Froome gewinnt die Dauphiné zum dritten Mal, Contador kommt nicht auf das Podium – hier findest du eine Zusammenfassung, was sich in der dramatischen Woche des Criterium du Dauphine abspielte.
Froome gewinnt die Dauphiné zum dritten Mal, Contador kommt nicht auf das Podium – hier findest du eine Zusammenfassung, was sich in der dramatischen Woche des Criterium du Dauphine abspielte.
Contador gewinnt das Einzelzeitfahren, Richie Porte schiebt sich vor Froome
Porte, der als vorletzter Fahrer an den Start ging, war nur sechs Sekunden langsamer als der Spanier und schob sich mit einer starken Leistung zwischen Contador und Froome.
„Ich bin selber ein bisschen überrascht, dass ich sowohl Froome als auch Porte geschlagen habe, aber ich wusste, dass ich ein gutes Rennen fahren kann. Aber ich hätte nicht gedacht, dass ich gewinnen könnte”, sagte ein sichtlich zufriedener Contador nach dem ersten Tag des Rennens.
Anstrengender und fordernder kann der Start zu einem Etappenrennen kaum sein: Zur Eröffnung des Criterium du Dauphine hatten die Veranstalter sich etwas besonderes einfallen lassen: Ein Bergzeitfahren über vier Kilometer mit einer durchschnittlichen Steigung von 9%, die aber stellenweise auf 19% anstieg. Es war ein Zeitfahren für die Bergziegen, die so die Möglichkeit bekamen, ihren Gegnern noch vor den groβen Bergetappen schon einmal zu zeigen, worauf sie sich mit wem sie sich anlegen würden.
Daher überraschte es nicht, dass ein Bergspezialist als erster die Herausforderung in Angriff nahm: Louis Meintjes (Lampre-Merida) verzeichnete beachtliche 12:30 für die vier Kilometer. Aber er musste nicht lange warten, bevor er von der Führung abgelöst wurde: Adam Yates (Orica-GreenEdge) übernahm die Führung wurde dann aber von Julian Alaphilippe (Etixx-Quickstep) überholt. Alaphilippe gewann vor kurzem die Tour of California und brachte eine selbstbewusste und starke Leistung an den Tag, als er nach genau 12 Minuten oben ins Ziel fuhr.
Die Anwärter auf die Gesamtwertung waren hauptsächlich in der zweiten Hälfte des Startfeldes angesiedelt. Einige entschlossen sich, früher zu starten, um den Regen zu vermeiden, der vorhergesagt worden war. Thibaut Pinot (FDJ) und Chris Froome zählten zu den Favoriten, die eine frühere Startzeit bevorzugten. Der Titelverteidiger schoss den Berg hinauf und schaffte als erster, mit beachtlichen 11:49 die 12-Minuten-Marke zu knacken.
„Es waren vielleicht “nur” vier Kilometer, aber die waren hart. Es gab Abschnitte bis zu 20 %, meine Beine wollten nicht mehr und ich habe bis zum Ziel alles aus ihnen rausgeholt”, sagte Froome. „Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ich bin gut in Form, aber an einigem muss ich noch arbeiten. Wir haben noch einen Monat bis zur Tour. Ich bin froh, das hinter mir zu haben.
„Ich habe das Wetter beobachtet. In den letzten paar Tagen hat es nachmittags immer geregnet. Außerdem dachte ich, es ist einfacher, es hinter sich zu bringen als den ganzen Tag herumzusitzen und zu warten. Ich habe auch noch ein bisschen mehr Zeit, mich für die morgige Etappe zu erholen.”
Das Bergzeitfahren nahm seinen Lauf, aber keiner der Fahrer, die nach Froome ins Ziel kamen, konnte seine Zeit unterbieten. Froome hatte also Zeit, sich seine Renntaktiken zurechtzulegen, falls er am Ende des Prologs als Führer gekrönt werden sollte. Aber dann kamen die letzten paar Fahrer und machten sich an den Berg. Dan Martin war der erste, der an Froomes Führung rüttelte: Mit nur einem Abstand von acht Sekunden zum Fahrer von Team Sky fuhr er ein beachtliches Prolog.
Alberto Contador zog als drittletzter Starter in den Berg und holte noch vor halbem Wege Arthur Vichot (FDJ) ein, der eine Minute vor ihm gestartet war. Es gab keine Zwischenzeiten. Erst auf dem letzten Kilometer sah man, dass der Spanier einen groβen Vorsprung zu Froome eingefahren hatte. Als er die Ziellinie überquerte, war er beachtliche dreizehn Sekunden schneller als Chris Froome. Richie Porte kam nach dem Spanier durch das Ziel und lag nur sechs Sekunden hinter dem Tinkoff-Fahrer.
Alberto Contador ging so am Montag im gelben Trikot als Führer der Gesamtwertung an den Start, als das Peloton von die Strecke von Cluses nach Saint-Vulbas in Angriff nahm.
1. Etappe: Cluses – Saint Vulbas, 186 km: Bouhanni sprintet zum Etappensieg
Die 186km von Cluses nach Saint-Vulbas führte das Peleton von den französchen Alpen an die Ufer der Rhon. Zwar gab es drei Anstiege der vierten Kategorie auf der ersten Hälfte, aber es war eine relativ flache Etappe und die Fahrer kamen in den Genuss zahlreicher Abfahrten und Streckenabschnitte, die durch Täler und nicht über Berge führte. Die ersten 184 Kilometer der 186 km langen Strecke in die Hauptstadt des Arve Tal verlief ruhig und beinahe gesittet. Auf den letzten zwei Kilometern kam aber plötzlich, schon fast explosionsartig, Bewegung in die Gruppe als die Führungszüge von Cofidis und Katusha bei Höchstgeschwindigkeit um die Kontrolle des Lead Out kämpften.
