Vor vier Jahren stand er schon einmal als Sieger beim Klassiker in den Niederlanden auf dem Treppchen. Am Sonntag sicherte sich Enrico Gasparotte vom Team Wanty-Group Gobert zum zweiten Mal den Sieg beim Amstel Gold Race.
Vor vier Jahren stand er schon einmal als Sieger beim Klassiker in den Niederlanden auf dem Treppchen. Am Sonntag sicherte sich Enrico Gasparotte vom Team Wanty-Group Gobert zum zweiten Mal den Sieg beim Amstel Gold Race.
Teilnehmer, die als Favoriten genannt wurden, wie Michal Kwiatowksi (Etixx-Quickstep), Michael Matthews (Orica-GreenEDGE) und Julian Alaphillipe (Etixx-Quickstep) kamen an den Sieger nicht heran, der in einem sehr taktischen und geschickten Schlusssprint Michael Valgren (Tinkoff) abhӓngte und über die Ziellinie rollte.
Nach der Aufregung der letzten zwei Sonntage bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix, schien Amstel Gold ziemlich still und ruhig daher zu kommen. Der niederländische Klassiker steht manchmal im Schatten der Monumente. Doch das Amstel-Gold-Rennen lӓutet den Start der Ardennen-Klassiker-Serie ein. Und als solches hat es einiges zu bieten: Eine komplizierte Streckenführung leitet die Profis über 248 Kilometer von Maastricht nach Berg en Terblijt. Auf dem Weg zum Ziel müssen die Profis 34 Anstiege bewӓltigen und auf einem Kurs navigieren, der sich auf schmalen Straβen durch Stӓdte und Dörfer der Niederlande windet.
So abwechslungsreich wie die Strecke war am Sonntag auch das Wetter: Hatte die Sonne bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix auf die Profis gelӓchelt, durften sie sich beim Amstel Gold mit Regen, Sonne und Wind herumschlagen.
Leider endete das Rennen für einen Fahrer schon, bevor es richtig anfing: Fabio Felline (Trek-Segafredo) stürzte aus unerklӓrlichen Gründen in der neutralen Zone des Rennens, nachdem sein Vorderrad blockierte. Der Fahrer erlitt einen Nasenbruch und schwere Gesichtsverletzungen, die operiert werden mussten. Weitere Untersuchungen bestӓtigten außerdem einen Schӓdelbasisbruch.
Es dauerte nicht lange, nachdem der Startschuss gefallen war, und eine 11-köpfige Spitzengruppe setzte sich vom Hauptfeld ab. Unter ihnen befanden sich die Amerikaner Alex Howes (Cannondale) und Larry Warbasse (IAM Cycling). Das Hauptfeld gab sich entspannt und ließ die Spitzengruppe einen satten Fϋnf-Minuten-Vorsprung einfahren, bevor es anfing, die Lϋcke allmӓhlich zu schließen.
Mit 15 Kilometern zum Ziel hatte das Hauptfeld die Ausreißer erreicht und das Rennen wurde spannend und aggressiver. Jeder, der eine Chance witterte, fuhr jetzt eine Attacke.
Die krӓftezehrenden Anstiege zollten sowohl in der Spitzengruppe als auch im Hauptfeld ihren Tribut, als mehr und mehr Fahrer zurϋck fielen und die Gruppen kleiner wurden. Unter den Fahrern, die weit nach hinten fielen waren die Favoriten Philipe Gilbert (BMC Racing) und Michal Kwiatkowski (Team Sky).
Roman Kreuziger (Tinkoff), Sieger der 2013er-Ausgabe von Amstel Gold, versuchte sich 8 Kilometer vor dem Ziel in einem Soloritt. Aber sein Versuch war vergeblich: Es gelang ihm nicht, eine betrӓchtliche Lϋcke zwischen sich und dem Hauptfeld zu schaffen und wurde schon kurz darauf wieder eingeholt. Anschließend attackierte Tim Wellens (Lotto-Soudal), als sich die Gruppe dem Cauberg nӓherte. Der 24-jӓhrige fuhr auf Kreuziger auf und segelte an ihm vorbei, Richtung Cauberg.
Mit dem Hauptfeld an seinen Fersen gewann der junge Fahrer einen 15-Sekunden-Vorsprung, aber das reichte nicht aus, das Peloton abzuhalten.
Und hier, am Cauberg, dem letzten Anstieg des Klassikerrennens, bekam Gasparotte seine Chance: Der Fahrer vom Wanty-Groupe-Gobert-Team zog an und schaffte, zusammen mit Michael Valgren (Tinkoff), sich auf dem Cauberg vom Hauptfeld abzusetzen, nachdem Tim Wellens eingeholt worden war.
Das Peloton verpasste die Möglichkeit, sich als Gruppe zu organisieren, um die zwei Ausreißer einzuholen. So schafften die zwei Fahrer es, sich das Hauptfeld vom Hals zu halten als die Strecke flacher wurde und den Sieg auf den letzten 1,8 Kilometern untereinander auszumachen.
Gasparotto fuhr mit Köpfchen, als er den Dӓnen auf dem letzten Kilometer dazu zwang, vorne im Wind zu fahren. 200 Meter vor dem Ziel gab der Italiener Gas und zog weit an Valgren vorbei. Dieser hatte nicht mehr die Kraft, um zu parieren und musste den Italiener gewähren lassen. Gasparotte genoss es sichtlich, den zweiten Sieg seiner Profikarriere einzufahren. Er nutzte die Gelegenheit, seinem verstorbenen Teamkollegen Demoitié Respekt zu zollen, der im Mӓrz bei Gent-Wevelgem tödlich verunglückte.
In einem bewegenden Interview nach dem Rennen gedachte Gasparotto seinem Kollegen. “Dieser Sieg bedeutet so viel – nicht nur mir, sondern dem ganzen Team. Ich sagte zum Team, dass wir mit einem Engel auf unserer Schulter fahren.”
“Gestern besuchte uns Antoines Frau im Teambus. Sie ist eine von uns, sie ist Teil des Teams. Dieses Rennen war der erste Klassiker für dieses Team und alle gaben 110 Prozent. Es war ein besonderer Moment, aber auch schwierig.“
“Dieses ist ein sehr emotionaler Moment. Einer der emotionalsten Momente meines Lebens. Ich hatte eine schwierige Zeit und ich danke meinen Freunden und meiner Familie, die mir beistanden.”
Drei Sekunden nach Gasparotto sicherte sich Colbrelli den dritten Platz, als er im Sprint um den letzten Platz auf dem Podium Bryan Coquard (Europcar) und Michael Matthews (Orica-GreenEdge) schlug.
Für den belgischen Favoriten Philipe Gilbert (BMC) war das diesjӓhrige Amstel-Gold-Rennen eine schmerzhafte Erfahrung. Der dreimalige Gewinner des Klassikers verlor, zusammen mit Edvald Boasson Hagen und Mat Hayman, den Anschluss an das Hauptfeld. Wӓhrend Edvald und Mat es schafften, wieder an das Hauptfeld ranzufahren, blieb Gilbert zurück und konnte die Lücke nicht schließen. Sichtlich erschöpft, rollte der Belgier als 81. durch das Ziel. In einem Interview bestӓtigte er, dass er aufgrund seines gebrochenen Fingers seine Position auf dem Rad verӓndern musste, was seine Leistung stark beeintrӓchtigte.
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