Roadcycling.de im Interview mit dem Team-Manager des russischen ProContinental-Rennstalls Renat Khamidulin. Der ehemalige Rennfahrer, dessen Team von Gazprom Germania gesponsert wird, hat sich der Nachwuchsförderung verschrieben.
Roadcycling.de im Interview mit dem Team-Manager des russischen ProContinental-Rennstalls Renat Khamidulin. Der ehemalige Rennfahrer, dessen Team von Gazprom Germania gesponsert wird, hat sich der Nachwuchsförderung verschrieben.
Es gab wie immer im Leben Höhen und Tiefen. Das ist im Sport genauso. Was mich aber besonders freut, ist die Entwicklung unserer jungen Fahrer. Was mich die Vergangenheit gelehrt hat, ist aber, dass wir nicht kurzfristig Resultate und Platzierungen betrachten sollten. Denn egal wo unsere Fahrer im Endergebnis landen, sie gehören immer noch zu den Allerbesten in ihrem Sport. Man vergegenwärtigt sich das viel zu selten, aber die Fahrer, die im Profi-Peloton unterwegs sind gehören zu den 1000 Besten, in dem was sie machen. Versuchen Sie mal, unter die 1000 Besten in irgendeinem Bereich zu kommen, unter die Top-1000 von Forbes oder die besten 1000 Wissenschaftler? Aber ich weiß natürlich, worauf sie abzielen. Natürlich hätten wir bei dem einen oder anderen Rennen weiter vorne landen können, doch die Entwicklung unserer jungen Fahrer stimmt mich sehr zuversichtlich und macht mich auch stolz – besonders für die Aufgaben, die noch vor uns liegen. Alexander Vlasov hat den Baby Giro – die Italienrundfahrt der unter 23-Jährigen – gewonnen. Und bei der Tour de l‘Avenir, – die Frankreichrundfahrt der Nachwuchsfahrer – fuhr er nur um eine Sekunde am Podium vorbei. Dazu kommt noch, dass drei unserer Nachwuchsfahrer den Sprung ins Profilager geschafft haben.
Uns ist die langfristige Entwicklung der Fahrer extrem wichtig. Dies ist mit ein Grund, warum wir ein eigenes Development-Team haben. Im Idealfall schaffen die jungen Fahrer aus dieser Nachwuchsequipe den Sprung zu den Profis. Für sie ändert sich dann lediglich der Rennbetrieb. Der Ort, an dem sie trainieren und wohnen, bleibt gleich. Darauf fußt unser Konzept. Wir haben als eines der wenigen Teams im Radsport ein eigenes Development- und Elite-Team. Teilweise wohnen die Fahrer aus beiden Mannschaften zusammen, öfter trainieren sie auch zusammen. Einerseits macht das den Aufstieg für die jungen Fahrer einfacher, weil die Hürde nicht so groß ist. Andererseits wissen sie aber auch, was als Profi von ihnen gefordert wird. Ich denke Sport kann nur mit dem Grassroot-Development funktionieren und es ist als Team, etwas sehr Schönes, wenn man die Entwicklung der jungen Fahrer prägen und sie dann zur Spitze führen kann.
Ja, es macht mir Spaß, zu sehen, wenn Kinder und Jugendliche Radrennen fahren und sich beim Sport miteinander messen. Außerdem ist es die einzige Möglichkeit, den Nachwuchs in Russland zu scouten und zu sichten. Vielleicht ist ja ein zukünftiger Gazprom-RusVelo-Profi darunter.
Wir bewerben uns um eine der zu vergebenden Wildcards beim Veranstalter RCS. Dass wir in diesem Jahr nicht bei der Italien-Rundfahrt teilgenommen haben, war von uns so geplant. Wir haben unser Team zu dieser Saison extrem verjüngt. Die jungen Fahrer benötigen Zeit, sich im Profi-Peloton zurechtzufinden und zu etablieren. Sozusagen war für sie 2018 ein Lehrjahr. 2019 können und wollen sie zeigen, dass sie bereit für eine Grand Tour sind.
Nun ja, ich lebe mit meiner Familie in Italien und spreche die Sprache. Unsere Teambase ist in Italien, wir haben italienische Mitarbeiter und dieses Rennen ist einfach faszinierend. Die Landschaft ist wunderschön, die Zuschauer und Fans, die die Fahrer anfeuern, sind fachkundig, verstehen sehr viel von diesem Sport. Die Stimmung ist unglaublich, das ist mit nichts zu vergleichen. Es ist auch schon eine Ehre, als Team am Giro teilnehmen zu dürfen. Ich bezeichne es als „amore infinito“ – eine immerwährende stetige Liebe.
Wir wollen bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio glänzen – bei den Wettbewerben auf der Bahn und den Straßenrennen. Und dann haben wir natürlich langfristig im Fokus, in die WorldTour aufzusteigen.