Das Hauptfeld gab sich eher entspannt, als sich schon frühzeitig zwei Fahrer absetzten: Frederik Backaert (Wanty-Groupe Gobert) und Mitch Docker (Orica-GreenEdge) formten die Spitzengruppe dieser Etappe. Die zwei Fahrer arbeiteten harmonisch miteinander und schon bald hatten sie sich einen Vorsprung von vier Minuten erarbeitet. Tinkoff setzte ein gleichmässiges Tempo im Hauptfeld, um die beiden Ausreisser nicht in Schach zu halten, auch wenn an sich keine echte Bedrohung von ihnen ausging.
Auf halbem Wege übernahmen die Sprinter Teams, vor allem Cofidis und Katusha, von Tinkoff die Jagd nach der Spitzengruppe von Tinkoff. Allmählich verringerte sic her Abstand und es wurde schnell klar, dass diese Etappe in einem Sprintfinale entschieden werden würde.
Mit 13 Kilometern zum Ziel war auch der letzte Ausreiβer, Frederik Backaert (Wanty-Groupe Gobert) eingeholt worden. Das Hauptfeld fuhr ein rasantes Tempo und das Peloton wurde immer weiter auseinander gezogen. Die Sprinter Teams vermieden gekonnt, auf den letzten Kilometern vorne die Führung zu übernehmen und überließen diese Aufgabe den Teams von Tinkoff und Sky.
Zwei Kilometer vor dem Ziel kam eine ausschlagende Linkskurve und es war an diesem Punkt, als sich das Geschehen explosionsartig änderte. Schon kurz darauf entfesselte sich der Kampf der Sprinter. Cofidis und Katusha geraten dreimal ineinander, als die Fahrer um ihre ideale Position für den Schlusssprint kämpften. Katusha gewann zwar den Kampf um die Position für Kristoff, aber Bouhanni schlug gekonnt zurück, als er anzog, sich hinter Bennett setzte und seiner Spur bis zu den letzten 100 Metern folgte.
Es kam zu einem regelrechten Gerempel zwischen den Schultern, Lenkern und Köpfen von Bouhanni und Alexander Kristoff (Katusha), als die beiden Fahrer um den Kampf für das Hinterrad eines Lead-Out aneinander gerieten. Bouhanni, der keinerlei Berührungsängste hat und sich nicht einschüchtern lässt, überlieβ dem Norweger schlieβlich seinen Teamkollegen und sprang stattdessen hinter Sam Bennett. Der Ire setzte früh für seinen Sprint an und Bouhanni hängte sich an ihn ran, gab Gas und sprintete an ihm vorbei als erster ins Ziel.
Jens Debusschere (Lotto Soudal) wurde zweiter und Bennett konnte sich den dritten Platz sichern. Alexander Kristoff wurde während des Sprints zur Ziellinie blockiert und kam nicht mehr unter den ersten zehn ins Ziel. Alberto Contador (Tinkoff) kam sicher im Hauptfeld an und sicherte sich für einen weiteren Tag die Führung der Gesamtwertung.
Froome konnte kurz vor der Kurve knapp einen Sturz verhindern: Er drohte zweimal, sein Gleichgewicht zu verlieren, aber er konnte sich immer noch rechtzeitig fangen und kam sicher und sturzfrei im Hauptfeld über die Ziellinie.
Die Box-Gesten, mit denen Bouhanni seinen achten Etappensieg der Saison feierte, kamen daher von ungefähr: Der Profi ergänzt sein Wintertraining regelmäßig mit Boxtraining. Aus dem Grund widmete er seinen Sieg auch dem Boxer Mohammad Ali, der ein paar Tage vor dieser Etappe verstarb.
„Ich widme diesen Sieg Muhammad Ali, denn dieser Mensch bedeutet mir sehr viel”, sagte Bouhanni nach seinem Sieg.
„Ich bin sehr glücklich. Ich wollte schon immer eine Etappe beim Dauphine gewinnen, und jetzt habe ich es geschafft. Während des letzten Sprints sind wir alle ziemlich aneienander geraten, einschließlich Kristoff und ich. Bennett kam dann auf meiner rechten Seite durch und ich hängte mich auf den letzten hundert Metern an sein Hinterrad.”
„Dieser Etappensieg ist mein vierter Sieg bei einer World Tour in dieser Saison und mein achter Sieg im ganzen. Mich motivieren die groβen Rennen wie die Dauphiné oder die Tour de France. Es wird wahrscheinlich noch zwei weitere Sprintetappen geben, als werde ich versuchen, wieder zu gewinnen.”
2. Etappe: Crêches-sur-Saône – Chalmazel-Jeansagnière, 167,5 km – Herrada gewinnt die zweite Etappe
Die zweite Etappe war die erste Bergankunft des diesjährigen Criterium mit einem Anstieg der dritten Kategorie nach Chalmazel-Jeansagnière. Auf den ersten 155 km rollte die Strecke eher wellig dahin mit nur dem Col de Durbize auf den ersten 15 Kilometern und dem Col de la Croix Nicelle nach 52 Kilometern.
Die zweite Etappe wartete auch gleich mit einer Űberraschung auf: Jesus Herrada (Movistar) überraschte die Anwärter auf den Gesamtsieg und die Angreifer, die sich einen Etappensieg erhofften, mit einem Sprint zur Ziellinie in Chalmazel – Jeansagnière. Der Movistar Fahrer gewann die zweite Etappe des Criterium du Dauphine, nachdem der gleichmäßige Anstieg zum Ziel die Form der Fahrer auf eine harte Prüfung stellte und das Feld auseinander zog.
Herrada passte seinen letzten Angriff perfekt ab: Er schaffte eine Lücke zum Hauptfeld und flog aussen in der Kurve an den späten Angreifern, gerade rechtzeitig, um sich im Vorfeld der Gruppe zu platzieren und den Sieg sein eigen zu nennen.
