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Komponenten

Tim Gerrits von Shimano über Discs & elektronische Schaltung

Discs, elektronische Schaltung & deren Entwicklung


 So fing alles an

Die Idee der hydraulischen Scheibenbremsen hat die Meinung seit der ersten Erwähnung gespalten. Im Falle von Shimano kam die Idee vor sechs oder sieben Jahren zum ersten Mal ins Gespräch, so Gerrits. Damals kam man zu dem Schluss, dass der Markt noch nicht bereit für diese Idee ist. Vor allem wurden Discs in Internet-Foren und auch bei der UCI komplett abgelehnt. Er und seine Kollegen blieben aber am Ball und liefern den Kunden heute ein modernes und hochwertiges Produkt, das den Profis noch vorenthalten ist. Ironischerweise bewarb Shimano die R785 mit vier Profi-Fahrern aus der WorldTour.

Ich glaube Scheibenbremsen sind die Zukunft. Wir brauchen aber eine Revolution in Sachen Rahmen, Laufräder und Komponenten um die Scheibenbremse in den nächsten Jahren noch besser zu realisieren.

BMC unterstützte die Entwicklung hydraulischer Scheibenbremsen schon sehr früh. Ihr Granfondo GF02 war ein Testbike für Shimanos R785.
BMC unterstützte die Entwicklung hydraulischer Scheibenbremsen schon sehr früh. Ihr Granfondo GF02 war ein Testbike für Shimanos R785.

Es geht nicht darum, dass moderne Felgenbremsen keine Bremsleistung bringen oder gefährlich wären. Der Gedanke, dass Amateure mit Profi-Equipment nicht zurecht kommen trifft auch nicht zu. In Gerrits Augen sollten Scheibenbremsen von der UCI zugelassen werden. Im Moment fehlt schlichtweg die Erlaubnis Scheibenbremsen während Profi-Rennen einzusetzen. Er zeigt die Parallele zum Mountainbike-Markt auf und sagte, dass es damals bei den Mountainbikes auch eine gewisse Zeit gebraucht hat, bis sie sich durchgesetzt haben. Die Entwicklung ging bis zu einem gewissen Punkt sehr schleppend voran. Als dieser Punkt aber erreicht war, explodierte der Markt. Laut Gerrits befinden sich die Scheibenbremsen am Rennrad an so einem Punkt und wenn man die letzte Eurobike betrachtet, können wir das bestätigen. Nahezu jeder Hersteller hat mitlerweile mindestens ein Disc-Bike im Angebot.

Auch BMC stieg bereits in den letzten zwei Jahren stark in den Markt der Scheibenbremsen ein. BMC erzählte uns: „Felgenbremsen sind etwas von der Vergangenheit. Etwas, das wir loswerden sollten.“ Teilt Gerrit diese Ansicht? “ Ich glaube, dass Scheibenbremsen die Zukunft sind.“ Anschließend fügte er hinzu, dass Shimano auch sehr hochwertige Felgenbremsen anbietet. „Ob das in drei, fünf oder zehn Jahren noch so ist, weiß ich nicht. Wir benötigen eine Evolution der Rahmen, Laufräder und Komponenten. Erst dann kann sich die Scheibenbremse endgültig und flächendeckend durchsetzen.“

Shimano konnte sich auf dem Markt der Scheibenbremsen nun völlig durchsetzen. Die Zusammenarbeit mit den Bike-Herstellern klappt bereits sehr gut. Nicht umsonst hat sich Shimano so schnell auf dem Markt durchgesetzt. Natürlich gab es einige Probleme mit der Stabilität der Rahmen und Laufräder. Aber diese konnten inzwischen gut behoben werden.

„Es ist sehr wichtig, dass wir mit den Bike-Herstellern auf einem sehr hohen Level zusammenarbeiten.“ Man konnte das Resultat dieser Zusammenarbeit auf der diesjährigen Eurobike gut sehen. Natürlich werden die Scheibenbremssysteme noch weiterentwickelt und in Zusammenarbeit mit den Bike-Herstellern optimiert.

