Milano-San Remo Sieger Alexander Kristoff (Katusha) feiert seinen ersten Etappen-Sieg in Saint-Etienne. Peter Sagan (Cannondale) wird so langsam aber sicher zur tragischen Figur der Tour und sichert sich den zweiten Platz.
Vincenzo Nibali bleibt derweil sicher im Hauptfeld und erwischt das vordere Ende, als sich das Peloton in zwei Gruppen splittet. Gallopin (Lotto-Belisol) hat weniger Glück und bleibt im Bummelzug hängen, was ihm letztendlich die Top Ten in der Gesamtwertung kostet.
Die 12. Etappe
Der niederländische Champion Sebastien Langeveld attackiert schon nach sieben Kilometern und formt eine schnelle Ausreißergruppe aus Florian Vachon (Bretagne-Seche Environnement), David de la Cruz (Team NetApp-Endura), Gregory Rast (Trek Factory Racing) und Simon Clarke (Orica-GreenEDGE). Sicher nutzt er dabei auch die Gunst der Stunde und dürfte von der Teamleitung alle Freiheiten für den Ausbruch bekommen haben, denn Kapitän Andrew Talansky hat ja inzwischen verletzungsbedingt die Tour verlassen müssen. Schon nach kurzer Zeit haben die 5 Fahrer einen Vorsprung von mehreren Minuten aufgebaut und das bekannte Spiel beginnt von vorne.
Wer anderes als Giant-Shimanos Cheng Ji soll wohl die Verfolgung organisieren? Dieses Mal wurde aber vom Team schon vorab kommuniziert, dass man sich von Seiten Giant-Shimano nicht den ganzen Tag komplett aufarbeiten werde und die Verfolgung nur in Koop mit anderen Teams organisiere.
So richtig in Fahrt kommt die Verfolgung dank einiger Unstimmigkeiten aber dann doch nicht und so erarbeiten sich die Ausreißer satte 5 Minuten Vorsprung. De la Cruz darf sich die Bergpunkte einheimsen, muss sich und seinen Leidensgenossen aber eingestehen, dass es auch mit 5 Minuten Vorsprung und 88 Kilometern Restweg nach Saint-Etienne sehr schwierig wird in der kleinen Gruppe den Etappensieg auszumachen.
Während das Peloton langsam Boden gut macht, ereilt De la Cruz eine Panne zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Inmitten einer schnellen Kurve rutscht ihm das fast platte Vorderrad weg und er fällt hart auf die Seite. Dabei touchiert der Pechvogel auch noch Langevelds Hinterrad und holt diesen ebenfalls vom Rad.
Langeveld kann sofort wieder aufsteigen. De la Cruz bleibt aber liegen, sein Schlüsselbein bereitet ihm offensichtlich Schmerzen und er ist gezwungen aufzugeben – der 21. Fahrer, der das diesjährige Rennen verlässt.
Der Zwischenfall kostet den verbleibenden Ausreißern viel Zeit, man fährt aktuell nur zu Dritt – Langeveld versucht wieder aufzuschließen. Bei Ankunft in der letzten Verpflegungszone verbleiben noch 3:40 Minuten auf das Hauptfeld mit dem Gelben Trikot. Langeveld schafft es nach längerem Kampf wieder zurück in die Spitzengruppe.
Nun endlich entschliesst sich Team Europcar Giant-Schimano an der Spitze zu unterstützen. Andere Teams halten sich weiterhin vornehm zurück. Astana schützt Vincenzo Nibali knapp hinter ihnen.
Das Ende der Spitzengruppe
Am Col des Brosses wird es hektisch. Rast und Vachon verlieren den Anschluss zu Clarke und Langeveld und von hinten nahen Cyril Gautier und Perrig Quemeneur (beide Europcar). Mit einem letzten, fast schon verzweifelten Versuch, unternimmt Simon Clarke (Orica-GreenEDGE) ein Solo und verabschiedet sich von Langeveld. Dieser bekommt nun aber Unterstützung von den beiden Neo-Ausbrechern Gautier und Quemeneur.
