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Tour de France

Das war die Tour de France 2016

Chris Froome gewinnt zum dritten mal die Tour de France

Bei der diesjährigen Tour schrieb Chris Froome (Sky) Geschichte, als er zum dritten mal als Sieger der Tour de France in Paris ankam. Schon am Vortag konnte sich der Brite zu einem Lächeln durchringen, nachdem er durchnässt aber wohlbehalten nach einer Etappe auf regennasse Straßen über die Ziellinie fuhr und es klar war, dass er die Tour für sich entschieden hatte.

Chris Froome gewinnt zum dritten mal die Tour de France und schreibt Radsportgeschichte (Bild: Sirotti)

Damit ist Froome der erste Brite, der drei Tour-Siege verzeichnen kann und der achte Fahrer in der Geschichte der Frankreichrundfahrt, der das Rennen dreimal gewonnen hat. Er liegt zwei Siege hinter den Rekordhaltern Jacques Anquetil, Bernard Hinault, Eddy Merckx und Miguel Indurain, die alle fünf Siege ihr eigen nennen.

In dieser Ausgabe des Rennens sicherte sich Froome das gelbe Trikot schon früh: Auf der 184 km langen achten Etappe nach Luchon holte sich der Titelverteidiger nicht nur einen Etappensieg sondern auch das gelbe Trikot. Und er würde es auf den 13 Etappen, die dann noch folgten, nicht wieder hergeben.

Wie Chris Froome das gelbe Trikot in seinen Besitz brachte wird vielen Radsportfans noch viele Jahre in Erinnerung bleiben und seine Kritiker an seinen Abfahrtsfähigkeiten ein für alle mal zum Verstummen bringen:

Die Gruppe erreichte den Gipfel des Peyresourde, der letzte Anstieg der Etappe, und Chris Froome gab Gas. Bevor seine Rivalen wussten, was geschah, hatte Froome schon ein paar Sekunden Vorsprung und stürzte sich regelrecht in die Abfahrt nach Luchon. Aber damit war es noch nicht getan und was folgte, sorgte bei allen, die es sahen, für Verblüffung:

Chris Froome klemmte sich regelrecht auf sein Oberrohr und pedallierte weiterhin wie ein Wilder, um seine Führung um ein paar weitere Sekunden auszubauen. Es war nicht die stilvollste Abfahrt, die wir je sehen konnten und sah auch nicht besonders bequem aus, aber sie erwies sich als sehr effektiv.

Alejandro Valverde (Movistar) nahm die Verfolgung auf, aber Froome hatte sich schon durch seinen Angriff und unkonventionelle Abfahrt einen Vorsprung von 25 Sekunden gesichert. Richie Porte und Tejay van Garderen (BMC) unterstützten den Helfer von Quintana und zusammen schafften sie es, den Abstand auf knapp 12 Sekunden zu verringern. Aber es half nichts: Froome gewann die Etappe und fuhr sich mit seinem beherzten Angriff und der mutigen Abfahrt in das gelbe Trikot.

So endete die achte Etappe mit drei Briten in drei verschiedenen Trikots: Chris Froome in gelb, Mark Cavendish behielt das grüne und Adam Yates das weiße Trikot der Tour de France.

 

Chris Froome erreicht mit seinem Team als Sieger das Ziel in Paris. Ereignisse, die ihm auf dem Weg widerfuhren, werden noch lange in Erinnerung bleiben. (Bild: Sirotti)

Der Träger des gelben Trikots steht ständig unter Druck, denn das Trikot eine Trophäe, die es zu erkämpfen gilt. Die13 Etappen, die folgten, stellten die Entschlossenheit des Sky Fahrers und die seines Teams immer wieder auf die Probe. Aber keiner hatte mit den verzweifelten Methoden, auf die Chris Froome in seinem Versuch, die Tour zu gewinnen, zurückgreifen musste, gerechnet. Am wenigsten der Titelverteidiger selbst.

12. Etappe – Der Riese der Provence versinkt im Chaos und Froome läuft zum Sieg

Radsportfans in aller Welt fieberten dieser entscheidenden Königsetappe entgegen, die am französischen Nationalfeiertag ausgetragen wurde. Die Erwartungen waren groß: Jeder wollte sehen, ob Chris Froome seinen Erfolg von 2013 wiederholen konnte, als er auf dem sagenumworbenen Berg seinen Etappensieg und sein erstes gelbes Trikot sicherte.