Tony Gallopin (Lotto Soudal) schaffte es auf den zweiten Platz und Serge Pauwels (Dimension Data) wurde dritter. Die zwei Fahrer waren in der Gruppe, die sich 15 km vor dem Ziel vom Hauptfeld abesetzen konnten. Es schien schon entschieden, dass die zwei den Sieg unter sich ausmachen würden, als Herrada kurz vor Ziel an ihnen vorbeisegelte und ihre Pläne durchkreuzte.
Chris Froome (Team Sky) war der erste der Anwärter, der ins Ziel kam. Im ersten Moment sah es so aus, als hätte er vier Sekunden auf Contador aufgeholt, aber die endgültigen Ergebnisse löschten alle Zeitgutschriften, die im ersten Augenblick am Ende des Rennens angezeigt worden waren. Frome befand sich demnach noch 13 Sekunden im Rückstand zu Contador auf Platz drei, Richie Porte (BMC) mit sechs Sekunden immer noch an zweiter Stelle.
Die Franzosen Romain Bardet und Alexis Vuillermoz (AG2R-La Mondiale) waren die echten Verlierer, nachdem sie sich in der Hitze des Gefechtes ineinander verfingen und zu Fall kamen. Bardet verlor ganze 45 Sekunden, obwohl er sich sehr anstrengte und der Gruppe tapfer hinterher jagte, um seine Verluste zu begrenzen.
„Ich bin so glücklich,“ sagte Herrada. Dieser Etappensieg ist bis jetzt sein bedeutendster Sieg in seiner sechsjährigen Karriere mit Movistar.
„Ich habe meine Kräfte für das Finale eingespart. Ich wusste, dass diese Etappe in einem Bergsprint enden würde, was mir liegt. Deshalb blieb ich bis auf die letzten 500 Meter ruhig und gesammelt. Dani Moreno griff als erster an und ich wusste, die eigentliche Strategie würde nicht funktionieren, also gab ich Gas.”
„Das Team kontrollierte die Situation super und wir führten unseren Plan gut durch. Fran (Ventoso), Marc (Soler) und Antonio (Pedrero) halfen mir schon sehr früh, nur um von Ruben (Fernandez) abgelöst zu werden. Ruben gab alles. Und der letzte Anschub von Dayer (Quintana) gab mir das perfekte Set-up.“
3. Etappe: Boën-sur-Lignon – Tournon-sur-Rhône, 182 km
Mit einem gewagten Angriff auf der Abfahrt des Côte de Sécheras, dem letzten Berg der dritten Etappe, sicherte sich Fabio Aru (Astana) den Etappensieg.
Nachdem Aru durch das Bergzeitfahren am Sonntag und der Bergankunft der Etappe in Chalmazel-Jeansagnière viel Zeiteinbußen verzeichnen musste, änderte er seine Strategie für das diesjährige Rennen und gab an, er wolle sich auf Etappensiege konzentrieren. Aber keiner hatte erwartet, dass er seine Ziele so schnell in Taten umsetzen würde, vor allem auf einer Strecle, die für die Sprinter auserkoren worden war.
„Ich habe am Anstieg mein Glück versucht und entschloss mich dann, auf der Abfahrt weiter Druck zu machen. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es zu so einem Finish kommen würde”, sagte Aru. Der Italiener gewann die Etappe zwei Sekunden vor dem Hauptfeld, das von Alexander Kristoff (Katusha) in einem Sprint-Finish ins Ziel geleitet wurde.
Die Klassifikation der zweiten Kategorie, gepaart mit seiner kurvenreichen Abfahrt, würde der Côte de Sécheras den schnellen Kraftpaketen im Peleton das Leben erschweren. Aber Toni Martin (Etixx-Quickstep) fackelte nicht lange: Der deutsche Sprinter beschleunigte und fuhr alleine in den Anstieg. Der Funke sprang schnell auf die restlichen Fahrer über und Aru organisierte eine Verfolgergruppe, die entschlossen die Jagd aufnahm. Zusammen mit Pierre Rolland (Cannondale) und Tsgabu Grmay (Lampre-Merida) befanden sie nur noch zehn Sekunden hinter Martin, als sie die Bergkuppe erreichten. Von dort waren es noch 20 Kilometer bis zum Ziel.
Die Gruppe an Verfolgern mit Aru wuchs zu acht Fahrern an, als sein Teamkollege Luis Leon Sanchez eine kleine Gruppe, unter anderem Adam Yates (Orica-GreenEdge) und Mikel Landa (Sky) an die Verfolgergrupe heranführte. Schon kurz darauf hatten sie Toni Martin eingeholt.
Kaum hatten die Verfolger den deutschen Fahrer eingeholt sah man, wie das Hauptfeld bedrohlich nahe an die Spitzengruppe herankam. In einer gewagten Strategie beschleunigte Aru vorne das Tempo und stürzte sich regelrecht in die Abfahrt, mehr in der Hoffnung als aus Űberzeugung, dass er so das Hauptfeld abhalten könnte. Es waren noch 11 Kilometer zum Ziel und seine Führung war auf fünf schmale Sekunden geschrumpft. Die Abfahrt wurde aber immer kurvenreicher und langsam gewann Aru wieder an Boden.
Noch sieben Kilometer zum Ziel und hatte Aru wieder sieben Sekunden Vorsprung. Das Hauptfeld sah sich gezwungen, den Druck der Jagd weiter zu verringern, als die Kurven immer schneller aufeinander folgten. Einige Fahrer kamen in dem Chaos sogar zum Stillstand, unter anderm Alberto Contador (Tinkoff). Der Spanier musste sein Rad tauschen, bevor er sich wieder in der Sicherheit des Hauptfelds auf dem Weg zum Ziel machte.