Shimano und Gerrits sind sich bewusst, dass die R785 der erste Schritt auf einem sehr langen Weg war. Diese erste Entwicklung basiert stark auf der Technologie, die Shimano für seine Mountain-Bike-Systeme nutzt. „Wir bauen auch in Zukunft auf die enge Zusammenarbeit mit den Herstellern und werden die Scheibenbremsen stetig weiterentwickeln.“ Leider klappt die Kooperation mit den Herstellern nicht immer. Gerrits zeigte uns eine 140mm Scheibe, die nicht bei den Herstellern verbaut wurde. „Zu Unrecht“ – wie er findet. Er glaubt aber dennoch an die Kooperation mit den Herstellern. „Uns geht es grundsätzlich nicht darum, mehr Bremsleistung zu erziehen. Es geht darum, ein konstantes und starkes Bremsgefühl zu vermitteln. Felgenbremsen können die Räder auch schon blockieren. Deshalb mangelt es nicht an reiner Bremsleistung.“

Andy Schleck und seine Meinung zur Disc

Andy Schleck würde sich die Scheibenbremse aufch im Profi-Peloton wünschen.
Andy Schleck würde sich die Scheibenbremse aufch im Profi-Peloton wünschen.

Als wir auf Sizilien waren, war auch Andy Schleck vor Ort. Auch wenn er seine Karriere bedauerlicherweise beenden musste, sprach sich der mehrmalige Tour de France-Teilnehmer ganz klar für hydraulische Scheibenbremsen aus. Er würde sich wünschen, dass die Disc auch im WorldTour-Peloton zum Einsatz kommt. Unter den Profis hat sich allerdings auch die elektronische Schaltung noch nicht komplett durchgesetzt. Viele Profis zählen auf die mechanische Ausführung. So verhält es sich vermutlich auch mit Scheibenbremsen. Natürlich kann die UCI nicht erlauben Disc- und Felgenbremsen in einem Rennen gegeneinander fahren zu lassen, weil das Bremsverhalten der beiden Systeme völlig unterschiedlich ist. Dementsprechend kann die UCI auf diesem Wege Unfälle vermeiden. Mitunter deshalb müssen die Vertreter der Disc vor allem auf Profi-Niveau noch Überzeugungsarbeit leisten.

Profis waren in der Entwicklung der R785 auch beteiligt. Vor allem Fahrer der Cyclo-Cross-Teams Rabobank, FDJ und BKCP sowie der ehemalige Orica-GreenEDGE-Fahrer Lars Teutenberg. Als Gerrits danach gefragt wurde, ob irgendein „normaler“ Fahrer an der Entwicklung der R785 beteiligt gewesen sei, lacht er laut. Wir sahen während des ersten Teils seiner Präsentation Bilder, auf denen er in einem Ganzkörperschutzanzug zu sehen ist. Das war ein Bild, dass während der ersten Tests der Scheibenbremse geschossen wurde. Später tauschte er den Anzug gegen einen Gewichtsgurt aus, welcher sein Körpergewicht auf 130kg erhöhte. Mit diesem Gewicht und einem Scheibenbremsen-Bike fuhr er einige der steilsten und höchsten Bergpassagen Europas ab.

Die ST-R785 Dual Control Hebel für Shimanos hydraulische Scheibenbremse.
Die ST-R785 Dual Control Hebel für Shimanos hydraulische Scheibenbremse.

Unter den drei großen Komponentenherstellern auf dem Markt war Sram, der erste, der Scheibenbremsen auf den Markt brachte. Aufgrund der groß angelegten Rückrufaktion verlor Sram aber seine starke Position auf dem Markt und muss sich nun wieder Vertrauen erkämpfen. Gerrits erinnert an dieser Stelle gerne an Shimanos Grundsatz: „Wenn wir etwas Neues auf den Markt bringen, dann sollte es besser sein, mehr bieten oder den Markt erweitern. Es geht nicht darum etwas zu bringen, weil es alle wollen.“

Ich hoffe, dass in den nächsten Jahren jeder seriöse Fahrer auf elektronischen Komponenten fährt.

Es gibt natürlich viele Technologien, die das Zeug dazu hätten in den nächsten Jahren überall Verwendung zu finden. Das wären zum Beispiel breitere Reifen, Tubeles-Reifen, überdimensionierte Tretlager und vieles mehr. All das ist bereits umgesetzt worden und auf dem Markt. Nur die Verbreitung lässt noch auf sich warten. „Ich hoffe, dass in den nächsten Jahren jeder seriöse Fahrer auf elektronischen Komponenten fährt,“ so Gerrits.

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