Bianchi Specialissima 2016 im Test
Bianchi Specialissima 2016 im Test
Passione, la intuizinoe, emozione es gibt eine Menge Stereotype, mit denen sich das italienische Lebensgefühl darstellen lässt. Viele darunter kommen einem auch in den Sinn, wenn es um die Beschreibung von Bianchi-Fahrrädern geht. Passenderweise lautet deren Slogan „Passione Celeste“. Eine Huldigung an die von Bianchi immer wieder verwendete himmelblaue Rahmenlackierung. 130 Jahre nachdem der Firmengründer Edoardo Bianchi seinen ersten Laden in der Mailänder Via Nirone eröffnete, ist das Unternehmen eines der bedeutendsten im internationalen Rennradsport.
Das große Erbe bringt aber auch eine ebenso große Erwartungshaltung, speziell bei der Präsentation eines neuen Modells mit sich. So auch zuletzt beim neuen Bianchi Specialissima, das im Juni vorgestellt wurde.
Bei unserer ersten Ausfahrt in den Bergen Norditaliens waren wir vom Handling des Specialissima beeindruckt, der laut Hersteller nur 780 Gramm leichte Rahmen bietet speziell beim Bergabfahren ein Maß an Stabilität, welches uns angesichts des niedrigen Rahmengewichts sehr positiv überraschte. Konnte sich der erste Eindruck nach einigen Monaten festigen?
Bianchi Specialissima 2016 – Testfahrt
Trotz der Gefahr, dem Bericht an dieser Stelle schon mal die Spannung zu nehmen: Auch nach einigen Monaten bin ich vom Bianchi Specialissima nicht weniger begeistert als während der ersten Ausfahrt in Italien. Das Specialissima versucht wie auch jedes andere Rad seinem Preis gerecht zu werden und wenn Geld keine Rolle spielen würde, dann wäre das im Bianchi-Store für aktuell 7.999 € angebotene Bike sofort auch Teil meines persönlichen Fuhrparks.
Der Schlüssel zum Bianchi Specialissima ist, zu verstehen, was das Rad ist, und was nicht. Wer auf der Suche nach einem Aerobike ist und sich wundert, warum das Specialissima keine Aero-Features vorweist, der ist hier nicht ganz richtig. Hier wäre der Griff zum Oltre zu empfehlen (sowohl das Topmodell XR2, das vom LottoNL-Jumbo gefahren wird, als auch das erschwinglichere CR1), das für die absehbare Zukunft Bianchis Rad sein wird, das am stärksten in Richtung Aero beeinflusst ist.
Das Ziel des auf Grundlage des 780 Gramm leichten Rahmens aufgebauten Specialissima ist klar: Ein Rad so leicht wie möglich zu schaffen, das sich die Fahrqualitäten und das Handling bewahren kann, die wir von einem Bianchi erwarten. Sicherlich gibt es auf dem Markt leichtere Räder, wer beim Bianchi Specialissima, das weniger als 6 Kilo auf die Waage bringt die Frage stellt, warum das Bike nicht noch ein wenig leichter ist, der muss mit Verlaub schon ganz besonders anspruchsvoll sein.
Was mir beim Fahren mit dem Specialissima besonders gut gefallen hat, ist, dass es sich nicht nur um ein Sub 6 Kilo Rad handelt, sondern um eines, das sich auch noch echt gut fahren lässt und dabei Abfahrtseigenschaften bietet, die ich selten zuvor erleben durfte. Bergauf fährt sich das Rad großartig, wobei es hier erfahrungsgemäß neben den Eigenschaften des Rades auch sehr viel auf den Fahrer selbst ankommt. Robert Gesink vom Team Lotto NL-Jumbo, der sich bei der Tour de France 2015 den sechsten Platz der Gesamtwertung sichern konnte ist der Beweis für die positiven Eigenschaften des Bianchi.
Beim Fahren eines sehr leichten Rades bemerkt man wie sich dieses unter einem leicht anders verhält, wie es sich bei jedem Pedaltritt bewegt und die Art und Weise, wie es reagiert wenn man sich aus dem Sattel erhebt. Man spürt die Reaktionsfreude und dies sorgt für die Gewissheit, dass jede Anstrengung über das Rad auf die Straße bzw. auf den Weg nach oben gebracht wird.
