Lapierre Xelius SL 700 im Test
Lapierre Xelius SL 700 im Test
Seit 2002 stattet Lapierre das FDJ.fr Team mit Bikes aus. Der französische Hersteller ist aber schon viel länger im Geschäft. Bereits im Jahre 1946 setzte Gaston Lapierre in seiner Werkstatt in Dijon zum ersten Mal seinen Familiennamen auf einen seiner Rahmen. Die neueste Maschine des französischen Unternehmens konten wir jetzt testen – das Lapierre Xelius SL 700.
In den annähernd 70 Jahren, die seit damals vergangen sind, haben die Bikes von Lapierre einigen professionellen Radsportlern in den verschiedensten Disziplinen zum Erfolg verholfen.
Lapierre Xelius SL 700 und Co – eine Erfolgsgeschichte
Off-Road konnten Loic Bruni und Nicolas Vouilloz auf Lapierre-Maschinen Siege bei den Downhill-Weltmeisterschaften und der Enduro World Series einfahren. Im Cyclo-Cross war es Francis Mourey, der in Frankreich zahlreiche nationale Titel verbuchen konnte. Aber auch die Rennräder von Lapierre waren schon an Erfolgen beteiligt. Bei allen drei Grand Tour Events wurden auf ihnen Etappensiege geholt. In jüngster Vergangenheit war es Thibaut Pinot, der bei der Tour de France 2015 die Etappe nach Alpe d’Huez für sich entscheiden konnte.
Pinot kämpfte sich auf dem neuen Lapierre Xelius SL, das im Vorfeld der Tour de France enthüllt wurde, durch die 21 Haarnadelkurven bis zur Bergankunft in Alpe d’Huez. Da nur ausgewählte Fahrer wie Pinot die Chance haben mit der speziellen Teamversion zu fahren, ist das Lapierre Xelius SL 700 mit Shimanos Ultegra Di2 Gruppe eine attraktive Alternative.
Der Rahmen des Lapierre Xelius SL 700
Bis zur Einführung des Aircode im Jahre 2014 war das Xelius Lapierres Maschine für Rennen. Nachdem dann aber das Aero-Bike da war, musste das Lapierre Xelius SL nicht länger so universell bleiben. Nachdem der Schwerpunkt beim Aircode auf Geschwindigkeit, speziell auf flachen Straßen, lag, verwandelten die Ingenieure das Lapierre Xelius SL 700 mehr und mehr in einen Kletterspezialisten.
Das Gewicht
So entstand das neu gestaltete und wirklich super leichte Lapierre Xelius SL 700. Der Rahmen alleine bringt gerade mal 850 Gramm auf die Waage. Natürlich variiert das Gewicht ein wenig, je nachdem in welcher Größe man den Rahmen vor sich hat. Ein Lapierre Xelius Sl 700 mit kompletter Shimano Ultegra Di2 Ausstattung bringt es auf ein Gesamtgewicht von nicht einmal 7,5 kg.
Die „Power Box“ Technologie im Lapierre Xelius SL 700
Bei einer Rennmaschine liegt die Priorität auf dem Gewicht und der Steifigkeit. Für den Rahmen des Lapierre Xelius SL 700 hat der französische Bikebauer seine „Power Box“ Technologie zum Einsatz gebracht. In diesem Zuge wurden auch die Rohrprofile vergößert. Es sind Ober- und Unterrohr sowie das Tretlager und die Kettenstreben, die am Lapierre Xelius SL 700 größer ausfallen. So bleibt das Bike steif genug und reagiert gut auf Lenkbefehle und Beschleunigung.
Grundsätzlich ist nichts Ungewöhnliches daran, die Rohre an einer Rennmaschine zum Zwecke der Steifigkeit größer zu gestalten. Ungewöhnlich sind allerdings die Sitzstreben des Lapierre Xelius SL 700. Sie enden nicht wie gewöhnlich im Sitzrohr, vielmehr verlaufen sie komplett daran vorbei und verschmelzen erst am Oberrohr mit dem Rahmen. Hierdurch konnte Lapierre drei Dinge erreichen. Zum einen tragen die Sitzstreben viel weniger Gewicht des Fahrers. Dadurch konnten sie dünner und gleichzeitig natürlich auch leichter werden. Ein weiterer Punkt ist die bessere Absorbation von Stößen durch die Entkopplung vom Sitzrohr. Zudem haben die Franzosen dem Lapierre Xelius SL 700 durch die „Power Box“ Technologie einen ganz speziellen Look verliehen. Die drei Dreiecke erinnern an einige alte aber auch ein paar aktuelle GT-Bikes.
Die Fahreigenschaften des Lapierre Xelius SL 700
Es sind sicherlich die schlankeren Sitzstreben, die am hinteren Ende des Bikes für das Mehr an Flexibilität sorgen. Allerdings ist es doch recht ungewohnt, auf einem Rennrad zu sitzen, das einen so ausgeprägten Fahrkomfort bietet wie es beim Lapierre Xelius SL 700 der Fall ist. Man braucht schon eine gewisse Zeit, um sich daran zu gewöhnen.
Steigt man das erste mal auf die neue Maschine und pedaliert in kleineren Gängen vor sich hin, verspührt man eine Art von Ruckeln. Sobald man ein paar Gänge hochschaltet und mehr Druck auf die Pedale ausübt, löst sich dieses Gefühl allerdings in Wohlgefallen auf.
