Das Merida Reacto DA Ltd teilt viele Eigenschaften des aerodynamischen Flagschiffs, welches vom Lampre-Merida Team gefahren wird. Es hat einen windschnittigen Rahmen und macht eine solide Figur was das Handling betrifft. Allerdings hätte der Hersteller das größtenteils rennfertige Bike mit besseren Bremsen ausstatten und es zudem ein wenig leichter gestalten können.

Wenn du ein Fan von Profi-Radrennen bist und dir das Merida Reacto DA Ltd bekannt vorkommt, liegt es vermutlich daran, dass du dem Lampre-Merida Team beim Pedalieren zugesehen hast. Rui Costa und Co steht inzwischen allerdings auch das überarbeitete, superleichte Scultura zur Verfügung. Bei den Frühlingsklassikern konnte man die Fahrer zudem auf dem Merida Ride sehen. Das Reacto ist aber die eigentliche Nummer Eins im Stall.

Reacto DA Ltd mit CF3-Carbonfasern

In Bezug auf die Ästhetik und die Aerodynamik, ist das Reacto von Lampre-Merida mit unserer Testmaschine gleichzusetzen. Es gibt aber Unterschiede im Rahmen. Das Reacto Team-E kostet schlappe 7.899 Euro, ist mit Shimano Dura-Ace Di2 Komponenten ausgestattet und besteht aus CF4-Carbonfasern. Das Merida Reacto DA Ltd kostet ist mit rund 3.799 Euro deutlich günstiger. Es besteht aus erschwinglicheren CF3-Carbonfasern. Die unterschiedlichen Carbonfasern sind auch der ausschlaggebende Punkt für den etwa doppelt so hohen Preis des Reacto Team-E.

Das Rahmenkit des Reacto DA Ltd

Es ist egal aus welchem Winkel man das Merida Reacto DA Ltd betrachtet, es sticht einfach ins Auge. Die harten Winkel der aerodynamischen Rohrprofile, die integrierte Gabelbrücke, die tief liegenden Sitzstreben, die „S-Flex“-Sattelstütze mit innenliegender Klemme und die Vision T42 Laufräder machen das Merida Reacto DA Ltd zum echten Blickfang.

Die aerodynamischen Rohrprofile

Die „Naca-Fastback“-Rohrprofile des Reacto DA Ltd sind vergleichbar mit denen vom Merida Warp TT. Im Wesentlichen sind sie verkürzt und im Tragflächendesign gehalten. Viele Bikehersteller nutzen dieses Design, da es dem Wind so gut trotzt, ohne dabei übermäßig die Steifigkeit oder das Gewicht zu beeinflussen.

Die guten aerodynamischen Eigenschaften des Merida Reacto DA Ltd beruhen unter anderem auf den Rohrprofilen. Die Gabelbrücke ist ordentlich in das Steuerrohr integriert und die innenliegende Kabelführung leitet die Kabel bis in das Oberrohr. Die Direktmontagebremsen von Tektro sorgen zudem für ein bisschen weniger Luftwiderstand. Des Weiteren ist die hintere Bremse hinter dem Tretlager versteckt und nicht an den Sitzstreben befestigt. Wie viel Unterschied das in der Realität ausmacht, konnte bis jetzt nicht wirklich geklärt werden. Wir hätten die hintere Bremse lieber in ihrer ursprünglichen Position gesehen. Auf das Thema Bremse kommen wir aber später im Artikel noch zu sprechen.

Die Sattelstütze mit Elastomer

Genau wie bei allen Rohren des Rahmens kommt auch bei der Sattelstütze das „Naca Fastback“-Profil zum Einsatz. Allerdings hat sie einen integrierten Elastomer, der für ein bisschen zusätzlichen Komfort am hinteren Ende des Bikes sorgen soll. Die innenliegende Klemme ist so konzipiert, dass sie dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche bietet. Merida sagt, dass die Positionierung der Klemme, durch weniger Luftverwirbelungen am Oberrohr, für ein zusätzliches Plus an Komfort sorgt. Der Flip-Flop-Kopf der Sattelstütze bietet dem Fahrer zudem die Möglichkeit, eine agressivere Sitzposition einzunehmen. Insbesondere Triatholon-Fahrern dürfte das sehr entgegenkommen.

Die Fahreigenschaften des Reacto DA Ltd

Als wir das Merida Reacto DA Ltd aus der Verpackung gehoben haben, fiel uns als erstes das Gewicht auf. Mit seinen knapp acht Kilogramm gehört es nicht wirklich zu den Leichtgewichten. Es ist sicherlich auch kein schweres Bike aber für den stolzen Preis von 3.799 Euro wäre man über ein paar Gramm weniger sicher nicht traurig gewesen.