Durch seine gewagte Abfahrt und die Verwirrung im Peleton bekam Aru einen Vorsprung von 15 Sekunden als er die letzten zwei Kilometer der Etappe in Angriff nahm. Als er unter der flamme rouge durchfuhr, konnte er seinen Abstand halten weiterhin halten.
Auf dem letzten Kilometer wurde die Straβe flacher und Aru blickte immer wieder über seine Schulter. Es hatte den Anschein, dass er im letzten Moment um seinen Etappensieg gebracht werden würde. Auf der Zielgerade trat er noch einmal kräftig an und schaffte es um zwei entscheidende Sekunden, sich seinen Sieg zu sichern.
Kristoff war sichtlich frustriert und holte sich im Sprintfinale, das folgte, den zweiten Platz. Alberto Contador kam im Hauptfeld ins Ziel und hielt sich Richie Porte (BMC) mit sechs Sekunden und Chris Froome (Sky) mit 13 Sekunden unverändert auf Abstand. Dan Martin (Etixx-Quickstep) war mit nur 21 Sekunden als vierter in der Gesamtwertung.
Mit diesem Etappensieg kann Aru sieben Siege in seiner Karriere als Profi verzeichnen. Mit den anderen sechs Siegen, drei bei der Giro und drei bei der Vuelta a España, die er 2015 gewann, ist dieser sein erster Sieg außerhalb der Grand Touren. Seine Kampagne für 2016 ist natürlich ganz auf sein Debut bei der Tour de France ausgerichtet.
„Für mich ist dieses Jahr die Tour mein Hauptaugenmerk und ich versuche, mich so gut wie ich kann darauf vorzubereiten. Die Dauphiné spielt da eine sehr wichtige Rolle. Nach diesem Rennen werde ich wieder Zeit in den Bergen um Sestriere verbringen”, sagte Aru. Ganz nach seinen Gepflogenheiten verbrachte der Fahrer den Frühling ziemlich ruhig, ohne großes Aufsehen zu erregen. Ein zweiter Platz bei der Bergetappe der Volta ao Algarve war bis jetzt sein bestes Ergebnis.
„Dieses Jahr bin ich die Tour de France zum ersten mal und ich bleibe realistisch. Natürlich übt das Rennen eine große Faszination auf mich aus. Ich bin schon neugierig darauf, was mich erwartet.”
Der 26-jährige Fahrer wurde schon zu Beginn der Saison als Teamführer für die Tour erklärt. Aber er wird sich die Position, wenn auch nicht unbedingt die Führerschaft, mit Vincenzio Nibali teilen, der seinen Status erst kürzlich mit seinem Sieg bei der Giro betonte.
Der Astana-Rennstall hat zwei deutlich verschiedene Teams um ihre zwei Führer aufgebaut. Das Ausmaß der Unterschiede zwischen den Teams ist so groß, dass die zwei Italiener letztes Jahr bei der Vuelta zum ersten mal zusammen antraten. Nibali, wie wir alle wissen, wurde nach zwei Tagen vom Rennen disqualifiziert und Aru fuhr zum Sieg. Auf die Frage, wie sich die Partnerschaft im Juli ausspielen wird, gab Aru sich sehr diplomatisch.
„Bei der Tour werden wir zwei, Nibali und ich, an den Start gehen. Wir beide wollen erfolgreich sein, wir haben ein sehr starkes Team hinter uns”, sagte Aru. „Es ist besser, dass wir einen Fahrer (wie Nibali) bei uns im Team haben als in einem anderen Team.”
4. Etappe: Tain-l’Hermitage – Belley, 172 km
Boasson Hagen gewinnt um Haaresbreite im Sprintfinale die Etappe in Belley
Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) stellte wieder seine hervorragende Form in dieser Saison zur Schau, als er sich den Etappensieg im Sprintfinale holte.
Der Norweger war sichtlich sehr erfreut, als er vor Alaphilippe (Etixx-Quickstep) und Nacer Bouhanni (Cofidis) die Ziellinie überquerte. Dieser Etappensieg ist sein insgesamt sechster Sieg der Saison. Wenn man noch seinen fünften Platz beim diesjährigen Klassiker Paris-Roubaix mit dazurechnet kann man schon sagen, dass Edvald Boasson Hagen gut unterwegs ist.
Die 176 km lange Strecke führte das Peleton von Tain-l’Hermitage nach Belley. Abgesehen von zwei Anstiegen der vierten Kategorie war die Strecke ziemlich flach. Nur zum Ziel hin stieg die Straße wieder etwas an und Boasson Hagen nutzte das zu seinem Vorteil: Sobald die Fahrer um die letzte Kurve kamen, profitierte er von der Abwesenheit der Führungszüge und startete seinen Angriff schon von weitem.
Nur Alaphilippe und Bouhanni, der die zweite Etappe gewann, konnten mit dem Norweger mithalten. Der Rest der Sprinter wie Jens Debuscherre (Lotto Soudal), Greg van Avermaet (BMC) und Sam Dumoulin (AG2R La Mondiale) kamen erst nach zwei Radlängen Abstand ins Ziel. John Degenkolb (Giant-Alpecin), der nach seinem schweren Unfall seine Rennform aufbaut und unter Beweis stellt, rollte als achter über die Ziellinie. Sam Bennett (Bora-Argon 18) wurde neunter. Wie schon auf der zweiten Etappe schaffte es Alexander Kristoff (Katusha) nicht unter die ersten zehn.
„Ich musste von weitem angreifen. Alle waren müde und ich schaffte es, vorne zu bleiben”, sagte Boasson Hagen. „Ich bin sehr glücklich. Für die Fahrer wie mich war das eine letzte Gelegenheit und ich wollte heute wirklich gut sein. Ich hatte bist jetzt eine gute Saison. Ich werde immer besser je näher wir der Tour de France kommen. “
Der Norweger gedachte auch seinem Teamkollegen Keagan Girdlestone, der in Italien einen lebensgefährlichen Sturz hatte.
