An Aero kommt man 2015 nicht mehr vorbei. Allerdings hat man sich in Österreich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt und nicht nur am Shape gefeilt…
Wer schon länger RCDE liest weiß, wir sind ein ehrliches Onlinemagazin. Wir veröffentlichen kein Marketing-Blabla und testen sehr praxisnah. Daher betrachten wir die beiden aktuellen Trends in der Rennrad-Welt, Scheibenbremse und Aerorahmen, sehr kritisch. Während wir in Sachen Disc aber von den Vorteilen überzeugt sind, ist die Flut von Aero-Rahmen eine andere Thematik. Ob ein Rad nämlich im Windkanal auf 50km ganze 30 Sekunden spart oder nicht, ist für den Hobbyfahrer (nicht Triathleten) nicht allzusehr von Belang. Das meist deutlich höhere Gewicht merkt man dagegen recht schnell. Das Simplon Nexio bildet dabei eine sehr seltene Ausnahme.
Der Rahmen des Simplon Nexio 2015
Schon 2012 präsentierten die Vorarlberger das Arbeitsgerät des Team NetApp für die Saison 2013 und gehörten damit zu den Vorreitern der inzwischen über uns hereingebrochenen Aero-Welle. Das Rahmendesign ist sehr rennmäßig ausgelegt und profitiert von den verbauten Rohrsätzen mit Kamm-Tails. Bei dieser Aero-Form läuft das Rohr nicht rund oder spitz aus und führt damit die beiden geteilten Luftstöme wieder zusammen (was für Verwirbelungen sorgt), sondern wird mehr oder minder mittig in der gedachten Länge eines solchen Tropfens geteilt. Es verbleiben zwei getrennte Luftströme, die parallel zueinander für weniger Turbulenzen sorgen und so aerodynamischer besser aufgestellt sind.
Die Sattelrohrklemme aus Alu ist formschön und sehr ungewöhnlich an das Ende des Oberrohrs geschraubt. Sie klemmt zuverlässig das ebenfalls im Kamm-Tail-Design gehaltene Rohr. Eine weitere Besonderheit: die Sattelaufnahme erfolgt nicht über eine traditionelle Klemmung, sondern per Monolink. Simplon fertigt die Stützen in Lizenz von Selle Italia für einige ihrer Radmodelle und verbaut daran deren Sättel.
Kamm-Tails kommen auch beim Unterrohr und den Sitzstreben, sowie bei den Gabelscheiden zum Einsatz.
Rahmen und Gesamt-Gewicht
In Sachen Gewicht kommen wir so langsam in Schwung, wenn es um die Besonderheiten von Aero-Rahmen geht. Normalerweise benötigen flache und windschnittige Profile mehr Material, um hohe Seitensteifigkeiten zu erhalten. Mit sehr teuren High-End Carbonlayups lässt sich das umgehen, soll am Ende einer leichter Rahmen stehen.
Wer sich im Bereich der Aero-Rahmen ein wenig umgeschaut hat, stellt schnell fest, dass Gewichte von hochgerüsteten Aero-Boliden trotz leichter Komponenten meist oberhalb der UCI-Grenze von 6,8kg liegen. Das gilt nicht für das Simplon Nexio in unserer Testkonfiguration. Der Rahmen liegt in unserer Rahmengröße 55 bei erstaunlichen 1020g mit einer nur 320g leichten Gabel. Ohne Pedale kommt der Renner auf 6,58kg! Das ist ein extrem guter Wert für diese Rennradklasse.
Alle Züge des Simplon Nexio sind innen verlegt. Die Zug und Kabeleinführungen finden sich bereits am Steuerrohr. Für die HR-Bremse auf Höhe des Oberrohrs mit einem sehr eleganten Zugaustritt auf der Unterseite. Die linke Kettenstrebe führt das Kabel unseres Di2-Schaltwerk bis vor die Haustür – das Verschlussgummi für die Strebe ist allerdings nicht besonders klemmfähig. Kein tragischer Umstand.
Der Umwerfer wird von einer Bohrung hinter dem Tretlager bedient, wie es auch mit einem Schaltseil üblich ist.
Wer genau hinschaut, wundert sich vielleicht über gleich drei Schraubgewinde am Unterrohr. Simplon erlaubt mit dem zusätzlichen Insert eine alternative Höhe für den Flaschenhalter am Unterrohr.
Die Sitzposition ist gestreckt sportlich, das Steuerrohr recht kurz bei langem Oberrohr. Somit bringt das Nexio alle Anlagen für einen echten Racer mit und eignet sich darüber hinaus auch für den Einsatz beim Triathlon.
Die Gabel
Wie schon erwähnt, wiegt die Aero-Gabel mit ihren recht dünnen Aero-Blades nur 320g in gekürzter Form. Heutzutage fast überflüssig zu erwähnen: konisches Steuerrohr und integrierter Steuersatz. Besonderheit bei Simplon, wie auch schon beim ebenfalls getesteten Simplon Inissio 2015, es fehlt der Gabelkonus. Simplon verzichtet auf diesen gerne und formt die Gabel gleich dementsprechend aus.
Share