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Tour de France 2022

Peloton, Proteste und Podium: Die Tour de France 2022

Foto: Sirotti

Die Tour de France schreibt immer viele Geschichten – auch die diesjährige Ausgabe macht da keine Ausnahme. Fabio Jakobsen emotionaler Sieg in Nybørg, Michael Mørkøv verzweifelter Versuch am Carcassonne innerhalb des Zeitlimits ins Ziel zu kommen, Tom Pidcocks Abfahrt am Galibier – nicht zu vergessen Jack Bauer, der mit einem Auto kollidierte, um ein Motorrad zu vermeiden. Das sind ein paar Beispiele und man könnte ewig in Erinnerungen schwelgen.

Diese Tour de France war die schnellste in der Geschichte des Rennens, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 42 km/h. Es war auch eine Tour der höchsten Schwundquote seit 2000: 41 Fahrer gaben das Rennen auf, 135 machten es bis nach Paris, teilweise geschuldet von COVD-19, aber auch wegen der Hitze und der Unnachgiebigkeit der diesjährigen Grand Tour.

5. Etappe: Der Fluch des Pave – Wie ein Sturz die Teamdynamik veränderte

Es hatte den Anschein, als würde sich die Geschichte von Jumbo-Visma wiederholen: Ein Sturz von Primož Roglič während der Tour in 2021 beförderte seinen Teamkollegen Vingegaard unerwartet in die Position des Mannschaftskapitäns. Ein Jahr später und ein schwerer Sturz auf dem Pave nach Arenberg veränderte die Gruppendynamik bei Jumbo-Visma dermaßen, dass Jonas Vingegaard die Tour als Gesamtsieger beendete.

(Foto: Sirotti)

Dreißig Kilometer vor dem Ziel und nach erfolgreicher Navigation von sechs der elf Streckenabschnitten wurde ein lohser Heuballen Roglic zum Verhängnis: Er stürzte schwer und kugelte sich seine Schulter aus. Er konnte sich sein Schultergelenk wieder einrenken und weiterfahren und den Schaden mit einem Verlust von drei Minuten begrenzen. Jedoch waren seine Verletzungen schlimmer als angenommen: Er kämpfte sich bis zur 15. Etappe durch das Rennen und sah sich dann gezwungen, das Rennen aufzugeben.

Sein Sturz war das Hauptgesprächsthema der chaotischen Etappe auf den Pave. Aber rückblickend war die Strategie von Jumbo-Visma, mit der das Team Vingegaard wieder ins Rennen brachten, auch entscheidend. Der dreimalige Wechsel seines Rades schienen seine Chancen zu zerstören, aber kein anderer als Wout van Aert brachte ihn wieder ins Rennen. In dem Moment, in dem Roglic Felle davon schwammen, wuchsen die Chancen des Dänen vor unseren Augen.

Van Aert fährt für gelb alles in Grund und Boden

Die sechste Etappe nach Longwy wird vielen in Erinnerung bleibe, wegen der Entschlossenheit und Willensstärke der Belgier zur Schau stellte. Van Aert entschloss sich, sein gelbes Trikot mit einem Angriff zu verteidigen – einem Angriff, der kurz nach dem Start der Etappe anfing. Der Belgier überließ es dem Peloton, sich hastig zu einem Gegenangriff zu organisieren. Van Aert ließ sich dadurch nicht beirren und beschleunigte über eine Stunde. Das Peloton versuchte, ihn einzuholen und zog sich immer weiter in die Länge. Nach 80n Kilometern gab die Gruppe auf und der Belgier konnte entkommen. Er ließ seine Mitstreiter des Gruppetto Jakob Fugsang und Quinn Simmons hinter sich. Van Aert wurde erst in den Hügeln der letzten Kilometer vor dem Ziel eingeholt.

(Foto: Sirotti)

Pogacar und sein Team übernahmen auf den Zielkilometern die Kontrolle und der Slowene schlug Michael Matthews im Ziel. Am Tag zuvor hatte Pogacar auf den Kopfsteinpflastern einen Angriff nach dem anderen geliefert. Und nur 24 Stunden später ließ er Vingegaard auf La Planche des Belles Filles hinter sich. Kräfte sparen schien nicht in dem Plan des Slovenen vorzukommen, eine Vorgehensweise, die ihm teuer zu stehen kommen würde.