Die Bewärungsprobe auf dem Rundkurs

In diesem Preissegment sollte man von einem Bike erwarten können, dass man es aus dem Showroom rollt und ohne irgendwelche Anpassungen sofort durchstarten kann. Genau das haben wir auch gemacht und nach ein paar Eingewöhnungsrunden, hatte das Merida Reacto DA Ltd dann auch direkt die Gelegenheit, uns in einem lokalen Rennen zu überzeugen. Was sofort klar wurde, das Merida-Designteam hat hier einen supersteifen Rahmen geschaffen und wo könnte man seine Eigenschaften besser testen als in einem Rennen auf dem Rundkurs. Hier hat man die Chance kontinuierlich zu beschleunigen und bekommt ein gutes Gefühl für den neuen Untersatz.

Die Stärken und Schwächen des Reacto DA Ltd

Eine kleine Schwäche des Merida Reacto DA Ltd sind allerdings die Steigungen. Obwohl der Rahmen die Kraft von den Pedalen optimal an das Hinterrad weitergibt, merkt man beim Klettern die paar Extragramm. Die Mittelklasse-Carbon-Clincher, Vision Trimax T42, haben zwar aerodynamische Vorteile, bringen aber, dank der Bremsfläche aus Aluminium, auch 1.720 Gramm auf die Waage. Kurze, steile Aufstiege sind dank der guten Kraftübersetzung kein Problem. Geht es aber über eine längere Zeit bergauf, macht sich das zusätzliche Gewicht doch bemerkbar. Die Laufräder sind bei den meisten Bike-Marken immer ein sensibles Thema. Obwohl man das zusätzliche Gewicht spürt, ist es dennoch offensichtlich, warum Merida sich beim Reacto DA Ltd für dieses Setup entschieden hat. Grundsätzlich kommt es immer darauf an, welche Prioritäten man sich setzt. Bei einer Maschine wie dieser, wurde viel Wert auf eine hohe Aerodynamik gelegt und auf flachen Straßen ist das Extragewicht auch kein wirklicher Nachteil. In Sachen Geschwindigkeit macht das Merida Reacto DA Ltd keine Abstriche. Solange der Fahrer seine Leistungsspitze aufrechterhalten kann, überträgt das Bike diese Power auch auf die Straße.

Stabilität und Sicherheit – zwei wichtige Faktoren

Es war zudem erstaunlich, wie gut das Merida Reacto DA Ltd in Sachen Stabilität mit hohem Tempo umgeht. Es verhält sich einfach neutral und ist kein bisschen unruhig. Die durchschnittliche Geschwindigkeit während des zweistündigen Rennens betrug 40 Kilometer pro Stunde, es war also keine Spazierfahrt. Eine lange Zeit konnten wir uns im oder zumindest in der Nähe des Spitzenfeldes halten und das Reacto DA Ltd vermittelte ein sicheres Fahrgefühl. Trotz des nassen Untergrundes änderte sich daran auch in schnelleren Kurven nichts. Dazu beigetragen haben sicher auch die Continental Grand Prix 4000S. Diese Reifen sorgen einfach für das zusätzliche Quäntchen an Vertrauen, das nötig ist, wenn man sich mit seinem Bike bei ordentlich Tempo in eine anspruchsvolle Kurve legt.

Vibration und Komfort

Die gut durchdachte S-Flex-Sattelstütze mit ihrem integrierten Elastomer schluckt zuverlässig den Großteil der Stöße von der Straße. Merida sagt, sie hätten im Carbon-Layup mit „Bio Flax“-Fasern gearbeitet, da diese Vibrationen sehr gut dämpfen. Für uns ist es fast unmöglich zu beurteilen, welche Einfluss diese Fasern tatsächlich haben, dennoch muss man dem Merida Reacto DA Ltd zugestehen, dass es auch auf rauhem Untergrund einen super Job macht. Die aerodynamischen Eigenschaften eines Bikes gehen oftmals auf Kosten des Komforts. Wir wollen hier zwar auf keinen Fall vermitteln, man säße auf dem Reacto DA Ltd wie im heimischen Sessel, dennoch waren wir in dieser Hinsicht wirklich positiv überrascht.

Die Komponenten des Merida Reacto DA Ltd

Das DA im Namen des Merida Reacto DA Ltd steht für Dura-Ace, wobei in Wirklichkeit lediglich die Schalthebel und das Schaltwerk von Shimanos Spitzengruppe Verwendung finden. Die restlichen Teile passen unserer Meinung nach nicht optimal in das Gesamtbild.

