Training mit dem Powerdot
Der eindeutige Vorteil des mit dem SP8.0 von Compex verglichenen Powerdot-Systems ist definitiv das deutlich geringere Gewicht bei gleicher Funktion, welches den Einsatz auch auf einer Rolle oder dem Spinningrad, beim Krafttraining deutlich angenehmer macht. Die Powerdot-Pods müssen nicht mit einer zusätzlichen Bandage gegen Lösen oder gar Herabfallen gesichert werden und erzeugen somit auch weder Kompression, noch Druckstellen und auch kein Schwitzen. Bei unserem Test im Kraftausdauer-Training auf einem Spinningbike hielten sie im Stehen wie im Sitzen problemlos auf der Elektrode. Die Steuerung per Bluetooth klappt auch über 10m noch sehr gut, macht aber wohl nur im Regenerationsbetrieb Sinn, wenn man nämlich die Intensität nicht ändern will und inmitten des Programms auf Wanderschaft geht.
An der Kraftstation im Fitnessstudio sorgt der Powerdot schnell für neugierige Blicke und offene Münder. Obwohl seit einigen Jahren und vor allem in den Großstädten Functional Fitness Studios wie Pilze aus dem Boden schießen, ist die Technik noch nicht bei jedem angekommen. Mit zuckenden Muskeln wird man im eigenen Studio also schnell zum Tagesgespräch und vermutlich auch zum Verkaufsförderer, denn spätestens jetzt legen die meisten misstrauischen Sportkameraden ihren Unglauben ab und wollen auch einmal testen.
Die erste Frage zielt dabei in der Regel auf das Funktionsprinzip ab, welches wir eingangs schon erklärt hatten. Der Einsatz im Sport ist Ziel der zweiten Frage, die man am besten demonstriert. Der deutsche Distributor von Powerdot, ACS, nutzt dafür den Begriff Booster. Das trifft den Kern der Funktion sehr gut, denn auch wenn man EMS auch singulär ohne körperliches Training einsetzen könnte, so ist es doch additiv weitaus effektiver. Ein Beispiel aus unserem Spinning-Test: das gewählte Kraftausdauerprogramm steuert beide Quadrizeps-Elektroden parallel an und läuft 33 Minuten. In diesem Zeitrahmen durchläuft das Programm verschiedene Modi, die den gewählten Muskel aufwärmen und in Folge mit einer progressiven Belastungssteigerung trainieren, bevor das Programm wieder langsam und entlastend herunterfährt. Während dieses Programms lässt sich mit gleicher Intensität Pedalieren, ohne dabei aber zu viel Bremsdruck am Schwungrad aufbauen zu müssen. Die Intensitätssteigerung wählt man am Smartphone, nicht am Bike! Den deutlichen Vorteil spürt man sofort: die Kniebelastung bleibt sehr gering, da der Widerstand recht gering bleiben kann. Der Muskel jedoch kann je nach Intensitätseinstellung ganz beliebig mit immer mehr Stimulation konfrontiert werden. Mit etwas Training und Gewöhnung an diese neue Trainingsform lässt sich schon nach wenigen Einheiten und Tagen die Intensität deutlich steigern. Die Stufe 100, von Powerdot als Maximum ausgegeben, wird aber vermutlich nie ein Sportler erreichen können.
Definitiv gibt es je nach Trainingstand immer ein Level, bei dem der Pegel zwischen „noch ertragbar“ und „unerträglich“ den aktuellen Endpunkt der Stimulation vorgibt. Das progressive Trainingsprinzip mit einer ansteigenden Belastung bis hin zu einem Peak als Trainingsreiz für die muskuläre Verbesserung bleibt dabei voll erhalten.
Grundsätzlich ist das Empfinden der Elektromuskelstimulation individuell unterschiedlich, wobei die Regeneration wohl von fast jedem als sehr angenehm empfunden werden. Die Trainingstimulation darf und muss ein wenig fordernder ausfallen, bewegt sich aber im Rahmen zwischen einem sehr subjektiven „passt schon“ und „jetzt zwickts aber ganz ordentlich“.
Training vs EMS-Training
Was ist nun also der genaue Unterschied zum klassischen Radtraining? Vor allem die Zeitersparnis macht sich sehr wohltuend bemerkbar. Die geringere Gelenkbelastung gestaltet das Training vor allem für Fahrer mit Kniebeschwerden viel leichter und das gilt natürlich explizit für das KA-Training. Im konditionellen Bereich lässt sich ebenfalls mit EMS arbeiten, sowohl auf der Couch, als auch auf dem Rad. Powerdot rät davon aber ab, um Unfälle zu vermeiden. Wir haben auch das probiert und würden in diesem Fall die Nutzung unter einer komplett deckenden Hose und an den Wanden nur mit Bandagen empfehlen.
Auch das Programm der muskulären Ausdauer folgt der progressiven Belastungssteigerung, hat aber keine deutlichen Spitzen wie bei der Kraftausdauer und läuft 46 Minuten. Wer länger fährt, kann das Programm ein zweites Mal laufen lassen. So durchgeführt, wird schnell klar, was ein solches High-End Trainingssystem leisten kann: Effizienz. Ist bei einem doppelten Programmdurchlauf über 1,5 Stunden das Training beendet, fühlt sich der trainierte Muskel wirklich gefordert an – eher so wie nach einer 6-stündigen Ausfahrt. Mangels wissenschaftlicher Analysen können wir dieses rein subjektive Gefühl natürlich nicht belegen. Man gewinnt aber doch den Eindruck, dass etwas geleistet wurde, was deutlich über der Norm liegt und das in einer recht kurzen Zeit und ohne Überlastung. Übertragen auf uns Radfahrer trifft vielleicht ein gleich langes Training des runden Tritts noch am ehesten. Wer schon einmal ganz intensiv versucht hat die vollen 360 Grad einer Kurbelumdrehung und möglichst gleichmäßig zu Drücken und zu Ziehen weiß, wie anstrengend und auch effektiv das ist. Meist weniger für die Rotationseffizienz, offensichtlicher aber für die genutzte Muskulatur.
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