„Es ist ein schönes Gefühl, einen Sieg für Dimension Data zu bekommen. Ich möchte diese Gelegenheit ergreifen und Keagan Girdlestone meine besten Wünsche zu schicken und ich hoffe, dass er sich schnell wieder erholt.”
Kurz vor dem Ziel verursachte ein Sturz eine Trennung des Peleton, die einen direkten Einfluss auf die Gesamtwertung hatte. Chris Froome, der sich gewohnheitsmäßig weiter vorne in der Gruppe aufhielt, profitierte von dieser Trennung: Sowohl der Führer in der Gesamtwertung Alberto Contador (Tinkoff) und zweit plazierter Richie Porte (BMC), kamen erst neun Sekunden nach dem Hauptfeld ins Ziel und verzeichneten dementsprechende Zeitverluste.
Contador führte zwar weiterhin in der Gesamtwertung und behielt das gelbe Trikot, aber Froome kam vom dritten auf den zweiten Platz und lag nur vier Sekunden hinter dem Spanier. Alaphilippe, der für Platz zwei im Etappensieg einen Zeitbonus von sechs Sekunden gutgeschrieben bekam, löste seinen Kollegen Dan Martin vom vierten Platz ab.
„Die neun Sekunden, die ich verloren habe, stören mich nicht. Was mich stört ist es, nicht zu wissen, ob die 3-Kilometer-Regelung angewendet wird”, gab ein verstimmter Contador zu. Diese Regelung besagt, dass ein Zeitunterschied neutralisiert wird, falls es auf den letzten drei Kilometern zu einem Sturz oder Unfall kommt.
5. Etappe: La Ravoire – Vaujany, 140 km – Froome gewinnt die Etappe und übernimmt die Führung
Mit der fünften Etappe ging es zur Sache: Sieben kategoriserte Berge, davon sechs innerhalb der ersten 80 Kilometer auf einer Strecke, wurden auf eine Strecke eingepfercht, die mit 140 km relativ kurz war. Das war noch nicht alles: Die Zielankunft selber war ein 6,4 km langer Anstieg nach Vaujany. Auf dieser Strecke würde die Spreu vom Weizen getrennt und die Profis vor eine harte Prüfung stellen. Auf dieser Etappe konnte man erwarten, dass Entscheidungen über die Gesamtklassifizierung endgültig gefällt wurden.
Der Anstieg nach Vaujany war zwar nicht besonders lang, aber die Steigungen, mit denen die Fahrer zu kämpfen hatten, verwandelte die Zielankunft in eine starke Herausforderung. Die schwierigsten Teilstücke treffen einen direkt am Fuß und oben am Gipfel des Berges. Aber bevor die Fahrer oben ankommen müssen sie sich mit dem ständigen Wechsel der Steigung zwischen 5 % und 12 % abgeben, was es einem erschweren kann, einen gleichmäßigen Rhythmus zu finden. Wer sich seine Kräfte nicht richtig einteilen kann wird das Nachsehen haben.
Und am ersten Tag der drei Bergetappen, an denen das Rennen entschieden wird, wurde die Gesamtwertung neu aufgestellt: Kein anderer als Chris Froome (Sky) gewann die Etappe in Vaujany und übernahm die Führung der Gesamtwertung von Alberto Contador (Tinkoff).
Als die Fahrer den letzten Berg erreichten forderte Froome Mikel Landa dazu auf, in die Offensive zu gehen. Landa überholte pflichtbewusst auf einem Steilstück den Ausreiβer Enrico Gasparotto (Wanty-Groupe Gobert), nur um zwei Kilometer vor dem Ziel selber von seinem Teamkapitän ein – und überholt zu werden.
Richie Porte (BMC), der Froome immer zur Seite stand und tatkräftig unterstützte als sie noch gemeinsam in einem Team fuhren, konnte mit dem Briten mithalten, als dieser 2,5 km vor dem Ziel am Berg brutal beschleunigte. Bis zum letzten Kilometer konnte der Australier Schritt halten und mit Froome zusammen das Tempo bestimmen. Aber als sein ehemaliger Teamkollege auf den letzten 220 Metern noch einmal scharf anzog, musste auch Porte den Fahrer von Team Sky ziehen lassen.
„Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ein Rennen vor der Tour zu gewinnen, hilft immer. Mein Team fuhr super, um mich an den letzten Berg zu bringen und brachte mich in die beste Ausgangslage, als wir dort ankamen. Das Team hat mich in die beste Position gebracht”, sagte Froome. „Ich hatte nicht erwartet, dass ich auf so einem relativ kurzen Berg gegenüber Contador Zeit gutmachen würde.”
Als Froome seinen entscheidenden Angriff fuhr, saß der Spanier an seinem Hinterrad. Aber er konnte mit dem Sky-Fahrer nicht mitziehen, als dieser beschleunigte. Es wurde schnell klar, dass Contador sein gelbes Trikot verlieren würde. Für ihn begann jetzt stattdessen ein Kampf um jede Sekunde, um seine Verluste zu begrenzen. Er kam als fünfter ins Ziel, 21 Sekunden hinter Chris Froome.
Am Ende dieser Etappe hatte sich in der Gesamtwertung einiges getan: Mit Froome in Führung lag Richie Porte nur sieben Sekunden hinter ihm auf dem zweiten Platz. Contador, mit einem Zeitrückstand von 27 Sekunden zur Fromme, rutschte vom ersten auf den dritten Platz. Dan Martin und Julian Alaphilippe (Etixx-Quickstep) lagen an vierter und fünfter Stelle.
