Trek Emonda ALR 6
Trek Emonda ALR 6
Es wurde schon so oft gesagt, „gutes“ Aluminium sei besser als „schlechtes“ Carbon, dass es inzwischen zu einem einzigen Cliche geworden ist. Obwohl definitiv etwas Wahres in dieser Aussage steckt, hängt es neben dem subjektiven Empfinden des Einzelnen auch sehr stark davon ab, was man zu den Kategorien „gutes Aluminium“ oder „schlechtes Carbon“ zählt. Das Trek Emonda ALR 6 gehört aber auf jeden Fall zu den sehr guten Alu-Bikes!
Unbestritten ist allerdings, dass Aluminium wieder stark im Kommen ist. Neben Cannondale, die mit ihrem CAAD10 ein super Bike auf den Markt geworfen haben, gingen in den letzten Jahren auch Merckx, Giant, Specialized, Canyon, Kinesis und weitere Hersteller mit Aluminium-Bikes an den Start. Das neueste Rennrad kommt aus dem Hause Trek. Der amerikanische Hersteller hat seine Emonda-Serie um ein Aluminium-Bike erweitert – das Trek Emonda ALR 6.
Das Rahmenset des Trek Emonda ALR 6 bringt 1.050 Gramm auf die Waage. Stattet man das Bike mit passenden Komponenten und der richtigen Gruppe aus, würde es bezüglich des Gewichts sicherlich den UCI-Richtlinien entsprechen. Somit war es ein kluger Schachzug des amerikanischen Herstellers, den Rahmen des Trek Emonda ALR 6 auch einzeln anzubieten. Andere Hersteller, wie beispielsweise Cannondale mit dem CAAD10, Bowman mit dem Palace oder Kinesis mit dem Aithein, haben es genauso gehandhabt. Nicht jeder ist ein Fan davon, sich sein Rennrad selber zusammenzubauen. Dennoch ist es eine gute Option, sollte man bereits ein paar gute Komponenten zu Hause rumliegen haben.
Trek Emonda ALR 6 – die günstigere Alternative zu Carbon
Für rund 1.999 Euro ist das Trek Emonda ALR 6 zu haben. Ausgestattet ist es mit Shimano Ultegra Komponenten. Beim Vorgänger, dem Emonda ALR 5, das mit rund 1.599 Euro zu Buche schlägt, griff Trek noch auf Shimano 105 Komponenten zurück. Das Line-Up von Treks neuer Aluminium-Maschine ist größtenteils vergleichbar mit dem, des Emonda SLR aus Carbon. Die hauptsächlichen Unterschiede zwischen den beiden Bikes finden sich im Vorbau, im Lenker und natürlich in den Kosten wieder. Carbon ist aus verschiedenen Gründen einfach teurer als Aluminium. Der häufigste Beweggrund sich anstelle von Carbon für ein Bike aus Aluminium zu entscheiden, liegt somit schlicht und einfach im Preis. Entscheidet man sich für das Trenk Emonda ALR 6 anstelle seines Carbon-Bruders, kann man sich eine Menge Geld sparen, das man für ein Komponenten-Upgrade (zum Beispiel ein Satz neue Laufräder) ausgeben könnte.
Das Rahmenset des Trek Emonda ALR 6
Der Rahmen besteht aus Treks Alpha Aluminium in der 300er Serie und hat „unsichtbaren Nähte“ (Trek spricht von der „invisible weld technology“). Der Hersteller sagt, dies sorge für eine bessere Verbindung der einzelnen Rohre und verbessere, trotz der Materialeinsparung, die Stabilität. Die Oberfläche des Rahmens ist matt, wirkt makellos und man bekommt bezüglich der Schweißnähte selten eine so saubere Arbeit zu sehen. Wüsste man es nicht besser, könnte man den Rahmen auch leicht für ein Exemplar aus Carbon halten.
Die Geometrie ist ein wenig entspannter als man es von typischen Rennmaschinen kennt. Die H2-Passform hat ein leicht höheres Steuerrohr. Trotzdem ist dieses Bike nicht weniger gut für Rennen geeignet als seine Konkurrenten. Trek war einfach der Ansicht, die H2-Geometrie sei im Sinne aller Fahrer, die sich für ein nicht ganz so kostenintensives Bike entscheiden. Alle, die das Front-End gerne ein wenig tiefer hätten, haben die Möglichkeit ein paar Anpassungen daran vorzunehmen. Viele der hochklassigeren Emondas greifen auf die etwas aggressivere H1-Passform zurück.
