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Profi-Radsport

Gazprom-RusVelo erstmals mit internationalen Fahrern

Erstmals öffnet sich das Team Gazprom-RusVelo für nicht-russische Fahrer. Wir haben mit Team-Manager Renat Khamidulin über diese und weitere Veränderungen gesprochen.

(Titelfoto ©Bettini Photo)

Das Jahr neigt sich dem Ende. In der Radsport-Welt bietet der Dezember aber nur wenige Momente des Rückblicks, denn in diesen Wochen werden die Weichen für die neue Saison gestellt. Das russische ProContinental-Team Gazprom-RusVelo, dessen Titelsponsor das Energieunternehmen GAZPROM Germania GmbH ist, hat sein Winter-Quartier im spanischen Calpe aufgeschlagen. Eine Mischung aus positiven Erinnerungen an eine perfekte Saisonvorbereitung vor zwölf Monaten und gespannter Vorfreude auf einen Umbruch im Team prägen bei Team-Manager Renat Khamidulin die letzten Wochen im Jahr.

©Mario Stiehl

Herr Khamidulin, Ihr Fazit zur Saison 2019 müsste positiv ausfallen. Welche Schlüsse haben Sie aus dem vergangenen Jahr gezogen?

Das Team hat einen spürbaren Schritt gemacht. Vom ersten bis zum letzten Rennmonat waren wir vorne dabei. Mehr als 60 Top-Ten-Platzierungen und ein dutzend Mal auf dem Podium. Diese Konstanz, aber auch das Selbstbewusstsein in größeren Rennen, haben uns in den Vorjahren gefehlt. Mich freut besonders, dass alle Mannschaftsteile dazu beigetragen haben. Egal, ob Klassiker- oder Rundfahrtspezialist, ob Youngster oder Routinier.

Worauf führen Sie diesen Schritt nach vorn zurück?

Wir haben vor einem Jahr wenige, aber entscheidende Veränderungen vorgenommen. Wir haben das Team der Sportlichen Leiter ausgebaut und unsere Saisonvorbereitung verändert. Wir haben die Mannschaft mehrmals für mehrere Wochen in Spanien gehabt und unser Rennprogramm im Februar/März angepasst. Von Anfang an war die Stimmung im Team locker, aber fokussiert. Und mit den ersten Erfolgen gab es dann ein richtiges Momentum.

©Mario Stiehl

Bei aller positiver Entwicklung: Was haben Sie vermisst?

Auch wenn uns mit Alexander Vlasov Prestigeerfolge, wie die Schlussetappe der Österreich-Rundfahrt und der Gewinn des Meistertrikots, geglückt sind, hätten es ruhig einige Siege mehr sein dürfen. Denn diese Erfolge motivieren ein Team nachhaltig. Aber durch die Art und Weise, wie die Jungs dieses Jahr in Rennen aufgetreten sind, haben sie gespürt, wie nah sie am Siegen sind. Das braucht ein Rennfahrer: Das Wissen, dass es möglich ist!

A propos Vlasov: Eines der größten Nachwuchstalente unter den Rundfahrern – von Ihnen entdeckt und aufgebaut. Wie schwer fiel es, einen Eckpfeiler dieser Saison in die WorldTour ziehen zu lassen – trotz eines Vertrages für das kommende Jahr?

Es mag überraschend klingen, aber ich freue mich sehr über diesen Wechsel. Denn es macht mich stolz, dass unsere Philosophie aufgeht. Wir haben uns die Nachwuchsentwicklung auf die Fahnen geschrieben. Gibt es eine größere Bestätigung, als dass sich die größten Teams um unsere Talente bemühen? Mit uns hat Alexander in diesem Jahr den Sprung unter die Hundert besten Fahrer der Welt geschafft. Allerdings entwickelt er sich in einem Tempo, dass er für den nächsten Schritt eine Umgebung und ein Rennprogramm auf WorldTour-Niveau benötigt.

©Bettini Photo

Haben Sie bereits einen Vlasov-Nachfolger im Blick?