„Ich weiß aus Erfahrung, daß er [Contador] nicht aufgibt. Wir werden sehen, was er morgen bringen wird”, sagte Froome. „Morgen wird es nochmal hart. Noch habe ich die Dauphiné nicht gewonnen.”
„Um ehrlich zu sein, es lief heute besser als ich erwartet hatte. Es war ein harter und ein schneller Tag. Aber heute wurde mir bewiesen, dass ich in guter Form bin”, sagte Porte. „Für mich war es ein gutes Zeichen, dass ich mit Froome mithalten konnte.”
Daniel Teklehaimanot (Dimension Data) sorgte dafür, dass er auf den ersten Anstiegen genug tat, um sich am Ende des Tages das Trikot der Bergwertung überzustreifen. „Ich habe die Bergwertung letztes Jahr gewonnen. Natürlich möchte ich sie dieses Jahr wieder gewinnen”, sagte er.
6. Etappe: La Rochette – Méribel,141 km – Pinot fährt zum Sieg
An diesem Tag präsentierte das Criterium du Dauphine seine Königsetappe. Während am Vortag entschieden wurde, wer wohl nicht im Kampf um die Gesamtwertung mitmischen würde, sollte heute bewiesen werden, wer am letzten Tag als Sieger hervortreten würde. Die sechste Etappe quetschte vier Pässe in die 141 Kilometer zum Zielort, wo es 12,3 km bergan nach Méribel ging: Col de Champ-Laurent, Col du Grand Cucheron, Col de la Madeleine, Montée des Frasses und der Zielanstieg waren kein Zuckerschlecken und die Profis hatten schon einiges an fordernden Höhenmetern von den Vortagen in den Beinen, als sie in La Rochette an den Start gingen.
Auf dem Weg zum Ziel in Méribel nahm die Dauphiné den Col de la Madeleine mit unter die Räder. Contador war am am Vortag in Schwierigkeiten geraten, aber Froome erwartete dennoch einen Angriff vom Spanier.
Es ging nicht nur um das gelbe Trikot der Gesamtwertung: Der Sieg der Königsetappe wird immer heiß umkämpft und auch diese Etappe war keine Ausnahme. Auf dem Col de Madeleine wurden die zwei Schlachten schließlich ausgetragen und erreichten ihren Höhepunkt.
Letztendlich war es Thibaut Pinot (FDJ), der den Kampf gewann um den Sieg der Königsetappe des Criterium di Dauphine gewann. Er schlug seinen Landsmann Romain Bardet (AG2R-La Mondiale) auf der Zielankunft. Chris Froome (Sky) und sein Team fuhren ein sehr taktisches Rennen und sorgten mit einer letzten Beschleunigung zum Ziel für ein Sekunden Vorsprung vor ihren Rivalen.
Pinot und Bardet befanden sich in einer Spitzengruppe, die sich am beeindruckendem Massiv des Col de la Madelaine formte. Sie erarbeiteten sich einen Vorsprung von drei Minuten, aber Froome und seine Teamkollegen Wout Poels, Sergio Henao und Mikel Landa schafften es, diesen Vorsprung langsam aber sicher zu schließen. Froome nutzte seine einzigartige Fähigkeit zu beschleunigen und verringerte so den Vorsprung auf knapp eine Minute.
Auf dem letzten Kilometer beschleunigte Froome noch einmal und zog von seinen Rivalen Richie Porte (BMC), Alberto Contador (Tinkoff) und Dan Martin (Etixx-QuickStep) davon. Der Angriff kam mit nur noch 12 Kilometern zum Ziel ziemlich verspätet und war nur von kurzer Dauer. Dennoch gewann Froome ein paar Sekunden Vorsprung vor seinen Rivalen.
Diese Etappe bewies, dass Bardet eine echte Bedrohung für Froome darstellen könnte. Sowohl Bardet als auch Porte lagen in der Gesamtwertung mit 21 Sekunden zeitgleich hinter Froome, mit Porte auf dem zweiten und Bardet auf dem dritten Platz. Dan Martin holte auf und landete auf dem vierten Platz, während Contador auf den fünften Platz abrutschte.
„Ich wurde unter Druck gesetzt, aber die Jungs hatten immer die Kontrolle. Ich schulde den Erfolg heute meinem Team. Alle haben wirklich alles gegeben, damit ich das Trikot behalten kann”, gab Froome zu.
„Der Druck fing an, als Contador auf dem Madeleine angriff. Wir mussten ihn wieder zurückholen, sonst hätten wir echte Probleme gehabt. Als Bardet zum Schluß vorne in der Gruppe fuhr, sah es danach aus, als ob er sich das gelbe Trikot holen würde, also mussten meine Jungs den Abstand zu ihm verringern. Dan Martin beschleunigte und kam als dritter ins Ziel. Ich tat alles, was ich konnte, um ihm zu folgen. Ich war sehr überrascht, als ich feststellen musste, dass zwischen Alberto und Richie eine Lücke entstanden war.”
„Ich brauchte heute unbedingt diese paar Sekunden, bevor es morgen weitergeht. Es wäre unbeschreiblich, wenn ich das Dauphiné zum dritten mal gewinnen würde, vor allem jetzt vor der Tour de France. Aber nichts ist selbstverständlich. Falls es morgen so wird wie heute, wird es morgen wieder ein sehr harter und anstrengender Tag.”
Zehn Fahrer erreichten den letzten Anstieg nach Méribel vor dem Hauptfeld. Bardets Teamkollegen gaben alles und erreichten mit ihrer starken Leistung, dass die Gruppe drei Minuten Vorsprung vor ihren Verfolgern mit Froome hatten als sie am Fuß des Berges ankamen.
