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Vuelta a Espana

Radsport und COVID-19: Ein neuer Rennkalender der UCI für 2020

Die UCI veröffentlicht einen neuen Rennkalender für 2020, Profis genießen ihre wiedergewonnene Freiheit, Zukunft einiger Teams ist ungewiss

Es begann mit der UAE Tour: Ende Februar wurde sie aufgrund eines positiven Tests auf den Coronavirus abgebrochen. Dann erreichte das Virus Europa und vieles änderte sich.

Die Saison, wie wir Radsportler sie kennen, gibt es nicht mehr: Milan-San Remo, die belgischen Klassiker, der Giro d’Italia – alle Rennen in der ersten Saisonhälfte wurden aus dem Kalender bis aufs weitere entfernt. Langsam entspannt sich die Lage und unter Absprache der Länder und Verbände hat die UCI den Rennkalender überarbeitet. Hier findest du einen kurzen Überblick verschafft, wie es in der Saison 2020 weitergehen soll.

Die UCI hat einen neuen Rennkalender  für den Rest der Saison 2020 veröffentlicht. Die Tour de France macht bei den Grand Touren den Auftakt. Die Grand Depart ist am 29. August in Nizza vorgesehen. (Foto: Sirotti)

UCI Grand Tours: Die Tour de France macht den Auftakt

Die Hoffnung, dass sich die Lage bis zum Sommer wieder entspannt haben und dem geplanten Start der Tour de France nichts im Wege stehen würde, wurde im Angesicht der weltweiten Entwicklungen schnell zunichte gemacht. Eine Tour de France ohne Zuschauer als Alternative erwies sich auch als einen Plan, der nicht umsetzbar war.

 

 

Ein Radrennen ohne Fans, die die Straße säumen? Nur schwer vollstellbar. Die Organisatoren der Rennen, Teams, Fahrer und die UCI stehen vor einer großen Herausforderung und einer ungewissen Saison. (Foto: © ASO/Pauline Ballet)

Im neuen Terminkalender der UCI wird die Tour de France den Auftakt der Grand Touren geben: Am 29. August startet die Grand Boulem it dem Grand Depart in Nizza und am 18. September in Paris ankommen. Da Frankreich im Hinblick auf die Pandemie jegliche Massenveranstaltung mit über 5000 Teilnehmern bis Ende August untersagt hat, erhofft sich die ASO Eine Ausnahmegenehmigung. Protokolle und Regelungen sollen eingeführt warden, um die Gesundheit der Teilnehmer und der Öffentlichkeit zu gewährleisten.

Als Vorbereitung auf die Tour de France hat die ASO zudem ein fünftägiges Critérium du Dauphiné anvisiert, welches vom 12. – 16. August stattfinden soll. Zeitgleich mit der Tour de France ist die Austragung von Tirreno-Adriatico vorgesehen. Dieses  Vorbereitungsrennen für den Giro d’Italia steht vom 8. – 14. September im Kalender.

 

 

Der Giro d’Italia, die erste Grand Tour, die aufgrund der Pandemie und deren Auswirkungen in Europa und Italien vorzeitig verschoben bis aufs weitere verschoben wurde, ist in den Herbst verlegt worden und findet 3. – 25. Oktober statt. Derzeit wird als Grande Partenza der Süden in Italien in Erwägung gezogen. 

Tour de France 2014, Fahrerfeld

La Vuelta a España, die letzte der drei Grand Touren, startet am 18. Oktober und wird bis zum 8. November laufen. Damit deckt sich die erste Woche der Spanienrundfahrt mit der letzten Woche des Giro d’Italia.

 

 

Durch die starken Einschränkungen und das begrenzte Zeitfenster, die wichtigen Rennen zu veranstalten, kann es nicht verhindert werden, dass sich die Termine der Rennen überschneiden. Die Teams, Fahrer und Organisatoren stehen vor einer großen, logistischen Herausforderung.

Frühjahrsklassiker im Herbst

Italien war von der Pandemie stark getroffen und war eines der Länder in Europa mit den strengsten Vorschriften, um den Ausbruch zu kontrollieren. In den letzten Tagen fing Italien an, die ersten Lockerungen einzuführen.