Huckel oder kaputten Asphalt schluckt das Lapierre Xelius SL 700 nicht gänzlich. Allerdings rollt es doch deutlich weicher über harte Kanten als andere Rennmaschinen. Das spürt man auch deutlich an den Handflächen und am Gesäß.
Wie man es von einem solchen Leichtgewicht erwarten kann, zeigt das Lapierre Xelius SL 700 die besten Fahreigenschaften auf Steigungen. Egal wie schnell man an Höhe gewinnt, das Bike gibt einem immer das Gefühl, es hätte noch viel mehr zu bieten. Zudem vermittelt die in den Rahmen integrierte Flexibilität, verglichen mit anderen Bikes, dem Fahrer immer eine entspannte Atmosphäre.
So nett dieses Maß an Flexibilität auch ist, es ist nicht ohne Mängel. Gerade größere und schwerere Fahren bekommen diese zu spüren. Federgewichte brauchen sich beim Klettern mit dem Lapierre Xelius SL 700 keine Sorgen zu machen. Bewegt man sich aber in der Nähe eines Körpergewichtes von 80 kg oder mehr, sieht die Sache schon ganz anders aus. Erhebt man sich beispielsweise aus dem Sattel, um noch mehr Power auf die Pedale auszuüben, fühlt es sich an, als würde das Bike sich wehren. Dieses Problem tritt allerdings nicht nur auf Steigungen auf, wenn man sich in niedrigeren Gängen vorankämpft, gerade auch bei Sprints in höheren Gängen macht es sich deutlich bemerkbar.
Offensichtlich wurde das Lapierre Xelius SL 700 nicht mit Massen- oder Zwischensprints im Hinterkopf erbaut. Vielmehr wurde es für die Berge entwickelt. Möchte man aus einer Haarnadelkurve heraussprinten, um auf einer Abfahrt wertvolle Zeit gutzumachen, kann dieses Bike situationsabhängig doch etwas ungeeignet erscheinen.
Die Komponenten des Lapierre Xelius SL 700
Elektronische Shimano Ultegra Di2 Gruppe
Ausgestattet ist das Lapierre Xelius SL 700 mit einer elektronischen Shimano Ultegra Di2 Gruppe. Abgesehen vom gelegentlichen Wiederaufladen gibt es hier nicht den geringsten Grund zur Klage. Der semi-kompakte 52-36Z Kurbelsatz in Verbindung mit einer 11-28Z Kassette deuten darauf hin, dass es sich hier in erster Linie um eine Klettermaschine handelt.
Mavic Ksyrium Elite S Laufräder
Zudem kommen Mavics neue und für 2015 überarbeitete Ksyrium Elite S Laufräder zum Einsatz. Die Felgen haben ihr „Fore Drilling“ Nippelhalterungssystem behalten. Es arbeitet nur mit Löchern auf der Innenseite der Felgen, wodurch nicht nur die Stabilität verbessert wird, auch die Notwendigkeit eines Felgenbandes ist nicht mehr gegeben. Ein weiteres Plus, Mavic hat die Ksyrium Lauräder innen 2mm breiter gemacht. Somit konnten Verbesserungen am Profil der Reifen (in diesem Fall ein Paar Mavic Yksion Pro) gemacht werden. Sie lassen sich, für noch mehr Komfort, jetzt auch mit weniger Reifendruck fahren ohne das dabei das Rollverhalten oder den Pannenschutz negativ beeinflusst werden. Um in Sachen Farbgebung nicht aus der Reihe zu tanzen, kommen blaue Nippel zum Einsatz, die sich optimal in das schwarz-blaue Gesamtbild des Lapierre Xelius SL 700 einfügen.
Zipp und Fizik stellen das Finishing Kit des Kletter-Rennrads
Lenker, Vorbau und die Sattelstütze aus Carbon kommen aus dem Hause Zipp. Platz nimmt man auf einem Fizik Antares Sattel. Alle Komponenten des Finishing Kits passen farblich und aufgrund der abgerundeten Ecken otpimal zum Rest von Lapierres Klettermaschine.
Unser Test-Fazit zum Lapierre Xelius SL 700
Man braucht kein Tour de France-Etappensieger zu sein, um dieses Bike zu schätzen. Wenn man in den Bergen unterwegs ist, egal ob privat oder in einem Rennen, ist das Lapierre Xelius SL 700 ein super Begleiter. Zudem dürften alle, die den Komfort über persönliche Bestzeiten stellen, mit dem Bike mehr als zufrieden sein. Der Rahmen bietet genügend Flexibilität, um stundenlang im Sattel zu sitzen ohne danach das Gefühl zu haben, einen Chiropraktiker aufsuchen zu müssen.
Leichte Fahrer, die auf Steigungen immer auf der Suche nach jedem noch so kleinen Vorteil sind, dürften mit dem Bike rundum zufrieden sein und auch alle Freunde von komfortablen Maschinen, die im Wettbewerb bestehen können, sollten nicht enttäuscht werden.
Die Vorteile:
- Leichtgewicht mit super Klettereigenschaften
- Großzügige Flexibilität des Rahmens für einen guten Komfort
- Spitzen Laufräder
Die Nachteile:
- Erhöhte Anstrengung für schwere Fahrer durch zuviel Flexibilität des Lapierre Xelius SL 700
Spezifikation
Gewicht: 7,32 kg
Getestete Größe: 55 cm
Größen: 46, 49, 52, 55, 58 und 61 cm
Preis: 4.199 Euro
Website: Lapierre Xelius SL 700
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