Bardet fuhr schon sehr früh seinen ersten Angriff und beschleunigte. Sein Landsmann und langjähriger Rivale Pinot war der einzige, der sich an seine Fersen heftete. Die zwei Franzosen arbeiteten gut zuammen und fuhren ein hartes Rennen, um die Verfolger auf Abstand zu halten. Team Sky nutzte Poels, Henao und Landa, um die Ausreißer zu jagen und zu kontrollieren.
Bardet war scharf darauf, sich den Etappensieg zu sichern. Mit drei Kilometern zum Ziel griff er seinen Landsmann direkt an, konnte ihn aber nicht abwimmeln. Im Gegenteil – Pinot zeigte sich verärgert und irritiert. Im Gegenzug weigerte sich Pinot, Bardet weiter zu helfen, was Bardet wahrscheinlich um seinen Sieg brachte. Er gab aber nicht auf und fuhr hart neben Pinot. Aber der Fahrer hatte ein Quentchen mehr Kraft und Energie übrig, als es drauf ankam und schaffte es, sich gegen Bardet zu behaupten und als erster über die Ziellinie zu kommen.
Pinot war mit seinem Etappensieg nicht nur glücklich sondern auch sichtlich bewegt. Der Franzose hatte die Zähne zusammenbeissen und leiden müssen, um sich gegen die Angriffe von Bardet zu wehren. Er gab zu, dass er keinen guten Tag erwischt hatte.
„Es ist schwierig, in Worte zu fassen, was ich empfinde, denn für mich war es ein harter Tag. der ganze Tag war eine Qual. Erst gegen Ende ging es etwas besser”, sagte Pinot. „Wenn mir am Madelaine jemand gesagt hätte, dass ich gewinnen würde, hätte ich das nicht geglaubt. Ich fühlte mich ok, so wie an den Tagen zuvor. Daher hatte ich keinerlei Erwartungen und dachte nicht, dass dieses passieren würde.”
Pinot stellte aber in Frage, warum Bardet ihn angegriffen hatte. Der Franzose gab zu, dass der Sieg die Niederlage gegen Steve Cummings bei der Tour de France letztes Jahr wettmachte. Dieser Etappensieg ist der fünfte Sieg der diesjährigen Saison und der Franzose scheint für die Tour de France gut in Form zu kommen.
„Ich bin mir nicht sicher, was auf dem letzten Teil passiert ist. Wenn er nicht angregriffen hätte, hätten wir noch einiges herausholen können. Vor allem Romain in der Gesamtwertung hätte profitieren können. Aber es war gut, zwei Franzosen vorne gehabt zu haben. Ich bin froh: Wir haben die Tour de France in Mende gerächt.”
7. Etappe Le-Pont-de-Claix – Superdévoluy, 151 km: Britischer Sieg im Doppelpack
Chris Froome gewinnt das Criterium du Dauphiné zum dritten mal, Steve Cummings holt sich den Etappensieg
Die letzte und entscheidende Etappe führte von Le Pont de Claix nach Superdévoluy in der Nähe von Grenoble. Es war eine sehr harte und anspruchsvolle Etappe, die gleich sechs kategorisierte Berge verzeichnete. Aber das hielt weder Chris Froome davon ab, seine Führung zu verteidigen und das Criterium du Dauphiné für sich zu entscheiden, noch konnte es Steve Cummings stoppen, sich den Etappensieg zu holen.
Steve Cummings (Dimension Data) baute auf seinem Ruf auf, ein Ausreißerspezilaist zu sein, als er sich am letzten Tag des Criterium du Dauphiné mit einem spektakulären Fahrt den Etappensieg holte. Chris Froome (Sky) widerum konnte einen letzten Angriff con Alberto Contador (Tinkoff) kontrollieren und sicherte sich den Sieg in der Gesamtwertung.
Ein später Angriff auf dem Weg zum Ziel verfrachtete Dan Martin (Etixx-Quickstep) nicht nur als zweiter über die Ziellinie, sondern gab ihm ausreichend Zeitgutschriften, dass er als dritter auf das Treppchen kam. Romain Bardet (AG2R-La Mondiale) zog mit Martin mit und konnte sich so seinen zweiten Platz in der Gesamtwertung sichern. Das bedeutete, dass Richie Port (BMC) seine Hoffnung auf ein Podiumsplatz aufgeben musste. Es hatte alles den Anschein, dass der Australier sich mit Froome verhakte und deren Schultern sich berührten, als es in die letzte Angriffsphase überging. Er verpasste die Gelegenheit, hinter Martin hinterherzujagen, musste Zeit einbüßen und rutschte mit einem Zeitabstand von 21 Sekunden auf den vierten Platz. Alberto Contador (Tinkoff) konnte mit 35 Sekunden Rückstand nur den fünften Platz in der Gesamtwertung belegen. Als kleiner Trost führt der Spanier die UCI World Tour Ranking.
Auf halbem Wege des Col du Noyer, und mit nur noch 15 km zum Ziel, griff Contador gleich zweimal an und zwang Chris Froome ihm hinterherzujagen, ohne die Hilfe und Unterstützung seines Teams. Es war ein beherzter Angriff, aber Froome saß ihm im Rücken, nachdem ihn sein Team dabei geholfen hatten, den Abstand zu überbrücken. Bardet, Porte und Dan Martin waren auch mit dabei, der Rest nahm die Jagd auf, als die Gruppe oben angekommen war. Die führenden Fahrer gruppierten sich wieder auf der Abfahrt und Froomes Bodyguards (Poels, Landa und Henao) schlossen auch mit auf, um das Peleton und den Kampf um den Gesamtsieg zu kontrollieren, bis es auf dem letzten Kilometer zu einem Andrang und Beschleunigung im Feld kommen würde.