Weitere Rahmenfeatures des Trek Emonda ALR 6 sind das sich von 1,5“ auf 1-1/8“ verjüngende Steuerrohr, das übergroße BB86.5 Tretlagergehäuse sowie die DuoTrap S Geschwindigkeits- und Trittfrequenzsensor-Kompatibilität. Die Kabel verlaufen außerhalb der Rohre. Ob das nun ein Vor- oder ein Nachteil ist, hängt von den Vorlieben des Einzelnen ab. Hobbymechanikern dürfte es die Arbeit allerdings erleichtern. Alles in allem hinterlässt der Rahmen einen sehr schönen Eindruck.
Wenn du mehr über die Rennrad-Geometrie erfahren möchtest, solltest du dir unseren Ratgeber dazu näher ansehen. Dort erfährt du viele nützliche Infos rund um das Thema Rennrad-Geometrie.
Die Testfahrt auf dem Trek Emonda ALR 6
Glücklicherweise hat das Trek Emonda ALR 6 auch auf der Straße bewiesen, dass es nicht nur optisch einiges hermacht. Es fuhr sich sehr gut. Über die Jahre hat Aluminium sich einen guten Ruf gemacht. Damals waren noch große Rohre nötig. Andernfalls konnte man nicht die Steifigkeit erreichen, die auf rauheren Straßen unabdingbar war. Bis heute hat sich aber einiges verändert und die Fahreigentschaften lassen sich auch an anderer Stelle optimieren. In Sachen Komfort lässt sich heute beispielsweise auch schon über die Breite der Reifen oder den Reifendruck eine beachtliche Verbesserung erzielen.
Beim Trek Emonda ALR 6 braucht man sich bezüglich des Komforts keine Sorgen zu machen. Der Rahmen ist steif genug, leistungsstark und ermöglichte uns eine komfortable Testfahrt. Das Bike ist serienmäßig mit Bontrager R2 23 mm Reifen ausgestattet. Ein direktes upgrade auf breitere Reifen wäre also eine gute Überlegung und würde für noch angenehmere Fahreigenschaften sorgen.
Das scharfe Handling des Bikes vermittelt sofort das Gefühl, man könne von Anfang voll loslegen. Auf vielen anderen Testbikes geht man es lieber erst einmal etwas ruhiger an bis man sich an alles gewöhnt hat. Beim Trek Emonda ALR 6 war das allerdings nicht nötig. Das Bike fühlte sich direkt vertraut und sicher an. Die entspanntere H2-Passform hat sicher ihren Teil dazu beigetragen. Sogar bergab konnte man mit einem sicheren Gefühl, wie man es eigentlich nur von seinem eigenen Rad kennt, durch Kurven oder um Hindernisse herum manövrieren.
Auch bergauf machte das Trek Emonda ALR 6 eine ähnlich gute Figur. Natürlich lässt es sich aber mit einer 8-Kilo-Maschine nicht auf Steigungen hochfliegen, wie es Pantani in der Vergangenheit vorgemacht hat. Dennoch machte das ALR, egal ob man im Sitzen oder im Stehen agierte, einen super Job. Man muss auch dazu sagen, dass acht Kilogramm für ein Bike dieser Preisklasse nicht zuviel sind. Diese Aluminium-Maschine ist einfach keine superleichte Klettermaschine, wie seine Brüder aus Carbon. Dafür ist es allerdings eine ganze Ecke günstiger und auch Kletterfetischisten werden auf dem Trek Emonda ALR 6 nicht das Gefühl haben als müssten sie deutlich mehr kämpfen als sonst.
Die Komponenten des Trek Emonda ALR 6
Das Trek Emonda ALR 6 ist ein Bike mit einer guten Ausstattung. Das Unterfangen, ein erschwingliches Rennrad mit einer kompletten Ultegra-Ausstattung zu finden, ist in der Regel nicht ganz einfach. Die gute Qualität, die Shimano mit der Ultegra-Gruppe anbietet, such seines Gleichen und ist somit auch für das ALR 6 ein verdammt gutes Verkaufsargument. Diese Gruppe ermöglicht ein powervolles und präzises Schalten ohne irgendwelche Unsicherheiten. Die größte Schwachstelle beim Schalten war in den letzten Jahren stets die behäbige Reaktion, die in verschiedenen Situationen schon für reichlich Verzweiflung gesorgt hat. Dank des neuesten Umwerfers von Shimano mit seinem längeren Arm, der bei der 105-, Ultegra- und Dura-Ace-Gruppe Verwendung findet, gehört dieses Problem nun der Vergangenheit an. Bei all unseren verschiedenen Testbikes mit Ultegra 6800, kam es vorne extrem selten zu einem schlechten Schaltverhalten. Selbst auf den schlechtesten Straßen oder auf harten Steigungen wurden unsere Erwartungen an die Ultegra-Qualität in der Regel nicht enttäuscht.
