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Tour de France 2020

Die Höhepunkte der Tour de France 2020

Zuschauer mit Gesichtsmasken, begrenzte oder keine Menschenmasse bei Zielankünften, mit Spannung erwartete COVID-19-Tests an Ruhetagen, Fahrer auf dem Podium mit Atemschutz: Die Tour de France bot in diesem Jahr ein anderes Bild.

In den Wochen vor der Tour de France wurde wegen steigender Fallzahlen in Frankreich befürchtet, die Grand Tour könnte im letzten Moment wieder abgesagt werden. Als die Fahrer am 29. August in Nizza die Startlinie überquerten, war die Freude und Erleichterung bei Radsportfans und -profis spürbar. Es war eine Tour de France der Extraklasse, mit unvorhergesehenen Entwicklungen und Drama bis zum Schluss.

Regenschlacht in Nizza

Mit 352 Tagen Sonne im Jahr sollte ein sonniger Auftakt zur Tour de France, der ersten Grand Tour des überarbeiteten UCI Rennkalenders, fast eine Selbstverständlichkeit sein. Jedoch hatte der Wettergott andere Vorstellungen und die Profis erwischten zur Grand Depart einen der wenigen Regentage in Nizza. Es kam schon auf der ersten Etappe zu schweren Stürzen, die einige Fahrer zu einer frühzeitigen Aufgabe zwangen.

 

Einer der prominentesten Fahrer, dem der Regen zum Verhängnis wurde, war Philippe Gilbert. Der Belgier brach sich beim Sturz eine Kniescheibe und war aus dem Rennen. Für Lotto-Soudal war das nicht der einzige Verlust gleich zu Anfang der Tour de France: John Degenkolb kam aufgrund eines Sturz in Verzug und schaffte es nicht mehr innerhalb des Zeitlimits ins Ziel. Der deutsche Sprinter war gezwungen, die Tour de France aufzugeben, bevor sie für ihn begonnen hatte. ​

Eine Verpflegung zur falschen Zeit am falschen Ort

Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) übernahm als Etappensieger der ersten Etappe als erster Fahrer die Führung und das gelbe Trikot. Aber schon auf der zweiten Etappe verlor er seine Führung an Julian Alaphilippe (Deceuninck–Quick-Step). Die Rechnung des Franzosen, der bei der Tour de France 2019 das gelbe Trikot zwei Wochen erfolgreich verteidigte, schien aufzugehen, seinen Erfolg 2020 zu wiederholen. Aber ein Fehler auf der vierten Etappe sollte ihn seine Führung und die Hoffnung auf gelb kosten.

Die Regeln schreiben vor, dass ab 20 Kilometer vor dem Ziel keine Verpflegung angenommen werden darf. Warum ausgerechnet Alaphilippe auf der 5. Etappe 17 Kilometer vor dem Ziel eine Flasche, die ihm gereicht wurde, akzeptierte, werden wir wohl nie erfahren. In der Hitze des Gefechts verliert selbst der erfahrenste Profi die Übersicht, aber es sind drei Kilometer, die dem (Deceuninck–Quick-Step) seine Führung und das gelbe Trikot kosten werden: Alaphilipper erhält für sein Vergehen eine Zeitstrafe und ist somit aus der Führung. Das gelbe Trikot übernimmt Simon Yates (Mitchelton-Scott).

Alaphilippe ist nicht der einzige, der geahndet und gestraft wird: Simon Geschke (CCC Team) musste wegen Windschattenfahren 200CHF zahlen. Außerdem wurden ihm zwei Punkte in der Bergwertung und sechs Punkte in der Gesamtwertung abgezogen.  Marc Hirschi (Team Sunweb) erhält auf der 9. Etappe eine Zeitstrafe, weil er innerhalb der 20 Kilometer vor dem Ziel Verpflegung entgegennimmt und dazu seinen Müll nicht wie vorgeschrieben entsorgt.

Alaphilippe ist auch nicht der einzige Fahrer, dem sein Vergehen und seine Strafe die Chance auf Erfolg kosten: Sprintergröße Peter Sagan (Bora hansgrohe) wegen gefährlichen Fahrens geahndet, als er beim Schlusssprint versucht Wout van Aert (Jumbo-Visma) mit seinem Kopf und seiner Schulter zu rempeln. Sagan verlor seine Punkte in der Sprintwertung, erhielt Strafpunkte und wurde auf den letzten Platz der Gesamtwertung relegiert.

 

Sagan begann die 12. Etappe im Minus und lag -13 Punkte in der Wertung. Der ehemalige Weltmeister und siebenfacher Sieger des grünen Trikots schaffte es nicht mehr, seinen Verlust auszugleichen. Letztendlich war es Sam Bennett (Deceuninck–Quick-Step) der bei der Tour de France 2020 als der stärkste Sprinter das grüne Trikot der Punktewertung gewann.

