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Nicht immer gewinnt der stärkste Fahrer, sondern der, der seine Kraft während des Rennens aufgespart hat und die Konkurrenz mit einer cleveren Attacke schlussendlich überrumpelt. Wie zum Beispiel Alexander Vlasov, der die prestigeträchtige Schlussetappe der Österreich-Rundfahrt am Kitzbüheler Horn gewonnen hat. Dank einer Attacke auf dem letzten von 876 Kilometern des Etappenrennens.
Doch wie bringt man die Gegner dazu, sich zu verausgaben, bzw. spart sich die eigenen Kräfte auf? Hier kommt ein Capitaine de Route wie Ivan Rovny ins Spiel, der mit Vlasov im Aufgebot der Österreich-Rundfahrt stand. Er gibt den jüngeren Fahrern Anweisungen und sorgt dafür, dass der Kapitän des Teams seine Kräfte für das Finale aufsparen kann. Gerade bei Renn-Klassikern und am Berg ist Streckenkenntnis enorm wichtig. Und auch bei anderen Rennen ist ein Capitaine de Route in der Lage, ein Rennen zu lesen und in verschiedenen Rennsituationen schnell und richtig zu reagieren. Sein Vorteil: Er fährt das Rennen selbst und nimmt die Dynamik im Feld wesentlich besser wahr, als es die Sportliche Leitung im Begleitfahrzeug tut.
Ivan Rovny ist ein erfahrener Radprofi, der gerade seine 12. Profi-Saison absolviert hat. Der 32-Jährige fuhr in seiner Karriere an der Seite von Ivan Basso, Alberto Contador oder Peter Sagan. Insgesamt neun GrandTour-Starts hat Rovny zu verzeichnen, darunter zwei Gesamtsiege als Helfer von Contador bei der Vuelta a Espana 2014 und beim Giro d’Italia 2015. Seine eigenen Ambitionen stellt der Russe meist hinten an. Gerade einmal ein Profisieg schmückt sein Palmares: der russische Straßenmeistertitel 2018. Seine Erfahrungen sind dennoch wertvoll für das gesamte Team Gazprom-RusVelo. Vor allem die jungen Fahrer wie beispielsweise Alexander Vlasov orientieren sich an Rovny, nehmen seine Ratschläge und Kommandos an und fahren so erfolgreich Radrennen.
Auch wenn ein Capitaine de Route selten im Fokus steht – für ein erfolgreiches Radsportteam ist ein solcher Fahrer ungemein wertvoll. Ein Blick auf die Statistik beweist es: Der Fahrer mit den meisten Renntagen in der Saison von Gazprom-RusVelo ist Ivan Rovny. 71 Renntage und mehr als 11.000 Rennkilometer hat Rovny in diesem Jahr für seine Teamkollegen absolviert, darunter mit Eschborn-Frankfurt und der Deutschland Tour auch die wichtigsten deutschen Rennen.