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Rennrad-Test

Simplon Kiaro Disc 2019 – Test, Technik und Bilder

Österreichisches Endurancebike mit sportlichen Ambitionen: Das Simplon Kiaro Disc in der neuesten 2019er-Version im Test bei RCDE

Knallrot und nagelneu. Da stand es also, das neue Kiaro Disc, gerade das Licht der Redaktionsräume erblickt, nach langer Reise in seinem riesigen Karton. Kiaro – das ist Simplons Interpretation eines komfortablen Endurancebikes, das an Speed und Knackigkeit nichts missen soll. Seit vielen Jahren ist das Kiaro im Simplon-Portfolio der komfortorientierte, dennoch sportliche Renner, und die neueste Version kommt exklusiv mit Scheibenbremsen.

Komfort lautet also die Maxime. Die langen Strecken prügeln können, ohne danach direkt in die Reha zu müssen. Dennoch soll das Kiaro Disc auch gesteigerte Ansprüche an Steifigkeit und Sportlichkeit befriedigen. Dazu passen die vielen Details, mit denen Simplon dem Rahmen einen solide Komfortgrundlage anzüchtet.

Das Simplon Kiaro Disc in der neuen 2019er-Version. Im Test verraten wir, wie sich das Endurancebike made in Austira schlägt. Foto: Arian Schlichenmayer
Das Simplon Kiaro Disc in der neuen 2019er-Version. Im Test verraten wir, wie sich das Endurancebike made in Austria schlägt. Foto: Arian Schlichenmayer

Da wäre das breite und fast schon spektakulär flach zulaufende Oberrohr, das, so ähnlich wie eine Blattfeder, Flex in vertikaler Richtung erlaubt, aber seitliche Verformung, etwa beim Wiegetritt, unnachgiebig verhindert. Oder aber die von Simplon „Raptor Dropout“ genannten, nach hinten verlegten Ausfallenden, die es erlauben, die Gabel flacher und damit sensibler für vertikalen Flex anzuwinkeln, ohne dabei negativen Einfluss auf die Lenkgeometrie zu nehmen. Ebenso tragen die Ketten- und leicht durchgebogenen Sitzstreben und die Flexzonen in der Sattelstütze ihren Teil zum Federungskomfort bei.

Der Übergang von Sitzrohr in das Tretlager ist wie alle Rahmenteile des Kiaro Disc mit einer genau definierten Menge Flex ausgestattet. Foto: Arian Schlichenmayer
Der Übergang von Sitzrohr in das Tretlager ist wie alle Rahmenteile des Kiaro Disc mit einer genau definierten Menge Flex ausgestattet. Foto: Arian Schlichenmayer

Simplon Kiaro Disc – Fahreigenschaften

Diese und viele andere kleine Maßnahmen, die bei der Entwicklung des neuen Kiaro-Rahmens eingeflossen sind, zeigen tatsächlich Wirkung. Straßenunebenheiten und Schlaglöcher federt der Rahmen im Zusammenspiel mit den am Testrad montierten, schlauchlosen Schwalbe Pro One in 28 Millimeter Breite, souverän weg. Erstaunlich, wie lässig die Kombination von Rahmen und Reifen dabei den Bodenkontakt hält.

Kein Springen, kein Hüpfen ist da zu vernehmen, das Kiaro bügelt alles sauber weg. Ein Gefühl etwa, als wäre zusätzlich ein Dämpfer montiert. Treibt man das Simplon Kiaro Disc erst über fieses Kopfsteinpflaster, wird der Effekt noch deutlicher: Es gibt zwar deutliche Rückmeldung über das befahrene Terrain, aber die Neigung zum Holpern ist minimal. Man hat immer das angenehme Gefühl satter Bodenhaftung. Während des Tests konnten wir keine Klapperprobleme mit den Zügen ausmachen. Ein kleines, aber akustisch wichtiges Detail, hört sich das Klappern von innen gegen den Rahmen schlagenden Züge beim Überfahren von holprigen Stellen doch wenig wertig an.

