Bianchi gehört zu den Herstellern mit einem sehr guten Gefühl für Formen und Design. Die Italiener schaffen es immer wieder Rennräder mit Wow-Effekt auf die Straße zu schicken. Das Komfortmodell Bianchi Infinito CV Disc hatte aber mehr als nur Optik zu beweisen…
Schon auf den ersten Blick war es Liebe. Mattschwarzer Rahmen, top lackiert, mit zahlreichen großen Logos, Decals und Verzierungen – und zwar überall, auch da wo man normalerweise nicht auf der Suche nach Details ist. Man kann stundenlang über die vielen Decals streiten und dem einen oder anderen ist es sicher ein wenig zuviel. Das einzigartige Steuerrohr- Badge mit dem Bianchi-Adler gefällt aber wirklich jedem. Ein paar Cent für diese Plakette hinterlassen einen besseren Eindruck als lieblose Markenzeichen unter Lack.
Konzeption des Bianchi Infinito CV Disc 2015
Den Racebereich decken bei Bianchi bereits die beiden Oltre-Modelle XR2 und XR1 ab. Den Endurance- und Komforttrend hat Bianchi recht früh erkannt und vor einigen Jahren mit dem Infinito CV (Countervail) besetzt. Das Infinito CV Disc ist hingegen neu und ergänzt diese Serie um ein Modell mit Scheibenbremsen. Mit dieser Variante spricht Bianchi all jene Fahrer- und Fahrerinnen an, die ein Rad mit hohen Komfortwerten für die Langstrecke suchen und dabei auch nicht auf das zusätzliche Sicherheitsplus einer Scheibenbremse verzichten möchte.
Zur Auswahl stehen neben dem Frameset zu 2899 Euro Kompletträder mit Shimano- und SRAM-Komponenten. Wegen der noch mindestens bis 2016 fehlenden Disc-Option bei Partner Campagnolo, dürfte sich das auch kaum ändern.
Der Rahmen
Das Infinito CV Disc teilt sich größtenteils den Rahmen mit der klassischen Felgenbrems-Version, bietet aber ein komplett neu entwickelte Gabel auf und ebenso einen verstärkten Hinterbau, um den Erfordernissen der Disc-Technologie Rechnung zu tragen. Das Rahmengewicht liegt bei RH53 bei etwa 1000g und somit etwa 50g höher als bei der Non-Disc-Variante. Die Kabeleinführung am Oberrohr ist übrigens ebenso verschwunden wie natürlich auch der gelochte Bremssteg zwischen den Sitzstreben.
Bildergalerie
9 BilderDas Konzept des Langstreckenrenners, bei Bianchi auch mit C2C (Coast to Coast) umschrieben, wird gegenüber den radikalen Race-Rennfeilen mit einem deutlich höheren Oberrohr, flachem Steuerrohrwinkel und einer relativ langen und geraden Gabel gelebt. Das macht sich optisch hervorragend, entfällt doch das oft unschöne lange Steuerrohr. Der Radstand lag bei unserem Testboliden in RH53 bei ziemlich exakt einem Meter – das ist beachtlich.
Mit einem ausgeprägten Sloping und der an das Unterrohr eingepassten Gabel kommt so nie die Frage nach einem Komfortbike auf. Ein übles Schimpfwort in Racer-Kreisen.
Der Mix verschiedener Carbonlagen enthält an den Stellen, die einen gewünschten Flex ausfweisen sollen, Kevlareinsätze, um den Komforteindruck zu verbessern. Daneben sind die Komponenten des Systems ebenfalls auf ermüdungsfreies Fahren ausgelegt. Ob das gelungen ist, betrachten wir auf der nächsten Seite.
Zum Thema Farbgebung folgendes: Yep, ein Bianchi-Rahmen ist gelernt meist in diesem Mischmasch aus Blau und Grün, kurz Celeste, anzutreffen. Traditionalisten bestehen auch darauf. Wer sich dazu zählt, ordert den Rahmen einfach in Celeste (Farbcode CK) oder Schwarz-Celeste (KK).
Die Gabel
Sobald eine Scheibenbremse an die Gabel soll, kann das alte Modell in Rente gehen. An dieser elementar wichtigen Komponente spielt die Seitensteifigkeit eine lebenswichtige Rolle, die Hydraulikleitung muss mit einem schlüssigen Konzept an die Gabelenden geführt werden und die Frage nach Schnellspanner oder Steckachse ist zu beantworten. Das Gewicht der discfähigen Gabel liegt bei 580 Gramm.
Steckachse gibt’s keine. Bianchi setzt auch weiterhin auf Schnellspanner. Wir konnten zumindest bei unseren rabiaten Lenk- und Bremsmanövern im Test keine Notwendigkeit feststellen. Die sicherlich nicht leichte Gabel ist enorm steif und recht massiv. Auch hier haben die Entwickler mit einem geschickt eingesetzten Falz das Shape verjüngt. Niemand macht das so geschickt wie italienische Rahmenbauer. Die Hydraulikleitung der Vorderradbremse verchwindet in einer Einführung am oberen Ende der Gabelscheiden. Am unteren Ende bleiben gerade eimal 8cm Leitung sichtbar. Die Dropouts für die Schnellspanner sind aus Alu – schont die Gabel, passt.
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