 

 

 

Im Hinblick auf diese Entwicklungen soll Strade Bianche am 1. August den Auftakt in die „Rensaison nach Corona“ geben, gefolgt von  Milan – San Remo am 8. August. Jedoch ist dieses Datum, wie alle Termine im neuen Kalender, stark davon abhängig, wie sich die Pandemie nach den Lockerungen weiterhin kontrollieren und eine zweite Welle vermeiden lässt.

Paris-Roubaix und die anderen Frühjahrsklassiker sind im neuen Terminkalender in den Oktober verschoben worden. (Foto: Sirotti)

Der Prudential RideLondon Surrey Classics soll am 16. August stattfinden. Am 25. August, ein paar Tage vor dem geplanten Start der Tour de France, ist der Bretagne Classics vorgesehen.

 

Die großen Klassiker des Radsports sind alle in den Herbst verschoben worden: Liege-Bastogne-Liege, die Flandernrundfahrt, Paris-Roubaix, Gent-Wevelgem, Amstel-Gold und Il Lombardia finden alle im Oktober statt.

 

 

 

UCI Weltmeisterschaft

Die UCI Weltmeisterschaft ist auf den 20. – 27. September gelegt worden. Ursprünglich war als Austragungsort die Schweiz vorgesehen, derzeit sind in der Schweiz Massenveranstaltungen mit über 1000 Teilnehmern verboten. Die Organisatoren vor Ort bestätigten, dass eine endgültige Entscheidung Ende Juni getroffen werden wird.

 

 

Die Austragung der Nationalmeisterschaften am 22. – 23. September, hängt vor allem in vielen europäischen Ländern davon ab, ob und bis zu welchem Ausmaß Veranstaltungen und Sportwettkämpfe wieder erlaubt sind. 

 

Der Giro d’Italia startet im September und überschneidet sich mit der Vuelta a Espana und Paris-Roubaix. Aufgrund des begrenzten Zeitfensters ließ es sich nicht vermeiden, dass es Konflikte mit den Rennen gibt. (Foto: Sirotti)

Der Rennkalender: Ein Hoffnungsschimmer auf etwas Normalität

Der neue Terminkalender gibt vielen Teams und Fahrern ein langersehntes Programm, nach dem sie sich richten können. Gleichzeitig sind die Termine noch nicht in Stein gemeißelt. Vieles ist von Faktoren abhängig, auf den die UCI und die Organisatoren keinen Einfluss haben. Die ungewöhnliche Zeit erfordert viel Flexibilität von allen Beteiligten.

 

Der Rennkalender wurde vom UCI Kommittee und dem Professional Cycling Council (PCC) angenommen. Gleichzeitig ist sich die UCI bewusst, dass es weitere Veränderungen und sogar Absagen geben wird. Die Austragung der Wettkämpfe ist, wie alle Sportarten, vom Grad der Eindämmung des Virus und den Einschränkungen des öffentlichen Lebens in den verschiedenen Ländern abhängig.

 

Verständlicherweise sind die Fahrer und Teams sehr drauf erpicht, so bald wie nur möglich wieder and Wettkämpfen teilnehmen zu können, um ihren vertraglichen Verpflichtungen mit ihren Sponsoren gerecht zu warden.

 

“Die Termine unterliegen weiterhin dem Wandel und weitere Veränderungen sind vorbehalten“, gab die UCI zu verstehen. „Der vorläufige Rennkalender hängt davon ab, wie und wann in den vereinzelten Ländern Lockerungen eingeführt warden und welche weiteren Maßnahmen in Kraft treten.“

 

„Als Radsportverband sind wir uns sehr bewusst, dass sich die Situation weltweit ständig verändert und wir, als UCI, dementsprechend reagieren und den Terminkalender anpassen müssen.“

Weitere Rennen und Veranstaltungen ,die der UCI unterstehen, werden derzeit mit den jeweiligen Nationalen Federationen diskutiert. Eine Bekanntgabe wird spätestens am 20. Mai erwartet.

