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Rennberichte & Analysen

Wout van Aert erobert die Strade Bianche 2020

Der Belgier sicherte sich nach einer 180 Kilometer langen Hitzeschlacht den Sieg des ersten Klassikers in der revidierten UCI Saison

Foto: Stefano Sirotti

Aller guten Dinge sind drei – und das trifft auf Wout van Aert (Jumbo-Visma) zu: Der Belgier, der zweimal bei der Strade Bianche den dritten Platz geholt hatte, sicherte sich bei der diesjährigen Ausgabe den Sieg. Van Aert schlug Davide Formolo (UAE Team Emirates) und Max Schachmann (Bora Hansgrohe) im Ziel auf dem Piazza del Campo in Siena.

Jumbo-Visma-Fahrer Wout van Aert war ein Teil einer auserlesenen Fluchtgruppe, als er sich entschloss, auf einem bergabwärts führenden Abschnitt dreizehn Kilometer vor dem Ziel zum Angriff überzugehen.  Die Erfahrung seiner früheren Teilnahmen kam ihm zugute: Er wusste, dass man als Fahrer am letzten Anstieg zum Ziel viel Zeit verlieren kann. Daher konnte ein Vorsprung zu seinen Rivalen nur von Vorteil sein.

Mit 17 Sekunden war der Abstand zwischen dem Ausreißer und seinen Verfolgern nie sehr groß. Die Gefahr, auf den letzten Kilometern noch eingeholt zu werden, bestand auf den gesamten letzten 13 Kilometern zum Ziel.

Aber van Aert teilte seine Kräfte perfekt ein. Auch die Krämpfe, die ihm 2018 zu schaffen gemacht hatten, blieben trotz der Hitze in der hochsommerlichen Toskana aus. Schachmann und Formolo kamen dem Belgier bedrohlich nahe, dieser jedoch nutzte wieder einen leicht abschüssigen Abschnitt, um seinen Abstand zu halten.

Van Aert mobilisierte seine Kräfte und stürmte wie ein Zeitfahrer die letzten drei Kilometer zum Ziel, in der Gewissheit, dass ihm der Sieg gehörte. Er eroberte den letzten Anstieg zum Stadtzentrum in Siena und behauptete den Sieg der Strade Bianche 2020 für sich.

 

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„Das war heute ein langer Tag, wir alle haben gelitten und keiner schien sich richtig gut zu fühlen“, sagte van Aert im Ziel. „Die Hitze nahm einem die Kraft, aber ich konzentrierte mich darauf, ausreichend zu trinken und mich, so gut es ging, abzukühlen.“

Der junge Belgier, dessen Saison 2019 wegen schwerer Verletzungen durch einen Sturz beim Einzelzeitfahren bei der Tour de France frühzeitig beendet wurde, zeigte sich seines Sieges sehr glücklich und zufrieden. Die Tatsache, dass seine Fahrt zum Ziel nicht von den gewohnten Jubelrufen der Fans begleitet wurden, tat seinem Erfolg keinen Abbruch.

„Vor zwei Jahren habe ich mich in dieses Rennen verliebt. Ich wollte die Strade Bianche gewinnen und nun, mit 25 Jahren, habe ich es geschafft. Ich bin sehr glücklich. Es gab in unserer Gruppe keinen, um den ich mir am letzten Anstieg hätte Sorgen machen müssen“, sagte er.

„Aber ich wusste von meinen Teilnahmen in den vergangenen Jahren, dass es bei diesem Rennen um den Angriff geht. Wer angreift, hat nie einen Nachteil. Daher habe ich die Initiative ergriffen, als es bergab ging und hatte so einen kleinen Vorsprung, als es steiler wurde. Von dem Augenblick war es ein Kampf von Mann gegen Mann. Es hat funktioniert.“

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Wie die Pandemie den Radsport verändert

Für den Radsport hatte die Strade Bianche, die trotz ihres relativ jungen Bestehens in ihrer Beliebtheit den großen fünf Monumenten der Frühjahrsklassiker nicht nachsteht, in diesem Jahr noch eine weitreichendere Bedeutung: Mit der Strade Bianche läutete die UCI den Beginn des abgeänderten Rennkalenders der 2020 Saison ein.

Während kleinere Rennen wie die Sibiu Tour in Rumänien und einige Frauenrennen in Spanien kürzlich stattfanden und auch die Vuelta a Burgos mit einigen namenhaften Fahrern in der Woche startete, ist die Strade Bianche das erste Rennen der World Tour in der revidierten Saison 2020 der UCI.

Die Strade Bianche ist die Bewährungsprobe, ob und wie der professionelle Radsport in Zeiten der Pandemie ausgeführt werden kann, ohne die Sicherheit der Fahrer, Teams und Zuschauer zu gefährden.

Es mutete schon etwas eigenartig an, als Van Aert im Alleingang den letzten Anstieg in fast totaler Stille eroberte. Anstatt der Fans, die sonst die Straßen und die Piazza del Campo zu hunderten säumen, war es schon fast gespenstisch verlassen und still. Dieser Umstand sollte seine Leistung nicht negativ beeinflussen. Die Begeisterung der Fans beschränkte sich in diesem Jahr beim Verfolgen auf den Bildschirmen zu Hause.

Weitere Sicherheitsvorkehrungen wie Abstand und sehr wenig Kontakt zwischen den Fahrern und den Vertretern der Medien und Fans, das Tragen von Masken und strenge Disinfektionsprotokolle von Materialien sollen auch dazu beitragen, dass die UCI mit dem abgeänderten Kalender den Fans, Sponsoren und Fahrern noch eine Radsportsaison in 2020 bieten kann.

Anders als andere sportliche Veranstaltungen wie Fußball, die unter strengen Sicherheitsvorkehrungen den Betrieb wieder aufnehmen konnten, steht der Radsport vor Herausforderungen, die ihm zu eigen sind: Weder die Eintagesklassiker noch die Grand Touren sind auf eine Ortschaft oder ein Stadion begrenzt. Die Fans versammeln sich am Straßenrand, um ihre Favoriten und den Sport hautnah mitzuerleben.

In solchen Siutationen ist es schwierig, den Abstand zwischen Fahrern und Fans sowie den Fans untereinander zu gewährleisten. Wie sich die Dinge in den nächsten Tagen und Wochen nach der Strade Bianche entwickeln werden, wird ausschlaggebend sein für den weiteren Verlauf der UCI-Saison 2020.

Mit Il Lombardia und Milan-San Remo stehen im  August weitere Frühjahrsklassiker an, die aufgrund der Pandemie für 2020 in Sommerklassiker verwandelt werden mussten. Des Weiteren ist der UCI-Radrennkalender für die verbleibende Saison vollgpackt mit Eintagesrennen und den Grand Touren, von denen die Tour de France Ende August den Auftakt machen wird.

Wir können nur hoffen, dass die Strade Bianche ein erfolgreicher Auftakt zu einer, wenn auch etwas anderen, Radsportsaison in 2020 war.​

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