Es kommt aber immer anders: Aufgrund der Warnungen vom Wetterdienst sah sich die Rennleitung gezwungen, die Zielankunft 7km nach unten zu verschieben, um die Sicherheit der Fahrer und Begleitfahrzeuge gewährleisten zu können. So drängten sich die Fans an der Straßenseite. Für die Profis gab es fast kein Durchkommen mehr. Ein Motorrad sah sich zum Anhalten gezwungen, Richie Porte (BMC) fuhr auf das Motorrad auf und Chris Froome auf Richie Porte. Der Australier stürzte, Froomes Pinarello kam zu Bruch und kein Ersatzrad war weit und breit zu sehen. Die meisten von uns wissen, was dann geschah: In einem Anflug von Verzweiflung (oder Eingebung), rannte Chris Froome den Berg hinauf bis ihm schliesslich ein Rad zur Verfügung stand, welches aber nicht passte. Als er endlich ein Rad hatte, war sein Zeitvorsprung im gelben Trikot dahin.

Aufgrund des Chaos, welches am Ventoux vor allem durch die Fans entstanden war, beschloss die Rennleitung, die Zeitdifferenzen zu stornieren. Froome behielt sein gelbes Trikot mit einem Abstand von 47 Sekunden zu Adam Yates.

19. Etappe – Ein Sturz: Kein Rahmen ist zu klein, um das Trikot zu verteidigen

Die 146km von Albertville nach Saint Gervais Mont-Blanc war ein nasses Unterfangen. Und diese regennassen Straßen wurden dem Sky-Fahrer durch einen Moment der Unachtsamkeit beinahe zum Verhängnis. Auf der Abfahrt vor dem letzten Anstieg rutschte der Brite auf einer nassen weißen Straßenmarkierung aus und kam, zusamen mit Vincenzo Nibalo (Astana) zu Fall. Zum Glück hatte er seine Teamkollegen um sich herum, die ihn pflichtbewusst wieder an die Gruppe heranzogen und ihm so die Führung der Gesamtwertung weiterhin sicherten. Geraint Thomas brachte das höchste Opfer, die ein Teamkollege bringen kann: Aufgrund des Schadens am Rad durch den Sturz, stand Froome wieder ohne Fahrrad da. Kurzerhand überreichte Geraint Thomas dem gelben Trikot sein Rad und wartete selber auf den passenden Ersatz.

Und zum dritten mal schrieb Chris Froome  unter der Überschrift „Anekdoten der Tour, die man nicht so schnell vergisst“ Tour-Geschichte mit ihm in der Hauptrolle, als er auf dem Rad von Geraint Thomas die Etappe zu Ende fuhr. Den Erfolg wollte ihm keiner verwehren, aber als Zuschauer konnte man sich das Lachen nur schwerlich verkneifen.

Zum Glück waren die Folgen des Sturzes nicht schwerwiegend und Chris Froome konnte zwei Tage später zum dritten mal in seiner Karriere das gelbe Trikot nach Paris fahren und auf dem Podium als Sieger gekrönt werden.

 

Mark Cavendish endlich im langersehnten gelben Trikot. (Bild: Sirotti)

Mark Cavendish erfüllt seine langgehegte Ambition

Am ersten Tag der Tour de France holte sich der Brite von der Isle of Man nicht nur seinen 27. Etappensieg, sondern ergänzte seine Palmarès um seinen langgehegten Wunsche des gelben Trikots. Der 31-jährige schoss zwei ganze Fahrradlängen vor seinem Rivalen Kittel nach 188km in Sainte-Marie-du-Mont über die Ziellinie und machte seinem Spitznamen „Manx Missile“ alle Ehre.

Seine Teamkollegen schützten ihn gekonnt vor dem starken Seitenwind, der die letzten Kilometer noch erschwerte. Auf den letzten Kilometern sprang Cavendish an das Hinterrad von Peter Sagan (Tinkoff), als dieser mit noch 200 Metern vor dem Ziel beschleunigte. Marcel Kittel (Etixx-Quickstep) begann, sich an der linken Seite von Sagan nach vorne zu arbeiten. Mark Cavendish kam rechts am  Tinkoff-Fahrer vorbei und ging ab wie eine Rakete. Kittel, der eigentliche Favorit der ersten Etappe der Tour, sah wahrscheinlich nur noch die Fersen des Briten, als dieser zum Ziel galoppierte und kam als zweiter ins Ziel. Sagan musste sich mit dem dritten Platz zufrieden geben. André Greipel (Lotto-Soudal) wurde vierter.