Ein Sonntag im Herbst: Der Kampf der Titanen

Der neue Terminkalender versucht, den großen Rennen und Klassikern in einem sehr beengten und begrenzten Zeitfenster gerecht zu werden. Ein Überschneiden der Rennen kann nicht verhindert werden. Teams stehen vor der Herausforderung, welche Wettkämpfe in Angriff genommen werden, mit welchen Fahrern und Teamaufstellungen.

 

Es wird im Oktober einen Tag geben, der so noch nie dagewesen ist: An einem Sonntag im Herbst werden der Giro d’Italia, Paris-Roubaix und La Vuelta a España ausgetragen. Dieser „Super Sonntag“ im Radsport am 25. Oktober markiert demnach den Höhepunkt des neuen Rennkalendars, zu einem Zeitpunkt, an dem die Saison normalerweise in den Winterschlaf geht.

Jedes Rennen verspricht etwas besonderes: Die letzte Etappe beim Giro d’Italia wird mit einem Zeitfahren in Milan über den Gesamtsieger entscheiden, 24 Stunden nach einer fordernden Bergetappe über den Colle dell’Agnello, Col d’Izoard und Sestriére.

Paris-Roubaix ist bei vielen Fahrern und Radsportfans sehr beliebt. Seit 2002 ist ein verregnetes Rennen über die Kopfsteinpflaster ausgeblieben. Die Chance auf ein nasses Rennen im Oktober verspricht noch mehr Drama. Zusätzlich wird 2020 zum ersten mal ein Frauenrennen ausgetragen, was viel Aufmerksamkeit erregen wird.

Die Vuelta a España fährt sechs Tage parallel mit dem Giro d’Italia und startet am 20. Oktober im Baskenland. Die sechste Etappe am 25. Oktober ist die Königsetappe der diesjährigen, verkürzten Spanienrundfahrt. Mit seiner Zielankunft auf dem Col du Tourmalet verspricht es ein dramatischer und aufregenders Tag bei der Vuelta zu werden.

Radsportfans können sich auf einen Radsportsonntag erster Klasse freuen, vollgepackt mit Drama und Spannung. Sie müssen sich nur entscheiden, wie sie ihre Zeit auf dem Sofa einteilen wollen, um bei drei großen Rennen zeitgleich Live dabei sein zu können.

UCI Weltmeisterschaft: Datum und Land der Austragung steht noch offen

Wie schwierig es für die UCI und die Ausrichter der Wettkämpfe ist, unter den derzeitigen Umständen Rennen zu organisieren und wie viel Flexibilität benötigt wird, wurde schnell offensichtlich. Kurz nach der Veröffentlichung des Terminkalenders wurde bekannt, dass unter gegebenen Umständen die Weltmeisterschaft von der Schweiz in den Nahen Osten verlegt werden könnte. 

Falls die Pandemie eine Austragung in der Schweiz im September verhindert, erwägt die UCI, diese Rennen, welches dem Verband die größten Einnahmen bringt, die Weltmeisterschaft nach Oman, Qatar oder das Vereinigte Arabische Königreich zu verlegen. Anstatt des ursprünglichen Termins im September würde die Weltmeisterschaft im November ausgetragen.

Diese Länder haben mit Radrennen der Elite Erfahrung. Eine voraussichtliche Änderung dieses Ausmaßes würde eine radikale Veränderung der Strecken bei den Weltmeisterschaften und eine weitere logistische Herausforderung für die Teams bedeuten. Die UCI Weltmeisterschaft würde zwei Monate nach der Vuelta stattfinden. Die endgültige Entscheidung wird vom Verband und den Ländern Ende Juni getroffen.

Vuelta a España streicht Etappen in Portugal

Ursprünglich sollten die 15. und 16. Etappe der Vuelta durch die Städte Porto, Mtaosinhos und Viseu in Portugal führen.  Aufgrund der  „unvorhergesehenen Umständen, hervogerufen durch den Coronavirus“ hat die Vuelta den Entschluss gefasst, die Strecke zu ändern.

