Mit dem Wilier Cento1SR Disc 2015 hatten wir einen weiteren Kandidaten mit Scheibenbremsen im Test, der sich als supersicheres, schnelles und komfortables Bike versucht und optisch unverwechselbar scheint.
In der gleichen Radkategorie wie das Cento1SR Disc bewegt sich auch der Landsmann Bianchi Infinito CV Disc, das Cannondale Synapse Hi-Mod Disc oder auch das norddeutsche Focus Cayo 3.0 Disc. Die Geometrie des Wilier ist allerdings sportlicher konzipiert mit längerem Oberrohr und etwas mehr Anleihen aus dem Aeroregal.
Eine gemäßigte Geometrie mit Komfortmerkmalen, hohe Sicherheitsreserven durch den Einsatz von Scheibenbremsen und ein breites Anwendungsspektrum zeichnen Rennräder dieser Klasse aus. Das Wilier macht dabei keine Ausnahme und lässt sich dank seiner Ausgewogenheit nicht nur auf der Straße flott bewegen, sondern auch jenseits des Asphaltbands.
Rein optisch gesehen ist neben den ungewöhnlichen Liniendecals auch das Oberrohr ein Streitpunkt. Bereits 2008 erschien das Schwestermodell Cento1 mit dem markanten Knick im Oberrohr, der bis heute und auch nach einigen Facelifts geblieben ist.
Der Rahmen des Wilier Cento1SR Disc 2015
Wie bei allen anderen Herstellern auch, gehört etwas mehr dazu als an einem klassischen Rahmenset mit Felgenbremse ein paar Montagepunkte für die Bremssattelaufnahme einzulaminieren und den Steg zwischen den Sitzstreben seiner Bohrung zu berauben. Soll mit einer Scheibenbremse verzögert werden, müssen die einseitig auftretenden Bremskräfte mit einem schlüssigen Konzept abgefangen werden ohne dabei jedoch das Rad aus seiner Linie zu ziehen.
Mit dem Cento1SR hat Wilier einen sehr erfolgreichen Rahmen für die schnellen Männer und Frauen im Peloton am Markt. Betrachtet man die unfassbaren Rohrdurchmesser und auch das brutal große Tretlager, bleiben keine Fragen hinsichtlich der Torsionssteifigkeit und Widerstandswerte übrig.
Große Durchmesser sparen letztendlich Gewicht und sorgen für ein sehr kompaktes, aber auch martialisches Auftreten. Um sich dem Wind nicht ohne Waffen entgegen zu stellen, arbeitet Wilier mit Kamm-Tails. Diese sorgen für zwei getrennte Luftströme an der linken und rechten Abrisskante des Rohres und vermeiden ungünstige Luftverwirbelungen, wie sie bei tropfenförmigen Profilen auftreten.
Überaus erfreulich ist das intelligente Kabelmanagement des Cento1SR Disc, bei dem neben den klassischen Schaltseilen für Umwerfer und Schaltwerk auch die elektronischen Kabel über eine großflächige Einführung am Unterrohr hinter die Kulissen gezogen werden. In dieser Form kennen wir das nur von Wilier.
Platz ohne Ende, alles lässt sich mit schlanken Fingern im Unterrohr ohne Kreuzung sortieren und ist mit wenigen Handgriffen zugänglich. Möglich macht dies eine Abdeckplatte für Di2/EPS oder mechanische Züge. Die klasssische Variante verfügt zusätzlich noch über einen vertieften Zuganschlag mit optionaler Einpassung von Schaltzugeinstellern. So lässt sich wunderbar die Zugspannung justieren. Optisch geht das sicher noch hübscher…
Beim Kauf des Wilier Cento1SR steht neben der grundsätzlichen Rahmengröße auch die Beinlänge schnell als Tagesordnungspunkt auf dem Programm. Der Italiener verfügt über eine integrierte Sattelstütze (ISP), die bei unserem Testrad auch den Akku der Ultegra Di2 beherbergt. Dieser ist am Kopfende in einen Plastikeinsatz montiert und wird einfach ins Sattelrohr gehängt. Das Konstrukt klapperte auch Offroad kein Stück – simpel, billig und effektiv.
Als Deckelchen dient die sehr hochwertige Seatmastcap aus Ritcheys Superlogic-Serie. Vollcarbon, Sonderanfertigung für Wilier, 99g bei nur einer einzigen Schraube. Das Teil rutscht nicht, hält sicher und verteilt die Klemmkräfte ganz sauber am Sattelrohr. Obendrein schaut die Kombi auch noch super aus. Schönes Detail. Ob man mit der brutalen Stütze und Halterung auch komfortabel über flandrisches Parkett knallen kann, klären wir im Fahrtest.
Schöne Detaillösungen finden finden sich am Tretlager mit einer plan in die Kettenstrebe integrierten Aluleiste und dem Kettenfänger am Umwerfer. Die linke Kettenstreben fällt übrigens asymetrisch verstärkt aus, ebenso wie auch die linke Gabelscheide.
Die Gabel
Sobald es an ein Schwestermodell mit Disc geht, müssen die Entwickler die alte Gabel komplett neu entwerfen. Das ist ein normaler Prozess, denn die asymetrisch auftretenden Bremskräfte erfordern ein neues Layup der ganzen Konstruktion. Auf eine Zuginnenverlegung hat Wilier bewusst verzichtet. Dass Zugeinführungen nicht die Integrität einer Gabel beeinträchtigen, weiß natürlich auch Wilier, verzichtet aber zugunsten des Wartungsfreundlichkeit auf ein System mit verdeckter Hydraulikleitung. Die Leitung wird mit Zuganschlägen auf der windabgewandten Seite befestigt.
Ansonsten fügt sich die schon rein optisch enorm verwindungssteife Gabel in das Aerokonzept des Cento1SR ein und bietet sehr breite Gabelscheiden, einen aerodynamischen Konusbody mit weichem Übergang in das Unterrohr und Aluinserts in der Schnellspanneraufnahme.
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