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Rennberichte & Analysen

Paris-Roubaix 2019: Philippe Gilbert siegt bei der Hölle des Nordens

Der Belgiers schlägt Nils Pollitt (Katusha Alpecin) beim Schlussspring im Velodrom und holt sich sein viertes Monument

Philippe Gilbert (Deceuninck-QuickStep) schlug Nils Politt (Katusha-Alpecin) in einem wilden Sprint zum Ziel im Velodrom in Roubaix und sicherte sich nach einem unbarmherzigen Rennen den bedeuteten Sieg bei Paris-Roubaix. Der Belgier hat damit vier der fünf Monumente gewonnen.

Pollitt ging 67 Kilometer vor dem Ziel zum Angriff über und genau dieser Angriff setzte die Szene für das Finale im Velodrom. Gilbert reagierte als erster auf die Versuche des deutschen Fahrers und der Epilog des Rennens in der “Hölle des Nordens” nahm vor dem Sektor Mons-en-Pévèle  Gestalt an. Gilbert und Politt waren ein Teil einer sechsköpfigen starken Gruppe, zusammen mit dem Titelverteidiger Peter Sagan (Bora-Hansgrohe), Yves Lampaert (Deceuninck-QuickStep), Wout van Aert (Jumbo-Visma) und Sep Vanmarcke (EF Education First).

Philippe Gilbert (Deceunick – Quickstep) sprintet bei Paris-Roubaix zum Sieg. (Foto: Sirotti)

Durch ihre Zusammenarbeit schafften die sechs Fahrer, sich einen Vorsprung von einer Minute über die ermüdete und schlecht organisierte Gruppe von Verfolgern auszubauen. Der Zusammenhalt der Fluchtgruppe fing an, Risse zu zeigen als Teamkollegen Lampaert und Gilbert auf den Sektoren Wannehain und Carrefour de l’Arbre wiederholte male kleine Angriffe wagten, um die Rivalen zu sondieren.

Das unbarmherzige Rennen uber dreissig Pave-Sektoren ist eine harte Herausforderung fur die Profis, deren Kraft, Ausdauer, Mut und fahrtechnisches Geschick auf Probe gestellt wird. (Foto: Sirotti)

Van Aert war der erste Fahrer, der sich aus der sechsköpfigen Gruppe verabschieden musste: Nach einem Radschaden und Sturz musste er sich zweimal wieder an die Gruppe heranarbeiten, was ihm sichtlich zusetzte und noch vor dem Carrefour de l’Arbre verlor er den Kontakt zur Gruppe. Der entscheidene Moment kam jedoch 14 Kilometer vor dem Ziel auf dem folgenden Sektor bei Gruson: Politt zog aggressive das Tempo an und Gilbert war der einzige, der mit dem deutschen Fahrer mitziehen konnte.

Lampaert hielt Sagan in Schach auch wenn der Titelverteidiger sichtlich ermüdet zu sein schien und Vanmarcke war mit technischen Defekten aus dem Rennen um den Sieg gekommen, so dass Gilbert und Politt sich schnell einen Vorsprung von 40 Sekunden auf ihre MItstreiter aufbauen konnten. Die zwei Fahrer arbeiteten auf dem Weg nach Roubaix zusammen, um den Abstand zu den Verfolgern zu erhalten.

Drei Kilomter vor dem Ziel kam ihre Zusammenarbeit zum Stillstand, denn Lampaert war auf sich gestellt und jagte den zwei Fahrern hinterher. Gilbert hängte sich auf dem letzten Sektor an das Hinterrad von Politt und ließ sich von dem deutschen Fahrer auf die Bretter des berühmten Velodroms führen.

Nils Politt (Katusha-Alpecin) und Gilbert konnten sich von der Fluchtgruppe absetzen und erreichten als erste das historische Ziel im Velodrom in Roubaix. Politt versuchte, Gilbert mit taktischem Geschick zu uberlisten. Aber Gilbert behielt einen klaren Kopf und schlug den Deutschen mit einem starken Schlusssprint. (Foto: Sirotti)

Unter dem begeisterten Jubelrufen der Fans kamen die zwei Fahrer im Velodrom an. Politt fuhr die Bande hoch und verlangsamte das Tempo. Aber Gilbert ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und reagierte, trotz der harten 250 Kilometer, die hinter ihm lagen, mit einem kühlen Kopf: Er wartete auf den richtigen Augenblick und setzte zu einem starken Schlusssprint an, dem Politt nichts gegenzuhalten hatte.

“Die langen Angriffe machen mir keine Angst. Oftmals sind sie für mich von Vorteil”, sagte Gilbert im Ziel. “Politt ist ein mutiger Fahrer. Es war ideal, dass wir zusammen fuhren. Am Schluss fuhren wir beide am Limit und es kam darauf an, wer der stärkere Fahrer war – und das war letztendlich ich.” Lampaert erreichte am alleine ins Ziel und wurde dritter, Vanmarcke konnte sich von Sagan absetzen und wurde vierter. Der Titelverteidiger schien ein Schatten seiner selbst, als er als fünfter ins Ziel kam.

Vor einer Woche erlitt Gilbert bei der Flandernrundfahrt eine Niederlage als er, durch Krankheit geschwächt, nicht mit seinen Rivalen um den Sieg kämpfen konnte. Aber sein Erfolg bei Paris-Roubaix spricht Bände über die Erfahrung und die Besonnenheit, mit der der Belgier seine Rennen bestreitet. Mit seinen Siegen bei Tour de Lombardia (2009 und 2010), Liege-Bastogne-Liege (2011) und der Flandernrundfahrt (2017) und nun Paris-Roubaix, ist Gilbert erst der zweite Fahrer seit Sean Kelly, der alle vier Monumente gewonnnen hat.

“Ich träume immer noch davon, alle fünf der Monumente zu gewinnen”, gab Gilbert zu. “Es ist ein verrückter Traum, der mich seit zehn Jahren immer wieder inspiriert und langsam aber sicher komme ich der Erfüllung des Traumes näher. Vor drei Jahren entschloss ich, mich dieser Herausforderung zu stellen und viele meinten, das Kopfsteinpflaster sei nichts für mich. Ich habe die Flandernrundfahrt gewonnen und Paris-Roubaix. Ich konnte meine Fähigkeiten eines Puncheur ändern und anders einsetzen. Ich bin ein anderer Fahrer geworden und bin froh, diese Herausforderung angenommen zu haben.”

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