Die Austragung des Amstel Gold Rennens ist noch fraglich. Derzeit untersagt Holland noch jegliche Massenveranstaltung. Eine Entscheidung kann erst im Juni getroffen werden. (Foto: Sirotti)

La Vuelta gab weiterhin bekannt, dass „optimale Voraussetzungen, um das Rennen durch Portugal zu führen, können nicht gewährleistet werden. Die Gemeinden von Porto, Matosihos und Viseu haben sich entschlossen, unter Absprache mit Unipublic, die Etappen der La Vuelta abzusagen.“ Jedoch soll das die einzige Abänderung der Streckenführung sein. Die 9. Etappe, als einzige Etappe der Vuelta außerhalb Spaniens, soll weiterhin wie geplant auf dem Col du Tourmalet in Frankreich enden.

Amstel-Gold: Eine Austragung ist noch zweifelhaft

Das Rennen soll am 10. Oktober ausgetragen werden. Aber ob das Rennen überhaupt stattfinden wird ist sehr fraglich, nachdem der Premierminister Mark Rutte bezweifelte, Massenveranstaltungen zu genehmigen, so lange es noch keinen Impfstoff gegen COVID-19 gibt.

Die BinckBank Tour sol vom 29. September bis zum 3. Oktober stattfinden, der Start wurde in Dokkum in den Niederlanden wurde schon abgesagt. Auf die Frage, ob Amstel-Gold stattfinden würde, gab Rutte bekannt „Das kann man noch nicht mit Sicherheit sagen.“

Die Niederlande erlaubt seit dem 11. Mai einigen Geschäften und Dienstleistern, ihre Betriebe wieder aufzunehmen. Restaurants, Theater und Kinos sollen ab Juni wieder öffen, Sportarten wie Golf oder Tennis könnten auch wieder betrieben werden. Massenveranstaltungen, auch ohne oder mit begrenzten Menschenmengen, werden erst ab September wieder erlaubt, unter der Bedingung, dass  die Ausbreitung des Virus weiterhin unter Kontrolle ist.

Leo van Vliet, Direktor des Amstel Gold Rennens, blickt optimistisch in die Zukunft. „Wir müssen abwarten, welche weiteren Maßnahmen wir ergreifen müssen, aber für mich ist das Glas immer noch halbvoll“, sagte er. „Wir haben alles organisiert und so weit es geht eingrerichtet. Wir sind ein relativ kleiner Verband, sind sehr flexibel und haben in den letzten Jahren bewiesen, dass wir dennoch großes erreichen können.“

Die Absage der Rennen schlägt auch den Profis auf das Gemüt, die sich in dieser Saison an einen anderen Rhythmus gewöhnen müssen. „Ich vermisse den Giro d’Italia so sehr“, gab Nibali zu. (Foto: Sirotti)

Der Radsport nach der Pandemie

Die UCI bestätige, dass die Teams der Grand Touren weiterhin aus acht Fahrern bestehen werden. Für die Eintages-Rennen soll die Größe der Teams von sieben auf sechs Fahrer reduziert werden. Damit bekommen mehrere ProTeams die Chance, an Wettkämpfen teilnehmen zu können während einer Saison, die aufgrund der Ausnahmesituation stark reduziert werden musste.

 

Zusätzlich hat die UCI einen Lenkungsauschuss aus stellvertretenden Mitgliedern, Ärzten, Fahrern und Ausrichtern verschiedener Teams gegründet. Diese Gruppe ist damit beauftragt, Richtlinien und Regelungen aufzustellen, die bei den Wettkämpfen die Tests auf COVID-19 und Kontaktsperren gewährleisten. Zusätzlich muss der Auschuss entscheiden, wie während eines Wettkampfs mit einem positiven Test auf COVID-19 zu verfahren ist.

Vorbereitung auf Rennen nach der Isolation

Viele Profis befanden sich wochenlang in Isolation. Diejenigen, die in Frankreich, Spanien oder Italien wohnen, konnten nicht draußen trainieren und waren auf Indoortraining auf der Rolle begrenzt. Der UCI Terminkalender und die Lockerungen der Maßnahmen in vielen Ländern bringt Hoffnung. Gleichzeitig stehen die Teams vor der Herausforderung, mit stark begrenzten Vorbereitungsrennen die nötige Fitness und Rennhärte aufzubauen.

