Jens Voigt kann eine sehr erfolgreiche Karriere als Profi zurückblicken: Drei Jahrzehnte, Etappensiege bei der Tour de France und Giro d’Italia, Sieger mehrerer Etappenfahrten und fünf Titel der Critérium International.
„Shut up legs!“ war sein Motto, welches schnell zu einem geflügelten Wort unter Radsportfans avancierte. Jens Voigt erntete den Ruf als einer der unerbittlichsten und hartnäckigsten Fahrer im Peloton. Mit seinem Hang, sich während einer Etappe schon früh nach vorne abzusetzen und seiner Art, mehr als seine Mitstreiter dem Leiden hinzugeben ohne aufzugeben, fuhr sich der „Jensie“ in die Herzen der Fans. 2014 begab er sich in seinen wohlverdienten Ruhestand.
Wie bereitet man sich darauf vor, nicht nur sich selber sondern gleichzeitig auch seine Mitstreiter dazu zu bringen, sich jenseits von gut und böse zu fahren? Leiden will nicht nur gelernt, es muss auch trainiert werden. Jens Voigt hat sich bereit erklärt, uns seine Trainingseinheiten als Profi zu erklären. In diesem Artikel teilt er zwei seiner Favoriten mit uns.
Der Jensie weiß, was es bedeutet, sich selber, und dementsprechend seinen Mitstreitern, im Wettkampf richtig weh zu tun. Jemand, der im Wettkampf leidet, leidet auch im Training. Daher überrascht es uns nicht, dass der Jensie die Intervaleinheiten, die einem so richtig die Beine kaputt fahren, als die effektivsten einschätzt, um Erfolge auf dem Rad zu verbuchen. Gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass der Jensie eine Schmerzengrenze zu besitzen scheint, die höher liegt als bei vielen anderen. Hinzu kommt, dass er ein Talent hat, physische und psychische Schmerzen während des Rennens zu ignorieren.
„Die 40:20 Einheiten waren immer meine absoluten Favoriten”, meinte Voigt auf unsere Frage. „Die bestehen aus Intervallen von je 40 Sekunden, gefolgt von einer Erholungspause von 20 Sekunden. Während der Erholung versuchst du, so schnell wie möglich zu kurbeln, um deine Beine zu erholen. Und schon geht der Spaß mit einem weiteren 40-Sekunden-Interval wieder von vorne los ”, erklärt der Jensie. „Die Intervalle solltest du mit 80 RPM und einer Wattleistung treten, die knapp über deiner Schwelle [deinem maximum Power Output] liegt. Wenn du keinen Leistungsmesser hast, reicht eine Pulsuhr vollkommen aus: Du fährst das Interval bei der Herzfrequenz, die du eine Stunde halten kannst.
„Diese Trainingseinheit kann deine maximum Power Output erhöhen. Gleichzeitig gewöhnst du dich und deinen Körper an die Veränderungen im Rhythmus, was zwangsläufig in einem Rennen passiert, sagt Voigt.
„Zum Beispiel dauert ein Angriff am Berg höchstens 40 Sekunden. Keiner schafft es, einen Angriff für drei Minuten oder noch länger zu halten. Ich habe für mich persönlich gemerkt, dass mir diese Intervalle mehr nutzten, um meine Rennfitness zu verbessern, als nur stundenlang Kilometer zu schrubben.”
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