Kurbel, Kassette und Schaltung

Am Rotor 3D30 NoQ Kurbelsatz gibt es prinzipiell nichts auszusetzen, dennoch würden wir einen Dura-Ace-Kurbelsatz bevorzugen. Die semi-kompakte 52-36Z Konfiguration stellt einen sehr guten Mittelweg zwischen einer Standard- und einer kompakten Rennkurbel da. Hinten kommt eine Shimano 105 Kassette (11-28Z) zum Einsatz, die in Sachen Qualität natürlich nicht mit einer Dura-Ace oder Ultegra Kassette mithalten kann. Das Dura-Ace Schaltwerk arbeitet wie erwartet mit der von vielen Radsportlern so geschätzten Präzision. Das Bike wird mit einer mechanischen Schaltung ausgeliefert, ist aber Di2-kompatibel. Somit hat man in der Zukunft die Möglichkeit auf eine elektronische Schaltung umzusteigen.

Die Bremsen

Die Tektro-Bremsen am Merida Reacto DA Ltd lassen sich am besten mit „ausreichend“ beschreiben. Natürlich erfüllen sie ihre Aufgabe und bringen einen zum Stillstand. Unserer Meinung nach, ließ sich mit den Händen in den Drops und den Fingern am unteren Ende der Bremshebel, die beste Bremsleistung erzielen. Hat man die Hebel weiter oben betätigt, war das Ergebnis leider nur passabel. Dennoch gibt es sicherlich schlechtere Produkte auf dem Markt. Vergleicht man die Leistung der Tektro allerdings mit der, von neueren Dual Pivot oder Direktmontage-Bremsen aus dem Hause Shimano, wird schnell klar, wer hier in Führung liegt. Das Merida Reacto DA Ltd hätte etwas besseres verdient, gerade wenn man bedenkt, in welcher Preisklasse wir uns hier bewegen.

Das Finishing-Kit

Das Finishing-Kit des Merida Reacto DA Ltd kann sich wiederum sehen lassen. Es besteht aus FSA Team Issue Lenker und Vorbau. Platz nimmt man auf einem Prologo Nago Evo T2.0 Sattel. Die schon zuvor in diesem Artikel gelobten Grand Prix 4000S Reifen kommen aus dem Hause Continental und haben die besten Eigenschaften, sie sind schnell und bieten jede Menge Grip.

Fazit

Es ist gar nicht so einfach das Merida Reacto DA Ltd in Kürze zu bewerten. Es gibt viele Bereiche, in denen es Pluspunkte verdient hat. Dazu gehören die Sicherheit und die gute Handhabung. Auch in Sachen Top-Speed auf flacheren Straßen macht es, dank des agressiven und aerodynamischen Rahmens, eine gute Figur. Grundsätzlich erwirbt man mit dem Reacto DA Ltd eine rennfertige Maschine. Allerdings passt die doch eher enttäuschende Tektro-Bremse nicht gut in das Gesamtbild, betrachtet man die anderen Komponenten. Die Steifigkeit des aerodynamischen Rahmens macht Meridas 3.799 Euro teuren Untersatz zu einem exzellenten Begleiter auf flacheren Strecken. Der gute Komfort durch die Flexibilität in der Sattelstütze, erlaubt dem Fahrer den ganzen Tag im Sattel zu sitzen. Durch die allgemein gute Vibrationsdämpfung sind auch holprigere Streckenabschnitte kein Problem. Für den nicht ganz unerheblichen Preis hätten wir uns allerdings ein leichteres Bike gewünscht. Mit seinen acht Kilogramm hat das Merida Reacto DA Ltd auf dem Markt doch eine ganze Menge Konkurrenz. Die größte Schwäche liegt, neben der Bremse, somit beim Gewicht. Am deutlichsten dürften dies verhältnismäßig leichte Fahrer beim Beschleunigen oder auf längeren Steigungen zu spüren bekommen.

Vorteile:

• Super steifer und aerodynamischer Rahmen
• Schnelles und dennoch sehr stabiles Fahrverhalten
• Größtenteils rennfertige Ausstattung

Nachteile:

• Eher enttäuschende Bremsen
• Beschleunigen und Klettern werden durch das Gewicht erschwert

Spezifikation

Preis: 3.799 Euro                                                                                                                       Größen: 50, 52, 54, 56, 59 cm                                                                                              Website: Merida Reacto DA Ltd

Auf den nächsten Seiten findest du noch mehr Bilder vom Merida Reacto DA Ltd und vor allem noch zusätzliche Informationen!