Trotzdem ist das Simplon Kiaro Disc auch beim Anpowern im Wiegetritt überraschend steif. In laterale Richtung haben die für die Stabilität entscheidenden Teilprofile des Rahmens einen riesigen Querschnitt und leisten einen hohen Verwindungswiderstand. Das Tretlager ist durch eine zusätzliche innenliegende Carbonversteifung bombenfest und der montierte Lenker der ARC1-Kombi ist ebenso kaum aus der Ruhe zu bringen.

Die massive Tretlagerbox ist auch bei hoher Beanspruchung verwindungssteif und trägt dadurch zum knackigen Antrittsgefühl des Kiaro bei. Foto: Arian Schlichenmayer
Die massive Tretlagerbox ist auch bei hoher Beanspruchung verwindungssteif und trägt dadurch zum knackigen Antrittsgefühl des Kiaro bei. Foto: Arian Schlichenmayer

Simplon Kiaro Disc 2019 – ARC1-Lenker-Vorbau-Kombination

Am von uns gestesteten Simplon Kiaro Disc ist ein ARC1 aus gleichem Hause verbaut. Es handelt sich hierbei um eine Lenker-Vorbau-Kombination aus Carbon, die im Konfigurator in einem Dutzend verschiedener Abmessungsvarianten angeboten wird. Vorbaulängen von 80 bis 135 Millimeter stehen zur Verfügung, sowie Lenkerbreiten von 400 bis 440 Millimeter.

Die Lenkerkombi ist klar auf Aerodynamik getrimmt und weist ein ausgeprägtes Tragflächenprofil auf. Optisch hält sie sich mit Spielereien angenehm zurück, schlichte Oberflächen dominieren die Designsprache. Einzig ein unauffälliges, schwarzes Simplon-Logo ziert die Front des Oberlenkers. Dessen Breite lädt unterwegs zum gelegentlichen Abstützen mit den Unterarmen ein, um so eine aerodynamische Triathlonposition zu improvisieren. Wer das nutzen möchte, sollte allerdings das Lenkerband entsprechend weiter zum Vorbau hin wickeln. Das nackte Carbon erwies sich für eine solche Fahrposition als zu rutschig.

Auf das Wesentliche reduziert ist die Optik des Simplon ARC1. Foto: Arian Schlichenmayer
Auf das Wesentliche reduziert ist die Optik des Simplon ARC1. Foto: Arian Schlichenmayer

Bremszüge und Schaltkabel sind in der Lenkerkombi natürlich innenverlegt. Sie werden kurz vor dem Übergang in die Vorbaueinheit ins Freie geführt und finden von dort ihren Weg in den Rahmen. Neuartig beim Kiaro Disc ist, dass die Züge durch Öffnungen im Steuersatz und nicht etwa durch Löcher im Rahmen in selbigen gelangen.

Die Simplon-ARC1-Lenker-Vorbaukombination sorgt für eine aufgeräumte Kabelführung. Die Einleitung der Kabel in den Rahmen durch den Steuersatz ist genial gelöst. Foto: Arian Schlichenmayer
Die Simplon-ARC1-Lenker-Vorbaukombination sorgt für eine aufgeräumte Kabelführung. Die Einleitung der Kabel in den Rahmen durch den Steuersatz ist genial gelöst. Foto: Arian Schlichenmayer
Die Lenkerkombi ist mit einer Montagemöglichkeit für Aero-Halterungen ausgestattet. Foto: Arian Schlichenmayer
Die Lenkerkombi ist mit einer Montagemöglichkeit für Aero-Halterungen ausgestattet. Foto: Arian Schlichenmayer

Das trägt zur aufegräumten Optik bei und mag dank fehlender Bohrungen auch die Haltbarkeit des Rahmens positiv beeinflussen. Deutlich bemerkbar macht sich das aber durch fehlende Rückstellkräfte widerspenstiger Züge beim Drehen des Lenkers, weil durch die bessere Position der Durchführung kein nerviger externer Kabelüberschuss fürs Einlenken mehr notwendig ist. Das hat Simplon beim neuen Kiaro klasse gelöst!