11. Etappe: Col du Granon – ein Tag, der die Tour veränderte

Die Rechnung ging letztendlich auf dem Col du Granon auf, aber Pogacar Anfang vom Ende begann auf dem Weg zum Col du Galibier. Der Titelverteidiger schonte sich weder in der ersten Woche, noch in dem Moment, als Jumbo-Visma anfing, ihn auf der 11. Etappe anzugreifen. Es waren noch 60 Kilometer zum Ziel und die zwei Teamleiter wechselten sich ab, das gelbe Trikot immer wieder anzugreifen.

 

Roglic hatte einen Rückstand von drei Minuten. Aber für Pogacar war das kein Grund, seinem Landmann auch nur die kleinste Chance einzuräumen. Stattdessen konterte er jeden Angriff mit einem Gegenangriff und war gezwungen, die gleiche Taktik bei Vingegaard anzuwenden. Sein Team war durch die ständigen Beschleunigungen schon in weite Ferne gerückt. Aber auch das schien das gelbe Trikot nicht zu beunruhigen. Stattdessen nahm er an dem anhaltenden Kräftemessen teil und beantwortete jeden Angriff mit einem Gegenangriff.

 

Eine Zeit lang schien seine Rechnung aufzugehen: Nur Vingegaard konnte mit dem Slowenen am Galibier mithalten. Im Tal angekommen, schien Pogacar seine Führung weiterhin verteidigen zu können. Jedoch kam sein Ende am Col du Granon. Pogacar brach sichtlich ein: Er konnte den Beschleunigungen von Vingegaard nicht mehr mithalten und schleppte sich auf den letzten fünf Kilometern ins Ziel. Der Träger des gelben Trikot verlor 2:51, seine Führung und den Eindruck der Unantastbarkeit. Die Tour de France 2022 hatte sich innerhalb einer Etappe grundlegend verändert.

(Foto: Sirotti)

Kräftemessen in den Pyrenäen

In der letzten Woche der Tour de France hatten sowohl Jumbo-Visma als auch UAE Team Emirates starke Fahrer in ihrem Team einbüßen müssen. COVID-19 reduzierte UAE Team Emirates auf vier Fahrer, Jumbo Visma verloren Roglic und Kruijswijk auf der 15. Etappe. Als die Tour die Pyrenäen erreichte, war es ein Kampf zwischen Pogacar und Vingegaard. Mitstreiter wie  Thomas, Gaudu und Bardet – alles Fahrer von gleichem Kaliber – konnten nicht in dem Kampf zwischen diesen Fahrern mitmachen. Jumbo und UAE fuhren seit der Grand Depart in Kopenhagen ihr eigenes Rennen und es wurde in der letzten Wochen sehr offensichtlich.

 

Van Aert war eine Schlüsselfigur in den letzten Bergetappen der Tour de France: Der Belgier fuhr von Anfang an einen Angriff nach dem anderen und verbrachte die Etappe vorne in der Ausreißergruppe, um das Tempo mitzubestimmen. Er hatte noch genug Kraft, auf den letzten fünf Kilometern, das Tempo anzugeben, als Vingegaard und Pogacar zu ihm aufschlossen. Nach weniger als zwei Kilometern hatte der Sprinter den Titelverteidiger abgehängt und mit seinem Teamkameraden dessen Sieg besiegelt.

Tour d’Wout

Für den Belgier ging seine Rechnung auf: Er startete in die Tour mit dem Vorsatz, die Punktewertung zu gewinnen. Sein Ziel erreichte der Jumbo-Visma Fahrer und dominierte auf dem Weg das Rennen wie kaum ein anderer. Er sammelte 480 Punkte, 194 mehr Punkte als Zweitplatzierter Jasper Philipsen. Ab der zweiten Etappe trug der Belgier das grüne Trikot und gab es nicht mehr her. Auf seinem Weg zum Sieg der Punktewertung gewann van Aert drei Etappen, davon ein Zeitfahren, wurde auf vier Etappen zweiter und auch einmal dritter. Bei den Zwischensprints war er immer wieder dabei und baute seinen Vorsprung in der Punktesammlung so immer weiter auf.

 

 

 

In den ersten vier Tagen führte er außerdem in der Gesamtwertung und trug das gelbe Trikot. Van Aert Arbeit war mit dem Ziel des grünen Trikots nicht getan: Er trug einen großen Teil dazu bei, dass sein Teamkollege Jonas Vingegaard die Gesamtführung gewann. Er war einer der Schlüsselfiguren und wichtigsten Helfer des Dänen, als die Tour de France das Hochgebirge erreichte. Van Aert bereicherte die Tour de France mit seiner Entschlossenheit, Vielseitigkeit, Hilfsbereitschaft und ungeheuren Leistung.

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