Fabian Cancellara hat zum sechsten Mal in seiner Karriere die Kontrolle bei der Tour de France an sich gerissen. Mit einem dritten Platz auf der zweiten Etappe holte sich der Schweizer mit dem Spitznamen „Spartacus“ das Gelbe Trikot und ging gestern auf der dritten Etappe, in Anlehnung an die Führung in der Gesamtwertung, mit einer gelben Ausführung des Trek Domane an den Start.

Es ist die sechste Tour de France, bei der Fabian Cancellara das Trikot des Führenden tragen darf. Bereits im Jahre 2004 konnte das damals 23-jährige Nachwuchstalent den Auftakt-Prolog für sich entscheiden und sich das Maillot Jaune zum ersten Mal in seiner Karriere überstreifen.

Gelbes Trikot & gelbes Trek Domane nach zwei Etappen

In diesem Jahr brauchte Fabian Cancellara gerade mal zwei Etappen, um erneut im Gelben Trikot pedalieren zu können. Im Auftakt-Zeitfahren belegte er den dritten Platz, bevor er in Etappe zwei mit einer guten Leistung bis an die Spitze in der Gesamtwertung fuhr. Das Wetter gegen Ende der Etappe war alles andere als gut. Seitenwinde machten das Pedalieren in den Niederlanden sehr mühsam. Dennoch ließ Cancellara sich nicht beirren, hielt an seiner guten Leistung fest und holte mit dem Schlusssprint sogar noch vier Bonussekunden raus. Schließlich beendete er auch die zweite Etappe mit einem dritten Platz und war neuer Inhaber des Gelben Trikots.

Heftier Massensturz

Ein spektakulärer Massensturz in der dritten Etappe machte nicht nur ihm einen Strich durch die Rechnung. Trikots wurden zerrissen und einige der involvierten Fahrer waren deutlich von den Geschehnissen gezeichnet, so das nahezu alle Ärzte an der Strecke im Einsatz waren. Zeitweise wurde das Rennen sogar Unterbrochen. Da Fabian Cancellara nach dem Crash ziemlich benommen war, musste man erst einmal abwarten, ob er überhaupt weiterfahren kann. Nach einigen Minuten des Bangens gab die Rennleitung den Wettbewerb wieder frei und das Feld nahm erneut Fahrt auf.

Die Folgen des Crashs

Fabian Cancellara fiel es zu Beginn deutlich schwerer, überhaupt mit seinen Vorderleuten mitzuhalten. Er biss sich aber durch und gab sein Bestes. Auf der ersten gewerteten Bergpassage dieser dramatischen dritten Etappe verlor er allerdings wieder wichtige Zeit. Als Cancellara ins Ziel kam, war sein Rückstand noch weiter angewachsen. Die Etappe ging am Ende an Joaquim Rodriguez, gefolgt von Chris Froome, dem der Schweizer später auch das Gelbe Trikot überlassen musste. Fabian Cancellara beschloss den Renntag abgeschlagen auf dem 188. Platz. Der Rückstand auf Joaquim Rodriguez betrug satte 11 Minuten und 43 Sekunden. In der Gesamtwertung fiel der Schweizer auf den 109. Platz zurück. Wie sich im Laufe des Abends rausstellte, sollte das aber sowieso nicht mehr von Bedeutung sein. Fabian Cancellara hatte sich bei dem Sturz wieder zwei Rückenwirbel gebrochen und muss die Tour de France 2015 vorzeitig abbrechen. Sehr bitter, nachdem er sich erst vor kurzem wieder von einer ähnlichen Verletzung zurückgekämpft hatte.

Das gelbe Führungs-Bike – Trek Domane

Nachdem sich das Gelbe Trikot nach Etappe Zwei in den eigenen Reihen befand, nahmen die Mechaniker von Trek Factory Racing die Arbeit auf und machten die gelbe Maschine für Cancellara startklar.

Trek Domane im Look des Maillot Jaune

Trek hat die gelbe Version des Domane in der Hoffnung vorbereitet, dass Fabian Cancellara tatsächlich in den Besitz des Gelben Trikots kommt. Am ersten Renntag fuhr der Schweizer im Zeitfahren, mit sechs Sekunden Rückstand auf Rohan Dennis (BMC Racing), „nur“ auf dritten Platz. Der nächste Tag sollte dann aber ein wichtiger für Cancellara werden. Er fuhr mit einer guten Leistung erneut auf den dritten Platz und durfte sich am Abend tatsächlich in das Gelbe Trikot hüllen. Beim Schlusssprint konnte er sogar noch vier wertvolle Bonussekunden einfahren und gab seinem Mechaniker-Team somit den Startschuss, dass gelbe Trek Domane für den nächste Renntag vorzubereiten.