Countervail-Technologie des Bianchi Specialissima 2016
Das zweite Topfeature ist die im Rahmen des Bianchi Specialissima verwendete Countervail-Technologie. Diese von einem Unternehmen namens Materials Sciences Corporation (MSC) für die NASA entwickelte Technologie soll dafür sorgen, Vibrationen zu minimieren. Konstruktiv handelt es sich um eine im Carbongewebe sitzende Schicht, die in steifen und hoch-beanspruchten Strukturen Vibrationen fast gänzlich aushebeln soll. Countervail setzte Bianchi bereits bei zwei ihrer Modelle ein, erstmals beim Infinito CV und anschließend bei ihrem Zeitfahrrad Aquila CV.
Mit der Verwendung von Countervail versuchte Bianchi ein superleichtes Rad zu erschaffen, das einem beim Fahren ein gutes Gefühl gibt und dem man bei schnellen kurvigen Abfahrten vertrauen kann. Das soll aber nicht den Eindruck erwecken, dass das Rad träge wäre. Ganz im Gegenteil sorgt etwa eine kleine Gewichtsverlagerung für eine prompte Reaktion und macht das Rad somit perfekt für enge, gewundene Strecken oder kurvige Abfahrten. Der Punkt ist aber, dass das Specialissima jene Nervosität vermissen lässt, die superleichte Renner oftmals zum Leidwesen vorweisen.
Das von Bianchi angepriesene Countervail lässt sich leicht in die Schublade Marketing-Bla-Bla stecken, die Tatsache ist aber, dass es die Italiener geschafft haben, dass das Rad funktioniert. Natürlich darf man von dem Bianchi Specialissima nicht erwarten, dass man über Hindernisse und rauhe Streckenabschnitte schwebt oder denkt man fahre auf 42er Reifen über den ebensten Straßenbelag den man sich vorstellen kann, aber es sorgt dafür, dass sich das Fahren um einiges komfortabler anfühlt und einem auch bei hohen Geschwindigkeiten ein sicheres Gefühl gibt, was bei Rädern dieser Gewichtsklasse außergewöhnlich ist.
Bianchi Specialissima 2016 – Ausstattung & Preis
Die Ausstattung bietet alles was man von einem Top-Modell erwarten würde. Die Campagnolo Super Record EPS Schaltgruppe wird durch einen Bora Ultra 35 Laufradsatz ergänzt, der mit Vittoria Corsa CX Schlauchreifen versehen ist. Lenker, Vorbau und Sattelstütze stammen aus der FSA Top-Modellreihe K-Force, als Sattel dient ein Selle San Marco Aspide Superleggera. Innerhalb der Komponenten gibt es nichts, das nicht vom Besten ist, was man für Geld kaufen kann und das spiegelt sich auch im Listenpreises wieder. Im Bianchi-Store liegt das Specialissima mit Campagnolo Record Ausstattung aktuell bei 7.999 €, das Rahmenset wird für 4.299 € angeboten.
Abgesehen vom Kaufpreis ist der Hauptgrund der einige potentielle Kaufer abschrecken könnte die Rahmengeometrie des Bianchi Specialissima. Es handelt sich nun einmal um ein Pro-Bike und die Geometrie spiegelt das auch wieder. Ein kurzes Steuerrohr sorgt dafür dass der Lenker relativ niedrig sitzt, ob man dies nun mag oder nicht. Die kurzen Kettenstreben mit 406 mm bei einer Rahmenhöhe von 53cm bilden zusammen mit einem 535mm langen Oberrohr und einem 500mm langen Sitzrohr eine aggressive, renntaugliche Geometrie.
Fazit des Bianchi Specialissima 2016
Das Bianchi Specialissima ist ein Spitzen-Bike. Bianchi hat wirklich wahnsinnig viel Zeit in die Entwicklung des Rads gesteckt, und einen superleichten Rahmen geschaffen, der ohne die ansonsten typischen negativen Begleiterscheinungen daherkommt sondern fantastische Fahreigenschaften bietet. Die Art und Weise wie das Specialissima klettert, wie es sich bei Abfahrten und auf rauhem Untergrund verhält müssen erstmal übertroffen werden. Eine Schande, dass der Kaufpreis des Specialissima so hoch ist, dass die meisten von uns sich damit zufrieden geben müssen davon zu träumen mit einem zu Fahren als das Vergnügen in Wirklichkeit erleben können.
Auf den nächsten Seiten bekommt ihr einen noch besseren Eindruck vom Bianchi Specialissima 2016. Dort liefern wir euch Detailaufnahmen & weitere Infos zur Ausstattung.
Share