Directeur Sportif Servais Knaven von Team Ineos wies in einem Gespräch darauf hin, dass die Fahrer eher mit der Form und Fitness des Februars an den Start gehen werden. „Die letzten fünf Monate waren eher wie Winter und die Fahrer werden eher in der Form der Ruta del Sol starten“, sagte er. „Aber wir sind alle im gleichen Boot. Jeder Fahrer wird die gleiche Erfahrung gemacht haben.“

Den Fahrern stehen nur zwei Rennen in Vorbereitung zur Verfügung – Tour de L‘ Ain und Critérium du Dauphiné, falls diese Wettkämpfe unter strengen Auflagen genehmigt werden. Teams stehen vor der Herausforderung, das Puzzle an Fahrern und Rennen erfolgreich zu lösen und müssen Entscheidungen treffen, wann die Fahrer wieder nach Europa kommen und zusammen trainieren können und wie die Gesundheit der Fahrer und Teams gewährleistet werden kann.

Team Astana ist eines der Teams, das von Auflösung bedroht ist, wenn in dieser Saison keine Rennen gefahren werden. (Foto: Sirotti)

„Jedes Team beschäftigt sich mit den gleichen Fragen und versucht die richtige Lösung zu finden“, sagte Knaven. „Keiner weiß, was in zwei Wochen passieren wird, wie die Sache sich bis Ende Juni entwickelt und welchen Möglichkeiten wir haben werden. Man bereitet sich auf viele verschiedenen Szenarien vor und wenn ein Szenario auftritt, macht man es so wie man es geplant hat.“

Teams in ihrer Existenz bedroht

Auch wenn der Terminkalender noch von vielen Faktoren abhängt, gibt es Fahrern un Teams Hoffnung auf eine Saison und ihr Einkommen, Durch das Ausbleiben diverser Rennen sehen sich einige Teams in ihrer Existenz bedroht, da sie ihre vertraglichen Verpflichtungen nicht erfüllen können.

Patrick Lefevere, Boss vom belgischen ProTeam Deceuninck-QuickStep, gab in einer Pressekonferenz bekannt, dass sein Team ohne Rennen in diesem Jahr nicht überleben würde.

„50% aller Teams werden die Krise nicht überleben und aus dem Peloton verschwinden“, gab er zu bedenken. „Team Ineos haben einen starken finanziellen Rückhalt, französische Teams bekommen einen Teil ihres Gehalts von der Regierung gezahlt. Diese Teams werden weniger Schwierigkeiten haben, aber mein Team wird Probleme bekommen.“

„Ich bin nicht dumm“, fügte er hinzu. „Ich bin von Beruf Buchhalter und Rechnungsprüfer und bin seit 40 Jahren im Geschäft. Wenn diese Saison keine Rennen stattfinden, werden viele Teams zugrunde gehen.“

Auch Deceunick-QuickStep haben ohne Rennen eine ungewisse Zukunft. Fahrer in verschiedenen Teams haben Gehaltskürzungen bis zu 50% zugestimmt, um ihr Team durch diese schwere Zeit zu bringen. (Foto: Sirotti)

Alexandre Vinokourov ​, Team Manager von Astana, hat die gleichen Bedenken. Auch sein Team sieht sich in seiner Existenz bedroht, wenn diese Saison keine Rennen stattfinden. Gehälter der Fahrer mussten gekürzt werden, um die finanzielle Lage zu verbessern. „Sponsoren nutzen die Rennen, um gesehen zu werden. Wenn das wegfällt, brechen uns die Sponsoren weg und das Team  wird in der nächsten Saison  nicht mehr existieren.“

Die Fahrer bei CCC haben einer Gehaltskürzung von 50% zugestimmt, um die finanzielle Belastung des Hauptsponsors zu reduzieren, damit das Team in der 2020 fahren kann. Die langfristige Zukunft des Teams ist aber unsicher, nachdem CCC sein Sponsorship am Ende der 2020 Saison entziehen wird, ein Jahr vor Ablauf des Vertrages.