„Ich bin überglücklich. Ich wollte unbedingt heute gewinnen“, sagte Cavendish. „Die Jungs waren unglaublich. Edvald [Boasson Hagen] war am Schluss an der Reihe und fuhr regelrecht über sich selbst hinaus. Ich bin froh, diesen Sieg für Dimension Data errungen zu haben. Es gibt eigentlich nichts besseres, um den Namen der Quebeka Hilfsorganisation hervorzuheben.

„Es ist ein sehr emotionaler Moment für mich. Das gelbe Trikot ist das einzige Trikot, was ich bis jetzt noch nicht getragen habe. Ich hatte schon alle Trikots in der Punktewertung, die Trikots der Weltmeister und das rote Trikot der Vuelta und das rosa maglia der Giro. Ich wollte einfach nur diese Etappe gewinnen und das gelbe Trikot in Ehren tragen. Ich habe meine ganze Karriere auf diesem Rennen aufgebaut.“

Dieser Erfolg markierte den Anfang seiner Saison, in der er auch seine Augen auf eine Medallie bei den Olympischen Spielen in Rio und einen zweiten Weltmeistertitel in Qatar gerichtet hat.

An dem Tag hatte Mark Cavendish sich nicht nur den Traum vom gelben Trikot erfüllt: Es war das erste mal, dass sich der Brite in einem Kopf an Kopf Rennen gegen Marcel Kittel durchsetzen konnte. Es gab eigentlich keine bessere Situation für den Sprinter, seinem Unglücksboten ein Ende zu setzen und seine Kritiker zum Verstummen zu bringen.

Cavendish sichert sich seinen 28. Etappensieg um Haaresbreite. (Bild: Sirotti)

Mark „Manx Missile“ schreibt Geschichte

Und der Fahrer von Dimension Data hörte mit seinem Etappensieg nicht auf. Es schien, als gebe es für ihn kein Halten mehr und als woller er alles aus der Tour herausholen, was es zu holen gab.

Die 3. und sehr lange Etappe von Granville nach Angers bescherte Radsportfans ein nervenzerreisendes Sprintfinale zwischen dem deutschen Meister Andre Greipel (Lotto Soudal) und der Sprintkanone von Dimension Data.

Andre Greipel öffnete den Sprint auf den letzten 300 Metern und Mark Cavendish zog mit. Nach ein paar Sekunden im Windschatten des Deutschen versuchte der Brite an Andre „der Gorilla“ Greipel vorbeizukommen. Jedoch zog Greipel noch mal an und nur um Haaresbreite, und erst nachdem ein Foto-Finish den Sieg des Briten bestätigte, konnte der Sprinter seinen Sieg feiern. Der Vorsprung, der ihm den Sieg sicherte, war der kleinste Vorsprung, den es seit langem gegeben hatte.

Mit diesem Sieg gewann Mark Cavendish seine 28. Etappe bei der Tour de France, was ihn auf gleiche Höhe brachte wie kein andere als Bernard Hinault. Nur Eddy Merckx kann mit seinen 34 mehr Etappensiege verzeichnen und hält (noch) den Rekord.

Mit diesem Sieg fuhr sich Mark Cavendish in das grüne Trikot der Sprintwertung.

„Allein der Gedanke, dass mein Name im gleichen Atemzug wie Bernard Hinault genannt wird, ist unbeschreiblich. Dieser Sieg ist wirklich etwas ganz besonderes“, sagte Cavendish.

07-07-2016 Tour De France; Tappa 06 Arpajon Sur Cere - Montauban; 2016, Dimension Data; Cavendish, Mark; Arpajon Sur Cere;

Die Fans mussten nur drei Etappen warten, bevor die Manx Missile wieder zuschlug und Bernard Hinault um einen Etappensieg überrundete. Mit seinem 29. Sieg auf der Etappe zwischen Arpajon-sur-Cere und Montauban kommt der Brite dem Rekord von Eddy Merckx immer näher. Diesmal war es ein Showdown zwischen Marcel Kittel und Mark Cavendish.

Durch das Chaos auf der Zielgeraden entschied Cavendish sich für den direkten Angriff: Auf den letzten Kilometern hängte er sich an Kittels Hinterrad und zog auf der Geraded direkt an dem deutschen Fahrer von Etixx-Quickstep vorbei. Seit der Giro in 2013 hat Cavendish selten so eine gute Form bewiesen und zeigte, wie geschärft ausgeklügelt seine Sinne sind.