Schluss mit Späßle lautet nun auch die Devise im Hauptfeld, das Tempo wird erheblich angezogen und es ist sehr unwahrscheinlich, dass es zu etwas anderem kommen wird als einem Massensprint.
Marcel Kittel (Giant-Shimano) und Mark Renshaw (Omega Pharma-Quickstep) bekommen Probleme mit dem hohen Tempo im kupierten Gelände. Beide fallen zurück, nun liegt der Augenmerk auf John Degenkolb.
Die Lücke zur Spitzengruppe schliesst sich – Quemeneur wird vom Feld assimiliert. Gautier holt Clarke ein, dieser schüttelt aber nur den Kopf, als er um Führungsarbeit gebeten wird. Kaputt? Eher nicht, als Gautier versucht ihn abzuschütteln, mobilisiert Clarke alle Reserven um das zu verhindern.
Stattdessen schwenkt die Aufmerksamkeit nun auf die Gruppe in der Cannondale führt und FDJ.fr, Omega Pharma-Quickstep, Katusha und Giant-Shimano ebenfalls ihre Züge aufbauen.
Andre Greipels Hoffnung auf einen Etappensieg stirbt abrupt, als der Lotto-Belisol-Mann bei einem Crash abgeworfen wird. Er schreit Sylvain Chavanel (IAM Cycling), der ebenfalls gefallen ist, verärgert an, als sie zusammen hinter der Gruppe her rollen. Chavanel hatte sich mit einer überaus unfairen Aktion versucht eine gute Position im Feld zu organisieren, schob und schubste seine Mitfahrer. Dafür gabs nach dem Rennen einen ordentlichen Einlauf von Greipel.
Zurück an der Spitze. Allessandro de Marchi leitet Peter Sagan zur Spitze, aber Luca Paolini (Katusha) und Tony Martin (Omega Pharma-Quickstep) liegen in besserer Position, als es unter der Flamme Rouge auf den letzten Kilometer geht.
Degenkolb hat den Platz an der Sonne im Sprint, doch Matteo Trentin (Omega Pharma-Quickstep) zwingt ihn auszuweichen, was ihn seinen Schwung kostet. Der Italiener erhält später einen Verweis wegen des Spurwechsels.
Trotz allem hat Trentin nicht die Beine für den Sprint, was Kristoff nutzt und vom vierten und letzten Rad seines Zugs lossprintet. Auf der Außenbahn hat er freie Bahn und kommt an Sagan und Arnaud Demare (FDJ.fr) vorbei. Zielstrich, Etappensieg für Kristoff – Sagan wieder Zweiter.
Netter Trost für Sagan: das Grüne Trikot ist und bleibt in seinem Schrank!
Tour de France 2014: 12. Etappe – Ergebnisse
1) Alexander Kristoff (NOR) – Katusha – 4.32.11
2) Peter Sagan (SVK) – Cannondale – gleiche Zeit
3) Arnaud Demare (FRA) – FDJ.fr
4) Michael Albasini (SUI) – Orica-GreenEDGE
5) Ramunas Navardauskas (LTU) – Garmin-Sharp
6) Daniele Bennati (ITA) – Tinkoff-Saxo
7) Bryan Coquard (FRA) – Team Europcar
8) Daniel Oss (ITA) – BMC Racing
9) Samuel Dumoulin (FRA) – Ag2r-La Mondiale
10) Jose Joaquin Rojas (ESP) – Movistar
Gesamtwertung
1) Vincenzo Nibali (ITA) – Astana – 51.31.34
2) Richie Porte (AUS) – Team Sky +2.23
3) Alejandro Valverde (ESP) – Movistar +2.47
4) Romain Bardet (FRA) – Ag2r-La Mondiale +3.01
5) Thibaut Pinot (FRA) – FDJ.fr +3.47
6) Tejay van Garderen (USA) – BMC Racing +3.56
7) Jean-Christophe Peraud (FRA) – Ag2r-La Mondiale +3.57
8) Bauke Mollema (NED) – Belkin Pro Cycling +4.08
9) Jurgen van den Broeck (BEL) – Lotto-Belisol +4.18
10) Jakob Fuglsang (DEN) – Astana +4.31
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