Fahrer im Team wie Greg Van Avermaet, Matteo Trentin und Ilnur Zakarin stehen bis 2021 unter Vertrag. Sie müssen abwarten, ob das Team die Krise überlebt, bevor sie sich bei anderen Teams bewerben können. Die Fahrer ohne Vertrag blicken einer ungewissen Zukunft entgegen: Sie müssen sich in einem Markt bewerben, in dem Teams  finanzielle Schwierigkeiten haben und Gehälter für Fahrer reduziert werden.

Giant bestätigte, dass es das Team CCC auch in Zukunft sponsorn wird.  Aber Team Manager Jim Ochowicz hat ein Wettrennen mit der Zeit, einen neuen Hauptsponsor zu finden, um die Zukunft zu sichern. Ein Wettrennen in einer Zeit der weltweiten wirtschaftlichen Ungewissheit.

Radsportprofi in Zeiten von Corona

Die Absagen der Wettkämpfe auf unbestimmte Zeit und verschiedenen Maßnahmen der Länder, um die Pandemie einzudämmen, versetzte auch die Profis in eine ungewohnte und ungewöhnliche Situation. Anstatt sich auf die Grand Touren vorzubereiten und die Klassiker zu bestreiten, mussten sie ihr Trainingsprogramm und mentale Einstellung grundlegend ändern.

 

Endlich Freiheit: Nach wochenlanger Ausgangssperre lockern die verschiedenen Länder ihre Auflagen. Alejandro Valverde ging gleich am ersten Tag auf die Straße. (Foto: Sirotti)

Frankreich, Italien und Spanien hatten die strengsten Ausgangssperren in Europa eingeführt. Profis wie Peter Sagan, Philipe Gilbert und Romain Bardet, die ihre Training im Frühling in Spanien oder im heimatlichen Frankreich absolvieren, konnten wochenlang nur auf der Rolle trainieren.

Geraint Thomas hingegen hielt sich im März noch in Wales auf, konnte aber nicht zum Training nach Spanien fliegen. Jedoch konnte er noch im heimatlichen Wales draußen trainieren, wenn auch in begrenzten Maßen.

„Der Fokus liegt derzeit mehr auf Ausdauer und die Grundlage nicht zu verlieren und nicht zuzunehmen“, gab der Sieger der Tour de France 2018 an. Wem die Möglichkeit nicht gegeben war, im Freien zu trainieren, stieg auf Rollentraining und Zwift um. Einige Profis nahmen an virtuellen Rennen teil, aber ncht alle Profis konnten sich dafür begeistern.

„Ich bin ein echter Radfahrer und kein virtueller“, sagte Peter Sagan, der in Monakko die Ausgangssperre erlebte. „Ich habe den Indoor Trainier gehaßt, aber jetzt habe ich mich mit ihm angefreundet. Es geht mir jetzt hauptsächlich darum, in Form zu bleiben und wettkampffähig zu sein, wenn es wieder losgeht. Sobald die Regeln gelockert werden, werde ich wieder draußen fahren.“

Profis war es in Monakko anfangs erlaubt, in der Nähe ihres Hauses für kurze Zeit draußen zu trainieren. Jedoch wurde die Ausnahme im Hinblick auf die Ausmaße der Pandemie eingestellt. Als Philippe Gilbert sich kurz darauf in Monakko auf eine kurze Trainingfahrt nach draußen begab, musste er Strafe zahlen.