Mit nur noch drei Wochen bis zum Start der Tour de France kann Chris Froome mit seinem dritten Sieg des Criterium du Dauphine auf eine sehr erfolgreiches Vorbereitungsrennen blicken. Insgesamt kann Team Sky fünf Siege bei diesem Rennen verzeichnen. Die Stärke des Teams liegt in seiner “Tiefe”, was während der wichtigen Etappen zum Tragen kam und einen großen Unterschied machte: Es ermöglichte Froome nur dann seinen Titel zu verteidigen, wenn er direkt bedroht war. Er sah sich daher nie gezwungen ständing in der Offensive fahren zu müssen, um seinen Titel zu verteidigen.
„Ich bin unwahrscheinlich damit zufrieden, das Dauphiné ein drittes mal gewonnen zu haben. Das Criterium ist ein sehr wichtiges Rennen”, sagte Froome.
„Als es anfing, gab ich mich damit ab, um einen Platz auf dem Podium zu kämpfen. Aber das blau-gelbe Trikot tragen zu können ist ein unbeschreibliches Gefühl. In den letzten Tagen haben wir alles gegeben und wir sind sehr schnell gefahren. Und die heutige Etappe verlief nicht anders. Mein Team kam wieder, um mir zu helfen und das Rennen zu kontrollieren. Mir wurde über das Radio mitgeteilt, dass Landa und Poels nach vorne kommen würden. Aber zum Schluss wären wir beinahe aneinander geraten, was dazu führte, dass sich ein Abstand auftat. Diese Lücke wiederum kostete Richie Porte seinen Platz auf dem Podium. Das tut mir um ihn leid, aber er weiß jetzt, dass er in fantastischer Form ist. In der Tour wird er einer der Hauptanwärter sein.
„Dieses ist ein richtig guter Zeitpunkt, ein Etappenrennen zu gewinnen. Es baut auf und gibt einem das Selbstbewusstsein vor der Tour de France, aber vor Juli muss noch einiges getan werden. Ich bin in dieser Saison noch nicht viele Rennen gefahren, um mich auf die Tour vorzubereiten und vor allem für die dritte Woche der Tour so frisch und ausgeruht wie möglich zu sein.”
Cummings holte sich den Etappensieg und überzeugte wieder mit einer sehr erstklassigen und intelligenten Rennstrategie, die er schon letztes Jahr bei der Tour de France zur Schau stellte, als er Thibaut Pinot (FDL) und Romain Bardet (AG2R Mondiale) überlistete und ihnen den Sieg unter der Nase wegschnappte. Für Cummings ist das der dritte Etappensieg der 2016 Saison bei den WorldTours.
Für Dimension Data und den afrikanischen Radsport war es ein sehr erfolgreichers Ende zu diesem Etappenrennen: Edvald Boasson Hagen quälte sich sichtlich über die Berge, um sich das Trikot der Sprintwertung zu sichern, während Daniel Teklehaimanot das rote Trikot der Bergwertung erhielt, nachdem er sich in die Gruppe um Cummins hängte.
Cummings befand sich in einer 20-Mann starken Ausreißergruppe, die sich ziemlich früh während der Etappe formte. Von Daniel Teklehaimanot war das ein sehr überzeugter Zug. In der Gruppe befanden sich unter anderem Jérémy Roy (FDJ), Alexey Lutsenko (Astana), Ben Gastauer (AG2R-La Mondiale), Daryl Impey (Orica-GreenEdge), Jurgen Van den Broeck (Katusha), Tony Gallopin und Thomas De Gendt (Lotto-Soudal), Ryder Hesjedal (Trek-Segafredo), Nelson Oliveira (Movistar), Romain Sicard (Direct Energie), Jack Bauer und Tom-Jelte Slagter (Cannondale), Jérôme Coppel (IAM Cycling), Bartosz Huzarski und Paul Voss (Bora-Argon 18) und Tsgabu Grmay (Lampre-Merida).
Cummings wartete den richtigen Augenblick ab: Teklehaimanot holte sich auf den ersten Bergen der Strecke die wichtigen Punkte der Bergwertung. Es waren noch 50km bis zum Ziel als Cummings entschlossen angriff und sich von der Gruppe absetzte. Es war eine riesiger Einsatz von dem Dimension Data Fahrer. Die Gruppe zerbrach und keiner konnte ihm folgen. Schon bald hatte Cummings einen erheblichen Vorsprung aufgebaut. Trotz eines starken Gegenwindes auf dem langen Anstieg des Col de Moissière hielt Cummings die Verfolger auf Abstand und sicherte sich mit seinem entschlossenen Ritt zum Ziel den Etappensieg.
„Es wird immer schwieriger, einen Sieg einzufahren. Aber ich musste etwas herbeizwingen. Noch vor dem Rennen hatte ich mir heute als den Tag ausgeguckt, an dem ich es versuchen muss. Für mich war das Fahren mit der Ausreißergruppe gutes Training für die Tour de France. Und ich wusste auch, dass nicht mehr viele Fahrer übrig bleiben würden und die Favoriten sich gegenseitig beobachten und in Schach halten würden”, erklärte Cummings in seinem Interview.
„Am groβen Berg der heutigen Etappe war Gegenwind, aber ich wusste, wenn ich da durchkommen würde, könnte ich es schaffen. Danach kamen nochmal zwei Anstiege, es war sehr hart und anstrengend. Für mich ist das der dritte Sieg in der WorldTour Serie in dieser Saison. Ich bin sehr zufrieden.”
Das Criterium du Dauphine ist für viele, die in der Tour de France an den Start gehen, das letzte Etappenrennen bevor es in den Kampf um das gelbe Trikot geht. Einige Fahrer werden in zwei Wochen bei ihrer Nationalmeisterschaft starten. Für den Rest ist jetzt Erholung und letzte Vorbereitungen angesagt, bevor sie am 2. Juli in Le Manche in Nordfrankreich an den Start gehen.