rosa.
Kruijswijk konnte im EZF vor dem Ruhetag seine Führung zwar weiter ausbauen, aber diese Führung weiter zu verteidigen war eine groβe Ansage, vor allem wenn die Anwärter nach einem Ruhetag angriffslustig auf ihr Rad steigen und das gesamte Feld um die Platzierungen und den Etappensieg kämpft.
Das Rennen entfaltete sich ziemlich schnell, nachdem die Flagge den Start der Etappe signalisierte. Man konnte nur hoffen, dass sich die Profis gut erholt hatten. Die 16. Etappe war zwar die kürzeste des diesjährigen Giros, aber in der Kürze liegt bekanntlich die Würze: Auf dem kurzen Weg nach Andalo gab es drei heftige Anstiege.
Schon am ersten Berg des Tages, Passo della Mendola, hielten die Profis nicht zurück und es hagelte an Angriffen. Die ständigen und erbarmungslosen Attacken erzwangen innerhalb der ersten Stunde nach dem Start eine rasende Durchschnittsgeschwindigkeit von 49,6 km/h. Movistar und Astana witterten ihre Chance, Krijswijk (im maglia rosa) und Esteban Chaves in Bedrängnis zu bringen. Die beiden Teams wechselten sich ab, das Hauptfeld von vorne zu kontrollieren und ein hartes Tempo zu bestimmen. Ihre Bemühungen zahlten sich aus: Das Team um Kruijswijk geriet immer mehr unter Druck und das Maglia Rosa war schon bald auf sich alleine gestellt.
Alle drei Anwärter und die Fahrer, die schon im Vorfeld als Anwärter auf den Sieg der Gesamtwertung oder immerhin auf das Podium gehandelt wurden, ließen nicht auf sich warten: Ilnur Zakarin (Katusha), Vincenzo Nibali (Astana) und Alejandro Valverde (Movistar) griffen auf dem Passo della Mendola an. Aber keiner schaffte es, den Träger des Maglia Rosa aus dem Tritt zu bringen und ihn abzuschütteln. Krijswijk blieb die Ruhe selbst und schien problemlos mit den Angriffen mithalten zu können. Nibali hatte wieder Probleme mit seinem Rad und im ersten Moment konnte man denken, er würde seine Erfahrung vom EZF wiederholen müssen. Aber ein Teamkollege eilte ihm schnell zur Hilfe und ohne viel Verzögerung war der Sizilianer wieder im Rennen.
Kruijswijk blieb stark und widerstand dem Druck der wiederholten Angriffe seiner Rivalen. Das gleiche konnte nicht über Chave gesagt werden. Der Kolumbianer, der sich in den Dolomiten so wacker geschlagen hatte, konnte auf dieser Etappe nicht mehr parieren und den Angriffen kontern. Als Nibali oben am Mendola wieder eine Spitze fuhr und eine Lücke zwischen sich und den rivalisierenden Fahrern schaffte, passierte das unausweichliche: Kruijswijk, Valverde und andere in der Gruppe schafften es, die Lücke letztendlich zu schlieβen, aber Chaves war nicht mit von der Partie. Der Kolumbianer konnte nur noch zusehen, wie die Favoriten sich immer weiter entfernten und ihn, Rafal Majka und Rigoberto Uran zurücklieβen.
Nibali wurde vorne von Tanel Kangert tatkräftig unterstützt. Kangert flog buchstäblich die Abfahrt hinab und erzwang, dass der Zeitabstand zu Chaves auf eine ganze Minute anwuchs. Chaves musste sich auf die Hilfe von Damien Howson verlassen. Aber der Australier hatte auch nicht viel Unterstützung und hatte Schwierigkeiten, den Zeitabstand unter 30 Sekunden zu drücken.
Auf dem vorletzten Anstieg des Tages, Fai della Paganella, gingen die Schlachten zwischen den Anwärtern auf den Gesamtsieg unerbittlich weiter. Und hier setzte Valverde den Todesstoβ für Nibali. Mit 15 Kilometern zum Ziel zerstörte der Spanier die Chancen für Nibali, sich auf dieser Etappe zu behaupten und weiterhin im Rennen zu bleiben. Kruijswijk and Zakrin konnten mit dem 36-jährigen mithalten, aber Nibali fing an, zu schwächeln. Letztendlich musste er das Trio ziehen lassen und wurde zwei Kilometer später von der Gruppe mit Chave an der Spitze eingesammelt.
Noch lagen 40 Sekunden zwischen Nibali und den Ausreiβern, die etwas weiter vorne ihre Schlacht austrugen. Noch war nicht alles verloren, aber schon bald verschlimmerte sich die Situation für den Astana-Fahrer. Am Steilstück angekommen zog Chaves an und Nibali musste auch ihn ziehen lassen und fiel noch weiter zurück.
Weiter vorne in der Führungsgruppe spitzte sich die Situation weiter zu. Zakarin befand sich an der Spitze und zog die anderen über die letzten Kilometer in Richtung Ziel. Valverde hielt sich zurück und wartete auf seinen Moment, in dem er seine Sprintkraft zur Geltung bringen konnte. Das Trio näherte sich der letzten Kurve, Valverde zog aus dem Windschatten der zwei anderen Fahrer und stürmte unangefochten vor Kruijswijk über die Ziellinie, mit Zakarin als dritten.
