Vor etwas mehr als 10 Jahren verstarb Marco Pantani, Il Pirata, König der Landstraße, Tour de France-Gesamtsieger 1998 und unvergessenes Radsport-Idol Italiens in einem Hotelzimmer in Rimini. Unfall, Selbstmord oder Tod – alles kam in Betracht – bewiesen wurde nichts davon. Jetzt kommt erneut Bewegung in den Fall…
Als man Marco Pantani am 14. Februar 2014 tot auffand, wurden auch mehrere Packungen mit einem antidepressiv wirkenden Medikament gefunden.Die Polizei hatte das Hotelzimmer geöffnet, nachdem Pantani die Nacht mit einer Dame aus einer Begleitagentur verbracht und im Anschluss einen sehr lautstarken Tobsuchtsanfall hatte. Nachbarn alarmierten den Portier, der wiederum die Polizei rief.
Die Vermutung eines Selbstmords lag auf der Hand und wurde angesichts einer sehr hohen Kokain-Konzentration in seinem Blut schnell wieder verworfen. Man fand bei der Obduktion das Sechsfache einer tödlichen Dosis.
Mit dem abschließenden Befund “Selbstmord” schloss die Staatsanwaltschaft die Akte Pantani nach 55 Tagen wieder. Dass Elefantino, wie Pantani wegen seiner großen Ohren auch genannt wurde, an etwas anderem als der Überdosis Kokain verstarb, kann wohl ausgeschlossen werden. Fraglich ist aber nach wie vor, ob er sich eine derart monströse Menge selbst zugeführt hat.
Familie sucht nach Beweisen
Tonina Pantani, die Mutter des italienischen Volkshelden, wollte indes nie an einen Selbstmord oder Unfall glauben. Sie betont bis heute immer wieder, Marco sei kein Drogenabhängiger gewesen und hätte sich auch nicht selbst umgebracht. Über die Drogenabhängigkeit ließe sich streiten, zumindest der Drogenmissbrauch ist jedoch mehrfach belegt.
Marco Pantani war, wie wir heute wissen, einer von 13 Fahrern die vom italienischen Sportwissenschaftler Francesco Conconi betreut und mit EPO versorgt wurden. 1999 wurde er von der UCI vorsorglich für den Giro d’Italia gesperrt, da seine Hämatokritwerte deutlich oberhalb des Grenzwerts von 50% lagen. Eine Erklärung konnte man sich damals wegen der noch mangelhaften Untersuchungsmethoden und schweren Nachweisbarkeit von EPO leider nicht zweifellos ableiten.
Half die Mafia beim Giro 1999 nach?
Parallel zur erneuten Öffnung der Akte Pantani ermittelt nun auch die Staatsanwaltschaft im benachbarten Forli zur Dopingsperre von Pantani 1999, während er bereits im Rosa Trikot des Führenden fuhr. Möglicherweise war dieser positive Dopingtest von der Mafia fingiert.
Pantani war in dieser Zeit neben Jan Ullrich und Lance Armstrong einer der ganz großen Radsportler. Einer Zeit, in der wohl das komplette Spitzenfeld dopte um erfolgreich sein zu können.
Marco Pantani – Jahre der Depression
Für Pantani begannen Jahre der Depression und ein zunächst gelungenes Comeback bei der Tour de France 2000, bei der er zwei schwere Bergetappen am Ventoux und bei Courchevel gewinnen konnte. Eine weitere Sperre über sechs Monate wegen Insulinmissbrauchs bremste ihn erneut aus. Zum Giro 2003 trat er wieder an und verpasste einen Podiumsplatz wegen eines schweren Sturzes. Platz 5 beim Giro war dann auch das letzte Ergebnis im Profisport, bevor er in eine Nervenklinik eingeliefert wurde und im Anschluss daran unter mysteriösen Umständen verstarb.
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