Der Ire holte sich auf der 10. Etappe seinen erste Etappensieg bei der Tour de France und überzeugte in den drei Wochen mit seiner starken Leistung, die zum Schluss den heißbegehrten Etappensieg auf der Champs-Élysées belohnt wurde.​

Der Kampf um Gelb

Es war auf der 9. Etappe in Laruns, dass Primoz Roglic (Jumbo-Visma) die Führung in der Gesamtwertung und das gelbe Trikot von Adam Yates übernahm. Es ware eine Etappe, die in die Sportgeschichte Sloveniens nicht nur wegen Roglic eingehen wird: An dem Tag gewinnt Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) die Etappe und schlägt nur knapp seinen Rivalen, Freund und Landsmann Roglic.

Der 22-jährige Slovene wurde so der jüngste Etappensieger des Jahrhunderts bei der Tour de France. Auf den Etappen, die folgten, wurde es offensichtlich, dass Pogacar zur Tour de France gekommen war, um zu kämpfen. Roglic und sein Team Jumbo-Visma wiederum setzten alles daran, das gelbe Trikot zu verteidigen und waren damit sehr erfolgreich. Das Team bewies Strategie und schien in seiner Zusammenarbeit sehr homogen und aufeinander abgestimmt.

Roglic kämpfte in den Pyrenäen und den Alpen, zusammen mit seinem Team verteidigte er das gelbe Trikot. Sein Landsmann Pogacar immer hart auf seinen Fersen, eine ernstzunehmende Bedrohung. Das Einzelzeitfahren wurde von Fahrern, Fans und Zuschauern mit Spannung entgegen gesehen. Viele nahmen an, Roglics Sieg könnte knapp werden, die wenigsten waren auf das Drama vorbereitet, was sich auf der 36 Kilomter Strecke nach La Planche des Belles Filles abspielen würde.

Ein Einzelzeitfahren schreibt Geschichte

Pogacar startete sein Zeitfahren mit einem 57-Sekunden Rückstand hinter seinem Landsmann. Dieser verlor von Anfang an Zeit und es war offensichtlich, dass die Erschöpfung bei Roglic die Überhand gewann. Beim ersten Checkpoint hatte Roglic 13 Sekunden, beim zweiten Checkpoint 36 Sekunden Rückstand. Pogacar hingegen schien den Berg regelrecht hinaufzufliegen, während Roglic sichtlich zusammenbrach. Innerhalb von ein paar Sekunden hatte sich seine virtuelle Führung in Luft aufgelöst und schien mit jedem Pedalentritt noch mehr Zeit zu verlieren. Das gelbe Trikot erreichte den letzten Checkpoint 2,7 Kilometer vor dem Ziel mit einem Rückstand von 1:22. Roglics Sieg der Tour de France war verloren.

Roglič battled through the final kilometres, but only kept losing time. His Tour de France dream had come to an end in the Vosges mountains as he collapsed after the finish, consoled by his waiting teammates.

„I think I’m dreaming. I don’t know what to say. It’s unbelievable,“ the new GC leader said at the finish line of stage 20. „My dream was just to be on the Tour de France [podium], now the dream is true. I’m here and now there’s only the last stage. This is unbelievable.

Als Pogacar unter der flamme rouge durchfuhr, lag er 40 Sekunden in Führung vor seinem Rivalen und erreichte nach 55:55 das Ziel – 1:21 vor Tom Dumoulin (Jumbo Visma), der bis zu dem Zeitpunkt in Führung des Zeitfahrens lag. Für Pogacar wird die 20. Etappe der Tour de France 2020 wohl eine der erfolgreichsten seiner Karriere in Erinnerung bleiben: Der Slovene gewann an dem Tag die Tour de  France und die Etappe und zog dazu noch am nächsten Tag als der beste Jungprofi und der Sieger der Bergwertung in Paris ein​. Es war ein Tag, an dem Radsportgeschichte geschrieben wurde.

Team Ineos Strategie ging nicht auf

Seit zehn Jahren hatte Team Ineos (Team Sky) die Tour de France fest in seinem Griff. Unerbittlich fuhr das Team andere Rivalen und Mitstreiter in den Bergen in Grund und Boden. Bei der Tour de France 2020 wendete sich das Blatt: Jumbo-Visma bewies Power und Stärke, Titelverteidiger Egan Bernal verlor den Anschluss. Während sich der junge Kolombianer in den ersten zwei Wochen noch gut schlug und sechs Etappen das weiße Trikot trug, kam es auf dem Grand Colombier zu einer dramatischen Entwicklung.

Auf der 15. Etappe brach Bernal af dem Pass Grand Colombier ein und machte starke Zeitverluste. Seine Leistung verschlecherte sich am folgenden Tag noch mehr. Der Titelverteidiger verlor noch mehr Zeit, sein Abstand zu seinen Rivalen wuchs. Am Ende der 16. Etappe lag Bernal 19:06 Minuten hinter dem führenden Primoz Roglic. Egan Bernal gibt daraufhin am nächsten Tag seine Aufgabe bekannt und startet nicht mehr auf der 17. Etappe.

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