Als der Brite Brian Cookson im September 2013 zum UCI-Präsidenten gewählt wurde und den heftig umsttrittenen Pat McQuaid ablöste, durfte die Radsportwelt Hoffnung auf Besserung haben. Wir haben uns massiv getäuscht….
„Restoring Trust, Leading Change“ lautete Cooksons Manifest zu seiner Kandidatur für die UCI-Führerschaft. Um verloren gegangenes Vertrauen in den Radsport zurück zu gewinnen, wollte der ehemalige Wettkampfrichter hart durchgreifen – auch und gerade in Bezug auf Dopingvergehen bei Fahrern und Teams. Das setzt Änderungen vor allem in der Sportethik voraus.
Wie konsequent er sich selbst an seine Vorgaben hält, konnte man in den letzten Monaten an den unglaublichen Vorgängen beim kasachischen Astana Pro-Team sehen. Die beiden Iglisnki-Brüder wurden des Blutdopings im Spätsommer/Herbst 2014 überführt und gesperrt. Beim Continental-Team von Astana waren es Artur Fedossejew, Wiktor Okischew und Ilja Dawidenok, die wegen des Gebrauchs anaboler Steroide für zwei Jahre auf die Bank müssen. Das Continental-Team wurde daraufhin zum Ablauf des Jahres 2014 aufgelöst.
Fraglich ist aber nach wie vor, ob es nicht doch Gemeinsamkeiten hinter all diesen Dopingvorfällen gibt, auch wenn Teammanager Alexander Winokurow nicht müde wird zu betonen, dass es sich um zwei vollkommen separierte Teams mit lauter Doping-Einzelfällen geht. Die Schnittstelle zwischen beiden Teams bildete der inzwischen entlassene Dmitri Sedoun, der als Teammanager des Astana Pro Continental-Teams ebenso fungierte, wie auch als sportlicher Leiter des World Tour-Teams. Wer soll bei einer solchen Konstellation bitteschön nicht mistrauisch werden? Sedoun muss man wohl als Bauernopfer verstehen, die Fäden zieht jemand anders…
Das Nachwuchs- und Basisteam aus der Continental-Klasse ist nun also aufgelöst, für Winokurow scheint das Problem damit gelöst. Er sieht die Schuld bei der Presse: „Die italienische Presse will Astana zerstören!“ Laut Winokurow ist es einigen italienischen Medienhäusern ein Dorn im Auge, dass die Topfahrer Vincenzo Nibali und Fabio Aru für ein kasachisches Team fahren und die Saisonabschlussfahrt in Kasachstan statt in Italien stattfand. Das dies der einzige Grund ist, warum die italienischen Kollegen so gerne und tief die Machenschaften des Astana-Teams unter die Lupe nehmen, erscheint geradezu lächerlich angesichts der zahlreichen Dopingfälle und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die eine Reaktivierung von Doktor EPO bei Astana zu beweisen versucht.
Wie es Winokurow bei der Anhörung am 6. Dezember geschafft hat die Rennkommission von den guten Absichten des Astana Pro-Teams und der isolierten Stellung der beiden Astana-Teams zu überzogen, ist schleierhaft. Rein rechtlich hingegen musste ihm die UCI aber wohl Recht geben, ob das gegenüber den anderen Teams vertretbar ist, steht auf einem andere Blatt.
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