„Es war einfach nur noch ein heillose Durcheinander. Es kamen Fahrer aus allen Richtungen und ich wollte mich nur an Kittel ranhängen. Ich kämpfte um Kittels Hinterrad. Ich wusste, dass Etixx sich auf den letzten Kilometern organisieren würden, um Kittel ins Ziel zu bringen. Daher wusste ich, dass ich früh abziehen musste. Die Strecke war zum Ziel leicht abschüssig, also habe ich einen größeren Gang eingelegt und bin einfach los gefahren. Ich bin bis zum Ziel durchgefahren, denn ich wollte den Sieg. Ich spürte wie Kittel an meine Seite kam, aber ich tat, was er in den letzten drei Jahren immer mit mir gemacht hatte und hielt ihn dort.“

In seiner ganzen Karriere konnte Mark Cavendish noch nie so eine erfolgreiche erste Woche bei der Tour verzeichnen wie in diesem Jahr: Innerhalb von sechs Tagen gewann er drei Etappen. Und damit war er noch nicht getan, frei nach dem Motto: Dieses war der dritte Streich, doch der vierte folgt zugleich…

Mit seinem vierten Etappensieg bei der Tour verzeichnet Mark Cavendish 30 Etappensiege. (Bild: SirottI)

….wenn auch erst acht Etappen später. Auf der 14. Etappe gewann Mark Cavendish in Villars-les-Dombes den 30. Etappensieg seiner Karriere und schlug Alexander Kristoff (Katusha) und Peter Sagan (Tinkoff) über die Ziellinie. Jetzt trennen ihn nur noch vier Etappensiege zum Rekordhalter Eddy Merckx. Wieder nutzte der Fahrer von Dimension Data die Gunst der Stunde und positionierte sich auf den letzten Metern hinter Marcel Kittel (Etixx-QuickStep). Der Deutsche öffnete 250 Meter vor dem Ziel den Sprint und die Geschichte entfaltete sich wie schon in den vorigen Etappen der diesjährigen Tour: Cavendish zog links an Kittel vorbei und hielt sein Tempo bis zum Ziel, wo er sich seinen 30. Sieg holte.

Kittel beschwerte sich, dass Cavendish ihn geschnitten habe, aber die Beschwerde wurde abgelehnt und Cavendish war sein 30. Sieg sicher.

Mark Cavendish verabschiedete sich von der Tour, als das Rennen der Schweiz einen Besuch abstattete, um sich auf die olympischen Spiele in Rio de Janiero vorzubreiten, wo er seine Augen auf eine Medallie hat, die ihm noch in seinen Palmares fehlt.

Andre Greipel gewinnt die Sprintetappe in Paris - seine Erfolgbilanz bei den Grand Tours bleibt ungebrochen. (Bild: Sirotti)

Andre Greipel gewinnt in Paris

Andre Greipel uns sein Team hatten dieses Jahr Schwierigkeiten, sich während des Rennens zu behaupten und einen Sieg einzufahren. Aber auf der wichtigsten und größten Bühne für die des Radsports wurde für den deutschen Meister und dem belgischen Team alles wieder gut.

Der Gorilla gewann die letzte Etappe auf der Champs Elysees vor Peter Sagan (Tinkoff) und Alexander Kristoff (Katusha), als er auf den letzten 100 Metern zur Ziellinie seine Rivalen schlug und seinen Sieg vom letzten Jahr wiederholte.

Kristoff war in Führung und Greipel hängte sich in seinen Windschatten. Der Norweger musste eher als gewollt in seinen Sprint starten und Greipel nutzte ihn gekonnt, um sich von ihm zum Sieg katapultieren zu lassen. Sagan begann mit seinem Angriff viel zu früh und konnte nicht mehr an den Deutschen rankommen, als er seinen Sprintmotor zündete.

„Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich bin total stolz, was wir heute erreicht haben“, sagte Greipel. „Ich bin drei Wochen dieses Rennen gefahren, um diesen Sieg zu bekommen. Mein Team hat an mich geglaubt. Immer und immer wieder haben wir versucht, eine Etappe zu gewinnen, aber der Erfolg blieb aus. Jetzt haben wir zwei Etappensiege: Thomas De Gendt bei Ventoux und ich auf der Champs Elysees.