Diese Zuverlässigkeit an der Front setzt sich hinten fort. Das Schaltwerk arbeitet präzise und lässt keine Wünsche offen. Das Schalten funktioniert leicht und schnell. Der unangefochtene Star der Gruppe sind allerdings die Bremsen. Ultegra Schaltgruppen waren schon immer gut. Als Shimano die Gruppe aber um die Dual-Pivot-Bremsen der 9000er Dura-Ace Serie erweitert hat, hob der Komponentenriese, die Gruppe auf die nächste Stufe. Diese leistungsstarken Bremsen vermitteln soviel Vertrauen, dass man auch gerne einmal härter in die Pedale tritt.
Der Lenker konnte uns allerdings nicht überzeugen. Wir hatten den Bontrager Race VR-C schon an anderen Testbikes und waren nicht glücklich damit. Sogar in der bevorzugten Größe fühlt sich der Lenker breit und klobig an. Da Geschmäcker bekannter Weise verschieden sind, ist es allerdings gut möglich, dass andere Fahrer gut damit klarkommen. Somit sollte sich jeder selber ein Bild von dem Lenker machen und ihn bei Nichtgefallen gegen einen anderen austauschen. Wir haben es so gemacht und siehe da, das Fahrtgefühl am Front-End verbesserte sich deutlich. Es wurde erneut klar, wie wichtig der Komfort bei so einem Bike ist. Mit 310 Gramm war der ursprüngliche Lenker auch alles andere als ein Leichtgewicht. Wer sein Trek Emonda ALR 6 ohnehin so leicht wie möglich gestalten möchte, könnte durch einen Lenkertausch sofort einige Gramm einsparen können.
Die Schwachstelle des Bike-Setup sind wie so oft die Laufräder. Der Satz Bontrager Race könnte tubelessfähig sein, kommt aber leider nur in der Basisversion. Dennoch ist es grundsätzlich eine gute Sache, dass Bontrager jetzt auch tubelessfähige Laufräder im unteren Preissegment anbietet. Auch wenn der Basissatz für den reltiv günstigen Gesamtpreis des Trek Emonda ALR 6 mitverantwortlich ist, hat dieses Bike definitiv einen besseren Satz verdient. Mit dem vielen Geld, das man sich spart, wenn man sich anstelle des SLR 6 für das ALR 6 entscheidet, sollten allerdings ein paar neue Laufräder drin sein.
Unser Fazit zum Trek Emonda ALR 6
Der amerikanische Hersteller hat mit dem Trek Emonda ALR 6 ein leichtes und gut ausbalanciertes Aluminium-Bike geschaffen. Auch wenn die Maschine auf den ersten Blick nicht so rennfertig wirken mag, wie beispielsweise das CAAD10 von Cannondale, lässt es sich doch kraftvoll fahren. Das ALR 6 ist ein leistungsstarkes Bike und gibt das zurück, was der Fahrer reinsteckt. Zudem ist es mit einem Preis von rund 1.999 Euro relativ günstig. Es ist doch eher selten, dass man ein Rennrad mit kompletter Shimano Ultegra-Ausstattung für unter 2000 Euro bekommt. Über einen Austausch der Laufräder sollte man allerdings ernsthaft nachdenken. Zudem hat uns der Lenker nicht überzeugt. Hier sollte sich aber jeder selber ein Bild machen. Im Großen und Ganzen bekommt man mit dem Trek Emonda ALR 6 jede Menge Rennrad für sein Geld. Es ist also immer eine Überlegung Wert, sich anstelle einer Carbon-Maschine für eine Aluminium-Ausführung zu entscheiden.
Vorteile:
- Guter Preis trotz kompletter Shimano Ultegra-Gruppe
- Schlanker, schön vollendeter Rahmen
- Tolle Fahrqualität: Leichtigkeit, Steifigkeit und Fahrspaß
- Bringt alle Vorzüge eines Alurahmens mit sich
Nachteil:
- Die Laufräder, mit einem Upgrade lässt sich noch mehr aus dem Bike herausholen
Spezifikation
Preis: 1.999 Euro
Gewicht: 7.8 kg
Testgröße: 56 cm
Größen: 50 cm bis 64 cm
Website: Trek
Auf den folgenden Seiten gibt es noch ein paar Fotos vom Trek Emonda ALR 6 zu sehen.
Wer mehr von Trek sehen will, sollte sich den bisher vielleicht größten Geniestreich des Herstellers nicht entgehen lassen. Das neue Trek Madone 9 wird als das „vielleicht beste Rennrad“ beworben und macht einiges her.
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