Wir haben den russischen Nachwuchs stets im Blick – auch, weil wir in diesem Jahr eine große Rennserie für Talente in Russland selbst veranstaltet haben. Wenn ich einen Hoffnungsträger herausheben möchte, dann ist es Nikolay Cherkasov. Bereits als Junior hat er sehr gute Resultate eingefahren, so dass wir ihn vor drei Jahren als Stagiaire geholt und direkt als Neoprofi verpflichtet haben. Jetzt ist er 23 und gehört sicher zu den besten Kletterern Russlands. Schauen Sie auf seine Klassements-Ergebnisse in diesem Jahr: Vierter in Almaty, Sechster in Langkawi, Neunter in Burgos. Dazu herausragende Podiumsplätze bei den anspruchsvollen italienischen Herbstklassikern – geschlagen von keinem Geringerem als Tour de France-Sieger Bernal. Das zeigt seine Qualität, sein großes Potenzial. Cherkasov stand bisher im Schatten von Vlasov und war für ihn am Berg oft einer der wichtigsten Helfer. Ab 2020 wird er unser Leader bei den Rundfahrten und muss sich in dieser Rolle beweisen.

Nicht nur durch den Wechsel von Vlasov steht ein Umbruch an. Erstmals öffnen Sie das Team für nicht-russische Fahrer. Gleich sechs internationale Fahrer haben Sie für Gazprom-RusVelo gewonnen. Mit welcher Strategie?

Eines ist klar: Gazprom-RusVelo bleibt die Speerspitze des russischen Radsports. Wir sind das wichtigste Sprungbrett für russische Talente, wir ebnen ihnen den Weg an die Spitze. Dazu gehört nach meiner Auffassung eine Mischung aus jungen Nachwuchsfahrern und erfahrenen Routiniers. Deswegen kommen auch erfolgreiche WorldTour-Routiniers, wie Chernetski oder Kuznetsov, neu in die Mannschaft. Aber wir haben erkannt, dass im modernen Radsport nicht nur der Altersmix ein Team belebt, sondern eben auch die Einflüsse durch andere Sprachen und Kulturen oder Karrieren. Gerade bei der heutigen jungen Generation. 

Woher kommt der italienische Fokus?

Bei den Neuverpflichtungen in diesem Jahr waren uns Persönlichkeiten wichtiger als Nationalitäten. Aber Italien liegt uns nah, wir sprechen die Sprache und wir kennen die italienische Rennszene. Denn Italien ist unsere zweite Heimat. Hier ist unsere Teambasis. Hier lebe ich. Hier leben und trainieren unsere Fahrer während der Saison. Mit Fahrern wie Cima, Canola oder Velasco haben wir Siegertypen ins Team geholt, mit denen wir auch als Team auf ein neues Level gehen wollen. Um es deutlich zu sagen: ich wünsche mir, dass wir uns 2020 mehr als zweimal über einen Sieg freuen können.  

Abschließend noch ein Blick auf Deutschland. Erneut ist Gazprom-RusVelo bei allen fünf deutschen Straßenrennen gestartet. Wie fällt Ihre deutsche Bilanz aus?

In Deutschland möchten wir uns besonders gut zeigen, denn es ist die Heimat unseres wichtigen Sponsors, der Gazprom Germania GmbH. Deswegen freut es uns sehr, dass wir wieder zu allen deutschen Rennen eingeladen wurden. In diesem Jahr haben wir eine Achterbahnfahrt erlebt, wie unsere Jungs sie sonst nur aus dem Europa-Park kennen. Die Deutschland Tour steht beispielhaft dafür. Gleich vom Start weg waren wir in der ersten Ausreißergruppe und haben uns an der Spitze gezeigt. Aber auf dieser Etappe gab es auch einen schlimmen Sturz, der uns reduziert hat. Am Finaltag haben wir uns dann wieder in die Gruppe zurückgekämpft. Bei den beiden WorldTour-Rennen in Frankfurt und Hamburg sind wir unserem Anspruch komplett gerecht worden. Wir haben die Attacken mitbestimmt und sind im Finale um einen Platz in den Top20 mitgesprintet. Bei den Rennen in Köln und Münster sind wir leider hinter unseren Möglichkeiten geblieben.

Die Saisonvorbereitung läuft auf Hochtouren. Was steht konkret an?

Nach einem Urlaub bei ihren Familien sind die Fahrer seit Anfang Dezember wieder bei uns in Italien. Umfangreiche Tests waren der Auftakt und dann ging es in unser Team Camp nach Calpe. Hier stehen Einheiten für die Form-Grundlagen und die Integration der neuen Fahrer im Vordergrund. Wir nutzen das Camp auch, um das Rennprogramm zu besprechen. Das Team bleibt zusammen bis Weihnachten. Die Festtage gehören selbstverständlich den Familien, bevor wir uns ab dem 10. Januar wieder in Calpe treffen. Im zweiten Camp geht es dann schon ganz gezielt, um den Aufbau für die ersten Saisonhöhepunkte im Frühjahr. Anfang Februar steigen wir in Spanien in den Rennbetrieb ein.

©Gazprom-RusVelo
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