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Rennberichte & Analysen

Tour de France 2014: 5. Etappe – Lars Boom als Matschkönig

Während Boom siegt, baut Nibali seinen Vorsprung weiter aus.

Mit einem grandiosen Solosieg auf eine außerordentlich schwierigen Strecke geht ein Tag voller Überraschungen und Katastrophen zuende.

Wer, wenn nicht Lars Boom, hätte sich heute wohl in seinem Element fühlen können? Bei strömendem Regen, glitschigen Straßen, eisglattem Kopfsteinpflaster und tiefen Matschlöchern hat der frühere Cyclocross-Weltmeister dem gesamten Feld gezeigt wo der Hammer hängt und was „Radbeherrschung“ für einen tieferen Sinn hat.

Abgucken konnte sich unter anderem auch der noch amtierende Toursieger Chris Froome, der sein Pinarello Dogma gleich mehrfach auf den Asphalt legte.

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Lars Boom startet sein Solo undzieht bis ins Ziel durch (Foto: Bruno Bade/ASO)

Die 5. Etappe im Überblick

Zwar gewann Boom die Etappe, doch die Zeitgutschrift reichte natürlich nicht um Vicenzo Nibali (Astana) das Gelbe Trikot abzunehmen, den man wohl als den eigentlichen Sieger des Tages sehen muss. Dieser nahm die gefährlichen Pavé-Passagen im Hauptfeld recht problemlos und kam ohne Blessuren ins Ziel. Die von einigen Fahrern erhofften Probleme Nibalis auf der Etappe blieben aus.

Nibali ging den ersten Sektor der Pavés an der Spitze des Feldes an, nachdem Froome bereits zwei Stürze hinter sich hatte und das Rennen aufgab. Dort klebte Nibali dann fest und gab sich keine Blöße. Mit Unterstützung seines Teamkollegen Jakob Fuglsang blieb Nibali an Boom dran, bis dieser in der letzten Sektion des Kopfsteinpflasters entschied lieber alleine fahren zu wollen und sich mit Vehemenz von Nibali und Fuglsang nach vorne verabschiedete.

Mit nun über 2 Minuten Vorsprung vor Alberto Contador hat sich Vincenzo Nibali ein komfortables Polster geschaffen und holte sich ein neues Gelbes Trikot ab.

 

Üble Bedingungen und viele Stürze

Schon kurz nach dem Start war eine kleine und recht starke Gruppe dem Hauptfeld enteilt. Unter ihnen Tony Martin (Omega Pharma-Quickstep), Marcus Burghardt (BMC Racing) and Lieuwe Westra (Astana) – wie auch Simon Clarke und Mat Hayman (Orica-GreenEDGE), Rein Taaramae (Cofids), Sam Dumoulin (Ag2r-La Mondiale), Tony Gallopin (Lotto-Belisol) und Janier Acevedo (Garmin-Sharp).

Brice Feillu (Bretagne-Seche Environnement) und Giovanni Visconti (Movistar) versuchten mit dem Hauptfeld im Schlapptau die Lücke zu schließen und legten mit 47km/h gut vor. Wichtige Tempobolzer wie Cancellara und Sagan verweigerten aber die Hilfe und blieben der Spitze fern.

Der kurze Gegenangriff stand also nicht unter einem guten Stern und als die Wetterlage sich weiter verschlechterte, kam es zu zahlreichen Stürzen. Keine gute Voraussetzung um eine Gruppe wieder einzurollen.

Prominentestes Opfer, und muss dabei tatsächlich von Sturzserien reden, war Chris Froome. Zwar fiel nicht nur er unsanft auf den Asphalt, sondern auch zahlreiche andere Fahrer, doch bei ihm blieb das Pech kleben.

Martin, Acevedo und Dumoulin fielen ebenfalls und die Ausreißergruppe begann sich langsam aufzulösen. Der Vorsprung schmolz rapide dahin. Burghardt konnte in die Gruppe zurückkehren, während Acevedo zurückblieb.

Die sieben verbliebenen Fahrer der Ausreißergruppe hatten fortan einige Freiheiten und Astana wie auch Cannondale legten an der Spitze der Gruppe eine gute Geschwindigkeit vor.

Andre Greipel (Lotto-Belisol), Matthew Busche (Trek Factory Racing), Arnaud Demare (FDJ.fr) und auch der dreimalige Etappensieger Marcel Kittel (Giant-Shimano) waren nicht von Stürzen gefeit bevor es auf das Pavé ging.

Froome gibt auf

Bevor es auf den ersten Pavé-Sektor ging holte Sky seine Fahrer aus dem hinteren Bereich des Pelotons nach vorne. Diese Aktion wurde mit großer Geschwindigkeit durchgezogen und war für Chris Froome wohl zu riskant.

Der Brite fiel an diesem Tag schon zum zweiten Mal, überlegte kurz mit dem Ersatzrad weiter zu fahren, humpelte auf und ab und hielt Rücksprache mit dem Teamarzt und dem Sportdirektor. Letztendlich stieg er in das Teamauto und besiegelte damit seinen Ausstieg aus der Tour 2014.