Chaves konnte nur Schadenbegrenzung betreiben und konnte seinen zweiten Platz in der Gesamtwertung halten, mit einem Zeitabstand von 42 Sekunden. Nibali verlor an Zeit und mit einem Rückstand von 1:47 auch seinen Platz auf dem Podium, den er an Valverde abtrat.
Eigentlich war die 17 Etappe für die Sprinter gedacht, die, nach zwei schweren Tagen in den Bergen, wieder ihre Stärke unter Beweis stellen konnten. Aber Roger Kluge (IAM Cycling) durchkreuzte diesen Plan, als er über die Ziellinie sprintete und sich den Etappensieg holte. Der Deutsche ging mit Filippo Pozzato (Wilier Triestina-Southeast) mit, als dieser einen späten Angriff fuhr. Von da brach er frei und sprintete alleine Richtung Zielgerade.
Giacomo Nizzolo (Trek-Segafredo) sicherte sich den zweiten Platz im Gruppensprint, Nikias Arndth (Giant-Alpecin) den dritten. Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) brachte das Maglia Rosa sicher im Hauptfeld ins Ziel und bleibt weiterhin in der Führung der Gesamtwertung.
Dabei sah es ganz nach einem klassischem Sprint-Finale aus: Die Teams der Sprinter hatten knapp zwei Kilometer vor dem Ziel die sechsköpfige Ausreiβergruppe eingeholt und organisierten ihre Fahrer für ein furioses Finale im Gruppensprint. Pozatto hatte andere Pläne, mit denen er die Strategien der Teams durcheinanderbrachte: Die Fahrer erreichten die Flame Rouge und der Italiener zog and und fuhr dem Hauptfeld davon. Und auf den letzten hundert Metern machte es auch den Anschein, als würde seine Rechnung aufgehen.
Aber Pozatto hatte nicht mit Kluge gerechnet, der sich seine Erfahrung des Bahnradsprintens zu Nutzen machte und seinen Angriff bis auf die letzte Minute perfekt kalkulierte. Das deutsche Kraftpaket, der sich eine Medallie im Omnium in Rio zielt, fuhr um den Italiener herum und hatte sogar noch ein bisschen Zeit, ihn um ein paar Meter zu überholen, bevor er sich seinen ersten Etappensieg einer Grand Tour holte. Für Kluge war dieser Sieg mit Sicherheit ein boost Aufbau, nachdem nur zwei Tage vorher verkündigt wurde, dass sein Team IAM Cyling am Ende der Saison aufgelöst wird.
Nach einem unbarmherzigen Renntag, der die Profis bis aufs Äuβerste herausforderte, konnten sich die Fahrer auf einen viel entspannteren Tag freuen. Die Strecke von Molveno nach Casano war zwar 198 km lang, hatte aber nur einen kategorisierten Anstieg. Die Sprinter, die noch im Rennen sind, hatten nach den bergigen Etappen endlich wieder die Möglichkeit, um einen Etappensieg zu kämpfen. Die Fahrer machten sich bei schönstem italienischen Sonnenschein auf den Weg.
Sobald die Flagge gesenkt war und das Rennen anfing, hagelte es Angriffe. Das Hauptfeld gab sich recht entspannt und lieβ die Ausreißer ziehen, unter anderem Daniel Oss (BMC), Eugert Zhupa (Willier Triestina-Southeast) und Pavel Brutt (Tinkoff), die sich in den letzten zwei Wochen gerne unter den Ausreiβern befanden.
Trek-Segafredo und Lampre-Merida übernahmen die Führung des Peletons und das Team des Maglia Rrosa, LottoNL-Jumbo, konnte ein bisschen durchatmen bevor es am Ende der Woche mit den harten Etappen am Ende der Woche wieder anstrengender wird. Mit sechs Minuten Vorsprung gab das Hauptfeld erlaubte den Ausreiβern viel Freiheiten, sich auszutoben.
Das Rennen verlief sehr ruhig und sehr kontrolliert und es waren immer die zwei Sprinter-Teams, die das Feld äuβerst ruhig, fast entspannt, über die Strecke führte. Dimension Data mischte auch mit und half den zwei Teams, um Kristian Sbaragli eine Chance auf einen Etappensieg zu verhelfen. Als das Peloton den einzigen Berg des Tages erreichten, hatten sie den Abstand zu den Ausreißern schon auf 3:30 Minuten verringert.
Das Hauptfeld kam den Ausreißern unaufhaltsam, aber in stoischer Ruhe, näher. Mit 30 Kilometern zum Ziel war der Abstand auf nunmehr eine Minute geschrumpft und drei Fahrer entschlossen sich, zu den Ausreißern aufzuschließen: Lars Bak (Lotto-Soudal), Ignatas Konovalovas (FDJ) und Maxim Belkov (Katusha) lieβen das Trio auf ein Sextett anwachsen und verlangsamten das Tempo. Die Spitzengruppe wurde letztendlich mit nur zwei Kilometern vor dem Ziel vom Peloton eingeholt.
Eigentlich sah von dem Moment alles nach einem einstudierten und traditionellen Sprintfinale aus, aber es kommt ja immer anders als man denkt. Pozzato hatte eine andere Vorstellung und fuhr auf dem letzten Kilometer seinen überraschenden Angriff. Die Ziellinie war schon zum Greifen nah, als der Italiener von Roger Kluge eingeholt und überholt wurde und der sich seinen ersten Etappensieg in einer Grand Tour sicherte.