„Wir hatten einen Plan und der ist aufgegangen. Wir fuhren im Gegenwind, also versuchte ich, ruhig zu bleiben und Kraft zu sparen. Als wir dann nach vorne kamen hatten wir einen Mann zu wenig, also wählte ich Kristoff, um mir zu helfen. Ich bin glücklich, dass ich die Tour mit diesem Sieg zu Ende bringen konnte und einen weiteren Sieg bei der Tour errungen habe.“

Seit Beginn seiner Profi Karriere hat Greipel bei jeder Grand Tour Etappensiege verzeichnen könen. Mit seinem Sieg in Paris bleibt sein Erfolgsbilanz auch weiterhin ungebrochen.

Auf der 9. Etappe war Ende Gelande fur Alberto Contador (Bild: Sirotti)

Pleiten, Pech und Stürze

Die Pleiten und Stürze bleiben vielen genauso in Erinnerung wie die Siege und Triumphe. Auch dieses Jahr gab es einige unglückliche Stürze und Vorkommnisse, die die Tour, oder gar die Saison, einiger Profis vorzeitig zu Ende brachte.

Alberto Contador 

Die diesjährige Tour begann nicht gut für den Spanier von Tinkoff. Schon während der ersten Etappe nach Utah stürzte der Fahrer 79km vor dem Ziel schwer als sein Vorderrad wegrutschte. Mit ihm kamen auch Brent Bookwalter (BMC) und mehrere andere Fahrer zu  Fall. Andere hatte mehr Glück, mussten aber abenteuerliche Ausweichmanöver unternehmen, um schlimmeres zu vermeiden. Alberto Contador hatte schwere Schürfwunden an seiner Schulter bis zum Knie, welche notdürftig verbunden waren, als er als 86. ins Ziel kam. Er schien erleichtert, dass er mit oberflächlichen Verletzungen davon gekommen war.

Leider war Contador schon am folgenden Tag wieder in einen Sturz verwickelt. Auf der regnerischen Etappe nach Cherbourg-Octeville kam er 120km vor dem Ziel wieder zu Fall. Diesmal erlitt er aber keine weiteren Verletzungen und konnte sich mit seinem Team wieder an die Gruppe heranarbeiten. Dennoch verzeichnete der Spanier, der auf einen weiteren Tour-Sieg gehofft hatte, schwere Zeiteinbußen, die er in den Tagen, die folgten, nicht mehr gutmachen konnte. Während der 5. Etappe, und der letzten Etappe im Massif Central, verlor er noch mehr Zeit und auf der ersten großen Bergetappe gab er weitere zwei Minuten an seine Rivalen ab.

Contador fuhr auf der neunten Etappe mit einem Rückstand von drei Minuten über die Startlinie, seine Hoffnungen auf einen weiteren Tour de France Sieg in weiter Ferne. Sein Körper war von den Stürzen schwer gebeutelt und es war offensichtlich, dass er sich nicht mehr erholte.

Auf der neunten Etappe, die letzte Etappe in den Pyrenäen, wurde es dem Tinkoff-Fahrer zu viel. Er kämpfte nur noch, um im Rennen zu bleiben. Als er immer wieder zurück fiel und Schwierigkeiten hatte, zwischen den Bergen in der Gruppe zu bleiben, wurde einem schnell klar, dass seine Stunden der Tour 2016 gezählt waren.

Mit noch 100km zum Ziel und auf dem zweiten entscheidenden Anstieg des Tages, stieg Contador vom Rad und in das Teamauto. Sean Yates, directeur sportif, erklärte „Alberto Contador wachte mit erhöhter Temperatur auf und sagte von Anfang an, dass es ihm nicht gut ginge. Und das war offensichtlich.“

 

So endete Contadors Versuch, sich vor dem Ende seiner Karriere einen weiteren Tour-Sieg zu sichern, bevor er richtig angefangen hatte.

 

Tom Dumoulin bewies mit zwei Etappensiegen eine starke Leistung. Leider brachte ihn ein Sturz auf der vorletzten Etappe um die Gelegenheit, die Tour zu Ende zu bringen. (Bild: Sirotti)

Tom Dumoulin

Der Niederländer (Giant Alpecin) brachte in der diesjährigen Tour wieder eine starke Leistung:  Er gewann die 9. Etappe nach Andorra Arcalis und das erste EZF der 13. Etappe nach Pont d’Arc. Nachdem er in dem EZF auf der 18. Etappe von Froome auf den zweiten Platz gefahren wurde, hatte Dumoulinn seine Augen fest auf das Zeitfahren bei den olympischen Spielen gerichtet.