Mur du Huy – es kam ganz anders als geplant

Cancellaras Führung in der Gesamtwertung brachte die Mechaniker von Trek Factory Racing unter Zeitdruck. Sie hatten nun weniger als einen Tag Zeit, um das gelbe Trek Domane für die dritte Etappe startklar zu machen. Die Etappe führte die Fahrer von Anvers nach Huy und endete in einem Bergfinish auf dem gefürchteten Mur du Huy. Planmäßig hätte Cancellara seine Führung auf dem gelben Custom-Trek Domane behaupten und auf dem kurzen aber brutalen Anstieg des Eintages-Klassikers, Fleche Wallone, das Beste aus sich herausholen sollen. Leider kam es jedoch ganz anders. Hätten alle im Vorfeld gewusst, welch dramatische Wendung die 159,5 Kilometer lange Strecke für Fabian Cancellara bereithält, hätten die Schrauber von Trek Factory Racing wohl auch gut auf den Stress verzichten können.

Fabian Cancellara – der Klassiker-König

Cancellara spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Trek Domane, das 2012 auf den Markt kam. In diesem Jahr war genau dieses Endurance-Bike, bei dem Trek den Komfort an oberste Stelle gesetzt hatte, die erste Wahl des Schweizers. Es kam nicht nur bei den Klassikern zum Einsatz, Cancellara fuhr es fast das ganze Jahr über. Obwohl wir den Klassiker-König bei der Tour du Suisse auch schon auf dem neuen, mit der IsoSpeed Technologie ausgestatteten, Madone sehen konnten, hat es den Anschein, dass er nach wie vor das Trek Domane bevorzugt. Der IsoSpeed Entkoppler trennt in erster Linie das Sitzrohr vom Rest des Rahmens und bietet so eine gewisse Federung.

Mechanik bevorzugt – Trek Domane

Fabian Cancellaras Bike ist mit einer Dura-Ace Gruppe ausgestattet. Obwohl die meisten Fahrer der 13 World Tour Teams inzwischen mit der elektronischen Di2-Variante unterwegs sind, zieht der Schweizer noch immer die mechanische Ausführung des japanischen Komponentenriesen Shimano vor.

Der Rekordhalter

Fabian Cancellara bewahrte erst Stillschweigen darüber, dass es sich um seine letzte Tour de France handeln könnte. Der Schweizer weiß, wie es sich anfühlt, das gelbe Trikot überzustreifen. Er konnte es bereits bei sechs Ausgaben der Frankreich-Rundfahrt (2004, 2007, 2009, 2010, 2012 und 2015) an sich reißen. Damit hält er sogar einen Rekord. Er ist nämlich der einzige Fahrer, der das Maillot Jaune so oft gewinnen konnte, ohne dabei jemals den Gesamtsieg eingefahren zu haben.

Das ist… Spartacus!!!

Cancellara trägt den Spitznamen Spartacus und sein reguläres Rennrad bekam einen ganz eigenen, heldenhaften Look. Einige Elemente davon wurden auch auf das gelbe Trek Domane übertragen. Dazu zählt beispielsweise die vergoldete Spielkarte auf Fabian Cancellaras 14 Zentimeter langem Vorbau. Auf der Karte sind eine Schwertlilie, ein Köcher mit Pfeilen und zwei Würfel zu sehen. Bei seinem Fahrradcomputer handelt es sich um SRMs neuen Power Control 8 mit GPS, WiFi, Bluetooth 4.0 und ANT+.

Das Helden-Bike, welches Unglück brachte

Die Mechaniker von Trek Factory Racing dürften froh gewesen sein, als sie das gelbe Prunktstück endlich rennfertig hatten. Ihr eigentlicher Wunsch war es mit Sicherheit, Fabian Cancellara so lange wie möglich im Gelben Trikot und somit auch auf diesem Custom-Trek Domane zu sehen. Es sollte aber ganz anders kommen. Sein dreisekündiger Vorsprung auf Tony Martin von Etixx-Quickstep und somit auch die Führung in der Gesamtwertung sind Geschichte. Das Blatt hat sich gewendet. Das Helden-Bike wurde leider zum Unglücks-Bike, und so musste Spartacus die Tour de France 2015 nach der dritten Etappe mit zwei gebrochenen Rückenwirbeln beenden.

Wir wünschen dem Schweizer gute Besserung!

Alle Infos zu Etappe Drei gibt es hier: Massensturz & Bilder der 3. Etappe der Tour de France 2015

Auf den folgenden Seiten haben wir noch ein paar Schnappschüsse vom Aufbau des gelben Trek Domane für euch zusammengestellt.