Aufgeräumt. Das ist das Cockpit des Simplon Kiaro Disc allemal. Foto: Arian Schlichenmayer
Aufgeräumt. Das ist das Cockpit des Simplon Kiaro Disc allemal. Foto: Arian Schlichenmayer

Auch herkömmliche Sets aus Lenker und Vorbau sind für das Kiaro Disc erhältlich und auch sie profitieren von dem von Simplon „Smart Headset“ genannten System der Kabelführung in den Rahmen. Nur ist mit ihnen das Cockpit nicht ganz so clean wie mit der ARC1-Kombi. Sie kostet 200 Euro Aufpreis gegenüber herkömmlichem Vorbau und Lenker.

Ultegra Di2 am Kiaro Disc

Am hier getesteten Kiaro Disc ist eine Ultegra-Di2-Schaltgruppe verbaut. Sie fügt sich hervorragend in das ausgezeichente Gesamtbild ein, dass das Bike im Test hinterlassen hat. Qualitativ ist die Gruppe über alle Zweifel erhaben und lässt nur wenige Details gegenüber der wesentlich teureren Dura-Ace-Variante vermissen. Wer zum ersten Mal elektronisch schaltet, für den mag die fehlende Pumpbewegung, die bei mechanischen Schaltungen notwendig ist um die Systemfeder zu spannen, zunächst irritierend sein.

Einwandfreie Schaltleistung bringt die Shimano Ultegra Di2. Foto: Arian Schlichenmayer
Einwandfreie Schaltleistung bringt die Shimano Ultegra Di2. Foto: Arian Schlichenmayer
Auch der Umwerfer verichtet bei der Ultegra Di2 einen problemlosen Dienst. Einzig sein deutliches Servogeräusch könnte für dein ein oder anderen verwunderten Blick bei Passanten sorgen. Foto: Arian Schlichenmayer
Auch der Umwerfer verichtet bei der Ultegra Di2 einen problemlosen Dienst. Einzig sein deutliches Servogeräusch könnte für dein ein oder anderen verwunderten Blick bei Passanten sorgen. Foto: Arian Schlichenmayer

Die Umgewöhnung geht aber schnell vonstatten und mit etwas Übung gelingt mit den Di2-Schaltbremshebeln auch das Herunterschalten bei gleichzeitigem Bremsen ohne Probleme. Das ist mit mechanischer Ausrüstung erheblich schwerer. Hat man sich einmal daran gewöhnt, fehlt einem beim Umstieg von einer elektronischen auf eine mechanische Schaltung plötzlich die Leichtigkeit der Bedienkräfte.

Simplon Kiaro Disc 2019 – Bremsen

Die Scheiben der Bremsanlage weisen vorne 160 und hinten 140 Millimeter im Durchmesser auf. Eine sinnvolle Kombination, ist die Vorderbremse doch das Hauptarbeitstier beim versierten Bremsen. Und das Bremsen mit den Ultegras ist eine wahre Freude. Die Bremsleistung ist jederzeit fein dosierbar, ob trocken oder bei Nässe. Wenn notwendig, packen die Scheibenbremsen brutal zu, dabei ist der Druckpunkt immer glasklar, die erforderlichen Handkräfte sind niedrig. Zwei Finger reichen zumindest in den Drops für die gesamte Bandbreite der Verzögerung aus.

Für das Vorderrad kommt beim getesteten Kiaro eine 160er-Scheibe zum Einsatz. Foto: Arian Schlichenmayer
Für das Vorderrad kommt beim getesteten Kiaro eine 160er-Scheibe zum Einsatz. Foto: Arian Schlichenmayer
Für das Hinterrad reicht eine 140 Millimeter durchmessende Scheibe aus. Wie bei Discs üblich, sind die Laufräder durch eine Steckachse mit dem Rahmen verbunden. Foto: Arian Schlichenmayer
Für das Hinterrad reicht eine 140 Millimeter durchmessende Scheibe aus. Wie bei Discs üblich, sind die Laufräder durch eine Steckachse mit dem Rahmen verbunden. Foto: Arian Schlichenmayer
Optisch besonders gut haben uns die Naben der verbauten DT Swiss ER 1600 32 gefallen. Auch funktional snd sie absolut solide. Foto: Arian Schlichenmayer
Optisch besonders gut haben uns die Naben der verbauten DT Swiss ER 1600 32 gefallen. Auch funktional snd sie absolut solide. Foto: Arian Schlichenmayer
Der integrierte Kettenabwurfschutz dürfte vor allem diejenigen freuen, die öfter mal auf schlechten Straßen unterwegs sind. Foto: Arian Schlichenmayer
Der integrierte Kettenabwurfschutz dürfte vor allem diejenigen freuen, die öfter mal auf schlechten Straßen unterwegs sind. Foto: Arian Schlichenmayer