Leider kam seine Tour, und wahrscheinlich seine olympischen Ambitionen, zu einem abrupten Ende, als er auf der 19. Etappe nach Saint-Gervais Mont Blanc zu Fall kam. Ärzte bestätigten, dass sich der Fahrer seinen Unterarmknochen gebrochen hatte und daher zur Aufgabe gezwungen wurde.

Der Arzt des Giant-Alpecin Team meinte, Dumoulin brauche mit so einer Verletztung mindestens 44 Tage, um vollständig zu genesen. Daher stehen die olympischen Spiele für den Niederländer auf der Kippe.

Wir können nur hoffen, dass sich Dumoulin rechtzeitg erholen wird und wir ihn beim Zeitfahren in Rio bewundern können.

Adam Yates

Der junge Profi (Orica-BikeExchange) war auf dem besten Weg, sich das weiße Trikot und den zweiten Platz in der Gesamtwertung zu sichern, als er auf der 7. Etappe in einem verrückten Unfall verwickelt wurde, der schlimme Folgen hätte nach sich ziehen können:

Adam Yates fuhr unter dem Bogen der flamme rouge, als dieser zusammenbrach und auf sein Vorderrad fiel, als dieser einen Angriff von Dan Martin (Etixx-Quickstep) auf dem Col d’Aspin parierte. Als der Bogen zusammenfiel blieb dem jungen Fahrer keine Zeit, zu reagieren. Er musste Stiche in seinem Kinn über sich ergehen lassen.

Er liess sich von diesem Unfall nicht beirren und fuhr eine hervorragende Tour, mit einem Platz auf dem Podium in Reichweite. Und auch wenn es mit dem Podium in diesem Jahr nicht geklappt hatte, behielt er das weiße Trikot des besten jungen Fahrers in Paris.

Die Fahrer gedenken der Opfer des Anschlages in Nizza. (Bild: Sirotti)

Erlebnisse, die die Welt veränderten – bewegende Momente der Tour de France 2016

In diesem Jahr wurde die Tour von zwei tragischen Ereignissen überschattet, die von den Profis und Fans gebührend beachtet wurden.

Die Profis gedenken den Opfern in Nizza

Das Einzelzeitfahren auf der 13. Etappe fand einen Tag nach dem Attentat auf die feiernden Menschen in Nizza statt, in der über 80 Menschen getötet und viele schwer verletzt wurden.

Tom Dumoulin entschied diese Etappe mit einer starken Leistung für sich. Er sagte „Es war eine Frage, ob wir die Etappe fahren oder nicht. Aber wir entschlossen uns, das Rennen fortzusetzen. Wir können nicht zulassen, dass Terroristen unser Leben bestimmen. Was passiert ist, ist wirklich furchtbar und wird diesen Tag überschatten. Natürlich freue ich mich, gewonnen zu haben, aber ich denke auchh die ganze Zeit an die Menschen, die in diesem schrecklichen Ereignis verwickelt sind.“

Zum Andenken an die Opfer wurde die traditionelle Präsentation des Siegers auf dem Podium geändert: Alle Träger eines Trikots kamen geschlossen auf die Bühne, um ihre Solidarität zu bekunden. Statt der Siegerehrung mit Musik wurde eine Schweigeminute eingelegt.

„Es ist wichtig, dass wir zusammenhalten“, sagte Chris Froome. „Solche Ereignisse rücken alles wieder in ein anderes Licht. Natürlich bin ich mit meiner Leistung des EZF zufrieden. Aber die Stimmung ist gedrückt und in Gedanken sind wir alle bei den Menschen in Nizza. Ich kann mir nicht vorstellen, was die Menschen jetzt durchmachen.“

Greipel und Froome leiten eine Schweigeminute für München

Am Freitag, 22. Juli hatte ein Angreifer in einem Schnellrestaurant und einem Einkaufszentrum in München mehrere Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt, bevor er sich selbst das Leben nahm.

Zum Andenken an die Opfer hielten die Profis am Anfang der vorletzten Etappe von Megève nach Morzin inne und legten eine Schweigeminute ein. An der Spitze des Pelotons standen wieder die Trikotträger und der deutsche Meister André Greipel (Rostock).

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