Der Austieg des amtierenden Champions sprach sich schnell herum und sorgte für einigen Wirbel im Feld. Die Situation hatte sich grundlegend geändert und nun mussten die Strategen die Lage neu bewerten.

Der Gelbträger Nibali fuhr auf den Pavés vorne weg und sah dabei sehr sicher aus. Alberto Contador (Tinkoff-Saxo), Geraint Thomas und Richie Porte (Team Sky), sowie Sagan and Cancellara zogen es vor im Hauptfeld zu bleiben.

Nibali teilt das Peloton

Nibali sah sich nun in einer komfortablen Lage mit einem ausgeschiedenen Froome und bildete im zweiten Pavé-Sektor mit Porte, Sagan, Cancellara, Boom und Vanmarcke eine Gruppe bei Pont-Thibault. Contador verpasste diese Gruppe.

Mit den Hauptprotagonisten einer solchen Etappe ausgetattet, fasste sich Vanmarcke ein Herz und rückte mit seinem Teamkollegen Lars Boom aus – schnell konnten sie einige Sekunden zwischen sich und das Verfolgerfeld bringen.

Vanmarcke, ein erfahrener Pavé-Fahrer, versuchte verwegen noch mehr Zeit auf seine großen Rivalen Cancellara und Sagan herauszufahren, hatte dann aber mit einem Reifenschaden mächtig Pech. Damit war auch Booms Vorteil getilgt und seine Teamführung teilte ihm mit in der Führungsgruppe zu bleiben. Vanmarckes Hoffnungen auf einen Etappensieg hatten sich zerschlagen.

Contador versuchte noch einmal mit Porte, Thomas und Tejay van Garderen (BMC Racing) an die Führungsgruppe aufzuschließen, doch der Vorsprung war mit über 2 Minuten zu groß um bei diesem Wetter im letzten Sektor des Kopfsteinpflasters etwas auszurichten.

Booms Solo

Mit Nibali und Fuglsang am Hinterrad versuchte sich nun Boom vom Führungsfeld abzusetzen und flog förmlich über den letzten Abschnitt des Pavés. Dem Astana-Duo war mit dieser Aktion ebenso gedient, denn so konnte Nibali seine Hauptkonkurrenten kontrollieren. Boom jedoch hatte eigene Pläne und brachte schnell ein paar Radlängen zwischen sich und die beiden Astana-Fahrer, was auf dem Kopfsteinpflaster schwer aufzuholen ist. Mit dem Sieg krönte Boom dann seinen Tag.

Nibali und Fuglsang kamen kurz darauf recht entspannt über die Ziellinie gerollt und konnten interessiert auf die Uhr blicken wieviel Abstand sich Alberto Contador wohl einhandeln würde.

Michal Kwiatkowski war der nächste Fahrer im Ziel, weniger als eine Minute hinter Nibali. Mehrere kleinere Gruppen folgten und als endlich Contador das Ziel erreichte, hatten sich zweieinhalb Minuten Rückstand auf Nibali angesammelt.

Nibali führt weiterhin im Gelben Trikot die Tour an, gefolgt von seinem Teamkollegen Fuglsang mit nur 2 Sekunden Abstand. Nur Sagan und Kwiatkowsky blieben unter einer Minute zurück, wovon wir nur Kwiatkowsky als Rundfahrer zur Konkurrenz zählen dürfen.

Tour de France 2014: Ergebnis der 5. Etappe

1) Lars Boom (NED) – Belkin Pro Cycling – 3.18.35hrs
2) Jakob Fuglsang (DEN) – Astana +19”
3) Vincenzo Nibali (ITA) – Astana – ST
4) Peter Sagan (SVK) – Cannondale +1.01
5) Fabian Cancellara (SUI) – Trek Factory Racing – ST
6) Jens Keukeleire (GER) – Orica-GreenEDGE
7) Michal Kwiatkowski (POL) – Omega Pharma-Quickstep +1.07
8) Lieuwe Westra (NED) – Astana +1.09
9) Matteo Trentin (ITA) – Omega Pharma-Quickstep +1.21
10) Cyril Lemoine (FRA) – Cofidis +1.45

Rangliste

1) Vincenzo Nibali (ITA) – Astana – 20.26.46hrs
2) Jakob Fuglsang (DEN) – Astana +2”
3) Peter Sagan (SVK) – Cannondale +44”
4) Michal Kwiatkowski (POL) – Omega Pharma-Quickstep +50”
5) Fabian Cancellara (SUI) – Trek Factory Racing +1.17
6) Jurgen van den Broeck (BEL) – Lotto-Belisol +1.45
7) Tony Gallopin (FRA) – Lotto-Belisol +1.45
8) Richie Porte (AUS) – Team Sky +1.54
9) Andrew Talansky (USA) – Garmin-Sharp +2.05
10) Alejandro Valverde (ESP) – Movistar +2.11

 

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