Der Gorilla
Der Gorilla
Andre Greipel (Lotto-Soudal) war der Mann der Tour de France 2015 – nicht nur aus deutscher Sicht. Der Ausnahmesprinter zeigte, dass er der aktuell beste Sprinter im Peloton ist.
Zugegeben, was den deutschen Radsport und die deutschen Fahrer bei der diesjährigen Tour de France 2015 angeht können wir uns nicht beschweren. Mit insgesamt sechs Etappensiegen, hat kein anderes Land mehr Etappensiege bei der Tour de France 2015 eingefahren. Der Löwenanteil dieser SIege geht aber auf das Konto von Andre Greipel. Mit insgesamt vier Sprintetappensiegen gegen die stärksten Sprinter der Welt, hat er gezeigt, dass ihm im Moment niemand das Wasser reichen kann.
Andre Greipel verpasst das Grüne Trikot – dafür mit Etappensiegen!
Das Grüne Trikot ging in diesem Jahr, wie bereits in den letzten drei Jahren, an den sympathischen Slowaken Peter Sagan. Zwar wurde im Vorfeld der Tour de France 2015 spekuliert, ob Sagan es in diesem Jahr erneut verteidigen kann, aber er hat allen gezeigt, dass es mehr braucht als nur einige Regeländerungen, um ihn vom Erfolg fern zu halten. Allerdings muss Peter Sagen Frankreich ohne einen Etappensieg verlassen. Ganz im Gegenteil zu Andre Greipel. Greipel durfte insgesamt sieben Tage im Grünen Trikot fahren, was für ihn bereits ein enormer Erfolg war, wie er in einem Interview verriet. Oben drauf kommen dann eben noch die vier Etappensiege.
Andre Greipel wird vor allem nach dem Sieg der letzten Tour de France-Etappe in Paris so glücklich sein, dass ihn das Grüne Trikot gar nicht mehr im Kopf herumgeistert. Man darf schließlich nicht vergessen, dass dem Grünen Trikot auch eine Punktwertung zu Grunde liegt und Andre Greipel ein reiner Sprinter ist. Ein Fahrer wie Peter Sagan, der neben John Degenkolb sicher der beste Allrounder im Peloton ist, tut sich bei so einem Trikot leichter als ein reiner Sprinter.
Tour de France 2015 – alles andere als „sprinterfreundlich“
Eines war von Anfang an klar – die Tour de France 2015 war nicht sprinterfreundlich. Viele und vor allem sehr schwere Bergetappen machten den Sprintern auch zu schaffen. Bei einigen schnellen Männern wie beispielsweise Cavendish (Etixx-Quick Step) oder Alexander Kristoff (Katusha) merkte man schon, dass ihnen am Ende der Tour die Berge in den Beinen steckten. Andre Greipel kam überraschend gut und ohne größere Schäden durch die Pyrenäen und über die Alpen. Er hatte während der letzten fünf Tage leichte Knieprobleme, aber nach einer so langen und anspruchsvollen Rundfahrt wie der Tour de France 2015 ist das sicher kein Wunder.
Andre Greipel hat bei dieser Tour de France, trotz der erschwerten Verhältnisse, fast alles gewonnen, was man gewinnen konnte. Der deutsche Top-Sprinter war mit einer der Gründe, warum auch in diesem Jahr überdurchschnittlich viele Deutsche die Tour de France verfolg haben dürften.
Neben Greipel waren auch Tony Martin und Simon Geschke erfolgreich
Zu den vier Etappensiegen von Andre Greipel kam jeweils noch ein Sieg von Tony Martin (Etixx-Quick Step) und Simon Geschke (Giant-Alpecin) dazu. Tony Martin erfüllte sich mit seinem Etappensieg den lang gehegten Traum des Gelben Trikots und Simon Geschke erreichte den ersten Tour de France-Etappensieg seiner Karriere. Zwar musste Tony Martin die Tour de France relativ früh abbrechen, doch sein Etappensieg wird uns in Erinnerung bleiben. Glücklicherweise befindet er sich bereits auf dem Weg der Besserung.
Simon Geschke hat das geschafft, was seinem Teamführer John Degenkolb verwehrt blieb. Degenkolb ging bei einigen Etappen als Favorit ins Rennen. Trotz extrem starker Leistungen schaffte er es aber nicht Greipel im direkten Vergleich davon zu sprinten. Sehr schade für Degenkolb. Allerdings ist er noch jung und hat in diesem Jahr erneut gezeigt, dass er zu den absoluten Topfahrern gehört und neben Peter Sagan der vermutlich beste Allrounder im Peloton ist. Mit seinen bisherigen Saisonsiegen, allen voran der Sieg von Paris-Roubaix 2015, kann John Degenkolb auch entspannt auf die weitere Saison blicken.
Was wäre gewesen, wenn Marcel Kittel mitgefahren wäre?
Marcel Kittel (Giant-Alpecin) konnte gar nicht erst bei der Tour de France 2015 starten. Ein langer Infekt schwächte ihn so sehr, dass er nicht wieder auf dem Hoch seiner Leistungsfähigkeit ankommen konnte. Er nutze die Zeit aber, um weiter zu trainieren und wir freuen uns auf ihn bei der Polen-Rundfahrt.
Ob Marcel Kittel dazu in der Lage gewesen wäre der übermenschlichen Kraft von Andre Greipel etwas entgegenzusetzen, werden wir nie herausfinden. Allerdings war Kittel in den letzten Jahren der stärkste Sprinter und auch Greipel kam an seine Leistungen nicht mehr heran. Wir dürfen also gespannt sein und uns auf die kommenden Jahre freuen.
Die Zukunft sieht gut aus!
Nicht nur Marcel Kittel und John Degenkolb werden die Zukunft des Radsports noch weiter bestimmen. Auch Andre Greipel, Tony Martin und Simon Geschke sind noch lange nicht am Ende ihrer Karriere. Für Nachwuchs ist auch gesorgt. Emanuel Buchmann vom Team Bora-Argon 18 überzeugte in den Bergen mehrmals und konnte als deutscher Meister oft bei den ganz großen mitfahren. Von diesem Mann darf man noch viel erwarten.
Auf den nächsten Seiten liefern wir dir noch mehr Eindrücke von Greipel, Martin & Co.
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