Fazit

Alles in allem strahlt das Handling des Kiaro jederzeit ein souveränes Gefühl aus. Der etwas längere Radstand sorgt für einen hervorragenden Geradeauslauf. Das Bike lenkt bei jeder Geschwindigkeit präzise und über den gesamten Schräglagenbereich mit linearen Lenkkräften ein. Wie der Federungskomfort ist auch das Handling das Ergebnis der Kombination Rahmen-Laufrad-Reifen. Beim hier getesteten Kiaro fühlt sich dieses Ergebnis außerordentlich rund und zu keinem Zeitpunkt nervös an.

Das Simplon Kiaro Disc 2019 ist, seiner Intention voll und ganz entsprechend, ein außerordentlich gut geeignetes Bike für die langen Strecken. Die Rahmengeometrie gibt eine moderat sportliche Sitzposition vor und bietet sich deshalb für mehrtägige Marathondistanzen geradezu an. Spitzenmäßig gelungen ist den Österreichern das Zusammenspiel der vielen Maßnahmen, die dem Rahmen bei ausgezeichneter Verwindugssteifigkeit genügend Spielraum für vertikalen Flex lassen. In Kombination mit den am Testrad verbauten Laufrädern und Reifen zeigt sich dieser gerade auf den schlechten Pisten von seiner besten Seite und bügelt selbst deren Absätze und Schlaglöcher samtig glatt, ohne dabei merklich bockig zu werden und zurückzufedern. Das hat Simplon beim Kiaro Disc wirklich großartig hingekriegt.

Weitere Informationen zum Simplon Kiaro Disc 2019

 

Testfahrrad

Das von uns getestete und auf den Bildern zu sehende Simplon Kiaro Disc kostet knappe 4.900 Euro, wiegt ca. 8 Kilogramm und ist mit einer Shimano-Ultegra-Disc-Di2-Gruppe ausgestattet. Als Felgen kommen ER 1600 Spline von DT Swiss mit einer Felgenhöhe von 32 Millimetern zum Einsatz. Die Bereifung besteht aus Schwalbe Pro One in 28 Millimetern Breite. Weiterhin ist am Testrad die Simplon ARC1-Lenker-Vorbau-Kombination verbaut. Das Bike wurde mit einem Reifendruck von jeweils 6,5 Bar hinten und vorne bei einem Systemgewicht von ca. 75 Kilogramm gefahren.

Foto: Arian Schlichenmayer
Foto: Arian Schlichenmayer

Verfügbare Gruppen

Shimano 105 (ab 2.899 Euro)
Shimano Dura-Ace (ab 4.899 Euro)
Shimano Dura-Ace Di2 (ab 6.299 Euro)
Campagnolo Record 12S (ab 4.999 Euro)
SRAM Red Etap AXS (ab 6.599 Euro)
Shimano Ultegra (ab 3.499 Euro)
Shimano Ultegra Di2 (ab 4.399 Euro)
SRAM Force Etap AXS (ab 4.299 Euro)

Rahmengrößen

46, 49, 52, 55, 58, 61

Rahmenfarben

Weiß, Rot

Mehr Informationen zum Simplon Kiaro Disc gibt es auf der Webseite von Simplon.

Simplon Kiaro Disc 2019 – Bildergalerie

– Tipps für mehr Komfort auf dem Bike bei RCDE –

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