Von Wales nach Monakko: Als Frankreich die Ausgangssperre lockerte und bekannt gab, man kann sich wieder freier bewegen, tauschte Geraint thomas sein heimatliches Wales gegen die Sonne und Berge in Frankreich, um sich auf die Tour de France vorzubereiten. (Foto: Sirotti)

„Es gelten die gleichen Regeln für alle, ich bin da keine Ausnahme“, sagte Gilbert. „Bis vor kurzem konnten Profis noch draußen trainieren. Nur weil ich Paris-Roubaix gewonnen habe, habe ich nicht das Recht, mich über die Regeln hinwegzusetzen. Wir müssen mit einem guten Beispiel voran gehen. Ich werde das Rad vorerst stehen lassen und auf dem Indoor Trainer trainieren.“

Für Vincenzo Nibali bedeutet die Pandemie ein Mai ohne den Giro d’Italia, eine Tatsache, die dem Italiener zu schaffen machte. „Ich vermisse den Giro sehr“, gab er zu. „Seit 15 Jahren ist der Mai mein Höhepunkt der Saison. Die Tage sollte mit Anspannung, Drama, Zweifel und Adrenalin gefüllt sein.“

„Ich habe mich noch nicht enschieden, wie ich diese Saison bestreiten werde, aber ich habe den Giro noch im Hinterkopf. Ich werde den Kalender mit meinem Team besprechen und dann werden Entscheidungen getroffen.“

Die Situation und Ausgangssperren setzen auch den Profis zu wie die Reaktion von Rohan Dennis zeigte. Nach seinem Twitter und Instagram, schien der Team Ineos Fahrer nach 34 Tagen an seine Grenze gekommen zu sein und brach die Ausgangssperre in Spanien zu brechen. Daraufhin löschte er sein Twitter und Instagram Konto. Team Ineos und Rohan Dennis enthielten sich weitere Kommentare.

Die ersten Lockerungen: Endlich Freiheit

Nach wochenlangen strengen Ausgangsperren haben die Länder wie Frankreich, Spanien und Italien angefangen, die Auflagen zu lockern. Und die Profis konnten es nicht abwarten, endlich wieder im Freien unbegrenzt trainieren zu dürfen.

Einigen Profis setzte die Ausgangssperre sehr zu: Rohan Dennis verließ, seinen Social Media Beiträgen nach zu urteilen, nach 34 Tagen sein Haus in Frankreich. Sein Twitter und Instagram Konten wurden gelöscht. (Foto: Sirotti)

Alejandro Valverde war einer der ersten, der schon am ersten Tag der Lockerungen eine Trainingsrunde in Spanien drehte – und prompt angehalten wurde.​ „Ich weiss nicht, ob die Polizisten mich erkannt haben und ob ich einen Strafzettel bekommen werde“, sagte er. „Es war der erste Tag, dass wir wieder raus konnten. Vielleicht hatten sie die Nachricht noch nicht erhalten.“

Als bekannt wurde, dass man von Monakko wieder nach Frankreich fahren konnte, flog Geraint Thomas  nach Monakko, um sein Training in der Sonne fortzusetzen und sich auf die Tour de France vorzubereiten. „Ich habe 15 Wochen, um mich auf die Tour de France vorzubereiten. Sobald ich in Frankreich bin, geht es vor allem darum, wieder intensiver zu trainieren und auch geistig wieder frisch zu werden.“

Warren Barguil nutzte die Gelegenheit und fuhr von seinem Heimatort in der Bretagne an die Küste. „Es war unbeschreiblich, wieder draußen zu sein. Ich fuhr altbekannte Straßen und Strecken, aber ich sah alles mit neuen Augen und wusste alles neu zu schätzen“, sagte er.

„Die Ausgangssperren waren notwendig. Jetzt, dass sie gelockert werden, können wir, die Profis, zurück in unser ‚Büro‘. Morgen werde ich in den Wald fahren und mit eigenen Augen sehen, wie die Natur sich in den letzten Wochen dank unserer Einschränkungen erholen konnte.“

Das Peloton rollt durch Städte und Dörfer – einen Anblick, den wir hoffentlich auch in dieser Saison noch sehen werden. (Foto: Sirotti)

Mit den Lockerungen in den verschiedenen Ländern und einem Rennkalendar spüren Fahrer und Fans, dass die Welt langsam wieder in die Normalität zurückgeht. Jedoch ist der Radsport und seine Wettkämpfe weiterhin davon abhängig, wie verschiedene Länder in den nächsten Wochen die Pandemie managen. Wir sind voller Hoffnung, dass es in der Saison 2020 noch einige Rennen zu bejubeln gibt.

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